Читать книгу Emma & Nico - Dirk Hartmann und die Klasse 5.3 von 2010 - Страница 6

DIE NEUE KLASSE

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Als Nico am nächsten Tag aufwachte, wollte er nicht zur Schule gehen. Er wäre viel lieber auf die professionelle Jazzschule gegangen, aber nein, seine Eltern hatten ihn ja nach Frankfurt schleppen müssen.

Emma fieberte dem ersten Schultag nach den Ferien schon entgegen, sie freute sich auf ihre neue Klasse, war aber auch ein bisschen traurig, weil ihre Freundin Lea in eine andere Klasse kommen würde.

Frau Fink brachte Nico in die Schule. Beide gingen ins Sekretariat und wurden dort vom Schulleiter begrüßt. „Ihr Sohn wird sich schnell an unsere Schule gewöhnen, wir freuen uns auf ihn! Falls es Probleme gibt, so lassen sie mich das wissen, ja?" Das war bisher immer so gewesen. Schon zweimal zuvor war Nico an neuen Schulen so begrüßt worden. Nach wenigen Tagen hatte es immer die gleichen Probleme gegeben, aber daran konnte kein Direktor der Welt etwas ändern. Die Hoffnung sollte man ja nie aufgeben, vielleicht waren seine neuen Mitschüler ja wirklich anders, netter, freundlicher zu ihm.

Nachdem sich Frau Fink bedankt und verabschiedet hatte, geleitete die Sekretärin Nico zu seinem neuen Klassenraum. Dort wartete er vor der Tür. Er fühlte sich ziemlich einsam und spürte die neugierigen Blicke vorbeilaufender Schüler in seinem Rücken. Ein paar von ihnen blieben stehen und warteten, dass der Unterricht beginnen würde. Nico schaute auf seine Uhr. Ob die Zeit noch reichte, um auf die Toilette zu gehen, weil er das zu Hause vergessen hatte? Er bog ein wenig zu schnell um die Ecke, denn er berührte das entgegenkommende Mädchen unsanft am Arm. „Aua, pass doch auf!", schrie das Mädchen ihm hinterher. Als Nico nach hinten blickte, sah er am Ranzen des Mädchens einen Anhänger mit dem Schriftzug: Emma. Sie erkannte Nico wieder. „So ein Mist, schon wieder der!", schimpfte sie laut vor sich hin. Als Nico zurück zur Klasse kam, schlenderte gerade der neue Lehrer um die Ecke. Er schloss die Tür auf und ging in den Klassenraum, die Kinder folgten ihm. Nico setzte sich auf einen Platz ganz weit hinten. Neben ihm saß ein Junge mit dunkelbraunen Haaren und einem roten Pulli. Als alle Schüler einen Platz gefunden hatten, stellte sich der neue Lehrer als Herr Hartmann vor. Dann sollten sich die Schüler vorstellen. Nico erfuhr, dass das merkwürdige Mädchen Emma Bauer hieß und zwölf Jahre alt war. Ihre Hobbies waren Lesen, Rätsel lösen und Shoppen. „So ein doofes Hobby", dachte Nico. Der Junge mit den dunkelbraunen Haaren hieß Matthias, war dreizehn Jahre alt und spielte gerne Fußball. Dann war Nico an der Reihe. Er erzählte, dass er Nico Fink hieß, dreizehn Jahre alt war und gerne Jazz tanzte, weiter kam er nicht. Die anderen unterbrachen ihn durch ein Kichern, aber das Kichern wurde zum Lachen und dann zum Grölen. Die Klasse lachte ihn aus! Nur Herr Hartmann klatschte in die Hände und rief: „Ruhe! Ruhe bitte! Tanzen ist doch auch eine ganz normale Sportart!"

Die nächsten Schulstunden waren die Hölle. Viele Mitschüler ließen immer wieder beleidigende Sprüche los. So meinte Bernd zum Beispiel, nachdem Nico eine falsche Lösung an die Tafel geschrieben hatte: „Tänzer haben halt nichts im Hirn!" Als es nach einer weiteren dieser fürchterlichen Stunden endlich zur Pause klingelte, war Nico einer der letzten, die den

Klassenraum verließen. Im Flur wurde, wie so oft, gedrängelt und Nico wurde hin und her geschubst. Er wollte sich gerade bei dem Mädchen entschuldigen, das er versehentlich angerempelt hatte, da erkannte er, dass es Emma war. Sie fauchte: „Lass mich gefälligst in Ruhe, du Jazz-Hirni rempelst mich schon zum dritten Mal an! Wenn du mir noch ein einziges Mal wehtust, dann geh ich zum Direktor und dann gibt es Stress!" Daraufhin erwiderte Nico nur kurz „Ja, ja, ist schon gut, ich werde aufpassen!" Dann lief er weg. Emma dachte: „Was für ein Feigling, hat Angst vor Mädchen."

Als die Schule endlich zu Ende war, wurde Emma von ihrer Mutter abgeholt. Ihr kleiner Bruder war auch dabei, er redete unablässig auf sie ein und erzählte, was ihm heute in seiner Schule passiert war. Emma war genervt.

Nico musste nach Hause laufen, denn seine Eltern mussten arbeiten. Als seine Eltern am Abend endlich nach Hause kamen, fragten sie neugierig, wie der erste Tag in der neuen Klasse gewesen sei. Als Nico erzählte, dass sie ihn Jazz-Hirni genannt und blöde Sprüche losgelassen hatten, wollten sie gleich mit dem Klassenlehrer reden, aber Nico meinte: „Das ist nicht nötig. Das kann ich selbst machen!"

Am Abend bettelte Nico noch einmal und versuchte seine Eltern umzustimmen, ob er nicht doch auf die Jazz-Schule wechseln durfte. Aber seine Mutter meinte: „Dafür haben wir nicht genug Geld, denk mal daran, wie viel wir bezahlen müssten, dann könnten wir sonst nichts mehr zusammen unternehmen, zum Beispiel nicht mehr ins Schwimmbad, in den Urlaub, in den Freizeitpark oder solche Dinge, die dir Spaß machen. Wir müssten dann alles in diese Privatschule investieren." Damit gab sich Nico zufrieden, denn er liebte die Ausflüge mit seinen Eltern.

Danach ging Nico in sein Zimmer und las in seinem Buch weiter. Nach ein paar Seiten musste er an Emma denken, eigentlich sah sie ja ganz nett aus! Vielleicht sollte er sich bei ihr entschuldigen? Aber andererseits..., sie hatte ihn so angefaucht und angeschrien! Wieso sollte er sich entschuldigen und nicht sie? Etwa nur, weil sie hübsch war? Irgendwie war sie aber auch wirklich sehr, sehr zickig! Zwei Stimmen stritten sich in Nicos Kopf. Eine Stimme flüsterte: „Entschuldige dich bei ihr, dann wird alles einfacher!" Aber die andere Stimme erwiderte: „Wieso sollst du dich entschuldigen? Sie ist doch so bockig und gemein!" Nico hielt sich die Hände auf die Ohren, aber das brachte nichts, denn die Stimmen kamen ja von innen! Also rief er „Ruhe!" Da kam seine Mutter herein und fragte: „Wieso Ruhe? Du allein brüllst hier doch herum? Beruhige dich jetzt und schlafe, denn du musst morgen früh raus!" Nico fragte: „Wieso? Bringst du mich nicht mit dem Auto zur Schule?" Seine Mutter antwortete: „Nein, leider muss ich wieder arbeiten. Heute hat mein Chef eine Ausnahme gemacht, aber ab Morgen geht das nicht mehr." Dann ging sie hinaus und knipste das Licht aus. Kurz darauf schlief Nico auch schon.

Am nächsten Tag kündigte Frau Schwarz, die Deutschlehrerin, an, dass sie nächste Woche Montag eine Deutscharbeit schreiben würden. Das regte Nico auf. „Wieso schreiben wir schon so früh eine Arbeit?" „Oh Mann, du hast ja wohl gar keine Ahnung. In diesem Halbjahr müssen wir zufälligerweise drei Arbeiten in Deutsch schreiben, Herr Schlaufink!", erwiderte Emma höhnisch. Jetzt war sich Nico sicher! Er würde sich nicht bei Emma entschuldigen!

Gesagt, getan, die Deutscharbeit wurde geschrieben. Nico hatte sofort danach ein schlechtes Gefühl, denn er meinte, mindestens zehn Fehler zu haben! Am Nachmittag würde er wieder zum Tanzen gehen. Er freute sich darauf, denn Jazz entspannte ihn und befreite seinen Kopf von den Problemen, die ihn in der letzten Zeit plagten.

Emma hatte bisher noch keinen Fehler entdeckt und war ziemlich stolz darauf! Sie ging am Nachmittag zu ihrer besten Freundin Lea. Auf dem Weg dorthin sah Emma, wie auf der anderen Straßenseite Nico mit zwei Mädchen lief. Sie duckte sich schnell hinter einen parkenden Wagen, denn sie wollte auf gar keinen Fall gesehen werden. Was waren denn das für Mädchen, die sich mit diesem komischen Jungen abgaben? Die eine war ungefähr fünfzehn Jahre alt und die andere wahrscheinlich sogar noch älter. Emma fragte sich: „Woher hat Nico zwei so hübsche Freundinnen?" Doch dann verdrängte sie den Gedanken wieder. Sie ärgerte sich nun darüber, dass sie sich hinter dem Auto versteckt hatte. Das hatte sie doch gar nicht nötig, sie war schließlich die coole Emma und nicht an dahergelaufenen Traumtänzern interessiert!


Emma & Nico

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