Читать книгу Im Bett mit dem Teufel - Dolores Schmidinger - Страница 9

Joachim September 1994

Оглавление

Der Joachim hat schlecht geschlafen. Mitten in der Nacht ist er aufgewacht, und die Stimmen waren wieder da. Sie sind aus dem Keller gekommen. Er ist aufgestanden und hat das Haus durchsucht, ob irgendjemand sich da unten aufhalten würde. Aber er hat niemand vorgefunden. Die Heizungsrohre haben wohl geknackt.

Vor zwei Monaten hat das mit den Stimmen angefangen. Zuerst hat er gedacht, die Nachbarn hätten wieder einmal den Fernseher zu laut aufgedreht, aber dann ist es ihm klar geworden, dass die Stimmen hier in seinem Haus zu ihm gesprochen haben.

Zuerst hat er nichts verstehen können, es war ganz einfach ein sinnloses Gebrabbel, aber dann ist ihm klar geworden, dass sie über ihn reden, höhnisch hinter seinem Rücken sich über ihn lustig machen.

Aber was noch ungewöhnlicher ist: Seit ein paar Wochen besucht ihn der Geist seiner Großmutter.

Und heute Morgen sitzt sie wieder neben ihm am Frühstückstisch. Sie trägt das Nachthemd aus rosa Flanell und darüber einen Schlafrock aus geblümtem Frottee.

Fast zehn Jahre hat er mit dieser Frau in einem Bett geschlafen, das erzeugt eine enge Bindung. Er kennt ihr Schnarchen, das Geräusch ihrer Furze, aber auch ihre Wärme und Zärtlichkeit, wenn sie ihn vor dem Einschlafen mütterlich an sich gedrückt hat.

Eigentlich freut er sich, dass sie ihm erschienen ist, denn er hat einige Fragen an sie.

»Oma, sag mir, was ich tun soll!«, sagt er und streicht sich ein Brot mit selbst gemachter Marmelade. Er überlegt kurz, ob er ihr auch ein Brot machen soll, aber dann fällt ihm ein, dass Geister keine Nahrung benötigen. »Ich habe das Keuschheitsgelübde gebrochen wegen dieser Eva. Der Trieb hat mich übermannt. Ich muss es dem Professor beichten und ich werde bestraft werden! Oma, ich habe Angst!«

Und die Großmutter spricht zu ihm:

»Es ist mir nicht recht, dass diese Frau in meinem Bett liegt. Noch dazu auf meiner Seite. Ich glaube, sie will meine Zähne stehlen!«

Die Großmutter spricht von dem Glas am Nachtkästchen, in dem sie ihre Zahnprothese aufbewahrt hat. Und jetzt bemerkt der Joachim auch, dass sie keine Zähne im Mund hat. Dass ihr Mund sich in Falten legt und dass beim Sprechen ein leichtes Zischen hörbar wird.

»Dass der Trieb dich übermannt!«, äfft sie ihn nach. »Ich habe mein Leben lang keine Erfüllung in der Liebe gefunden, und schau, wie gut es mir geht!«

»Bei Frauen ist das anders«, belehrt sie jetzt der Joachim, »die haben kein so starkes Triebleben wie ein Mann. Ein Mann muss kämpfen mit der Natur, um das Begehren abzutöten. Ich habe gekämpft und bin besiegt worden von Luzifer, dem Verführer.«

Er legt die Arme auf den Tisch und bettet seinen Kopf darauf.

»Du fehlst mir, Oma!«, sagt er dann. Als er sich wieder gerade hinsetzt, ist der Geist verschwunden. Hat sich in Luft aufgelöst.

Im Bett mit dem Teufel

Подняться наверх