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Allroundtalent mit Ordnungssinn

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Varro

Name: Marcus Terentius Varro

Lebensdaten: 116–27 v. Chr.

Literarische Gattung: Lehrwerke, Dichtung, Philosophie

Werke: „Über den Ackerbau“ (Res rusticae de agri cultura),

„Über die lateinische Sprache“ (De lingua Latina) u. a.

Ein Gelehrter verschiedener Disziplinen, der in jeder seiner Fachrichtungen hoch angesehene, populäre und fundierte Werke schafft: Das ist in jedem Zeitalter eine Seltenheit. Wenn er dazu noch so viel schreibt wie Varro – über 70 Werke in insgesamt über 600 Schriftrollen hat er der Nachwelt hinterlassen –, ist dies umso erstaunlicher. Und bei der Fundgrube an Fakten, die sein Gesamtwerk einmal dargestellt hat, ist es ein umso größeres Unglück, dass kaum ein Prozent seiner Schriften das Mittelalter überlebt hat.

„Der gelehrteste Schriftsteller, den Rom je hervorgebracht hat.“

Manfred Fuhrmann

Wer war das?

Marcus Terentius Varro kam aus einer ländlichen Gegend nördlich von Rom; seine Familie gehörte dem Ritterstand an. Als junger Mann kam er nach Rom, lernte später in Athen, diente beim Militär, durchlief die Ämterlaufbahn bis zum Prätor und zog sich mit etwa 60 Jahren aus dem öffentlichen Leben zurück und schrieb. Nur im Jahr 49 v. Chr. kehrte er noch einmal auf die öffentliche Bühne zurück – er war Anhänger des Pompeius, und im Machtkampf mit Caesar schlug er sich auf die Seite der Republikaner. Dennoch wurde er später von Caesar begnadigt, dem er daraufhin sein Hauptwerk, die Antiquitates rerum humanarum et divinarum, widmete. Fortan forschte und schrieb er, bis er mit fast 90 Jahren starb.

Portam itineri dici longissimam esse.

„Man sagt, der Weg durch das Tor sei der längste Teil einer Reise.“

Was schrieb er?

Varro war ein begabter Forscher, aber kein besonders talentierter Schriftsteller. Seine Prosa ist trocken und zweckmäßig – aber das sollte sie wohl auch sein. In allen seinen Werken hat er strikte Prinzipien der Ordnung eingehalten. Obgleich er auch dichtete, war er doch v. a. Enzyklopädist.

Das einzig heute noch vollständig erhaltene Werk ist Varros Abhandlung „Über den Ackerbau“ (Res rusticae de agri cultura). Seine Frau hatte sich ein Landgut gekauft, und er wollte ihr helfen, es richtig zu bewirtschaften – warum also nicht gleich ein (dreibändiges) Buch schreiben? Sein Hauptwerk indes, die Antiquitates rerum humanarum et divinarum, (in etwa: „Das Überlieferte menschlicher und religiöser Belange“), ist verloren. Es handelte sich um eine römische Kulturgeschichte in 41 Bänden, über alle altrömischen Sitten, Gebräuche, religiösen Riten etc., an der er zehn Jahre lang arbeitete. Ein weiteres wichtiges Werk, von dem immerhin etwa ein Fünftel überliefert ist, heißt „Über die lateinische Sprache“ (De lingua Latina). Es ist die älteste bekannte systematische Darstellung der lateinischen Grammatik und Etymologie.

Der Gutsbesitzer muss sich darüber im Klaren sein, welche Tiere auf dem Gut oder in der Umgebung gehalten werden können, die ihm sowohl zum Profit als auch zur Freude gereichen. Dabei gibt es drei Abteilungen: Vogelkäfig, Hasenstall und Fischbecken. Die Vogelkäfige enthalten alles Geflügel, das gewöhnlicherweise innerhalb der Mauern des Gutshofs gezogen wird. „Hasenställe“ nenne ich aber nicht das, was unsere Vorväter so bezeichneten – einen Ort, wo es ausschließlich Hasen gibt –, sondern alle Ställe im und am Gutshof, wo Tiere gehalten werden. Als „Fischbecken“ bezeichne ich die Teiche, die in der Nähe des Gutshofes Fische enthalten, gleich, ob in Süß- oder Salzwasser. Jede dieser Abteilungen kann man wiederum in mindestens zwei unterteilen: Bei den ersteren gibt es einerseits die, die allein mit dem Erdboden zufrieden sind – Pfauen, Tauben, Drosseln; anderseits die, die nicht allein mit dem Erdboden zufrieden sind, sondern zusätzlich Wasser benötigen – Gänse, Knäkenten, Enten. Ebenso besteht die Abteilung aus zwei Unterabteilungen: in der einen Eber, Ziege, Hase; in der anderen – die sich außerhalb des Gutshofes befindet – Bienen, Schnecken, Haselmäuse.

[Varro, De agri cult. 3.3.1–3]

Was bleibt?

Die Art, wie man in Rom offiziell die Jahre zählte – ab der (mythischen) Gründung der Stadt (ab urbe condita oder einfach a. u. c. –, geht auf Varro zurück; man nennt sie auch „varronische Zählung“. Es ist allerdings unklar, inwieweit diese Zählung in Rom überhaupt geläufig war. Gewöhnlich sahen Jahresangaben nämlich folgendermaßen aus: „Im Jahre der Konsuln X und Y.“ So mag die „varronische Zählung“ vor allem bei Jubiläumsfeiern der Stadt zum Tragen gekommen sein.

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