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Tag zwei

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Heute fahren wir, nach einem sehr, sehr frühen Frühstück, in den Etosha Park, da wir hier so früh am Morgen die meisten Tiere sehen sollen. Also versuchen wir schon zum Sonnenaufgang am Parkeingang zu sein. Etosha bedeutet „großer weißer Platz“ und ich habe gerade die Etosha Salzpfanne, die irgendwo im Park liegt, auch wirklich als einen großen, weißen Platz in Erinnerung, denn so hatten wir sie vor gut drei Jahren erlebt!

Nun aber zuerst auch hier etwas zur Geschichte:

Schon 1880 gab es in Namibia auf Grund von Großwildjagd und Wilderei keine Elefanten und Antilopen mehr. 1907 erklärte deshalb der Gouverneur vom damaligen Deutsch Südwestafrika Friedrich von Lindequist große Teile des Landes zu einem sogenannten Schutzgebiet. Tatsächlich erholten sich daraufhin die Wildbestände wieder, vor allem durch Zuwanderung aus den umliegenden, noch nicht ganz so von den Europäern bejagten Ländern.

Der Bedarf an Land bei Einheimischen und Siedlern wuchs jedoch drastisch an und so wurde das Schutzgebiet 1928, 1958 und 1967 verkleinert und dann zum Nationalpark erklärt. 1973 wurde der gesamte Etosha Park eingezäunt und mit vielen künstlichen Wasserstellen versehen, so daß der Wildtierbestand angeblich nicht mehr schrumpfte. Heute gibt es Bestrebungen, den Park wieder zu erweitern und zwar auf eine Größe von 100.000 km² ausgehend von etwa derzeit 22.000 km². Bis auf Krokodile, Flußpferde und Büffel gibt es, laut Aussage der Parkverwaltung, im Park heute wieder alle ursprünglichen Tierarten.

Clas fährt uns in seinem Buschen kreuz und quer, hin und her durch die Gegend, die vor allem landschaftlich sehr interessant und vielfältig ist. Natürlich ist unsere Umgebung vielfach recht trocken, bis hin zu den, wie mir trotz aller Lektüre scheint, doch sehr wenigen und nicht sehr großen und tiefen Wasserlöchern. Dennoch entdecke ich immer wieder grüne oder noch grüne Büsche und Bäume und an einigen Wasserstellen auch einige Tiere, vor allem Antilopen und sogar einige Elefanten.

Unter einigen zwar grünen aber dennoch recht trocken wirkenden Bäumen steht ein einzelner Strauß und in der Ferne laufen drei Giraffen durch das hohe trockene Gras. Vermutlich sind sie auf dem Weg zu einem Wasserloch oder sie suchen frisches Grün an den hier nicht in Menge vorhandenen Bäumen.

Meiner Meinung nach begegnen wir aber dennoch nicht sehr vielen Tieren! Weshalb? War doch etwas Wahres an der TV Sendung neulich gewesen und es werden und wurden vor allem in den letzten Jahren doch wieder viel zu viele Wildtiere gejagt.

In der Sendung ging es um das Thema „Jagd“ in unseren drei Haupturlaubsländern. Daß man als Ausländer in Namibia recht einfach in bestimmten Lodges zum Jagen gehen kann, war uns schon bei unserem ersten Besuch dort schnell klargeworden und wir hatten damals wenigstens eine mögliche Konsequenz von Jagd und Jagen hautnah miterlebt. Nur was in diesem TV-Bericht gezeigt wurde, das schlägt meiner unmaßgeblichen Meinung nach dem Faß den Boden aus, ist also für mich wenigstens so gut wie unfaßbar.

In diesen, unseren afrikanischen Urlaubsländern, sicher auch in vielen anderen, ist angeblich die Jagd seit einiger Zeit eine viel, viel bessere Einnahmequelle als der Tourismus oder die Viehzucht. Bei der Jagd in diesen Ländern Afrikas geht es dabei nicht um wenige tausend Euro oder Dollar, wie eben beim normalen Tourismus oder der „normalen“ Jagd, sondern um viele Hunderttausende und sogar um Millionen.

Da aber der Tierbestand, vor allem der Großwildbestand, nicht nur wegen der zusätzlichen Wilderei erschreckend abnimmt, so züchtet man heute anscheinend auf vielen Farmen statt Rindern lieber Großwild oder generell Wild und gibt dies dann auf eigenem Gelände, also im „offenen Käfig“ als „canned hunting“ zur Jagd frei. Wie so ein Trophäenjäger an seine Trophäe kommt, scheint dem egal zu sein, hauptsächlich man hat so eine Trophäe irgendwo zu Hause an der Wand herumhängen oder gar im Ganzen, auch noch ausgestopft, herumstehen!

Mir wird schon allein bei dem Gedanken daran schlecht! Wenn ich unbedingt nicht lebende Tiere und eben auch unbewegliche Wildtiere um mich haben muß, dann gibt es doch die sehr angenehme und, trotz ebenfalls hoher Preise, arterhaltende, billigere und viel kuscheligere Variante von Margarete Steiff. Deren Tiere kann man in allen Größen und Arten, meist auch noch in einem Geschäft um die Ecke oder gar im Internet erstehen, und das ganz ohne Tierquälerei. Darunter leiden entweder nur die vielen kleinen „Polyester“ oder die Woll- und Baumwollfasern.

Daß die einheimische Bevölkerung, auch heute sicher immer noch ein großer Teil davon, weiterhin wegen Eigenbedarf und vor allem wegen Hunger, auf die Jagd geht und gehen muß, ist verständlich und auch eigentlich ihr angestammtes Recht. Daß man diesen Menschen nun, zwar für sie viel mehr Geld anbietet als sie ansonsten vielleicht verdienen können, wenn sie Großwild, vor allem Elefanten und Nashörner wegen des Elfenbeins einfach so irgendwo töten, auch in den Nationalparks, ist eine der Auswirkungen der sogenannten Globalisierung, denn in Asien glaubt man immer noch an die Potenzsteigerungswirkung des Elfenbeins, des Horn der Nashörner und anderer männlicher Teile vieler Tiere. Dabei bietet die weltweite Pharmaindustrie seit langem viel billigere und anscheinend weitaus bessere Mittelchen für bestimmte, vor allem männliche Probleme an.

Unverständlich für mich ist auch die Tatsache, daß man immer noch und weiterhin, sogar in Europa Elfenbein anbietet, es immer noch gefragt ist, meist als Schmuck, in geschnitzter Form als irgendwelche Figuren oder lediglich als guterhaltener Zahn zur Deko an der Wand oder hinter Glas auf und in der Vitrine!

Meiner Meinung nach gehört jede Art von reiner Trophäenjagd schon aus ethischen Gründen strikt verboten und unter hohe Strafen gestellt. Lediglich die Jagd auf kranke oder auf zu viele Tiere einer Gattung sollte unter Auflagen erlaubt sein und das Jagen für die hungernde Bevölkerung sollte ebenfalls erlaubt sein, vor allem, wenn nachweislich die korrupten Herrscher und ihre Beamten dort in diesen Ländern, wie so häufig, das Geld, das sie vom Ausland als Hungerhilfe bekommen, für sich verwenden und es in die eigene Tasche stecken.

Nur leider gibt es auch hier, wie in fast allen Bereichen unseres Daseins die, wie Lausi es immer nennt, Korruption 2.0, also den ach so sauberen und guten Lobbyismus, unter dem das Volk jedoch genauso leidet wie seit Urzeiten, aber das ist den Oberen, bzw. Politikern, egal wo auf der Welt, völlig egal! Kontrollen gibt es nicht und nirgends!

Glaubt man einem Artikel in Spiegel Online vom 04.08.2015, so reisen jährlich etwa 18.000 Jagdtouristen nach Afrika, um dort 100.000 Wildtiere zu erschießen, wobei sie es hauptsächlich auf die Big Five abgesehen haben, also auf Elefanten, Löwen, Nashörner, Leoparden und Büffel.

Diese Touristen lassen jährlich mehr als 200 Millionen Dollar in afrikanischen Ländern, vor allem in Namibia, Simbabwe, Sambia, Mosambik und Botswana. Schon 200 Millionen sind mehr als nur viel Geld! Ob die Natur-Touristen in derselben Zeit auch so viele Dollars hierlassen? Das bezweifle ich!

Ganz abartig ein Bericht in dem es heißt, daß bei einer Auktion 2014 in Texas USA, ein Hobbyjäger angeblich die Lizenz zur Tötung eines der ganz seltenen Schwarzen Nashörner in Namibia für etwa 320.000 Dollar erworben haben soll. Was geht in den Köpfen solcher Menschen vor? Müssen sie sich damit selbst etwas beweisen?

Sehr viel anders, also mit dem Preis der Tiere für deutsche Jäger, wird es auch für diese Jäger sicher nicht gehandhabt. Man glaubt es nicht, die Einfuhr von Jagdtrophäen nach Deutschland ist ein Privatvergnügen und damit ist sie nicht als kommerziell eingestuft. Sie ist von einem Handelsverbot meist ausgenommen und mit einer Genehmigung auch bei uns in Deutschland legal.

Angeblich wurden im Jahr 2014 von Trophäenjägern elf Löwen, zahlreiche Schwarzbären, Leoparden, Elefanten und sogar ein Eisbär nach Deutschland eingeführt. Unfaßbar wenn man bedenkt, daß gerade von diesen Tierarten schließlich eine ganze Anzahl ums Überleben kämpft. Auch hierbei scheint nur der Gewinn, also das Geld, über allem zu stehen, denn was sind schon Tiere im Vergleich zum eigenen gekauften Wohlergehen und damit zur Selbstbestätigung der Jäger.

Selbst der WWF und der BfN vertreten, nach einer Petition von Dr. Christian Felix auf change.org vom 14.12.16 die Meinung, ausgerechnet die Trophäenjagd diene der Artenerhaltung. Eigentlich unglaublich! In diesem Bericht findet man weitere Zahlen, die man kaum fassen kann. Seit 2004 wurden nach Deutschland anscheinend präparierte Körper und noch andere Teile von 18 Eisbären, 263 Geparden, 517 Leoparden, 221 Löwen und 134 Elefanten importiert. In derselben Zeit wurden 802 Stoßzähne, 547 Häute und Hautstücke, 153 Schwänze, 167 Ohren und 246 Elefantenfüße einschließlich Genitalien vom BfN durch den deutschen Zoll durchgewinkt. Innerhalb der letzten drei Jahre gab es zudem eine Verachtfachung der Importzahlen. Dies alles ist eigentlich überhaupt nicht nachzuvollziehen!

Es scheint heute bei einigen Zweibeinern so zu sein, daß wenn man nicht mehr weiß, was man mit seinem Geld anfangen soll und es nicht unbedingt zum Baden wie Dagobert Duck verwendet, benutzt man es, um „etwas“ völlig sinnfrei zu töten, nur um des Tötens willen. Diese Menschen haben meiner Meinung nach keinerlei Gewissen und sind nicht besser als jeder andere Mörder auch, selbst wenn Tiere immer noch als „Sache“ gelten!

Von den beiden Söhnen des neuen US Präsidenten Trump gingen im August 2016 Fotos durch die Presse von denen es zwar heißt, sie seien nicht neu, sondern stammten bereits aus den Jahren 2012 und 2015. Jedoch zeigen sie die beiden ambitionierten Hobbyjäger, angeblich in Simbabwe, wo sie mit von ihnen erlegten, geschützten Wildtieren posieren, wie mit Leoparden, Löwen, Wasserbüffeln und einem Krokodil. Auf einem Bild ist auch ein Trump Sohn mit dem Schwanz eines Elefanten in der einen Hand zu sehen und in der anderen hält er ein Messer. Die beiden scheinen also echte Söhne ihres narzisstischen Vaters zu sein, denn anscheinend behaupten sie auch noch, daß sie mit ihrer Jagd den Artenschutz fördern, ihr Vater fördert den Artenschutz seiner Familie!

Den Artenschutz, besser den Jagdtourismus fördert anscheinend auch die GIZ, die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und zwar im Auftrag unserer Bundesregierung. Das Motto dieser Gesellschaft, die wir mit unseren Steuergeldern unterstützen und damit auch die Trump Söhne unterstützt haben, lautet:

„Artenschutz durch Tötung!“

Derartige Gedanken und Informationen ziehen immer wieder durch mein kleines Gehirn und beschäftigen mich, weil es, wie es mir bereits hier jetzt schon vorkommt, doch nicht so viele Tiere mehr gibt, wie bei unserer ersten Reise.

Zur Mittagszeit machen wir in einem der Camps, also in einer der eingezäunten, recht großen Lodges mit Einkaufszentrum und meist auch mit einer oder mehreren Wasserstellen für die Tiere, irgendwo im Park Rast und jeder kann hier nun, in einer vorgegebenen Zeit, machen was er will!

Kaum ist sie aus dem Bus ausgestiegen, redet Mägi auch schon intensiv auf Sabrina ein, die dazu ein recht saures und unfreundliches Gesicht aufsetzt und Mägi dann wütend hinterherschaut, als diese sich umdreht und weggeht.

Was war da denn los? Bevor ich Sabrina aber fragen kann, verschwindet diese in den recht großen Toilettenanlagen neben dem Parkplatz und Mägi trifft sich etwas entfernt, vor einer Kneipe, mit den Ossis, (man verzeihe mir diese umgangssprachliche Bezeichnung) und ihrer Mutter. Dort lassen sich dann alle vier im Freien davor nieder und gleich darauf steht auch schon der ach so wichtige Kaffee ‚TOGO‘ vor ihnen.

Lausi und ich kaufen uns im Supermarkt noch etwas Mineralwasser zum Trinken, denn das kostenlose Wasser, das im Bus mitgeführt wird und wozu wir auch Trinkflaschen bekommen hatten, schmeckt nur schrecklich! Lausi findet im Supermarkt sogar noch ein Pulver, um so etwas wie Limonade in den verschiedensten Geschmacksrichtungen selbst mit dem Sprudelwasser herzustellen und somit werden wir uns zukünftig alle unsere Getränke, vor allem dann auch den Tee, den wir uns in den Zimmern meist sogar selbst zubereiten, also kochen können, mit dem Pulver mischen! Dies funktionierte auf schon einigen Reisen zuvor und das Pulver scheint es, wie hier wieder einmal festgestellt, weltweit zu geben.

Mit unseren Getränken und dem Biltong mit Brötchen setzen wir uns an die recht große Wasserstelle des Camps, die durch eine Mauer und einen Zaun zum Camp hin gut abgesichert ist und beobachten die verschiedensten Tiere, die wie wir gerade Mittagspause machen oder gemacht haben.

Einige, wenigstens im unteren Bauchbereich ziemlich angefeuchtete Elefanten verlassen gerade das Wasser und sogleich begeben sich sechs kleinere Antilopen in das sicher nicht kühle Naß, verlassen dies aber sehr schnell, als etwa zehn Zebras aus dem hohen Gras auftauchen, um sich ebenfalls zu erfrischen und um zu saufen. Ihnen geht man dann als nicht ganz so groß oder nur vorsichtshalber aus dem Weg und wartet in einiger Entfernung bis die wieder abziehen.

Die meisten Tiere verlassen jetzt nach und nach die Wasserstelle, ebenso die meisten der Zuschauer, die in Richtung der Hauptgebäude strömen, um dort wohl ihr Mittagessen einzunehmen. Da wir jedoch unser Biltong sowie die Brötchen aus dem Supermarkt dabeihaben bleiben wir am Wasserloch zurück und machen es uns auf einer Bank bequem.

Den zunächst recht kleinen grauen Fleck unter einer Gruppe von Bäumen beachten wir erst gar nicht. Als dieser Fleck jedoch näher kommt stellt er sich als ein recht kräftiges Nashorn dar, das nun natürlich das Naß für sich alleine bekommt. Zuerst säuft es etwas, begibt sich dann weiter in das Wasser hinein, bis es etwa zur Hälfte im Naß steht und dann wieder langsam hinausstapft, um im hohen Gras zu verschwinden. Es sieht schon recht komisch aus, ein unten naß triefendes, glänzendes und oben staubtrockenes Nashorn zu erleben. Die wenigen verbleibenden Zuschauer und natürlich auch wir schauen uns nur freudestrahlend an und bedauern sogar nicht einmal all die übereifrigen Mittagesser in den Restaurants in der Mitte der Anlage.

Als das Wasserloch dann wieder recht sicher scheint, kommen zu den Antilopen auch noch einige kleinere Tiere dazu, wie ein Marder, eine Hyäne und unterschiedlich große Vögel, die eben auch Durst und nicht nur Hunger haben.

Kurz vor der angesagten Weiterfahrt entdecken Lausi und ich einen ganz neuen Sprinterbus auf dem Parkplatz mit dem Namen unseres Reiseveranstalters hier im Lande und stellen fest, daß dort die Fenster, wie es so von außen aussieht, gar nicht zu öffnen sind und zudem sind sie noch verdunkelt!

Toll, wollen die Touris hier nichts sehen? Daß man als Touri so gar nicht fotografieren will, ist doch ebenfalls kaum vorstellbar, denn die Menschheit hat heute doch ständig wenigstens den Handschmeichler, also das Handy parat, um schnell und überall so etwas wie Fotos zu erstellen, um diese dann weltweit zu verteilen!

Sabrina ist während der Mittagspause in dieser Lodge oder diesem Camp so gut wie unsichtbar. Sie hält sich leider viel zu oft und wie bisher meist etwas zurück. Nur manchmal fragt sie lediglich unseren Clas und das meiner Meinung nach dann etwas zu viel und auch absolut unnützes, was ich vor allem auf ihre immer noch etwas holprige deutsche Sprache zurückführe!

Die Fahrt am heutigen Nachmittag, einschließlich der Stops in einigen abgezäunten Gebieten, wo man dann aussteigen kann, ist zwar ganz schön, bietet aber auch kein so richtig filmreifes, tierisches Highlight, mit Ausnahme einer kleinen Elefantenfamilie mit etwa acht Tieren, wobei sogar unterschiedlich große Kinder dabei sind. Die Familie ist aber, als wir bei ihnen an dem Wasserloch ankommen, bereits im Aufbruch, also beim Abmarschieren.

Am Straßenrand liegt irgendwo im Sand ein Skelettteil und daran vergnügt sich ein Geier ganz intensiv mit Schnabel und Krallen, während einige kleinere Vögel dabeisitzen und sicherlich abwarten, bis der große Bruder fertig mit Fressen ist und sie sich an den Resten gütlich tun können. Alle diese Flattermänner lassen sich durch uns absolut nicht stören.

Im hohen Gras hüpfen immer wieder einige kleine Antilopen herum und ebenso stolziert immer mal wieder ein größeres Impala durch die Büsche der Gegend. Unter einigen höheren Bäumen sitzt ein Löwenehepaar dicht an dicht im Schatten und schaut interessiert in unsere Richtung, aber ohne ein Anzeichen dafür, daß sie es auf uns abgesehen hätten. Gleich daneben putzt sich ein verstrubbelter Junglöwenmann ebenfalls unter einem Busch und gleicht dabei unseren beiden Hauskatzen beim Putzen, so daß ich einfach loskichern muß und Lausi darauf aufmerksam mache, wie elegant auch diese Großkatze dabei eines ihrer Hinterbeine hinter den Kopf in die Luft streckt, um sich besser mit ihrer Zunge überall abzulecken!

Lausi liebt es auch etwas andere Fotos zu schießen und so bekommt er nach der sich so hervorragend putzenden Jungkatze auch noch ein Oryx vor die Linse, das sich gerade erleichtert, mit dem Po uns zugewandt. Das Ergebnis sind viele kleine, schwarze Böbbelchen, die durch die Luft fliegen und aussehen wie geröstete Kaffeebohnen.

Im hohen Gras, aber dennoch recht nahe der Fahrbahn, hat es sich ein kleiner Schakal gemütlich gemacht und wartet entweder auf etwas zum Fressen, also auf eine „roadpizza“ wie es in Australien so nett heißt, oder er will einfach hier seine Ruhe haben.

Weiter entfernt zieht noch eine recht große Zebraherde langsam vorbei in Richtung eines kleinen Wasserlochs, wo auf einem Baum einige nicht sehr freundlich aussehende Geier in Hab acht Stellung sitzen. Zum Abschluß unseres heutigen Ausflugs können wir noch zwei junge Springböcke vermutlich beim Revierkampf oder vielleicht auch nur beim Kräftemessen beobachten.

Scheinbar gibt es aber doch, wie wir jetzt gesehen haben, noch einige Wildtiere und Clas erzählt auch ganz unaufgefordert, daß nunmehr eine spezielle Polizeieinheit hier gegründet worden sei, die mit Hightech, wie Drohnen und Satellitenbildern, gegen die Wilderer im Park vorgeht.

Im Bus ist es wieder unerträglich heiß, es wurde natürlich nichts repariert oder sonstiges und Clas verspricht aber wenigstens Abhilfe dann am heutigen Abend! Wir werden sehen, denn glaubwürdig klingt seine Aussage dazu nicht!

Sigrid fühlt sich anscheinend als einzige in der Bruthitze wohl, denn sie sitzt fast unbeweglich da und meist schläft oder liest sie, während ihre Tochter, vorne neben Clas, weiterhin ununterbrochen davon redet, wie oft und wo und wie sie hier in dieser Gegend schon war und was man alles sehen und machen kann und muß. Alles in unüberhörbarer Lautstärke und immer dasselbe oder doch das gleiche!?

Zurück in der Lodge begibt sich jeder in die Zimmer oder besser Häuschen. Wir beide duschen in der wirklich absolut besten aller uns bekannten Duschen. Diese hier ist zu einem recht großen Halbrund gemauert, schwarz verputzt und zudem mit einem aufgemalten Elefantenkopf versehen, dessen Rüssel bis hoch zum festinstallierten Duschkopf reicht und es damit so aussieht, als ob der Elefantenrüssel einen mit Wasser besprüht, einfach toll!

Danach begeben Lausi und ich uns zur urigen Bar der Anlage und bestellen einen Malawi Shandy, unser beider ach so beliebtestes Getränk, vor allem auch hier in Afrika. Es besteht aus Ginger Ale oder Limonade, Dry Lemon, echtem Angostura Bitter und Eis. Der Drink wird in klein, mittel und groß serviert, ist also in groß auch ein guter Durstlöscher! Das Eis kann man aus Sicherheitsgründen auch weglassen oder man hat eben mit so einigen Medikamenten gegen Magen-, Darmprobleme vorgesorgt, dann kann man auch das Eis im Drink genießen. Wobei das Eis hier zumeist von Wasser aus den Tiefbrunnen hergestellt wird und somit nicht keimbelastet ist.

Clas gesellt sich bald, mit einer Flasche Bier in der Hand, zu uns dazu und bringt recht schnell das Gespräch auf Sabrina, die er angeblich nicht so richtig einschätzen kann und von der anscheinend einige Mitreisende, vor allem auch Mägi und Karen meinen, sie hätte große Gedächtnisausfälle und überhaupt wisse er nicht, ob die Frau, die ja nicht mehr ganz jung zu sein scheint, vielleicht nicht zurechnungsfähig ist!

Ich flippe beinahe aus und meine, vielleicht sogar etwas zu laut und zu aggressiv:

„Nein, nicht so ganz zurechnungsfähig sind vielleicht nur die, die derartiges meinen und danach handeln. Unsere Sabrina ist durchaus klar im Kopf, nur hat sie eben, da sie lange nicht deutsch gesprochen hat oder sprechen mußte, vermutlich teilweise etwas Sprachprobleme und vielleicht versteht sie auch deshalb nicht alle Anweisungen und Ansagen. Zudem, wie sie mir erzählt hat, scheint man ihr die Reise in ihrem französisch schweizerischen Reisebüro als etwas anderes, nämlich als ganz einfache Rundreise, mit nicht nur deutsch als Sprache verkauft zu haben, sondern auch noch mit einfachsten Unterkünften und ganz ohne Mahlzeiten! Deshalb hat sie einiges an haltbarem Essen dabei und ißt schon deshalb nicht immer so viel mit. Sie aber als unzurechnungsfähig, vielleicht sogar dement oder sonstiges in dieser Richtung hinzustellen, ohne sich mit ihr beschäftigt zu haben, ist schon recht frech, paßt aber zu einigen der lieben Mitmenschen!“

Clas scheint dies jetzt kapiert und hoffentlich auch akzeptiert zu haben. Als er weg ist, bemerke ich zu Lausi, daß das hier, mit diesen wirklich netten Mitreisenden, noch eine sehr interessante Sache werden wird, wenn man schon eine ganz normale „ausländische“, ältere Dame als verrückt und unzurechnungsfähig hinstellt, die häufig oder eigentlich fast immer mit so manchen Mitreisenden gar nicht gerne redet!

Zuvor, auf dem Weg zu unserem Zimmer, hatte Sabrina, die in unserer Nähe ihr Häuschen hat, mir noch anvertraut, daß Mägi ihr in der letzten Lodge angeboten habe, ihr beim Toilettengang zu helfen, da sie ja anscheinend viele Probleme habe. Sie sei völlig geschockt über so viel Frechheit und Unverschämtheit. Das habe sie der aber leider nicht gesagt, dazu fehlten ihr die passenden Worte, sondern sie habe nur gemeint, im Moment könne sie das wohl noch selbst erledigen.

Diese Person und auch die beiden aus dem Osten, deren Aussprache sie nicht so richtig versteht und die beiden auch nicht so gut findet, sind ihr nicht angenehm und sie bittet, sich uns anschließen zu dürfen. Ich sage natürlich zu und biete ihr an, wenn sie etwas braucht, helfen wir gerne und versuchen auch selbst mit unserem schlechten Französisch, sie auch sprachlich zu unterstützen, wenn sie das möchte! Sie meint, sie sei nur manchmal etwas unbeholfen, da sonst immer ihr verstorbener Mann alles für sie erledigt habe, deshalb brauche sie manchmal auch etwas länger und sie dankt mir für unser Angebot!

Das Abendessen findet wieder im Innenhof der Lodge statt, nur Sabrina scheint heute abend keinen großen Hunger zu haben, was Mägi natürlich sofort dazu verleitet, sie viel zu laut zu fragen, ob sie krank sei! Passender geht es nicht! Aber Sabrina reagiert diesmal ganz richtig und wendet sich, ohne eine Antwort zu geben, sogleich an Lausi, den sie bittet, ihr doch etwas aus unserer Flasche Wein einzuschenken, den sie gerne probieren würde, um sich auch eine Flasche zu bestellen! Also alles in allem ein recht interessanter, wenn auch nicht gerade stimmungsvoller und stimmiger Abend!

Tatort Südliches Afrika

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