Читать книгу Bibliographie zur Sprachheilpädagogik 1929 bis 1949 - Constanze Landerer - Страница 5

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Die deutsche Sonderschule

Diese Zeitschrift ist hinsichtlich sprachheilpädagogischer Inhalte am ergiebigsten. Herausgeber der Zeitschrift war die Reichsfachschaft V Sonderschulen im NSLB. Als Organ der Reichsfachschaft V zielte sie auf das praktische Betätigungsfeld Sonderschule in der nationalsozialistischen Sonderpädagogik ab und war in ein pseudowissenschaftliches Gerüst aus Erbbiologie und Rassenpflege eingebettet. „Die deutsche Sonderschule“ hatte ganz eindeutig die Aufgabe, die Sonderschullehrer für die nationale Aufgabe der Volksaufwertung zu gewinnen und gleichzeitig die nationalsozialistische Ideologie an ihre Klientel heranzutragen.

„Diese einigende Sinngebung für die Fachschaft V hebt die volksbiologische Aufgabe der deutschen Sonderschule hervor und setzt der Fachschaft im wesentlichen drei Aufgaben: 1. Die weltanschauliche Ausrichtung der gesamten Sonderschularbeit im Sinne des Nationalsozialismus, 2. die rassenhygienische und bevölkerungspolitische Aufgabe der Sonderschule und 3. die fachlich-methodische Schulung und Fortbildung der Sonderschullehrer. Diesen drei Aufgaben dient auch die Einheitsfachzeitschrift 'Die deutsche Sonderschule'.“[10]

Die erste Ausgabe erschien im Mai 1934 und löste die Zeitschrift „Die Hilfsschule“ ab, nachdem der herausgebende „Verband der Hilfsschulen Deutschlands“ gleichgeschaltet worden war. Nach Gründung der Reichsfachschaft V für alle bildungsfähigen Behinderungsarten sollten sich in dieser neuen Zeitschrift auch alle Sonderschularten und ihre Lehrer wiederfinden. Tatsächlich kann es als ein „Verdienst“ dieser Zeitschrift angesehen werden, dass sich die Berufsbezeichnung „Sonderschullehrer“ nach und nach im Deutschen Reich etablierte.

Unabhängig von der Bandbreite an Behinderungsarten galt die Zeitschrift als das Kommunikationsmittel der Disziplin Sprachheilpädagogik, auch wenn sie nicht das Organ einer sprachheilpädagogischen Gesellschaft oder eines Verbandes war. Sprachheillehrer sollten sich nach der Gleichschaltung der „Arbeitsgemeinschaft für Sprachheilpädagogik“ nur in der disziplinär übergeordneten Reichsfachschaft V des NSLB organisieren.

Die Zeitschrift erschien in elf Jahrgängen, zumeist monatlich. Von Anfang an wurden jedoch manchmal zwei Monate in eine Ausgabe gelegt; vor allem trifft dies auf die Monate Juli und August sowie November und Dezember zu.

Die Auflage betrug 1935[11] 5.900 Exemplare und 1939[12] 3.250 Exemplare. Zum Vergleich: 1933 hatten die beiden Zeitschriften „Die Hilfsschule“ und „Blätter für Taubstummenbildung“ zusammen eine Auflage von 6.250 Exemplaren[13].

Die Seitenzahl und die Anzahl der Fachartikel entwickelten sich in den elf Jahrgängen folgendermaßen:


Abbildung 1: Seitenstärke und Anzahl der Fachartikel in "Die deutsche Sonderschule"

Die Seitenzahl und die Anzahl der Fachartikel aller Behinderungsarten sind in den Jahren 1935 und 1936 am stärksten und nehmen dann sukzessive ab. Es ist auffällig, dass schon im ersten Kriegsjahr die Seitenstärke abnimmt. Zwar steigen 1941 die Seitenstärke gering und Zahl der Fachartikel etwas stärker an, doch schon 1942 kann die Zeitschrift nur noch die Hälfte an Seiten vorweisen, wobei die Fachartikel jedoch nur etwas über 10 % abgenommen haben. Dies liegt an der geringeren Seitenzahl der Aufsätze; die Autoren wurden nun angehalten, ihre Aussagen in wenigen Sätzen zu treffen.

Die Beiträge der Zeitschrift finden sich in folgenden Rubriken wieder: „Abhandlungen“, „Mitteilungen und kleine Beiträge“, „Beiträge zur Werk- und Lehrmittelecke“, „Beiträge zur Freizeit“, „Buchbesprechungen“ und „Zeitschriftenschau“. Für die Sprachheilpädagogik nicht relevant sind die „Beiträge zur Werk- und Lehrmittelecke“ und die „Beiträge zur Freizeit“.

Die sich mit Sprachheilpädagogik beschäftigenden Beiträge entwickeln sich über die Jahre wie folgt:


Tabelle 1: Die Entwicklung der Beiträge in der Zeitschrift "Die deutsche Sonderschule"

Auch hier zeigt sich in den für die Sprachheilpädagogik relevanten Beiträgen ganz deutlich der Einbruch 1939/40, wobei er in den Mitteilungen und in der Zeitschriftenschau am offensichtlichsten ist.

Die Aufteilung der Fachartikel geschah nach der Aufteilung der Reichsfachgruppen in der Reichsfachschaft V: Taubstummen- einschließlich Schwerhörigen- und Sprachheilwesen, Blinden- und Sehschwachenwesen, Hilfsschulwesen und Anstaltswesen. Für jede Gruppe gab es einen Fachschriftleiter. Für das „Taubstummenwesen einschließlich Schwerhörigen- und Sprachheilwesen“ wurde 1934 die Position des Reichsfachgruppenleiters und des Fachschriftleiters mit derselben Person besetzt: Dr. Hermann Maeße. Da dieser im November 1935 an die Hochschule für Lehrerbildung in Lauenburg/Pommern berufen wurde, übernahm Fritz Zwanziger die beiden Ämter. Außerdem gab es noch die Einteilung in das allgemeine Sonderschulwesen. Hier finden sich Artikel wieder, die entweder inhaltlich störungsübergreifend und/oder rein ideologisch einzustufen sind. Die Einteilung in die verschiedenen Abteilungen war vor allem für das Inhaltsverzeichnis des jeweiligen Jahrgangs interessant, das zum Ende des Jahres mit herausgegeben wurde. Dabei wurden Aufsätze in dieser Einteilung auch doppelt aufgeführt, manche Abhandlungen tauchten sowohl in einer spezifischen Gruppe als auch im allgemeinen Sonderschulwesen auf.

Zeitschrift für Kinderforschung: Organ der Gesellschaft für Heilpädagogik und des Deutschen Vereins zur Fürsorge für Jugendliche Psychopathen

Im Jahr 1900 aus „Die Kinderfehler“ hervorgegangen, existierte diese Zeitschrift bis zum Band 50 Heft 2 1944. Der Schwerpunkt der Zeitschrift lag in der Darstellung neuer Forschungsergebnisse über die pathologischen Seiten in der Persönlichkeit von Kindern. Dies schloss ihr Willens- und Gefühlsleben ebenso ein wie sämtliche Behinderungsarten. Außerdem rückten mit der Zeit immer mehr die Möglichkeiten der Förderung und Beschulung von behinderten Kindern in den Mittelpunkt. Dies war jedoch stets verbunden mit Aufklärung über die mögliche Schädigung des „Volkslebens“ durch körperliche und seelische Degeneration. Ab 1921, nach dem Tode ihres ersten Herausgebers Johannes Trüpers, verstärkte sich die heilpädagogische Ausrichtung der Zeitschrift. Gleichzeitig lässt sich eine Akzentuierung in Richtung Psychologie und Psychiatrie beobachten. Die Zielgruppe waren vor allem Ärzte, Lehrer, Erzieher und Fürsorger. Die neuen Herausgeber entschieden sich 1923 für einen Aufbau, der bis zum Erscheinen der letzten Ausgabe am 19. April 1944 grundlegend blieb. Die Zeitschrift erschien bis 1936 vier- bis achtmal pro Jahr. Ab 1937 wurden die Fachartikel weniger, nach und nach erschien die Zeitschrift seltener und vor allem unregelmäßiger. Fachartikel und kleine Mitteilungen wurden in der Rubrik „Originalien“ abgedruckt. Einen großen Teil machten Referate aus, die die fachtheoretischen Abhandlungen auf einem Gebiet zusammenfassten. Für das logopädische und sprachheilpädagogische Gebiet wurde 1929 Emil Fröschels gewonnen, der dieses Gebiet bis 1936 betreute. Bis 1939 erschienen noch drei Sammelreferate, die von Wilhelm Scholz geschrieben wurden. Die „Zeitschrift für Kinderforschung“ war auf Grund ihrer medizinischen Ausrichtung weniger bedeutend für die sprachheilpädagogische Arbeit als „Die deutsche Sonderschule“. Man kann davon ausgehen, dass es einige wenige interessierte Sprachheillehrer gab, die diese Zeitschrift lasen. Die „Zeitschrift für Kinderforschung“ war jedoch nicht an eine Mitgliedschaft in einer NS-Organisation gebunden, deshalb wird sie unter den Sprachheilpädagogen weniger gelesen worden sein als „Die deutsche Sonderschule“.

Sprachheilpädagogen und Sprachärzte veröffentlichten jedoch häufig in der Zeitschrift, z.B. Emil Fröschels, Max Nadoleczny und Adolf Lambeck. Heinrich Möhring und Lotte Mach veröffentlichten ihre Dissertationen in der Zeitschrift.

Weitere relevante Zeitschriften im untersuchten Zeitraum sind „Die Hilfsschule“, „Blätter für Taubstummenbildung“, und die „Zeitschrift für pädagogische Psychologie und Jugendkunde“. Im Vergleich zu den beiden vorgestellten werden jedoch nur sehr wenige Aufsätze in diesen Zeitschriften veröffentlicht. Dies liegt u.a. daran, dass „Die Hilfsschule“ und „Blätter für Taubstummenbildung“ 1933 bzw. 1934 gleichgeschaltet wurden.

Bibliographie zur Sprachheilpädagogik 1929 bis 1949

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