Читать книгу Suche nichts - finde alles! - Frank J. Kinslow - Страница 31

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3. Wie der Verstand funktioniert

„Der Verstand muss lernen, dass jenseits des unruhigen Verstandes als Hintergrund das Gewahrsein existiert, das sich nicht verändert.“
Nisargadatta Maharaj

Der unbeaufsichtigte Verstand hat eine Welt voll Kummer hervorgebracht. Wir werden sehr davon profitieren, uns die Wirkungsweise des zerstreuten Verstandes kurz anzusehen.

Denken

Wenn Sie eine Handlung ausführen wollen – etwa: von Ihrem Stuhl aufstehen, das Zimmer durchqueren und das Licht einzuschalten –, was muss dann als Erstes in Ihrem Kopf stattfinden? – Richtig, Sie brauchen zuerst einen Gedanken, bevor Sie eine Handlung ausführen. Der Gedanke mag bewusst sein oder unbewusst, doch in beiden Fällen ist es ein Gedanke. Gedanken steuern und kontrollieren auch unsere Sinne. Allein das Betätigen eines Lichtschalters erfordert eine beträchtliche Koordination zwischen Geist und Körper. Ihr Sehsinn muss Ihre Hand zum Lichtschalter „geleiten“. Ihr Geist passt Ihre Handhaltung laufend neu an, wenn Sie zum Schalter greifen. Er spürt den Schalter und hört beim Einschalten das vertraute Klicken.

Ihre Augen übermitteln Ihnen, dass Ihr Einsatz erfolgreich war, und als Folge davon ist Ihr Leben etwas heller und freundlicher. Diese einfache Meisterleistung ist unendlich komplizierter, als ich es hier beschrieben habe. Doch das Grundgerüst stimmt und ist für unsere Zwecke ausreichend vollständig.

Ich würde gern kurz den Unterschied zwischen Gehirn und Verstand (oder Geist) erklären – zumindest, wie ich die beiden Begriffe im vorliegenden Buch benutze. Einige Quellen verwenden die Begriffe Gehirn und Verstand synonym. Manche behaupten, das Gehirn bringe den Verstand (den Geist) hervor, andere vertreten genau das Gegenteil. Für uns wäre es kontraproduktiv, uns in die schon lange währende Diskussion einzumischen. Das Gehirn ist eine physische Struktur, die physischen Gesetzen unterliegt. Der Verstand gehört ganz offensichtlich zum mentalen Modell. Und wie wir noch sehen werden, hat er mit Denken, Fühlen, Erinnern und ein paar anderen feinen Dingen zu tun, auf die ich bald eingehen werde.

Fühlen

Wir haben eben herausgefunden, dass Denken notwendig ist, damit Handeln stattfinden kann. Denken beeinflusst Handeln. Doch was beeinflusst unser Denken? – Wieder richtig: Das Fühlen beeinflusst das Denken. Bezweifeln Sie das? Wahrscheinlich schon, wenn Sie sich als jemanden betrachten, der an das Leben objektiv herangeht. Aber der wissenschaftliche Denker, der glaubt, er könne sich von Einflüssen fernhalten (darunter auch das Fühlen) und völlig objektiv sein, ist eine vom Aussterben bedrohte Spezies. Die Quantenmechanik hat eindeutig nachgewiesen: So etwas wie einen objektiven Beobachter gibt es nicht. Die rein logische, analytische und objektive Sichtweise ist eine Illusion.

Auf der tiefsten Ebene des Lebens gibt es nur Wellen. Gedanken sind Wellen und Gefühle sind andersartige Wellen.

Das Fühlen beeinflusst das Denken. Wenn Sie auf einen Freund wütend sind, hegen Sie ihm gegenüber wütende Gedanken. Die Wut wirkt dann wie ein Motor, der Ihre Gedanken antreibt. Vielleicht ertappen Sie sich sogar dabei, auf eine Art zu denken, die zu weniger emotionsgeladenen Zeiten lächerlich erscheint. Ein misstrauischer Liebhaber wird Untreue sehen, wo es gar keine Untreue gibt. Ein wütendes Kind wünscht sich vielleicht, seine Eltern seien tot. Gefühle können unser Denken völlig verzerren und uns die Wirklichkeit ganz anders wahrnehmen lassen. Das Denken wirkt auch auf die Gefühle ein.Von diesen beiden sind die Gefühle jedoch subtiler und wesentlich machtvoller.

Sicherheit

Was beeinflusst unser Fühlen? Was entscheidet, ob ein Gefühl erhebend und liebevoll oder zerstörerisch und schmerzlich ist? Einfach ausgedrückt werden unsere Gefühle davon beeinflusst, wie sicher wir unserer Meinung nach sind. Unsere Sicherheit stützt sich darauf, wie sicher wir die Lage wahrnehmen.

Nehmen wir einmal an, Sie hätten 18 Jahre lang für eine Firma gearbeitet. Wie viele andere Unternehmen steht auch Ihres vor einem Berg von Problemen und eine Korrekturmaßnahme soll Stellenabbau sein. In Ihrem Büro sind schon mehrere Leute entlassen worden. Es kursiert das Gerücht, die ganze Abteilung werde aufgelöst.

Sie sind ein vorbildlicher Mitarbeiter. Sie sind loyal, energiegeladen und haben in den 18 Jahren nur 17 Mal gefehlt. Sie sind ein Teamarbeiter und haben der Firma in all den Jahren Tausende von Dollars sparen geholfen, weil sie durch Ihre Beiträge Arbeitsabläufe straffer organisieren konnte.

Es ist jetzt Freitagnachmittag, die ideale Zeit für unangenehme Maßnahmen. Als Sie aus der Mittagspause zurückkommen, liegt ein rosafarbener Zettel auf Ihrem Tisch: Sie sollen sofort zu Ihrem Vorgesetzten kommen. In Ihrem Kopf wirbeln die Gedanken und Emotionen nur so durcheinander, alle sehr negativ: Sie fühlen sich verraten. Sie sind wütend, fühlen sich in die Enge gedrängt und haben Angst.

Eine Flutwelle von Gedanken schwappt über Sie hinweg, die ungefähr so lauten: „Ich habe dieser Firma die besten Jahre meines Lebens gewidmet. Sie haben meine Arbeit oder mich persönlich nie wertgeschätzt. Klar, mein Chef war immer nett, aber ich habe ihm nie vertraut. Und was soll dieses verrückte Gewächs auf seiner Oberlippe, das er Schnurrbart nennt? Wahrscheinlich trinkt er auch zu viel und misshandelt seinen Hund. Verdammt, ich hasse diese Firma.“

Auf dem Weg zum Büro Ihres Chefs fällt Ihnen auf, dass Ihr Magen sich wie verknotet anfühlt, Ihre Handflächen sind schweißnass, Ihre Beine werden schwach. Diese Körpersymptome sind von den aufgewühlten Gedanken verursacht, die in einem Mischmasch heftiger Emotionen hochkochen.

Als Sie das Chefzimmer betreten, sitzt Ihr Vorgesetzter schon hinter seinem teuren Schreibtisch; etliche Golfschläger lehnen an der Wand. Er hebt an: „Wie Sie wissen, hat die Firma in jeder Abteilung Stellen abgebaut. Ihre Abteilung wird demnächst ganz aufgelöst.“ – „Ich wusste es“, flüstern Sie sich tonlos selbst zu, „ich bin erledigt!“

Er fährt fort: „Sie sind einer der Mitarbeiter, die wir am meisten schätzen. Sie sind für die Firma ein großer Gewinn, wir haben Ihre Loyalität bemerkt und würdigen sie sehr. Jetzt rufen wir eine neue Abteilung ins Leben, die unserem Unternehmen bei der Umstrukturierung helfen soll, und wir hätten gerne, dass Sie diese Abteilung leiten. Ihre Arbeitszeit bleibt gleich, aber wir bieten Ihnen eine beträchtliche Gehaltserhöhung. Wie stehen Sie dazu?“

In Sekundenbruchteilen haben Sie eine Transformation vollzogen. Jetzt lieben Sie die Firma! Sie lieben Ihre Arbeit und sogar den Schnurrbart Ihres Vorgesetzten. Sie sind davon überzeugt, dass er ein Heiliger sei und dass sein Hund Glück habe, bei ihm zu sein. All Ihre unangenehmen Körpersymptome weichen dem körperlichen Ausdruck von Freude. Nun sind Sie überglücklich.

Was ist da gerade passiert? Wie konnten Sie innerhalb weniger Herzschläge von tiefster Verzweiflung zu höchster Ekstase aufsteigen? – Natürlich, Sie erlebten einen Umschwung von starker Unsicherheit hin zu großer Sicherheit. Dieser Wechsel der Sichtweise von „unsicher“ zu „sicher“ hat sich eindeutig auf Ihre Gefühle ausgewirkt, die wiederum Ihr Denken und Ihre Physiologie beeinflusst haben. An diesem Beispiel lässt sich gut erkennen, wie der Verstand arbeitet und uns glücklich macht oder besorgt, schuldig, heiter oder ärgerlich. Letzten Endes sind wir im Grunde davon abhängig, wie sicher wir uns in jedem Augenblick, in jeder Situation fühlen. Und das enthüllt, was ich als den Kern all unseres Leidens empfinde. Falls wir über diesen Punkt nicht hinausgehen, werden wir immer vom Verstand abhängig sein. Der nächste Schritt besteht darin, die einzigartige Kraft zu finden, die unser Sicherheitsgefühl beeinflusst und letztlich unseren ganzen Verstand, unseren Körper und schließlich auch unsere Umwelt.

Wenn wir herausfinden, was unsere Sicherheit fördert, dann kommen wir vielleicht auch dahinter, wie wir sicherer oder sogar völlig sicher sein können. Wir alle kennen Menschen, die mitten im schlimmsten Trauma gelassen und unterstützend wirken. Viele Menschen lebten beispielhaft in Frieden und Freude, obwohl sie große persönliche Belastungen zu ertragen hatten: etwa Albert Schweitzer, Mahatma Gandhi oder Mutter Teresa, um nur wenige zu nennen. Die großen Weltreligionen haben ihnen viele weitere hinzugefügt. Wenn das ein Mensch kann, dann haben wir alle das Potenzial dazu. Schließlich war es Jesus, der uns sagte: „All dies könnt ihr tun und noch mehr.“

Kerngedanken von Kapitel 3

• Denken geht dem Handeln voraus.

• Das Denken weist die Sinne an, Informationen zu sammeln, als Vorbereitung für künftiges Handeln.

• Das Fühlen beeinflusst das Denken.

• Gefühle werden umgekehrt auch von Gedanken beeinflusst. Von diesen beiden sind die Gefühle subtiler und sie motivieren uns weit wirkungsvoller.

• Das Sicherheitsempfinden beeinflusst das Fühlen.

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