Читать книгу Emma & Nico - Dirk Hartmann und die Klasse 5.3 von 2010 - Страница 5

JUNGS TANZEN NICHT!

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Nico Fink war 13 Jahre alt und mit seiner Familie gerade erst nach Frankfurt gezogen, denn sein Vater war bis vor kurzem arbeitslos gewesen und hatte nun in Frankfurt eine neue Arbeit gefunden. Nico brachte gerade seine Umzugskisten in sein neues Zimmer, während er überlegte, ob er sich freuen oder eher unglücklich sein sollte. Er hatte nämlich Angst! Er hatte Angst davor, auch auf der neuen Schule ausgelacht zu werden und wieder einmal keine neuen Freunde zu finden. Und das alles nur, weil er gerne tanzte! Er konnte nichts dafür, aber er tat es einfach sehr gerne. Auch andere Jungen tanzten. Zudem tanzte er ja nicht mal Ballett, sondern Jazz. Das war ja eher Schauspielerei als Tanz. Außerdem spielte er auch Handball und war eine richtige Sportskanone. Diesen Samstag hatte er einen Musicalauftritt und er war diesmal doppelt so aufgeregt wie sonst. Hoffentlich war keiner aus seiner neuen Schule da! Er tanzte nämlich in der ersten Reihe mit und da konnte man ihn ohne Probleme sehen. In einer Viertelstunde würde er mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwester losfahren. Aber..., oh Gott, wo hatte er nur seine Tanzschuhe? „Mist, ich habe sie in der alten Wohnung vergessen", er durchwühlte alle Kisten, doch er fand sie nicht. „Mama, wir haben meine Schuhe für den Auftritt in der alten Wohnung vergessen!" „Ruf doch mal Anna an, die fährt mit ihrer Freundin Colleen heute noch mal hin, um ihren Vogelkäfig zu holen, die bringt dir deine Schuhe bestimmt mit", rief seine Mutter aus dem Wohnzimmer herüber, während sie aus zahllosen Kisten und Möbelstücken kurz auftauchte, nur um sich sofort wieder auf der anderen Seite darin zu vergraben. Gerade als Nico zum Telefon laufen wollte, fiel ihm ein, dass die Kabel noch nicht angeschlossen waren. Nico wollte sich gerade auf die Suche nach seinem Handy machen, wo hatte er dieses verflixte Ding schon wieder liegen lassen, als seine Mutter diesmal aus der Küche rief: „Anna hat mich gerade auf dem Handy angerufen. Ich habe ihr Bescheid gesagt und sie bringt dir deine Schuhe direkt an die Stadthalle." „Danke!", rief Nico. Kaum hatte er sein Getränk eingepackt, da rief auch schon sein Vater: „Wir müssen los, sonst kommen wir zu spät." Das wollte Nico natürlich nicht. Er flitzte wie eine Rakete durch das Haus, schnappte sich im Vorbeilaufen seine Tasche und rannte zum Auto.

„So sehr hättest du dich nicht beeilen müssen, deine Mutter muss noch Mia anziehen und so schnell ist Anna auch nicht da", sagte sein Vater. Als dann endlich alle vier im Auto saßen, gab der Vater Vollgas. An der Stadthalle angekommen riss Nico seiner achtzehn jährigen Schwester Anna die Schuhe aus der Hand und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Keine zehn Sekunden später stürmte Nico durch die Hintertür der Halle in die Umkleidekabine. Alle anderen Tänzer waren schon dort. Zum Glück dauerte es nicht so lange, bis er sein Kostüm an hatte. Es war ein Löwenkostüm. Er hatte noch nie eine so wichtige Rolle gespielt. Nico war zum Glück erst in der Mitte der Aufführung dran. Der Tanz war sehr schwer einzustudieren gewesen und hatte in den Proben nur selten fehlerfrei geklappt. Nun hofften natürlich alle, dass sie sich nicht vertanzten. Aber als er auf der Bühne stand, verschwand plötzlich alle Aufregung, Nico tauchte ab in eine andere Welt, hier gab es keine Probleme, hier nervte ihn niemand, hier war er einfach der Junge, der tanzen konnte. Nico war glücklich.

Viel zu schnell war die Vorstellung vorbei. Nico hatte fehlerfrei getanzt. Alle applaudierten. Da fiel ihm in der ersten Reihe ein Mädchen auf, das eher gelangweilt aussah und dem die beiden Mädchen, die neben ihm saßen, etwas einzureden schienen. Doch das störte Nico nicht weiter, schließlich waren die anderen Zuschauer alle begeistert von der Aufführung.

Als sich die Tänzer umzogen, kam Nick, der Trainer der Gruppe, herein und gab allen Tänzern ein kleines Geschenk. Er bedankte sich bei allen: „Danke, das war eine tolle Show. Wir sehen uns am Mittwoch beim Training."

Als Nico wieder Zuhause war, packte er sein Geschenk aus, es war ein kleiner Löwe aus Ton. Er stellte ihn als Erinnerung auf seinen Schreibtisch. Als sie später am Esstisch saßen, erzählte er seiner Familie haarklein, wie er sich auf der Bühne gefühlt hatte. Er erwähnte auch das Mädchen, das nicht applaudiert hatte. „Die habe ich auch gesehen", meinte Mia, „die war voll unsympathisch!"

„Egal, der Tag war spitzenmäßig", meinte Nico, „erst der Auftritt, dann mein Lieblingsessen und nachher kommt noch meine Lieblingssendung." Nach dem Essen machten sie es sich auf dem Sofa gemütlich. Als Nico gegen zehn Uhr endlich im Bett lag, dachte er noch mal über den Tag nach. „Hm, dieses Mädchen hat nicht applaudiert. Das finde ich doof, aber Mia hat Recht. Sie war wirklich unsympathisch." Schließlich schlief er ein.

Emma, das Mädchen aus der ersten Reihe, hatte mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder Leon dieselbe Sendung geschaut, auch sie lag nun in ihrem Bett und dachte über den Tag nach. Die Aufführung, zu der sie ihre Eltern mitgeschleppt hatten, war so gar nicht nach ihrem Geschmack gewesen, aber das leckere Essen danach, zusammen mit ihrer Familie in ihrem Lieblingsrestaurant, fand Emma cool. Das war fast wie früher, als Mama und Papa noch richtig nett zueinander gewesen waren.

Am nächsten Morgen in der Früh würde sie zu ihrer Oma fahren und mit ihrer Cousine Nina spielen. Darauf freute sie sich. Nur schade, dass Papa wieder einmal arbeiten gehen würde und keine Zeit für sie hatte. Da Emma sehr müde war, schlief sie über diese Gedanken ein.

Tags darauf, nach dem Frühstück packte Leon seine Ritterspielsachen ein und die Fahrt konnte endlich beginnen. Aber bereits nach etwa fünf Minuten fiel Leon ein, dass er sein gemaltes Bild für Oma vergessen hatte. Also wendete Emmas Mama den Wagen und fuhr zurück. Als sie wieder vor ihrem Haus standen, bat ihre Mutter sie: „Emma, holst du bitte das Bild von Leon. Es liegt in seinem Zimmer auf dem Tisch." Murrend schnallte sich Emma ab und trottete zur Haustür. Als sie wieder heraus kam, lief ihr auch noch ein Junge vor die Füße. Emma sah genauer hin und erkannte den Jungen, der gestern im Musical den Löwen gespielt hatte. „Was für 'ne Lusche", dachte sich Emma. Ein Junge der tanzt, konnte doch gar kein richtiger Junge sein. Sie schubste ihn unsanft aus dem Weg und lief zum Auto, ihre Mutter wunderte sich zwar, wo Emma so lange gewesen war, fragte aber nicht nach. „Endlich!", nörgelte Leon, „das hat ja 'ne Ewigkeit gedauert." Am liebsten hätte Emma Leon mal ihre Meinung dazu gesagt, aber sie wollte keinen Streit anfangen, also hielt sie ihren Mund.

Nach einer Stunde Fahrt waren sie da. Leon sprang gleich aus dem Auto, als er Frederik sah. Das war der Hund ihrer Oma, mit dem, so meinte zumindest Leon, man prima Ritter spielen konnte. Emma tat der Hund eher leid, denn wer wusste schon, was Leon alles mit ihm anstellte. Sie selbst war aber auch froh, dass sie da waren, sie hatte ihre Oma schon fünf Monate lang nicht mehr gesehen, von Nina ganz zu schweigen. Sie spielten lange gemeinsam Monopoly und Karten und erzählten sich gegenseitig, was alles in der Zwischenzeit passiert war. Emma erzählte auch von ihren beiden Freundinnen Sarah und Maria und von Lea, ihrer besten Freundin, mit der sie leider nicht in eine Klasse kommen würde.

Der Nachmittag ging nach Emmas Meinung viel zu schnell um. Bei Oma war das Leben immer so einfach und so friedlich, so sollte es eigentlich immer sein. Als sie ins Auto stiegen, rief ihr Nina noch hinterher: „Kommt bald mal wieder."

Während der Heimfahrt drehte Leon mal wieder auf. „Wann sind wir endlich da, ich habe Hunger und Durst und auf die Toilette muss ich auch mal." Emmas Mama antwortete mit ziemlich genervter Stimme: „Leon, wir halten an der nächsten Raststätte an und dann kaufen wir dir was zu essen und zu trinken und da kannst du auch auf die Toilette." Die nächste Raststätte war schon in Sicht, da fragte Leon verlegen: „Mama, haben wir eine zweite Hose für mich dabei?" „Oh nein", stöhnte Emma, „Leon hat sich in die Hose gemacht."

Zuhause zog Emmas Mutter Leon um und Emma las ihr Buch weiter. Während sie las, ging ihr merkwürdigerweise ständig der komische Junge durch den Kopf. Nach dem Abendessen ging Emma ins Bett. Sie war total müde und schlief sofort ein. Ihr Vater war immer noch nicht wieder nach Hause gekommen.

Den Abend hatte sich Nico anders vorgestellt. Es gab Spinat zum Abendessen, obwohl seine Mutter genau wusste, dass Nico keinen Spinat mochte. Das Fernsehprogramm durfte heute Mia auswählen und „Die kleine Prinzessin", eine langweilige Kleinkindersendung, konnte Nicos Laune natürlich auch nicht heben. Also las er noch ein bisschen im Bett und schlief dann schlecht gelaunt ein.


Emma & Nico

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