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Tag eins

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Am nächsten Morgen, also am eigentlich ersten richtigen Tag unserer Rundreise, werden wir vor dem Frühstück zu einem kleinen Spaziergang über das Gelände der Lodge gebeten. Unterwegs treffen wir, wie bestellt, die meisten Tiergruppen vom Vortag, nur sind heute die Gruppen etwas kleiner und sie rennen nicht so schnell davon wie gestern wegen der Autos.

Auf einem kleinen Hügel mit sehr schöner Aussicht, inmitten von Felsen und sogar richtig grünen Bäumen, bekommen wir ein hervorragendes Frühstück serviert. Der Picknickplatz selbst ist richtig urig hergerichtet, mit Holztischen und Bänken und umgeben von einer Mauer aus Natursteinen. Alles ist sehr schön gedeckt und neben allerlei Wurst und Käse, die auf verschiedenen Platten angerichtet sind, werden uns noch, auf einer offenen, ebenfalls mit Steinen gemauerten Feuerstelle, sogar Eier nach Wunsch von einigen Einheimischen gebraten.

Nach der Rückkehr zur Lodge und den dort nötigen biologischen Verdauungsritualen soll es dann nach dem Bezahlen der Getränke so richtig losgehen.

Wir neun Urlauber und unser Reiseleiter Clas, der auch gleichzeitig unser Fahrer ist, sitzen für die nächste Zeit in einem Sprinter und zwar auf Einzelsitzen an den Fenstern auf beiden Seiten. In der Mitte des Fahrzeugs sind so etwas wie winzig kleine Kunststofftische angebracht, vermutlich, um dort die ach so wichtigen Getränke abzustellen, in der Praxis dienen sie aber eher als Stolperfalle zu den hinteren Plätzen.

Die Sitze selbst könnten etwas bequemer sein und leider erkennen wir beide schnell, daß es einige Sitzplätze gibt, bei denen sich die Fenster nicht öffnen lassen, die also besonders schlecht fürs Fotografieren während der Fahrt oder eben vom Bus hinaus sind. Genauso schnell ist auch klar, daß gerade die Fenster sowieso ein Problem werden können, denn eine der Mitreisenden schreit sofort, als ich es vor Hitze nicht mehr aushalte und mein Fenster, das sich hinter ihr befindet, etwas öffne.

Lautstark wird gemeckert, es würde ziehen und es sei kalt! Lausis Bitte, weil es aber doch sehr heiß im Bus ist, dann doch die Klimaanlage einzuschalten hat auch so gar keinen Erfolg, denn dieses wichtige Teil funktioniert eben nicht! Toll, wie soll das weitergehen, wenn es schon jetzt gegen Mittag draußen sehr warm wird und damit auch im Inneren des Busses. Wir werden dann wohl einfach ganz nett durchgekocht. Vielleicht haben dann wenigstens die armen, hungernden Tiere hier einmal etwas Positives von uns Touris!

Diese Aussage daß es zieht, was aufgrund der Tatsache daß sie vor mir sitzt und keines ihrer Härchen sich auch nur ansatzweise bewegt hatte, da der Fahrtwind eigentlich selten nach vorne geht, so eigentlich gar nicht stimmen kann, ist passend für diese auch nicht mehr ganz junge, graublonde, nicht gerade ganz schlanke Tussi. Eine andere Bezeichnung als Tussi fällt mir für sie schon jetzt nicht mehr ein, obwohl ich zwischenzeitlich mit meinen großen Ohren, die ich so gerne ausfahre, herausgefunden habe, daß sie Sigrid heißt und hier mit ihrer Tochter, die sie Mägi nennt, unterwegs ist.

Sigrid muß auch, wie sie immer wieder und nicht nur einmal lautstark verkündet, krankheitsbedingt die Beine hochlegen. Dies tätigt sie vor allem indem sie ihre Füße auf die kleinen Mitteltischchen legt und somit haben die davor Sitzenden deren Dreckschuhe oder Socken auf ihrer Tisch-Ablagefläche, und neben ihren Armen. Wenn sie so krank ist, weshalb unternimmt sie dann so eine Busreise? Na ja, aber schon dieser erste Eindruck deutet auf eine ausgezeichnete Erziehung und ein noch besseres Verhalten hin!

Mehr fällt mir zuerst einmal dazu nicht ein, jedoch flüstere ich diesen, meinen ersten netten Gedanken doch leise meinem Sohn zu, der nur durch ein Tischchen getrennt, direkt neben mir ganz hinten im Bus sitzt.

Tochter Mägi, eine andere Schreibweise, höchstens noch eine mit zwei „ä“ fällt mir für diese, etwa vierzigjährige Tochter wirklich nicht ein, ist von ihrem Auftreten her bereits eindeutig für mich als ebenso unhöflich, unmöglich und zudem als hochgestört eingestuft! Eigentlich sieht sie auf den ersten Blick ganz gut und sogar attraktiv aus, jedoch fallen dann beim näheren Hinsehen die leicht abwärts geneigten Mundwinkel und auch die Fältchen an den Augen auf. Das ist natürlich immer noch nichts Negatives. Leider jedoch redet sie heute enorm viel und dies ohne Punkt und Komma und scheint es darauf abzulegen, dabei entweder recht zu haben oder zu belehren.

Schon gestern hatte ich eigentlich ganz zufällig bemerkt, daß sie versucht, sie denkt vermutlich dies mache sie so was wie heimlich, immer wieder irgendwelche Tabletten ungesehen einzuwerfen. Bei intensiver, also näherer Beobachtung, meine Neugier bringt mich dazu, ist mir als alter Pädagogin auch schnell klar, weshalb. Tochter Mägi leidet eindeutig an ADHS, der immer häufiger auftretenden Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung, die ich seit meinem Studium vor sehr vielen Jahren sehr gut kenne, häufig damit zu tun hatte und sie durch eine sogenannte Psychologin in unserer nächsten Wohnumgebung oft hautnah ertragen mußte, nicht von den Patienten, sondern von der Therapeutin selbst! Schlicht und einfach, ich weiß, wovon ich rede und sicher ist, daß ich mich mit dieser Materie sehr gut auskenne.

Mägi hat, wie sich jetzt schon sehr auffällig zeigt, häufig nicht nur Probleme still zu sitzen, sondern auch still zu sein, also einfach mal den Mund zu halten. Wie sich dann auch im weiteren Verlauf der Reise zeigt, steht sie tatsächlich schon morgens, selbst beim Frühstück, irgendwo in der Landschaft herum oder läuft hin und her. Sie kann also einfach nicht längere Zeit sitzenbleiben. Auch bei den gemeinsamen Essen bleibt sie, wie schon am ersten Abend und auch beim Frühstück zu bemerken war, nie lange bei uns am Tisch sitzen. Oft wippt sie mit dem Fuß, bewegt ein Knie ununterbrochen hin und her oder behauptet, sie brauche dringend ihre Sportbetätigung und sie muß jetzt laufen. Na ja, nur so einfach durch die Gegend laufen ist wohl hier in Afrika, selbst auch auf dem Gelände der Lodges, nicht immer so ganz ungefährlich oder irre ich mich da? Zudem wie soll das bei der Fahrt im Bus funktionieren? Da gibt es vermutlich nur die angeblich sehr sichere Lösung, ein ganz bekanntes Medikament dazu einzuwerfen und genau das tut sie ja ständig! Nur scheint es bei ihr nicht mehr so richtig zu wirken!

Sigrid, die Mutter, gibt sich ansonsten meist recht still und zurückhaltend, dies aber auch gegenüber ihrer Tochter. Die beiden reden kaum miteinander, wenigstens nicht sichtbar in der Öffentlichkeit. Das ist für mich schon recht auffallend, aber auch irgendwie passend, denn dazu hat man auch noch getrennte Zimmer! Mir stellt sich dabei die Frage, vielleicht auch nur, weil ich echte und praktizierende Schwäbin bin:

„Weshalb gehen die beiden dann gemeinsam in Urlaub, wenn sie sowieso wenig miteinander reden oder sonst zu tun haben?“

Es könnte natürlich sein, daß die beiden vielleicht einfach zuviel Geld haben. Wenn dem aber so wäre, dann würde ich doch sicherlich nicht in einer Gruppe reisen, sondern mir einen Führer allein für mich buchen. Wenn schon, denn schon! Aber zu einer Gruppe scheinen die beiden doch auch keine engere Bindung eingehen zu wollen oder nur zu ganz bestimmten Personen, nur weshalb?

Auf der Fahrt Richtung Norden machen wir einen leider nur sehr kurzen Stop in Windhoek, wo Lausi und ich in einem riesigen Einkaufsmarkt, in dem unser Reiseleiter und Fahrer noch etwas erledigen muß, unser Mittagessen und bereits zusätzlich gutes Biltong zum Mitnehmen für zu Hause einkaufen.

Biltong ist das hiesige luftgetrocknete Fleisch und das gibt es von den verschiedensten Tieren. Es wird auf verschiedene Arten angeboten und kann mit den unterschiedlichsten Gewürzen versehen sein. Man bekommt es am Stück, in größere oder kleinere Teile geschnitten, auch bereits luftdicht abgepackt oder offen und damit kann man selbst entscheiden, wieviel man von einer Sorte haben möchte. Außer uns kauft keiner der Mitreisenden dieses Fleisch. Die stehen zwar kurz vor dem Geschäft, man schaut mit großen Augen und behauptet dann lediglich, daß man das gar nicht mag! Nein, das kennt man einfach nicht! Auch hier fällt mir nur ein passendes Sprichwort ein:

„Was der Bauer nicht kennt, frißt er nicht!“

Tja, wir sind hier nicht in Deutschland bei Leberwurst und Fleischkäse, zumal die hier auch viel zu schnell verderben würden. Biltong hingegen kann wochenlang auch in der größten Hitze herumliegen ohne zu verderben. Lausi und ich finden, mit wenigen Ausnahmen kann man in anderen Ländern doch die einheimischen Delikatessen wenigstens versuchen. Zudem darf man stets überall in den Geschäften oder an den Ständen eben probieren, auf hochdeutsch also kosten! Wir beide wenigstens sind zufrieden und dies nicht nur mit unserem Einkauf.

Einige Mitreisende stürzen sich lediglich sogleich in den Café Shop des Einkaufszentrums, wir natürlich anschließend an unseren Einkauf ebenfalls. Die einheimischen Supermärkte hier im Land sind meist riesig und bieten oft neben Kaffee und Kuchen auch warmes oder kaltes Essen an! Bevor wir uns ebenfalls zu einem Kaffee hinsetzen, das ist einfach so ein „Tick“ bei Lausi und mir, durchforsten wir den Supermarkt kreuz und quer, denn immer wieder stoßen wir bei solchen Besuchen auf außergewöhnliche oder auch uns gutbekannte und von uns geliebte Dinge, die wir dann einkaufen, wenn dies möglich und für unseren Geldbeutel erschwinglich ist.

An den Sehenswürdigkeiten von Windhoek, wie der Christuskirche, dem Tintenpalast, dem Unabhängigkeitsgedenkmuseum, dem Reiterdenkmal, der Alten Feste und noch weiteren, fahren wir anschließend zwar vorbei, aber damit und mit der Nennung der Namen hat es sich. Entweder will Clas heute wirklich keine Zeit verlieren oder er kennt die Geschichten und Hintergründe zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten und den heutigen Gegebenheiten hier in Windhoek einfach nicht! Sollte man aber, wenigstens das Wichtigste:

Die Christuskirche gilt als Wahrzeichen der Stadt Windhoek und wurde zwischen 1907 und 1910 als Kirche der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde erbaut und dann nach dem Ende der Kriege zwischen Deutschen, Namas, Hereros und Ovambos 1910 eingeweiht. Der Großteil der Kirche, mitsamt dem 24m hohen Kirchturm, wurde aus einheimischem Sandstein gebaut und nur das Eingangsportal und der Altar sind aus Marmor. Die Glocken und die Farbverglasungen der Fenster wurden in Deutschland hergestellt und die Orgel sogar ganz in unserer Nähe, in Ludwigsburg.

Der Tintenpalast ist Sitz des Parlaments, also der Nationalversammlung von Namibia. Er wurde 1912-1913 von Gottlieb Redecker, dem Sohn eines deutschen Missionars im ehemaligen deutsch Südwest- Afrika, aus einheimischen Materialien im Kolonialen Stil erbaut. Den Namen erhielt er, weil man glaubte, die vielen Schreiberlinge dort würden zu viel Tinte verbrauchen. Der Palast ist von einem großen Park, dem sogenannten Parlamentspark umgeben, den auch heute noch die Bevölkerung gerne besucht.

Das neue Unabhängigkeitsgedenkmuseum oder das Unabhängigkeitsmuseum ist seit März 2014 für die Öffentlichkeit zugänglich. Es wurde von einem Nordkoreanischen Bauunternehmen und anscheinend ohne große Einbeziehung der einheimischen Bevölkerung errichtet, obwohl in Namibia die Arbeitslosigkeit recht hoch ist. Deshalb ist ein großer Teil dieser Einheimischen nicht gerade beglückt über den hochmodernen Bau, der zudem am alten Standort des Reiterdenkmals errichtet wurde.

Das Reiterdenkmal wurde Anfang 1912 eingeweiht und sollte an die Kolonialkriege zwischen den Deutschen und den einheimischen Hereros und Namas erinnern. 2009 wurde es abgebaut und vor die alte Feste verlegt, wo man es 2013 wieder entfernte und in die alte Feste hinein brachte. Es verlor nämlich seinen Status als Nationales Denkmal und ist jetzt einfach ein Teil des Museums.

Der Beginn des Baus der Alten Feste war das Jahr 1890 zusammen mit der Gründung der Stadt Windhoek, da sich viele Menschen damals rund um den Bau niederließen. Die Architekten waren Gustav Tünschel und Gottlieb Redecker. 2014 wurde die Feste, die als Nationalmuseum für so einige Ausstellungsstücke dient, geschlossen und sollte aufwendig renoviert werden. Dies ist bis heute nicht passiert und es ist nur der Innenhof zu besichtigen und dort eben auch das Reiterdenkmal.

Soweit einmal das rein architektonische. Über das Geschichtliche, vor allem in Namibia, gibt es sehr viel zu erzählen. Sicher und bewiesen ist vor allem, daß unsere deutschen Vorfahren hier nicht sonderlich menschfreundlich vorgingen und vieles davon dürfte sogar aus dem Geschichtsunterricht bekannt sein. Vor allem sind die Morde und die Enteignungen hauptsächlich bei den Volksgruppen der Hereros und der Namas sicherlich kein Glanzstück gerade unserer deutschen Geschichte.

Über irgendwelche Entschädigungen und die Aufarbeitung der damaligen Geschehnisse von 1904 bis 1908 wird seit längerer Zeit zwischen der Regierung in Windhoek und der deutschen Regierung verhandelt. Eine Entschädigungszahlung wird aus deutscher Sicht abgelehnt, der Völkermord wurde jedoch anerkannt. Von deutscher Seite ist man anscheinend darauf aus, vor allem Entwicklungshilfe zu leisten, die heute gerade den Nachfahren dieser Völkergruppen zukommen soll.

Jedoch sowohl die Hereros wie auch die Namas selbst sind bisher von allen Verhandlungen ausgeschlossen worden und haben nun bereits zum zweiten Mal Sammelklage gegen Deutschland in den USA eingereicht. Das erste Mal wurde die Klage abgelehnt, aber diesmal hat ein Gericht in New York über die Klage im März 2017 beraten und eine weitere Anhörung für den Juli 2017 anberaumt. Man wird also abwarten müssen was sich daraus ergibt!

Unsere Weiterfahrt soll heute sehr lange dauern und es wird im Bus wohl, wie nun von mir erwartet, zunehmend heißer, da die Klimaanlage überhaupt nicht funktioniert. Zwar ist es draußen, es ist schließlich Winter, nur knapp 26 Grad warm, aber in dem metallenen Käfig wird es auch, dank der vielen Insassen, dennoch sehr viel heißer als draußen. Nur kann man aber ja nicht einmal ein Fenster öffnen, ohne daß die arme Sigrid schreit, denn dann wird es ihr zu kalt und es zieht. Wie es den anderen geht, ist ihr egal und der einzige, der ein Fenster offen hat und nicht von Sigrid angegangen wird, ist vorne Clas, unser Fahrer. Nur leider bekommen wir beide aber den kühlen Fahrtwind, der da hereinweht, ganz hinten natürlich nicht mit. Jetzt öffnet Lausi dennoch immer wieder sein Fenster etwas, so daß wir wenigstens ab und zu etwas frische Luft ergattern und versuchen können zu atmen.

Endlich gegen Spätnachmittag, die Fahrt Richtung Norden ist nicht nur wegen der Hitze etwas anstrengend, sondern einfach auch wegen der nicht sehr aufregenden Landschaft, kommen wir in unserer nächsten Lodge an.

Vor allem stört, während der fast gesamten Fahrt und das nicht nur mich, das ständige Gelaber von Mägi. Die sitzt weiterhin ganz vorne neben Clas und redet ununterbrochen davon, wie oft sie schon hier im Süden von Afrika unterwegs war und was sie alles gesehen hat und was man doch sehen muß und, und, und! Das nervt ganz gewaltig, denn ich bin noch nicht so weit, daß ich auch hier im Urlaub, bereits am eigentlich ersten Tag, meine Ohren total verschließen kann. Kommt oder muß aber bald kommen, denn das völlig sinnfreie Geschwätz dieser Person, auch wenn sie ganz offensichtlich krank ist, ist nicht auszuhalten!

Angeblich, so die Aussage unseres Reiseleiters Clas, als wir vor der Lodge auf dem Parkplatz aussteigen, soll hier am späteren Abend die Klimaanlage des Buses repariert werden! Wir hatten uns auch immer wieder bei den obligatorischen Stops eindringlichst beschwert und zwei weitere Mitreisende Rabea und Paul hatten uns dann dabei sogar unterstützt.

Die heutige Lodge kennen wir ebenfalls noch von einer ersten Reise durch Namibia und finden sie sehr originell. Das Haupthaus ist eingerichtet wie ein Shebeen. Ein Shebeen war früher eine illegale Kneipe, heute ist es allgemein die Bezeichnung der Bars in den Slums im südlichen Afrika, wo man sich bereits zur Zeit der Apartheit mit Nachbarn und politischen Aktivisten traf. Selbst sogar heute noch haben viele Shebeens keine Gewerbelizenz, dienen aber dennoch dem Treffen und Zusammenkommen der Menschen.

Als Zimmer gibt es hier kleine Einzelhäuschen, die am Hang hinter dem Hauptgebäude verteilt und eingebettet in viel Natur sind.

Da derzeit alles trocken ist, wir haben ja Winterzeit und somit Trockenzeit, ist auch hier natürlich kaum etwas grün, außer ein kleines Stück Wiese rund um das Haupthaus, das bewässert wird.

Wie zu erwarten sind einige unserer Mitreisende, wie dann auch lautstark verkündet wird, nicht sehr erbaut über die teilweise recht weit entfernten Hütten oder Häuschen am Hang hinter dem Haupthaus, in denen wir nächtigen sollen. Man bedenke, der Weg dahin ist den Leuten zu weit und zu anstrengend.

Diese Häuschen sind meiner Meinung nach sehr praktisch und liebevoll eingerichtet und haben sogar über den Betten Fliegenvorhänge, die aussehen wie die Betthimmel aus vergangenen Zeiten. Nach dem Duschen, in einer wirklich originellen und sehr praktischen Dusche, geht es bei Lausi und mir schnell Richtung Haupthaus, denn dort wollen wir uns nun unseren Lieblingsdrink vor dem Abendessen genehmigen.

Vor der absolut sehenswerten und mit vielen originellen Dingen eingerichteten Bar befindet sich ein kleiner offener Platz mit sehr bequemen Stühlen, vor allem aus alten Autoreifen. Heute spielt hier draußen sogar eine einheimische Band recht flotte Musik. Alles ist gut besucht, die Bar, der Kiosk und natürlich sind fast alle Sitzplätze rund um die Band belegt.

Irgendwann trudeln alle unserer Mitreisenden ein und Clas bittet uns an einen für uns reservierten Tisch. Anscheinend sollen, dürfen oder können wir, trotz des nicht im Preis inbegriffenen Abendessens, an diesem Tisch zusammensitzen. Es sind zudem zwischenzeitlich fast alle weiteren Tische rundherum belegt, denn auch diese Lodge scheint voll ausgebucht zu sein.

Leider, ohne gefragt zu werden, ist für uns alle das Abendessen bestellt worden, wobei der Hauptteil als Büffet angeboten wird. Das Essen selbst ist gut und vielseitig und dabei lernen wir beide so allmählich auch unsere Mitreisenden etwas besser kennen oder können sie auch noch besser als im Bus beobachten.

Clas, unser Reiseleiter, scheint herkunftsmäßig aus dem tieferen bayrischen Lande zu stammen und gibt sich sicherlich schon aus diesem Grunde und dementsprechend recht rustikal, nicht nur was seine Sprache betrifft, sondern auch seine Kleidung, die weiterhin aus grünlich beigen, kurzen Hosen, einem grünlichen Hemd und offenen Schlappen besteht. Alles kann man so in etwa als bayrischen Safarilook bezeichnen.

Dann gibt es in unserer Runde noch Sabrina, eine ältere, französische Schweizerin oder schweizerische Französin, die erst einmal verdauen muß, daß außer ihr bei dieser Reise alles Deutsche sind und sie ebenfalls deutsch verstehen und sprechen sollte, was sie zwar natürlich kann, aber lange nicht getätigt hatte, da sie diese Sprache seit langem kaum mehr braucht, denn sie lebt zwischenzeitlich vor allem in Südfrankreich! Sie erzählt mir, da ich neben ihr sitze, ihre Geschichte und zwar in deutsch und französisch, wenn sie mit Deutsch nicht weiterkommt.

Nun haben wir in der Gruppe noch zwei Paare, einmal Karen und Hartmut, geschätzt mittelalt, aus dem östlichen Teil von Deutschland, was auch an ihrem Akzent nicht zu überhören ist und dann gibt es noch Rabea und Paul aus Berlin, beide schon etwas gegen Ende von mittelalt. Die wirken auf Anhieb sehr nett und positiv und halten sich, nach so einigen Äußerungen, scheinbar auch nicht zum ersten Mal in diesen afrikanischen Gegenden auf.

Irgendwie beginnt sich bereits hier schon am Abend des eigentlich ersten Reisetags so etwas wie eine Gruppentrennung herauszukristallisieren. Mutter und Tochter, vor allem die ständig nur babbelnde Tochter, haben sich an das Paar aus dem Osten von Deutschland rangemacht, wobei vor allem die Tochter und Ehemann Hartmut anscheinend Gefallen aneinander gefunden haben, während die unscheinbar wirkende Ehefrau Karen, genauso wie Mutter Sigrid ruhig und beinahe abwesend still dabeisitzen.

Wir beide, gemeinsam mit Rabea und Paul, sowie mit Sabrina bilden die zweite Gruppe, wobei Clas sich noch irgendwie zwischen den Gruppen bewegt, aber nichts zu einer allgemeinen Unterhaltung beiträgt oder eine solche anregt.

Ganz zwanglos dreht sich unsere Unterhaltung an dem einen Ende des Tisches über so alles und nichts, aber wir alle fünf genießen das gute Essen und die Stimmung rundherum, während der andere Teil lustlos im Essen herumstochert, sich aber ständig Nachschub vom Büffet holt! Unsere Gruppe bleibt auch noch eine längere Zeit am Tisch sitzen, während der andere Teil sich davonmacht, ohne sich groß zu verabschieden. Na ja, Erziehung und Höflichkeit sind eben nicht überall vorhanden!

Tatort Südliches Afrika

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