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A Die wichtigsten Autoren im sprachheilpädagogischen Arbeitsfeld

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Autoren im sprachheilpädagogischen Arbeitsfeld waren nicht nur Sprachheilpädagogen, sondern auch Sprachärzte und Gehörlosenpädagogen. Dies ist in der großen Affinität der Sprachheilpädagogik zu ihren Bezugswissenschaften begründet.

Die Sprachheilpädagogen, die zwischen 1929 und 1949 die meisten Arbeiten zur Sprachheilpädagogik veröffentlicht haben, waren meist Rektoren von Sprachheilschulen.

Gerhard Geißler

Gerhard Geißler wurde am 25.10.1885 geboren. Zwischen 1929 und 1949 veröffentlichte er acht Arbeiten zur Sprachheilpädagogik. Seit 1908 im Volksschuldienst und seit 1919 Rektor an einer Volksschule, legte er 1924 die Sprachheillehrerprüfung ab. Seit 1931 war er an der II. Berliner Sprachheilschule in Kreuzberg beschäftigt, an der er 1932 Rektor wurde.[3] Er blieb auch nach dem Krieg Rektor dieser Schule. Innerhalb der Gaufachschaft V Sonderschulen war Geißler Gaureferent der Sprachheillehrer. Ab dem 01.01.1946 war er Ausbildungsleiter für Sprachheillehrer in Groß-Berlin. Bis 1948 arbeitete er an dem Rahmenplan für Sprachheilschulen in Groß-Berlin mit, der Grundlage für die Richtlinien an Sprachheilschulen in der DDR vom 01.12.1950 war. Geißler gab ab 1954 „Die fröhliche Sprechschule“[4] von Alfred Rösler auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland heraus.

Adolf Lambeck

Adolf Lambeck wurde 1887 geboren. Nachdem er einige Jahre als Volksschullehrer gearbeitet hatte, legte er 1924 die Sprachheillehrerprüfung ab und arbeitete bis 1935 an der Hamburger Sprachheilschule „Links der Alster“ als Sprachheillehrer. Von 1935 bis zu seiner Pensionierung 1950 war er Rektor der Sprachheilschule „Rechts der Alster“. Zwischen 1929 und 1949 veröffentlichte er 23 Arbeiten. Lambeck war 1927 Gründungsmitglied der „Arbeitsgemeinschaft für Sprachheilpädagogik“. Er war Mitglied im Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB) und Gauleiter der Fachschaft V Sonderschulen im NSLB-Gau Groß-Hamburg.[5] In dieser Funktion hielt Lambeck in Schulungslagern Vorträge zu Sprachheilschulen und Nationalsozialismus.

Alfred Rösler

Alfred Rösler wurde am 14.05.1883 geboren. Er legte am 26.11.1921 die Sprachheillehrerprüfung in Halle/Saale ab und wurde nach dem vollständigen Ausbau der Sprachheilklassen zu einer Sprachheilschule der erste Rektor der Sprachheilschule Halle. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tode 1938 inne.[6] Ab November 1934 war Rösler Leiter der Gaufachschaft V Sonderschulen im Gau Halle-Merseburg. „Die fröhliche Sprechschule“, erstmals 1933 durch ihn veröffentlicht, wurde in der DDR und der Bundesrepublik bis 1976 in siebenweiteren Auflagen herausgegeben. Zwischen 1929 und 1938 veröffentlichte Rösler sieben Schriften.

Otto von Essen

Otto von Essen wurde 1898 geboren. Ebenfalls zuerst die Laufbahn eines Volksschullehrers einschlagend, unterrichtete er ab 1928 an der Sprachheilschule Rostocker Straße in Hamburg und legte 1932 seine Prüfung als Sprachheillehrer ab. Parallel zu seiner Ausbildung zum Sprachheillehrer studierte er an der Universität Hamburg Phonetik und promovierte 1934 auf diesem Gebiet. Insofern ist Otto von Essen vor allem als Phonetiker in Erinnerung geblieben, da er 1936 aus dem Schuldienst ausschied und ab diesem Zeitpunkt eine rein wissenschaftliche Laufbahn einschlug.[7] Sprachstörungen unter phonetischen Gesichtspunkten blieben dabei eines seiner Hauptinteressen. Von Essen war Gründungsmitglied der 1953 neugegründeten „Arbeitsgemeinschaft für Sprachheilpädagogik“ und blieb bis zu seinem Tode Ehrenvorsitzender. Für Otto von Essen lassen sich keine Mitgliedschaften in NS-Organisationen nachweisen.

Die beiden Sprachärzte, die mit ihren Veröffentlichungen zwischen 1929 und 1945 den meisten Einfluss auf die deutsche Sprachheilpädagogik und die Sprachheillehrer nahmen, waren Emil Fröschels und Hermann Gutzmann jun. Dabei sind die beiden Sprachheilkundler recht gegensätzliche Vertreter ihres Faches. Fröschels wurde 1885 geboren und gründete 1920 ein sprachärztliches Ambulatorium an der Universität Wien. Seine Ansichten über Menschenbild und Therapie waren immer individualpsychologisch; dies zeigt sich vor allem in seinen Auseinandersetzungen mit den psychologischen Ursachen von Sprachstörungen, besonders in Bezug auf das Krankheitsbild „Stottern“. Die Benennung der medizinischen Sprachheilkunde als Logopädie geht mit auf ihn zurück. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft verlor Fröschels 1938 seine Venia Legendi und musste kurze Zeit später in die USA emigrieren. 1961 erhielt er für seine Verdienste in Wissenschaft und Kunst das österreichische Ehrenkreuz Erster Klasse.[8]

Hermann Gutzmann jun., geboren 1892, führte das Werk seines Vaters und seines Großvaters als Spracharzt fort. Nachdem Flatau aufgrund seiner jüdischen Herkunft die Leitung des Ambulatoriums für Stimm- und Sprachstörungen an der Charité Berlin abgeben musste, übernahm Gutzmann die Stelle. Während der NS-Zeit arbeitete Gutzmann auch als begutachtender Spracharzt für die Sprachheilschulen Berlins. Nach dem Krieg ist Gutzmann vor allem als Mitbegründer der ersten Logopädenlehranstalt bekannt.[9]

Aus dem Gehörlosenwesen heraus hat vor allem Herbert Weinert durch mehrere Veröffentlichungen Impulse für die deutsche Sprachheilpädagogik im Untersuchungszeitraum geben können. 1899 geboren, arbeitete er als Gehörlosenlehrer in Dresden. In Zusammenarbeit mit dem Rassenpolitischen Amt der NSDAP gründete Weinert eine Eheberatungsstelle für gehörlose und schwerhörige Menschen. 1942 gab er mit Karl Tornow gemeinsam das Buch „Erbe und Schicksal“ heraus. Sein 1938 erstmals erschienenes Buch „Kampf den Sprechfehlern“ erschien in der DDR unter dem Titel „Bekämpfung von Sprechfehlern“ bis 1989 in neun weiteren Auflagen.

Bibliographie zur Sprachheilpädagogik 1929 bis 1949

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