Читать книгу Böse Mächte - Dietrich Novak - Страница 3

Prolog

Оглавление

Die beiden Frauen traten bester Laune auf die Straße. Die Ältere von beiden hatte einen kleinen Schwips und war kurz davor, unanständige Lieder zu singen. Die andere, die sich beim Trinken merklich zurückgehalten hatte, weil sie noch fahren musste, fand es völlig in Ordnung, dass ihre Freundin sich wenig damenhaft benahm. In Tempelhof kannte sie ohnehin niemand, und das Ullsteinhaus würde sie nicht so bald wiedersehen.

Tina und Margrit, die üblicherweise Bars bevorzugten, in denen fast nur Frauen verkehrten, hatten mal etwas Neues ausprobieren wollen. Deshalb hatten sie in der Amber Suite an der White Night Party teilgenommen. Der angesagte Club im Keller des denkmalgeschützten Gebäudes, in dem es schon lange nicht mehr den Ullstein-Verlag gab, war berühmt berüchtigt für seine Ü-30 und Ü-40 Partys. Daneben gab es einen sogenannten Schlagerclub oder Veranstaltungen wie „Bayrisches Wiesn Buffet“. Außerdem konnte man von der Terrasse aus auf den Teltowkanal und den Tempelhofer Hafen blicken.

Im Ballroom konnte man zu den aktuellen Hits abtanzen und im DanceClub Musik wie House, Dance und Black Beats hören. Das Alter der Gäste bewegte sich in der Regel zwischen fünfunddreißig und fünfundvierzig. Angeblich wurde man erst ab siebenundzwanzig eingelassen. Singles und Paare sollten sich bei hohem Flirtfaktor gut aufgehoben fühlen, versprach die Werbung.

Nun, zumindest vom Alter her hatten Tina und Margrit gut dazugepasst. Auch dem erwünschten Dresscode für diesen Abend – ganz in Weiß – waren sie nachgekommen. Trotzdem hatte sich, wie nicht anders erwartet, für beide kein Flirt ergeben. Die Ursache für diesen Umstand steckten sie locker weg, da jede von ihnen in einer mehr oder minder festen Beziehung lebte.

Als die beiden Frauen gegen zwei Uhr Margrits Kleinwagen ansteuerten, kicherten sie wie die Schulmädchen, indem sie noch einmal ihre Beobachtungen resümierten und kleine Gehässigkeiten über das Publikum austauschten. Tina hatte an diesem Abend keinen Gedanken an ihre Arbeit verschwendet und sich trotz allem gut amüsiert, was vor allem Margrit zu verdanken war. Margrit wollte nicht durch die Stadt fahren und steuerte die Stadtautobahn an, da sie sich erhoffte, dort wenig Verkehr vorzufinden. Doch Berlin wäre nicht Berlin gewesen, wenn nicht auch in der Nacht noch die Blechlawine rollte.

Das Unheil kam ohne Vorwarnung. Als sich die beiden Frauen der Abfahrt Alboinstraße näherten, wuchteten gerade drei schwarz vermummte Gestalten etwas Großes über die Brüstung der Friedrich-Haak-Brücke, die in der Reichartstraße über die Stadtautobahn A 100 führte. Tina war schlagartig nüchtern, als der Körper mit dumpfem Geräusch auf dem Dach des Pkw aufprallte.

»Pass auf, Margrit!«, schrie Tina. Doch es war schon zu spät. Margrit verlor vor Schreck die Kontrolle über den Wagen. Sie schleuderte an die Leitplanke und zurück zur gegenüberliegenden Seite. Ein ankommender Pkw konnte nicht ausweichen, rammte den Wagen und stellte sich auf der Fahrbahn quer. Der darauf folgende Mehrtonner erfasste beide Fahrzeuge und schob sie wie Spielzeuge vor sich her, um schließlich den Wagen mit den beiden Frauen unter sich zu begraben, bevor er an der seitlichen Abgrenzung zum Stehen kam. Blech barst, Funken sprühten und Airbags bliesen sich auf. Doch am Ende sollte es drei Tote und einen unter Schock stehenden Lkw-Fahrer geben, der zitternd die Welt nicht mehr verstand.


Böse Mächte

Подняться наверх