Читать книгу Die kleine Schule - Elke Lehne - Страница 5

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3. Die drei Waldgeister

Untereinander nannten sie sich nie beim Namen, und ich glaubte auch lange, sie hätten gar keine, obwohl mir so war, als hätte ich ihre Namen schon einmal ausgesprochen, aber leider war ich mir da nicht sicher.

Sie gehören einfach so zusammen, ob mit oder ohne Namen, wen stört es?

Man hatte sowieso den Eindruck, sie verstünden sich wortlos. Das war natürlich falsch.

Ihr Aussehen war und ist höchst verschieden, sie sind sich aber trotzdem irgendwie ähnlich, obgleich dass ein jeder von ihnen mit absoluter Sicherheit abstreiten würde.

Der erste, der Große, wirkt sehr vornehm, geht sehr aufrecht, fast zu gerade, er trägt seine braunen mittellangen Locken meist offen und stets frisch frisiert. Seine Kleidung passt immer in jedes Straßenbild moderner Städte, ein Blickfang, nicht nur für die Damenwelt, topchic. Meist trägt er – passend zu seinem Hemd - eine feine Schleife mit kleinen Pünktchen oder manchmal mit einem dezenten Karomuster und selbstverständlich den passenden Manschetten dazu. Natürlich ist seine gesamte Kleider-Kollektion bis ins Detail aufeinander abgestimmt, oft wiederholt sich das aktuelle Motiv sogar an den Mantel- oder Jackettaschen und den Hosenumschlägen. Wenn man ihn so anschaut, weiß man, wie ein echter Mann von Welt ausschaut - was immer das bedeutet.

Dabei ist ausgerechnet er der Clown, der Ulkigste von allen, der Schalk sitzt ihm im Nacken – zu jeder Tages- und Nachtzeit.

Die beiden anderen sind nicht so aufwändig gekleidet: Der Kleine trägt immer diesen langen weiten Mantel mit den riesigen Taschen (dass vertuscht seine rundliche Figur – meint er), dazu liebt er seine bequemen hellen Cordhosen, die sich an Hosenträgern festhalten, um nicht herunterzurutschen und vor allem trägt er voll Stolz den alten Wanderhut mit vielen Abzeichen, den er einmal an einem Gipfelkreuz entdeckt und mitgenommen hat. Dessen weicher, seidig schwingender Gamsbart hatte es dem Kleinen angetan.

Der Hut passt genauso zu ihm wie die alten halbhohen geschnürten Treter, die ebenfalls ziemliche Gebrauchsspuren aufweisen. Auch sein warmer dunkelgrüner Sweater ist bereits älteren Datums.

Genau dieser Waldgeist ist der Denker in dieser Kleinfamilie - mit einer Denkerglatze. Diese wird allerdings von dem geliebten Hut verdeckt. Vielleicht liebt er ihn gerade deshalb. Drumherum schauen viele kurze dunkle Haare hervor und vermitteln den Eindruck einer prachtvollen Frisur.

Er wägt fast immer genau ab, ehe er etwas ausspricht, aber seine Meinung zählt. Er spricht wenig, hat dafür aber auch einfach fast immer recht.

Im Zweifelsfalle hören alle auf ihn. Damit sind die drei Waldgeister bisher sehr gut gefahren.

Nun und Nr.3 sieht halt aus wie ein Waldgeist so aussieht – knorrige Gestalt – mittelgroß - kantiges Gesicht – große Nase – wild wuchernde ungekämmte Haarpracht in einem undefinierbaren Blond, dazu ein rotblonder, fast roter üppiger Rauschebart, der zu seinem weiteren Antlitz passt – dazu ebensolche Augenbrauen - insgesamt ein etwas einfältiges Aussehen. Aber das täuscht ein wenig, er besitzt eine gehörige Portion Bauernschläue.

Das Allerbeste an ihm sind seine munteren aufmerksamen blaugrauen Augen, in denen sich alle Güte dieser Welt vereint. Seinem Anzug fehlen die Knöpfe und den Hosenbeinen etwas an Länge – aber sein Spruch dazu ist: „Es gibt Schlimmeres auf der Welt!“

Die kleine Schule

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