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Der Ruf des Abgrunds

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Der Ruf des Abgrund, die Stimme aus der Tiefe, wird den Adepten irgendwann auf seinem Weg zur Selbsterkenntnis erreichen und möglicherweise auch verwirren, denn sie spiegelt schon im ersten Aufflackern die Paradoxie des Abyss und der Sephirah Daath wider. Der Adept wird gerufen und aufgefordert, den ersten Abgrund, der die Welten trennt, zu durchqueren, um sich auf die Reise zu machen, doch die Stimme der Wahrheit, die sich kurz vor der Möglichkeit zum Übergang offenbart, ist deutlich. Sie spricht von Zerstörung, als erster Vorahnung auf die Prüfungen, die dem Adepten bevorstehen, wenn er sich auf den Weg hin zu Daath, vor den Thron der Schöpfung, begibt. Es beginnt eine Reise ins Unbekannte, die nicht in Worte gefasst zu werden vermag, da sie eine jener drei ewig-wandelbaren Prüfungen ist, die dem Adepten in den Abgründen zwischen den Welten erwarten werden und schließlich in der Prüfung des Abgrunds enden wird.

Kaum, dass der Adept sich auf den Weg gemacht hat, sieht er sich der ersten Schwierigkeit gegenüber: Die Ketten der Illusion halten ihn fest umschlungen und es ist an ihm, diese zu sprengen und den ersten Ankerpunkt, seiner Existenz zu lösen. Diese Prüfung wird in einem ersten unausweichlichen Mors Mystica enden, der den Adepten zu einer Neuordnung seiner eigenen Wertvorstellungen zwingen wird. Die Ketten der Illusion, die anerzogenen Dogmen von Ethik und Moral müssen zerreißen, um sich aus dem erlernten schwarz-weiß Denken zu befreien und sich der kosmischen Erkenntnis von Licht und Schatten und der Paradoxie der Schöpfung bewusst zu werden.

Auf welchem Wege die Kette zerrissen werden kann und wie beschwerlich der Weg bis dahin werden wird, ist einzig und allein im Adepten selbst, und seiner Bereitschaft zu vorbehaltloser, freiwilliger Erkenntnis der Konzepte und Dogmen seiner Umwelt begründet.

Wenn er nicht bereit ist, zu erkennen, dass seine vorgeprägte Sicht der Konzepte „Gut“ und „Böse“ in den Sphären, zu denen er sich aufmacht, falsch ist, wird er dem ersten Wächter, bzw. der ersten Prüfung, nicht entgegentreten können, in der Hoffnung heil und unversehrt aus ihr hervorzugehen.

Er wird gebrochen werden, durch die fortwährende Konfrontation mit der eigenen Begrenztheit des Geistes, die erst in der eigenen inneren Anerkenntnis des Adepten ihr Ende finden wird.

Es gibt kein Zurück, wenn der Adept sich einmal aus freiem Willen auf den Weg hinein in den ersten Abgrund gemacht hat. Die einzige Richtung, in die er noch schreiten kann ist der Weg voran, doch dieser Weg führt fort von der Kette der Illusion des Dogmas, die es zu überwinden gilt.

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