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Schlussbemerkung zu den Plagen

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Es gibt viele Aufsätze und Bücher für und gegen die mögliche Richtigkeit der Plagen-Texte. In Vers 10 bezeichnet Gott die Plagen als Wunder. So viel kann gesagt werden: Alle Plagen sind aufgrund der geografischen Lage und der dortigen Biotope ohne Wunder möglich. Somit kann festgestellt werden, dass die göttliche Ursache angedichtet ist. Im Rahmen der damaligen allgemeinen Mythengläubigkeit würde dies durchaus ins Bild passen.

Dass das Wasser des Nils sich gelegentlich wegen einer Vielzahl von Dinoflagellaten, roten Algen, verfärbt, ist kein Wunder, sondern ein Phänomen, das sich auch ohne jedes Zutun gelegentlich ereignet. Wenn durch Strömungen nährstoffreiches Tiefenwasser nach oben steigt und von Licht durchflutet wird, entstehen durch die Massenentfaltung der stark erwärmten Algen sogenannte "rote Tiden". Diese Erscheinung ist auch an Küstengewässern von Angola, Peru, Japan, Kalifornien und Florida zu beobachten.

Einige Plagen sind logische Folgeerscheinungen der jeweils vorangegangenen. Die Folge des Algenwachstums ist ein übermäßiges Fischsterben und ein ungezügeltes Mengenwachstum von Kaulquappen und damit von Fröschen, die nach Abklingen der roten Tide wegen Nahrungsmangel verenden. Auf die Froschleichen setzen sich Scharen von Insekten, die selbst wiederum Seuchen bei Menschen und Tieren hervorrufen können.

Immerhin muss den Autoren zugestanden werden, dass sie gut beobachtet haben. Anderenfalls hätten sie eine solche Reihenfolge nicht korrekt beschreiben können.

Über Erntevernichtungen durch Unwetter oder Heuschrecken berichtet die ägyptische Geschichtsschreibung mehrfach. Das ist also auch nichts Außergewöhnliches.

Besonders die Abschlachtung der erstgeborenen ägyptischen Knaben deutet auf eine Legende hin. Verdächtig ist nämlich, dass eine so einschneidende Erfahrung in keinem anderen bis dato bekannten Bericht Erwähnung findet. Zumindest die Ägypter hätten darüber in irgendeiner Form berichtet. Aber es gibt selbst hierfür einen wissenschaftlich begründbaren Denkansatz. Es war Sitte in Ägypten, dass der älteste Sohn als Erster seine Mahlzeit einnimmt. Sollte durch falsche Lagerung in den Silos ein schädlicher Pilz in die Nahrung gelangt sein oder Mutterkorn sich gebildet haben, könnte dieser Umstand zum Tod vieler Erstgeborenen geführt haben.

Eine abenteuerliche theologische Deutung der Plagen versucht der Geschichte einen vermeintlichen strategischen Sinn zu geben. Diese Meinung äußert, die einzelnen Plagen richteten sich gegen einzelne ägyptische Gottheiten, deren Ohnmacht damit aufgezeigt werden sollte. Da die Ägypter fast für jede beliebige Naturerscheinung eine zuständige Gottheit hatten, könnte man das hineininterpretieren. Es scheitert aber daran, dass dieser Gedanke sich nicht auf alle Plagen anwenden lässt.

Wenn man nach wissenschaftlichen Methoden eine zeitliche Abschätzung der Plagen wagte, käme man auf eine Dauer von vielen Monaten, wenn nicht Jahren. Insofern liegt auch hierin nur eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass die Dinge so, wie hier beschrieben, abgelaufen sind.

Eine berechtigte Frage ist, wie es möglich war, dass Moses und der Pharao sich ohne große Reisetätigkeit so oft treffen konnten, wie hier geschildert. Wenn Ramses II. der Pharao war, mit dem Moses seine Dialoge führte, dann ist diese Frage leicht zu beantworten. Die Israeliten leben im östlichen Nildelta im Land Gosen bei der Stadt Raemses. Der Pharao Ramses II. hat seinen Regierungssitz nach Pi-Ramesse verlegt. Das liegt ebenfalls dort. Es gibt Meinungen, das biblische Raemses und Pi-Ramesse seien identisch. Zumindest ist sicher, dass die Städte nicht sehr weit voneinander entfernt waren. Insofern war der Dialog ohne wesentliche Reisezeit leicht möglich. Aber die Zeitkomponente passt nicht. Ramses II. hat erst einige Jahrhunderte später gelebt als die Mosesgeschichte angeblich stattfand.

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