Читать книгу Finding Nemo & Pisco Sour - Fausta Nicca Capeder - Страница 7

Planung

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In der Bibliothek hole ich Reiseführer über Bolivien, Chile und Argentinien. Buche Flüge nach Buenos Aires. www.swiss.com oder Lufthansa, KLM oder grad bei skyscanner.ch oder travelgenio.com. Frage Marita, meine deutsche Reisefreundin, die ich 2005 in den südafrikanischen Drakensbergen kennengelernt habe, nach ihrer genauen Reiseroute. Meinen Chef Claudio nach seiner. Füge Bolivien dazu. Er findet mir eine Fähre, die in den chilenischen Fjorden umherzieht. Vier Tage, drei Nächte, Dreierkabine mit Bad! Buchbar bei Hans Liechti, Agencia TravelAid, Ansorena 425 local 4, Pucón - Chile, Fonofax: (56) 452 444040, Celular: (56) 9 9353 6886, www.travelaid.cl. Verdammt, muss hin und herschieben, bis es passt. Das Schiff fährt nur Sonntags. Ändere ein Dutzend Mal meine Reiseroute.

Akklimatisieren in den Höhen der Anden. Sucre liegt auf 2810 Meter, Potosi auf 4070 Metern, Uyuni auf 3650 Metern.

Unser Reisestil? Flashpacking!

“Flash“ ist englisch für chic. Ein richtiger Backpacker - das war ich einmal. Heute lieber Himmelbett als Hängematte, lieber Klimaanlage als Kakerlaken! Frei nach dem sehr lesenswerten Buch von Sascha Tegtmeier “Ich nehm dann mal das Upgrade” ist dieser neue Reisestil genau mein Ding. Und ein globaler Trend geworden. Flashpacker. Wir sind eine Flashpackerfamilie!

Wir ermutigen alle Ex-Backpacker und spätberufenen Komfort-Abenteurer den Rucksack zu entstauben und in die Welt zu ziehen. Wir möchten mehr Komfort und Luxus, haben ein wanzenfreies Bett verdient. Hygienisch fragwürdige Strandbungalows gibts noch reihenweise auf der thailändischen Hippie-Insel Koh Phayam, auch für 5 bis 10 Franken pro Nacht, sogar mit eigenem Badezimmer. Wir quartieren uns aber immer im Bamboo Bungalow ein, dem besten am Strand. 40 Franken pro Nacht. Sehr zur Freude von unserem Sohn sogar mit Frosch hinter dem Badezimmerspiegel. In Thailand gibts wunderbare Bungalowanlagen ab 40 Franken, für 90 wird's dann schon sehr schön (Hidden Resort in Ranong!), und für 150 sogar wunderbar luxuriös mit eigenem Swimming Pool (auf Koh Yao Yai das Glow Elixir)! Hotelsuche kann man lernen. Ich entwickle mich zu einem Genie mit einem sehr glücklichen Händchen.

Nach knapp über 20 fing ich an zu backpacken, war eine klassische Rucksackreisende. Wollte auf keinen Fall als “Touristin” bezeichnet werden. Den Pauschalreisenden und Gruppentouristen brachte ich die totale Verachtung entgegen. Heute, 30 Jahre nach den ersten Ferienreisen nach Südostasien, reise ich nicht mehr mit dem Tramperrucksack, sondern meist nur mit einem kleinen Rollköfferchen. Mit dem ich mich früher geschämt hätte. Während ich damals in mit Menschen voll verstopften Zweitklassabteilen in indischen Nachtzügen, in der Mongolei mit Einheimischen zwischen Kartoffelsäcken auf Lastwagen gereist bin, bevorzuge ich heute zum Beispiel in Sri Lanka einen Mietwagen mit Chauffeur (Akila Ruwan, silversuntours.com, akilaruwan@yahoo.com, phone +94 77 988 14 03 und +94 78 631 54 67). In Bangkok nehme ich ein Taxi vom Flughafen ins Hotel und in Usbekistan buche ich wunderschöne Boutiquehotels in alten Karawansereien anstatt Billigstunterkünfte. Vor allem seit ich einen Sohn habe, gönne ich mir viel mehr Luxus. Ich habe den Rucksack gegen den Rollkoffer getauscht und bin nicht mehr bereit, unser Hotelzimmer mit Viechern oder einen Schlafsaal mit betrunkenen oder schnarchenden Mitreisenden zu teilen (habe ich zwar nur sehr selten gemacht, kam jedoch vor).

Ich blättere zwar noch in den Broschüren und Prospekten vom Junge-Leute-Abenteuer-Reisebüro, buche dann aber alles selber. Pauschalarrangements sind mir ein Gräuel. Ausserdem bin ich zu alt für die klassischen Leiden eines Backpackers. Muss auch nicht mehr jede Sehenswürdigkeit abklappern. Klar gehört der Borobudur zu Indonesien, der Taj Mahal zu Indien, Angkor Wat zu Kambodscha, der Royal Palace zu Bangkok etc. Aber man kann durchaus nach Paris ohne den Eiffelturm bestiegen zu haben… Drum: Angesichts strassentechnisch besonders heikler Strecken können wir für wenig Geld auch fliegen und uns 24 Stunden im Bus ersparen.

Zwei meiner grössten Horrorerlebnisse waren auf langen Überlandstrecken. Das schlimmste führte von Pokhara nach Delhi. Rechts und links gings hunderte Meter tief ins Grauen, und die indischen Busfahrer lieferten sich ein Rennen! Wir hatten nicht fliegen wollen, weil man sich das als Backpacker nicht getraute/nicht erlaubte. Das zweite war in Nordpakistan, von Gilgit nach Rawalpindi. Wir konnten gar nicht mehr aus dem Fenster schauen, so bang war uns ab der Fahrweise des Idioten am Steuer. Dann zwei Platten, stundenlanges Herumwarten auf den Ersatzbus, in der Dunkelheit. Weil uns die 150 Dollar für ein Jeep-Taxi gereut hatten. Auf einer der spektakulärsten Routen der Welt, dem Karakorum-Highway! Wie blöd kann man wohl sein? Ist ein schmerzloser Komfort denn nicht erlaubt? Darf man das am Abend in der Hotelhalle den anderen Reisenden gegenüber zugeben? Ja, man darf! Vielleicht nicht so gern dem typischen Lonely Planet-Tramper, aber dem versuchen wir seit Jahren eh aus dem Weg zu gehen.

Wir müssen uns nichts mehr beweisen. Während dann die anderen von ihrer total mystischen und magischen 30-stündigen Busfahrt berichten, haben wir unseren Reisestil gefunden. Wir erleben das riesige Abenteuer einer Rucksackweltreise mit schönen luxuriösen Hotels mit Bad und Swimming Pools. Flashpacker wollen beides: Abenteuer und Komfort, Dschungel und gutes Essen. Den Tag bei den Einheimischen verbringen und auf Eseln reiten, am Abend saubere Unterkünfte, Waschservice, Klimaanlage, warme Dusche und Heizung in höheren (kälteren) Lagen. Wir müssen keine Antworten mehr auf fundamentale Lebensfragen finden. Uns schon gar nicht. Wir haben uns bereits gefunden. Keine spirituellen Aufgaben, kein Kasteien in buddhistischen Klöstern und hinduistischen Ashrams, kein Veganerselbstfindungstrip. Luxus und Abenteuer schliessen sich nicht aus. Eine Chance für Ex-Backpacker-Draufgänger.

Meine Freundin sagte mir unlängst: “Du bisch afeng en rächte Luxus-Traveller wordä!”. Es sollte eine Beleidigung sein. Jetzt habe ich die Antwort: Ich bin ein Flashpacker! Das zweite Leben der Backpacker. Die Welt zu entdecken muss nicht weh tun!

Bei www.secretescapes.com gibts die schönsten Boutique Hotels, um die tollsten Ecken der Welt zu besuchen. Sogar auf den Irrawaddy und bis in die hintersten Flüsse von Assam gibts unglaublich luxuriöse “Kreuzfahrtschiffe”. Den Mekong runter, auf dem Brahmaputra. Für höhere Ansprüche, aber individuell unterwegs. Mit Sinn für Entdeckungen und Pioniergeist, in total abgelegenen Landschaften. Ich suche immer den Kontakt zu den Einheimischen. Aber ohne Pauschalarrangement und Massentourismus. Nur weil jemand in einem Zehnerschlag in einer Jugendherberge schläft, lernt er doch nicht das Land und die Leute besser kennen. Es gab und gibt wahrscheinlich heute noch Travellers, die damit prahlen, dass sie nur 5 Bucks für ihr Shithole bezahlt haben. Die Armen. Man braucht nicht tagelang zu leiden, um etwas zu erleben.

Eine Reise, die nicht von einem Anbieter durchpauschalt wurde, ist sowieso ein Abenteuer. Ich habe nun für die ganze Reise von Buenos Aires über Bolivien, Chile und zurück nach Argentinien alle Hotels gebucht. Zuerst den Atlantikflug, dann einen Inlandflug, wieder einen, dann die Schiffspassage… Plötzlich schwante mir, dass das doch recht teuer wird. Zusammenzählen. Oh Gott. So viel? Sollen wir doch nach Neuseeland? Nein! Die Gletscher schwinden. Ich wollte schon ewig mal nach Patagonien. Wenn nicht jetzt, wann dann? In 10 Jahren würde es noch viel teurer werden. Also durch.

Und ich möchte nicht in Hotels, wo nicht jeder einzelne die WHO-Hygienestandards einzuhalten vermag. Wenn ich am Arsch der Welt die Wahl habe zwischen einem sehr hässlichen Guest House für 50 Dollar und einem sehr schnuckligem Bed and Breakfast für 90 Dollar, dann entscheide ich mich doch für das Zweite. Man gönnt sich ja sonst nichts! Zu vielem ist man ja jenseits der Dreissig doch gar nicht mehr bereit. Zu farbigen Gardinen, Ikea-Möbeln, keiner Gepäckablage, Schimmel im Bad! Und wenn die Hitze des Tages in den Strassen klebt wie einem das T-Shirt auf dem Rücken, dann brauch ich einen genussvoll eingerichteten eigenen Waschraum.

Bin dann doch einigermassen erschrocken, als ich herausfand, was für Preise wir im Engadin von Argentinien, den Nationalparks von El Calafate und El Chalten, für ein Dreierzimmer rechnen müssen, um unseren Standard aufrechtzuerhalten. Aber als ich sah, dass ein dorm bed in einem hässlichen stickigen Viererzimmer mit zwei Kajütenbetten, wohlverstanden ohne Lavabo, shared bath auf der Etage, 60 USD pro Person kostet, dämmerte es mir. Da nehm ich lieber das Boutiquehotel!

Aber muss der Weg steinig sein, damit sich die Reise authentisch anfühlt? Nein! So plane ich beim Reisen mit Kind immer nur kleinere Etappen und an jedem Ort ein paar Tage zu bleiben. Schwierig abzuschätzen, wenn ich ja selbst noch nie da war. Planung ist alles. Reiseführer durchlesen, nachfragen im Freundeskreis. So kam ich auf meine Route. Drei Tage Akklimatisieren in Sucre. Zwei in Potosi. Weils vom Salar de Uyuni, dem Salzsee in der Hochebene von Bolivien, mit dem 4x4 Geländewagen drei Tage in die chilenische Wüste runtergeht, mit sehr einfachen Unterkünften unterwegs, leisten wir uns vor der Abfahrt noch ein ganz besonders luxuriöses (Salz-)Hotel. Nach drei Tagen im 4x4 ist dann natürlich eine Unterkunft mit Swimming Pool angesagt, zum Ausspannen und Chillen. Drei Tage.

“Ich bin losgezogen, um mich selber zu finden. Und alles, was ich fand, war die Erkenntnis, dass ich einfach gerne reise.” Das hätte auch von mir sein können. Scherzkeks!

Wegen dem Vorbuchen sämtlicher Hotels: Sollen wir mit einem siebenjährigen Kind bei 30 Grad im Schatten losziehen und Hotels suchen? Bei den vielen vorzubuchenden Transportmitteln, die ich auf dieser geplanten Südamerikareise eingebaut habe, weiss ich ja sowieso ganz genau, an welchem Tag ich wo bin. Mehrere Hotels waren zudem schon ein halbes Jahr vorher ausgebucht. Da riskieren wir nichts. Die Zimmer füllen sich schnell, vor allem in den touristischeren Gebieten. Ohne Kind und früher hätte ich nie vorgebucht, höchstens die ersten zwei Nächte nach der Ankunft in einem mir noch fremden Land. Aber mit dem Geländewagen über die Anden, mit einem Inlandflug von Nord- nach Südchile, dann 10 Tagen Mietwagen, der viertägigen Schiffspassage, abermals zwölf Tagen vorbestellter Automiete und vor allem dem Propellerflugzeug von Punta Arenas nach Feuerland ans Ende der Welt, wollte ich auf Nummer Sicher gehen. Alle wichtigen Transportmittel fixen. Ja, dies wird halt leider nicht mehr sehr viel Platz für Spontanität übrig lassen...

Für den Geländewagen in Bolivien entschied ich mich für www.creativetours.com.bo, gabriela.uyuni.expeditions@gmail.com.

Meine Mietautos buche ich immer bei www.rentalcars.com. Ein Wagen bei Puerto Montt kostet unter 30 Franken pro Tag, in Patagonien wird’s dann schnell sehr viel teurer. Unser Auto in Puerto Natales mit allen Papieren für die Grenzüberquerung nach Argentinien und zurück habe ich bei der Firma Koyer gefunden: www.arriendoskoyer.com, bei Karla Escobar, Telefon Office Puerto Natales: +56 (9) 4 466 77 05, mail: cotizaciones@koyer.cl,mobile 24 hours +56 (9) 8 731 96 16. Sehr empfehlenswert und hilfsbereit. Allerdings über 100 Franken pro Tag!

Unsere Flüge von Buenos Aires nach Sucre in Bolivien und von Calama (1 Autostunde von San Pedro de Atacama) über Santiago de Chile nach Puerto Montt buchte ich direkt bei lastminute.com (auch edreams.ch oder travelgenio.ch, auch vergleichen mit den Airlines direkt, also LATAM oder Aerolineas Argentinas!), die Flüge im Süden von Punta Arenas nach Puerto Williams direkt bei DAP Airline, www.dapairline.com. Das Schlauchboot über den Beagle-Kanal buchte ich per Email bei Gabriela: sursur.turismo@gmail.com. Die Frau ist top!

Als wir dann alle Transportmittel mal zusammenzählten, kamen wir auf über 12’000 Schweizer Franken! Da hatte ich noch kein einziges Hotel gebucht, geschweige denn ein argentinisches Bifi Lomo gegessen oder einen einzigen Mendoza oder Cafecito getrunken... Aber es gab kein zurück mehr. Südamerika, wir sind in den Startlöchern!

Finding Nemo & Pisco Sour

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