Читать книгу Jhoseph und die Villeroy Lady - Doreen Brigadon - Страница 8

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Zweiter Tag

In der Früh wurde ich wieder pünktlich wach, duschte und ging zum Frühstück. Herta war noch alleine, und da konnte ich sie gleich fragen, ohne dass der Butler gleich wieder etwas zu murren hatte.

„Herta, könntest du mir heute oder diese Woche was zum Putzen borgen?“

„Was brauchst du und für was?“

„Ich möchte das Büro putzen, damit ich dort arbeiten kann.“

„Für was brauchst du ein Büro?“

„Ich habe die Papiere von den Autos geordnet und will sie wo hinstellen. Damit ich alles parat habe, wenn ich etwas brauche. Ansonsten muss ich immer eine halbe Stunde suchen, wenn ich etwas benötige.“

„Das ist bis jetzt keinem eingefallen! Nein, ich gebe dir nichts zum Putzen!“

Ich war überrascht und wollte schon fragen wieso, da sagte sie auch schon: „Ich werde dir Doris rüber schicken. Es gehört sowieso mal wieder grundgereinigt. Dann kann sie gleich alles putzen. Rudolf wird zwar etwas murren, aber wenn es die gnädige Frau anschafft, kann nicht mal er was dagegen tun. Das erledige ich für dich.“

„Danke, du bist ein Schatz“, und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

Und wieder kam der Butler dazwischen. Er sah sehr grimmig drein und konnte sich nicht verkneifen zu sagen:

„Die gnädige Frau wartet!“

Ich sah auf die Uhr, es war erst 7 Uhr vorbei. Und um halb 8 Uhr sollten wir erst starten. Ich sagte nichts dazu, drehte mich um und ging in die Garage, um den Mercedes zu holen. Als ich vor dem Haus stand, kam der Butler dahergelaufen und sagte: „Was nehmen Sie sich heraus und fahren mit dem Mercedes vor!“

Was er nicht sah, war, dass Frau Voss schon hinter ihm herkam. Ich brauchte auch gar nichts zu antworten, das erledigte sie schon.

„Weil ich es ihm gestern schon gesagt habe! Und wenn etwas nicht stimmt oder passt, werde ich ihn selber rügen. Und außerdem, sollte nicht Doris das Nebenhaus schon gründlich geputzt haben?“

„Ich habe es ihr diese Woche anschaffen wollen, aber der neue Chauffeur hat ja schon früher kommen müssen!“, sagte er etwas spitz.

„Es war so ausgemacht, wenn es sich ausgeht, dass er früher kommt. Und ich habe es Ihnen gleich gesagt, dass das Haus geputzt gehört, wenn er kommt, damit es sauber ist! Ich will, dass das Haus bis am Abend ganz sauber ist!“

„Aber …“

„Nichts aber! Wenn sie es nicht alleine schafft, soll ihr das Küchenmädchen helfen, oder sonst müssen Sie mit Hand anlegen.“

Stieg ein und schmiss die Türe zu. Ich war gar nicht dazu gekommen, ihr aufzumachen. Ich setzte mich auch ans Steuer, fuhr los und überlegte nur, wieso sie es wusste. Ich hatte es erst vorhin Herta gesagt. Ich sah ständig zu ihr zurück. Sie musste meine Blicke bemerkt haben.

„Was ist, Jhoseph, dass du ständig zu mir zurück blickst? Ist es wegen gestern Abend?“

„Nein, wegen gerade vorhin, das mit dem Butler. Wieso wussten Sie es?“

„Herta kam zu mir ins Büro und fragte, ob es möglich wäre, dass Doris das Haus putzen würde. Dabei dachte ich, dass es schon geputzt wäre.“

„Ja geputzt könnte es schon sein, aber nicht alle Räume. Ich bin leider keine Frau, dass ich das sagen könnte, aber das Büro war schon sehr staubig.“

„Wozu benötigst du das Büro?“

„Für die Papiere von den Autos und eventuell Korrespondenz mit Werkstatt und Versicherung. Oder geht das durch Ihre Hand?“

Sie sah mich kurz böse an, aber sprach ruhig weiter.

„Ich weis nicht genau, wo alle Papiere von den Autos landen. Nach meiner Durchsicht und dem Okay wird es an meinen Verwalter geschickt. Wo es nachher hinkommt, weis ich nicht. Die Chauffeure mussten sich immer bei ihm melden, wenn sie etwas benötigten. Sonst ging es sowieso über die Anwälte, wenn irgendein Schaden war.“

Jetzt wusste ich auch, wieso so wenige Papiere da waren. Mir fehlten aber mehr als die Hälfte.

„Jetzt habe ich mal eine Frage an dich“, sagte sie.

„Ja, bitte?“

„Wieso sagst du immer Butler zu Rudolf?“

„Weil ich ihn nicht mag und er mich auch nicht. Und ich kann mich nicht überwinden, „Rudolf“ zu sagen.“

Sie lachte herzlich. So hatte ich sie noch nicht lachen gehört.

„Das kann ich verstehen. Ich kenne ihn schon fast mein ganzes Leben lang. Aber jetzt wird es mir auch schon zu viel, wie er sich manchmal benimmt. Gut, dass er nur mehr zwei Jahre zur Pensionierung hat. Dann kann ich mir endlich einen neuen suchen. Eigentlich hätte ich ihn gerne nach dem Tod meines Vaters entlassen wollen, aber im Testament stand, dass ich ihn bis zur Pensionierung behalten muss!“

„OH“, konnte ich nur sagen.

Jetzt wusste ich auch, wieso sie ihn ‚duldete‘. Dann war es eine Weile still.

„Ich werde veranlassen, dass dich heute jemand in der Firma herumführt. Ich hoffe, besser als zu Hause. Damit du auch weist, was wir alles machen.“

Ich wusste etwas mehr, als sie ahnte, sagte aber nichts. So fuhren wir weiter in die Firma. Dort angekommen, stieg sie wie gewohnt aus, und ich stellte das Auto auf den Parkplatz. Dann ging ich wieder hinein. Silvia, die Empfangsdame, wartete schon auf mich.

„Das ist Herr Hermann. Er wird mit dir eine Führung machen.“

„Och schade! Warum kannst du das nicht machen?“

„Weil ich dazu nicht berechtigt bin“, lächelte sie mich lieb an.

Ich begrüßte ihn, und schon ging es los. Ich durfte mich in die Höhle des Löwen wagen. Denn nicht jeder, der mit der Firma zu tun hatte, durfte auch hinein. Meistens nur in die Besprechungszimmer. Mehr wurde nicht gezeigt. Ich genoss die Führung und zum Schluss gingen wir wieder zum Personalchef, wo ich meine Karte bekam, die mich berechtigte, fast überall hinzugehen. Herr Hermann zeigte mir dann auch noch die Kantine, wo ich jeden Tag zu Mittag essen konnte, falls die Chefin nicht auswärts aß. Nachmittags konnte ich, wenn es sich ausginge, noch gratis Kaffee und Kuchen holen. Wir gingen dann auch gleich essen und er erklärte mir, wie alles funktionierte. Da ich der Chauffeur von der Chefin war, hatte ich Essen und Trinken frei. Bevor ich noch fertig war, klingelte mein Telefon.

„Ja, bitte Frau Voss.“

„Bitte um 15 Uhr mit dem Wagen vor der Firma warten. Danke!“, und hängte wieder wie gewohnt auf.

Sie wartete gar keine Antwort ab. Ich trank dann doch noch Kaffee und aß einen Kuchen dazu. Das wollte ich eigentlich erst später machen, aber später war dann schon zu spät.

Ich suchte noch die Toilette auf. Dort musste ich mich in eine Kabine verziehen, so bekam ich ungewollt ein Gespräch mit. Zwei Männer kamen rein und sprachen über die Chefin. Zuerst wusste ich nicht, um welche es ginge. Es gibt ja verschiedene Abteilungen.

Der eine sagte:

„Die Chefin ist heute wieder schlecht drauf.“

Der andere:

„Ja wahrscheinlich hatte sie am Wochenende keinen Sex. Da ist sie immer so mies drauf.“

Der erste:

„Weißt du schon was, ob sie schon einen neuen Chauffeur hat?“

Der andere:

„Ich habe schon etwas munkeln gehört, aber gesehen habe ich ihn noch nicht. Der Arme tut mir leid, bei so einer Chefin!“

Der erste:

„Mir auch.“

Dann kam jemand rein und sie verstummten und bald darauf gingen sie auch schon wieder. Ich wartete noch, bis der Mann auch verschwand. Also so wurde über die Chefin gesprochen. Nicht sehr fein. Denn das Privatleben kann ihnen Wurst sein. Aber es wird leider in jeder Firma gerne getratscht und gemunkelt. So auch hier. Und wieso tat ihnen der Chauffeur leid? Das verstand ich nicht. Ich ging zurück zur Empfangshalle und bedankte mich noch für die prompte und schnelle Hilfe bei Silvia.

Dann ging ich zum Auto. Ich hatte noch etwas Zeit und beschäftigte mich mit dem Armaturenbrett, was wie funktionierte. Hatte noch nicht Zeit und die Möglichkeit, alles anzusehen. Kurz vor 15 Uhr fuhr ich vor und keine Sekunde zu spät. Denn sie kam auch schon mit zwei Männern heraus. Ich hielt die Türe auf und sie gab mir einen Zettel in die Hand.

„Bitte die erste Adresse anfahren.“

Ich stieg ein und tippte die Adresse ins Navi. Es dauerte kurz, dann schrie es schon, wie ich fahren musste. Dieses Navi war etwas lauter als das in der Limo. Ich versuchte es während der Fahrt leiser zu drehen. Heute hatte ich schon kein Navi mehr gebraucht, um in die Firma zu kommen. Gut, dass die Fahrt nicht lange dauerte und das Navi nicht viel sprechen musste. Dafür redeten sie hinten umso mehr. Während sie ausstiegen, versuchte ich das Navi leiser zu stellen. Dann stieg ich auch aus und sah mir das Gebäude an, vor dem wir standen. Ich kratzte mich am Kopf, dadurch rutschte meine Kappe zurück und ich konnte nur den Kopf schütteln. Denn im Mercedes habe ich so einiges aufgeschnappt. Und das wollte sie kaufen? Ich rückte die Mütze wieder zurecht und sah in dem Moment zu ihr. Sie sah mich an und dann machte sie mit dem Kopf einen Ruck zum Gebäude. Ich sah sie entsetzt an und schüttelte den Kopf und die Hände. Dann sprach sie noch mit den Männern und kam wieder zum Auto zurück.

„Bitte zum nächsten Ziel“, sagte sie und stieg ein.

Ich fuhr weiter und hörte so einige Sprachfetzen. Es ging darum, dass sie ein Gebäude brauchte und dieses wollten sie ihr um eine Million Euro verkaufen. Ich glaube, sie sah meinen Blick im Spiegel, leider musste ich mich auf die Fahrt konzentrieren. Sie hatte recht, hier hätte ich mit der Limo kaum fahren können. Bei der ersten Kurve wäre ich schon stecken geblieben. Der Mercedes war zwar auch groß, aber nicht so lang. Das andere Gebäude sah zwar besser aus, war aber auch kleiner. Sie verhandelten einige Meter weiter von mir. Mich würde das Gebäude von innen interessieren und wofür es genützt werden sollte. Sie stand so, dass sie zu mir rüber sehen konnte und die Männer mir den Rücken zu kehrten. Frau Voss sah zu mir, so als würde sie meine Meinung wissen wollen. Ich zuckte mit den Schultern und mit der Hand drückte ich zu Boden. Ich hoffte, sie wusste, was ich damit sagen wollte. Sie redeten weiter, danach kamen sie zurück und stiegen ins Auto. Es wurde noch weiter diskutiert, während ich sie zur Firma zurückbrachte. Die Männer stiegen aus und verabschiedeten sich von ihr. Wir fuhren wieder nach Hause. Vorher musste ich wieder tanken fahren. Da fielen mir die zwei anderen Autos ein.

„Frau Voss?“

„Ja bitte?“

„Gestern bei der Durchsicht der Papiere und ich habe es heute in der Früh auch nochmal kontrolliert, bin ich draufgekommen, dass wir bald beim Cabrio die Plakette machen lassen müssen und bei der Limo bis spätestens Ende des Jahres.“

Sie sah mich verwirrt an.

„Und was habe ich damit zu tun? Das ist doch deine Aufgabe.“

„Ich wollte Sie nur informieren darüber, nicht dass dann das Auto in der Werkstatt ist und Sie gerade dann damit fahren wollen.“

Jetzt wusste sie auch, worauf ich hinauswollte. Sie war anscheinend mit ihren Gedanken nicht anwesend gewesen.

„Okay, lass dir von der Firma einen Termin machen. Das geht, wie du weißt, viel schneller, als wenn du selber anrufst. Und mir sagst du dann, wann und wie lange das Auto nicht verfügbar ist.“

„Danke, das werde ich machen.“

Der Tank war auch voll und ich ging bezahlen. Auf der Autobahn, wo es leichter war zu fahren, fragte sie mich dann: „Wieso war das erste Gebäude nichts, deiner Meinung nach?“

„Es war zu alt, zu brüchig und zu teuer.“

„Das hast du nach einem Blick gesehen?“

„Ja. Ich würde es nicht mal geschenkt nehmen. Weil man zu viel reinstecken müsste.“

„Du weißt ja gar nicht, wofür ich das Gebäude brauche“, sagte sie etwas beleidigt.

„Das ist egal. Es ist für alles zu teuer.“

„Und das andere?“

„Von außen sieht es ziemlich gut aus. Mich würde das Innenleben interessieren. Und wie viel sollten Sie für das Gebäude bezahlen?“

„900 000 Euro“

„Viel zu teuer! Die wollen von Ihnen abkassieren und das alte Gebäude weghaben wollen. Nicht einmal der Grund alleine wäre es wert. Besser alles abreißen und neu bauen.“

„Meine Manager sagen, neu bauen würde teurer kommen.“

„Wofür brauchen Sie es eigentlich?“

„Wir müssen einige Zweigstellen vom Gebäude ausquartieren. Für die würde ich das brauchen.“

„Ehrlich gesagt würde ich dort nicht einmal Tiere nach der Renovierung unterbringen.“

„Wieso?“

„Ich würde mich fürchten, dass irgendwann alles zusammenfällt. Trotz Renovierung.“

„Und was würdest du mir vorschlagen?“, fragte sie jetzt ganz neugierig.

„Entweder würde ich nebenan neu dazu bauen oder Zweigstellen mit gleicher Richtung zusammenlegen. Ich habe heute beim Rundgang gesehen, dass sehr viele Plätze frei sind und nicht genutzt werden.“

„Und was würde dir da vorschweben?“

„Bei manchen Räumen würde es reichen, Trennwände aufzustellen. Und man könnte aus einem großen Raum zwei kleinere Räume machen. Das käme sicher um vieles billiger.“

Ich sah, wie es bei ihr arbeitete.

„An so etwas haben meine Manager nicht gedacht.“

„Ja, die denken mehr in ihre Tasche!“

Sie lächelte und dann grübelte sie die weitere Fahrt darüber nach. Zu Hause angekommen, ging sie ins Haupthaus. Nachdem ich das Auto in die Garage gestellt hatte, ging ich in die Küche. Der Range Rover war auch schon wie versprochen hier. Es war wie gestern, nur Herta da. Ich bekam mein Abendessen und wir redeten, was heute so los gewesen war. Das wichtigste hatte sie mir nicht gesagt und ich dachte auch nicht daran. Erst als ich in das Nebenhaus ging, fiel mir zuerst der Duft auf. Dann ging ich durch alle Räume. Es war alles ganz frisch geputzt. Sogar meine Bettwäsche war frisch überzogen. Alle Achtung! Die spurten ja direkt, wenn sie was sagte. Ich brachte noch meine Ordner in das Büro und auch die restlichen Utensilien und schlichtete alles ein. Dann ging ich wieder zur Garage und testete den Range Rover. Der spurte nun wie eine Eins! Kaum war ich wieder im Haus, läutete das Telefon. Frau Voss rief an.

„Und wie geht es dem Range Rover?“

„Der schnurrt wie eine Katze. Aber wieso wissen Sie es?“

Zuerst dachte ich, sie hat aus dem Fenster gesehen.

„Rudolf“, sagte sie nur.

„Ach herrje! Habe ich ihn nicht gefragt, ob ich damit fahren darf?“

Sie lachte wieder laut.

„Ja, er ist ganz erbost gekommen und hat dich verpetzt, dass du ohne Erlaubnis gefahren bist. Ich musste es ihm wiedersagen, dass du keine Erlaubnis dafür brauchst, das gehört zu deiner Arbeit. Ihn wurmt es nur, dass ich nichts mehr über ihn ausrichten lasse und dass du nicht über ihn fragen lässt, ob du etwas erledigen musst, sollst oder darfst. Geschieht ihm ganz recht. Denn ich bin mittlerweile draufgekommen, dass er manches falsch weitergibt. Dass die anderen dann immer die schlimmen und dummen gewesen sind. Speziell die Chauffeure, und den Grund kennst du ja. Also, gute Nacht, bis morgen.“

Ich kam gar nicht dazu, auch noch „Gute Nacht“ zu sagen, denn sie hatte schon wieder aufgehängt. Aber diesmal hatte sie sich verabschiedet.

Eigentlich wollte ich danach noch etwas arbeiten, aber ich war schon so müde, dass ich nach dem Duschen sofort ins Bett fiel.

Jhoseph und die Villeroy Lady

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