Читать книгу Böse Mächte - Dietrich Novak - Страница 4

1. Kapitel

Оглавление

Als der Rechtsmediziner Knud Habich zusammen mit einem Kollegen an der Unfallstelle ankam, waren schon etwa einhundert Kräfte von Feuerwehr, Rettungsdiensten, Technischem Hilfswerk und Polizei im Einsatz. Außerdem zwei Rettungshubschrauber und die Kollegen von der Spurensicherung. Die Stadtautobahn wurde zwischen Kreuz Schöneberg und Alboinstraße in beide Richtungen voll gesperrt.

Als die Einsatzkräfte der Feuerwehr die beiden leblosen Frauen mittels Schneidbrennern aus der Führerkabine befreiten, wurde Knud augenblicklich schlecht, denn in einer von ihnen erkannte er seine Kollegin Tina Ruhland. Er wandte sich ab und übergab sich heftig. An sich waren für ihn solche Einsätze Routine, doch wenn es sich um eine nahestehende Person handelte, sah die Sache anders aus. Derweil der schwerverletzte Fahrer des zweiten Pkw mit dem Rettungshubschrauber abtransportiert und der Lkw-Fahrer in einem Rettungswagen notversorgt wurde, untersuchte Knud die Leiche einer Frau, die offen-sichtlich nicht in einem der Fahrzeuge gesessen hatte. Dann sprach er mit dem Unfallingenieur, der sich gerade ein Bild vom Hergang des Unfalls machte.

»Nach meiner Einschätzung war der Auslöser für den Unfall der Sturz der unbekannten weiblichen Person über die Brückenbrüstung. Sie landete auf dem Dach des Fahrzeugs, in dem die beiden Frauen saßen. Die Delle auf dem Dach und die Zeugenaussagen sprechen dafür. Die Fahrzeughalterin dürfte die Kontrolle über den Wagen verloren haben, der zuerst von dem zweiten Pkw und unmittelbar danach von dem Lkw gerammt wurde. Bei dem Aufprall ist die bewusstlose oder bereits tote Frau vom Dach geschleudert worden und blieb abseits auf der Fahrbahn liegen. Ob sie freiwillig gesprungen ist oder gestoßen wurde, das herauszufinden dürfte Ihre Aufgabe sein«, sagte Stefan Oberg.

»Es gibt noch eine dritte Version«, meinte Knud. »Die Frau war bereits tot, als man sie hinunterstieß. Dafür sprechen mehrere Stichverletzungen in Brust und Unterkörper.«

»Oh, das ergibt natürlich ein anderes Bild.«

»Ja, und eben dieses veranlasst mich, die Kollegen vom LKA zu informieren, was ich umgehend tun werde.«


Als das Telefon im Hause Lange/Voss klingelte, nahm Hauptkommissar Hinnerk Lange ab. Seine Kollegin und Ehefrau Valerie Voss, die er bereits zum zweiten Mal geheiratet hatte, drehte sich brummelnd auf die andere Seite, wobei sich ihre weißblonden Haare wie ein Vorhang über ihr hübsches Gesicht legten.

»Ja, Lange …«, meldete sich Hinnerk, nachdem er aufgestanden und aus dem Zimmer gegangen war.

»Hier ist Knud, der Kollege aus der Rechtsmedizin …«

»Ich weiß, welchen Beruf du ausübst, aber die Tatsache, dass du dich mitten in der Nacht meldest, lässt nichts Gutes ahnen.«

»Ich bin froh, dass du dran bist und nicht Valerie«, sagte Knud. »Ich hätte nicht gewusst, wie ich es ihr sagen sollte.«

»Nun mach’s nicht so spannend. Was ist den passiert?«

»Tina ist tödlich verunglückt.«

»Oh … Das sind wirklich außergewöhnlich schlechte Nachrichten«, sagte Hinnerk und fasste seine langen Haare mithilfe eines Gummis zum Zopf zusammen, indem er das Telefon zwischen Schulter und Kinn hielt.

»Aber das ist nicht der einzige Grund, warum ich anrufe. Tina hatte auf der Stadtautobahn einen Unfall, in den mehrere Fahrzeuge verwickelt waren. Ausgelöst wurde er, weil jemand eine Leiche von der Brücke geworfen hat. Die müsst ihr euch unbedingt ansehen. Kannst du gleich herkommen, am besten ohne Valerie?«

»Ja, natürlich. Ich bringe Heiko mit.«

»Alles klar. Die Spusi ist schon vor Ort. Ihr müsst zu der Ausfahrt Alboinstraße kommen. Da hier alles gesperrt ist, wird es nicht leicht sein, durchzukommen.«

»Das schaffen wir schon. Also, bis gleich!«

Hinnerk drückte das Gespräch weg und wählte sogleich Heiko Wielands Nummer.

Der neue Kollege aus Wiesbaden, der den Posten von Lars Scheibli eingenommen hatte, weil dieser mit seiner Familie zurück ins „Ländle“ gezogen war, wurde von Valerie heimlich „Heike“ genannt. Aus einer Ahnung heraus. Und Valerie hatte einen Blick für derlei Angelegenheiten.

»Ja, was’n los?«, meldete sich Heiko verschlafen.

»Es gibt Arbeit, Kollege. Schwerer Unfall auf der A100 mit unbekannter Leiche. Ich hole dich gleich ab, okay?«

»Ja, wenn ich mir vorher noch die Hose anziehen kann …«

»Wenn’s sein muss. Also, bis dann!«

Heiko strich sich durch seine blonden Locken und gähnte herzhaft.

»Ich hoffe, das wird kein Dauerzustand, dass man dich nachts aus den Federn holt«, sagte Fabian Jansen, ein gutaussehender dunkelhaariger Mann, der derzeitige Lebensgefährte von Heiko und Grund, warum dieser überhaupt nach Berlin gewechselt war.

»Das hast du nun davon. Hättest mich ja nicht in die Hauptstadt locken brauchen, sondern mich im beschaulichen Wiesbaden lassen können.«

»Ich habe aber keine Lust auf eine Wochenendbeziehung. Und wie wir beide wissen, gab es noch andere Gründe für deinen Umzug.«

»Das ist wahrlich kein Thema für diese frühe Morgenstunde. So, ich muss jetzt los.«

Heiko, der sich blitzschnell angezogen hatte, gab Fabian einen Kuss auf den Mund.

»Und mach keine Dummheiten«, rief er im Hinausgehen. »Die Hände bleiben über der Bettdecke!«

»Du gönnst mir aber auch wieder gar nichts.«


Hinnerk war froh, dass Valerie keine Fragen gestellt hatte. Das peinliche Thema würde es ohnehin noch spätestens zum Frühstück zu erörtern geben. Wie sollte er ihr nur beibringen, dass ihre ehemalige Geliebte nicht mehr am Leben war? Die beiden waren zwar die letzten Jahre nur noch freundschaftlich verbunden gewesen, und Tina hatte sich mittlerweile mit Staatsanwältin Ingrid Lindblom getröstet … Ach, du lieber Himmel. Der Staatsanwältin musste es ja auch jemand schonend beibringen … Doch das sollten andere tun. Das war wahrlich nicht seine Aufgabe, dachte Hinnerk. Wenigstens hatten jetzt die gelegentlich auftretenden Eifersüchteleien ein Ende. Das einzig Positive an der Tragödie.

Heiko stand schon vor der Haustür, als Hinnerk ankam, sodass sie gleich weiterfahren konnten.

»Ich gehe davon aus, dass es sich bei der unbekannten Leiche um einen Tötungsdelikt handelt«, sagte Heiko. »Andernfalls hätte man uns wohl nicht informiert.«

»Scharf kombiniert. Rechtsmediziner Knud hüllt sich zwar bisher in Schweigen, meint aber, wir müssten uns die Leiche ansehen.«

»Warum hat sich Knud bei dir gemeldet und nicht Tina Ruhland? Hat sie heute Nacht keinen Dienst?«

»Nein, dabei hätte ihr das das Leben gerettet. Sie ist nämlich eins von den Opfern.«

»Scheiße, jetzt verstehe ich, warum du mich mitnimmst und nicht Valerie. Weiß sie es schon?«

»Nein, bisher nicht. Zum Glück hat sie sich nicht im Schlaf stören lassen. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben.«

Mit einigen Schwierigkeiten und nur unter Zuhilfenahme ihrer Dienstausweise war es ihnen gelungen, zur Unfallstelle zu gelangen. Knud winkte ihnen zu und deutete zur Brücke hinter ihnen.

»Hallo, ich bin noch ganz geschockt von den Ereignissen«, sagte er. »Manfred Hoger und die anderen von der KTU versuchen gerade, oben am Brückengeländer und auf der Straße irgendwelche Spuren zu sichern.«

»Demnach hat man die Leiche von oben heruntergeworfen«, stellte Hinnerk fest.

»Ja, sie ist auf dem Dach des Fahrzeugs gelandet, in dem Tina als Beifahrerin saß. Das war bestimmt nicht so geplant. Ich meine – die Dachlandung. Vielmehr sollten wohl sämtliche Spuren an der Leiche verwischt werden, indem sie mehrfach überfahren würde. Bei der Karambolage ist sie vom Dach geschleudert worden und blieb deshalb relativ unversehrt. Kommt, schaut sie euch an!«

Knud führte Hinnerk und Heiko zu der bewussten Stelle, lüpfte die Plane und zeigte auf die Stichverletzungen.

»Das nennt man Übertöten«, sagte er. »Die dreißig Stiche wären nicht alle tödlich gewesen, aber einige davon. Der Täter muss wie im Rausch gehandelt haben oder unter Drogeneinfluss. Aber es muss Helfer gegeben haben. Auf der Brücke sind mindestens zwei Personen gesehen worden.«

»Dann gibt es also eine Personenbeschreibung?«, fragte Heiko.

»Leider nicht. Sie waren schwarz vermummt. Auch über das Fahrzeug gibt es widersprüchliche Angaben. Die reichen vom dunklen Kombi bis zum normalen, hellen Pkw. Wahrscheinlich hat niemand so genau auf das Fahrzeug geachtet. Habt ihr einen Blick auf die Beine des Opfers geworfen?«

Knud schob die Plane noch etwas weiter nach unten.

»Seht ihr das?«

»Ja, sie hat Verletzungen an den Oberschenkeln. Sieht aus wie ein Muster. Moment mal, das erinnert mich an ein Pentagramm«, sagte Hinnerk.

»Genau, ein fünfeckiger Stern mit einem Kreis herum. Im Altertum wurde es als Zeichen des Lebens und der Gesundheit verwendet. Im und nach dem Mittelalter diente es der katholischen Kirche als Abwehrzeichen gegen Dämonen und Druden, denn es stellte auch die fünf Wunden Jesu Christi dar. Bei diesem hier handelt es sich um einen sogenannten Drudenfuß, denn es steht auf dem Kopf. Es ist vermutlich das bekannteste Symbol der Magie und der Mystik. Heutzutage wird es in der Hauptsache als satanistisches Zeichen wahrgenommen.«

Hinnerk pfiff leise durch die Zähne.

»Da hat wohl jemand nicht so gespurt wie erwartet. Es könnte sich um eine Bestrafung handeln.«

»Aber warum die Mühe? Man hätte sie doch einfach irgendwo vergraben können. Zum Beispiel im eigenen Garten«, meinte Heiko.

»Das ist wie bei Hunden«, antwortete Hinnerk, »das eigene Revier wird sauber gehalten. Und im Wald vergraben war ihnen wohl zu riskant. Da ist die Anonymität der Hauptstadt schon sicherer. Wenn alles gut gegangen wäre, hätte jeder geglaubt, eine unglückliche junge Frau habe ihrem Leben freiwillig ein Ende gesetzt, indem sie von der Brücke gesprungen ist.«

»Hatte sie Papiere oder ein Handy dabei?«

»Nein, nichts.«

»Dann gilt es, die Vermisstenkartei zu durchforsten. Falls sie überhaupt jemand vermisst. Ich fürchte, da kommt ein schönes Stück Arbeit auf uns zu.«


»Nun, ich höre, habt ihr die Aufgabe zufriedenstellend erfüllt?«, fragte Delano, dessen tiefschwarze Augen kalt und böse blickten.

»Ja, Meister«, antwortete Vidar devot. »Es ist nur nicht alles nach Plan verlaufen.«

»Was soll das heißen?«

»Lamai ist nicht auf der Fahrbahn, sondern auf dem Dach eines Pkw gelandet«, sagte Caja, »daraufhin hat es eine Massenkarambolage gegeben.«

»Weil ihr unfähig seid, die einfachsten Aufgaben zu erfüllen«, tobte Delano. »Was im Verborgenen geschehen sollte, zieht jetzt die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich.«

»Beunruhige dich nicht, Liebster! Unser Bruder und unsere Schwester sind ja unbeschadet zurück-gekehrt. Und wenn sie nicht verfolgt worden sind, weist nichts auf unser Haus hin«, meinte Merida, die deutlich älter als Caja war, aber bei Delano eine Sonderstellung einnahm.

»Keine Sorge, erste Schwester. Uns ist niemand gefolgt«, sagte Vidar.

Die Anwesenden und auch die übrigen Bewohner des Hauses trugen allesamt Fantasienamen, teils aus dem Keltischen, teils aus dem Germanischen, und hatten von Anfang an ihre bürgerlichen Namen ablegen müssen. Dafür hatten sie freie Kost und Logis und genossen einen gewissen Schutz innerhalb der Mauern des düsteren Anwesens. Freilich hatten sie ohne Wenn und Aber zu arbeiten und Minnedienste zu verrichten. Doch zum Ausgleich durften sie an schwarzen Messen teilnehmen, die für gewöhnlich in sexuelle Orgien ausarteten und bei denen es mitunter auch Menschenopfer gab. Doch selten traf es dabei Mitglieder der Gemeinde wie Lamai, die sich den Regeln wiederholt widersetzt hatte, sondern neu Angeworbene oder zufällig Ausgewählte, die niemand vermisste.

Die Hierarchie erinnerte ein wenig an den chinesischen Film „Die Rote Laterne“. Wobei Delano die Rolle des Herrn einnahm. Sein selbstgewählter Name bedeutete: „dunkel, durch die Nacht“ – von: „de-la-nuit“ beziehungsweise „de-la-noche“. Er war der Hohepriester und herrschte uneingeschränkt. Seine Frau Merida, der Name bedeutete im Spanischen soviel wie: “Eine, welche einen hohen Platz der Anerkennung erlangt hat“, wurde „erste Schwester“ genannt und nicht etwa „erste Herrin“ wie im Film. Auch wurden keine roten Laternen aufgestellt, wenn Delano die zweite, dritte oder vierte Schwester nachts heimsuchte.

Merida ertrug es mit Gleichmut, wenn sich Delano mit den jüngeren Schwestern vergnügte. Nur unter denen gab es gelegentlich Eifersüchteleien, die Delano eher amüsierten, die er jedoch zur Wahrung des Scheins mit harten Strafen ahndete. Belana und Ferun, die dritte und vierte Schwester erlangten damit immer wieder Aufmerksamkeit, während Elfrun, die zweite Schwester sich mehr wie Merida verhielt.

»Euch ist doch klar, dass ihr bestraft werden müsst?«, fragte Delano. »Ich werde mir etwas für euch überlegen. Schließlich habt ihr durch euer tölpelhaftes Verhalten unser aller Sicherheit bedroht.«

»Wir nehmen die Strafe auf uns, wie sie auch ausfallen mag«, sagte Vidar, und Caja nickte eifrig zustimmend.

»Ich weiß, dass ihr euch schon lange wünscht, in den Priesterstand aufzusteigen«, führte Delano seine Rede fort. »Nun, ihr sollt Gelegenheit zur Bewährung bekommen. Du, Caja, indem du die Ekelprüfung vorzeitig ablegst, und du, Vidar, mit der Gruselprüfung, die du so fürchtest. Zusätzlich werdet ihr beide zehn Stunden Gartenarbeit verrichten, ohne Essen und Trinken.«

»Es geschehe, wie der Meister wünscht«, sagten Caja und Vidar im Chor.

Beiden war bei dem Gedanken, was auf sie zukam, nicht wohl, aber sie wussten, dass es keinen anderen Weg gab, in der Hierarchie ein Stück weiter nach oben zu gelangen.


Hinnerk saß am Morgen etwas missmutig am Frühstückstisch. Valerie schrieb das seiner Müdigkeit zu, oder allenfalls seiner alten Schussverletzung, die sich hin und wieder bemerkbar machte.

»Was gab’s denn so Wichtiges mitten in der Nacht?«, fragte sie wie nebenbei.

»Einen schweren Unfall auf der A100. Dabei wurde eine Leiche entdeckt, die etliche Stichverletzungen und satanische Symbole aufwies. Natürlich war sie nicht zu identifizieren.«

»Na bravo! Das heißt wieder einmal die Nadel im Heuhaufen suchen.«

»Ja, aber das ist nichts gegen das, was ich dir noch sagen muss. Du musst jetzt sehr stark sein, Liebling.«

»Waren etwa Karen und Herbert in den Unfall verwickelt?«

»Nein, die beiden nicht, aber Tina.«

»Und das erzählst du mir erst jetzt? In welcher Klinik liegt sie? Ich muss gleich hin.«

»Sie hat den Unfall nicht überlebt, Val.«

Valerie kamen augenblicklich die Tränen. Hinnerk nahm sie tröstend in den Arm.

»Was hatte sie auch nachts auf der scheiß Stadtautobahn zu suchen?«, fragte Valerie, was nur ein Ausdruck ihrer Hilflosigkeit war.

»Man fand eine Eintrittskarte zur „White Night Party“ im Amber Club bei ihr. Dort war sie wohl mit einer Freundin namens Margrit, die auch nicht überlebt hat.«

»So eine Tragödie. Waren die beiden angetrunken?«

»Vermutlich, aber das ist nicht die Unfallursache. Die Leiche, die man auf der Brücke entsorgt hat, ist den beiden buchstäblich auf den Kopf gefallen. Da würde wohl jede Wahrscheinlichkeitsrechnung versagen.«

»Die Arme. Da haucht sie ihr Leben aus an der Stelle, an der sie normaler Weise selbst tätig geworden wäre. Ich glaube, ich muss mich jetzt erst mal ausheulen und einen Schnaps trinken.«

Valerie lief aus der Küche und wäre um ein Haar mit ihrem Sohn Ben zusammengestoßen, der nach seinem Klinikaufenthalt wieder im Haus der Eltern wohnte.

»Was hat sie denn? Habt ihr wieder mal Krach?«, fragte Ben.

»Schlimmer. Ihre Freundin Tina ist tödlich verunglückt.«

»Die lesbische Pathologin, mit der Mama mal … Na, du weißt schon?«

»Die Pathologin, die eine Rechtsmedizinerin war. Das andere ist der Schnee von gestern.«

»Den Eindruck hatte ich nicht. Sie war immer mal wieder Thema bei euch.«

»Nicht wirklich. Tina war nur ziemlich nachtragend und hätte mich am liebsten auf den Mond geschossen.«

»Und Mama ist jetzt in Tränen aufgelöst, weil ihr doch noch was an Tina lag?«

»Nein, das dürfte nicht der Grund sein. Es ist immer hart, wenn man einen nahestehenden Menschen verliert. Unabhängig davon, ob man mit ihm das Bett geteilt hat. Du hast doch deiner Süßen auch bittere Tränen nachgeweint.«

»Der Süßen, die sich als ziemlich Saure herausgestellt hat, um es mit deinen Worten zu sagen. Wütend war ich, dass sie mich nicht einmal im Krankenhaus besucht hat. Dabei hätte ich den Überfall leicht nicht überleben können.«

Ben war in der Nähe des Hauptbahnhofs niedergeschlagen worden, und ihm war sein Moped gestohlen worden. Nach einem mittelschweren Schädelhirntrauma, das Gott sei Dank ohne Folgen blieb, war er in der Charité aufgewacht und konnte sich zunächst an nichts mehr erinnern. Die Rückkehr der Erinnerung hatte ihm unter anderem die Erkenntnis beschert, dass seine Freundin, die er hatte heiraten wollen, sich kurz zuvor von ihm getrennt, um einen anderen zu ehelichen, und angeblich sein Kind abgetrieben hatte. Valerie hatte die schwere Aufgabe gehabt, ihm die wahren Zusammenhänge mitzuteilen, nachdem sie während eines vertraulichen Gesprächs mit der Mutter dieser Frau erfuhr, dass alles eine große Lüge war. Es gab keinen neuen Bräutigam, und es hatte auch keinen Fötus gegeben. Die Folge einer lang zurückliegenden Totaloperation.

»Eine leicht weiche Birne hast du ja schon immer gehabt, mein Sohn«, feixte Hinnerk, »aber wir sind unendlich froh, dass keine Folgeschäden zurückgeblieben sind. Und dieser Lügnerin brauchst du nicht nachzuweinen. Die hat dich einfach nicht verdient.«

»Danke, aber so etwas Besonderes bin ich schließlich auch nicht.«

»Etwas mehr Selbstbewusstsein, wenn ich bitten darf! Du bist intelligent, siehst für einen jungen Mann recht hübsch aus – kein Wunder bei solchen Eltern – und bist nur gelegentlich eine gehörige Nervensäge. Was will man mehr? Eigentlich müssten die Frauen Schlange stehen.«

»Ja, ich kann mich kaum erwehren.«

Böse Mächte

Подняться наверх