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Pro Pope Francis. Eine Solidaritätsaktion für Papst Franziskus

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Tomáš Halík, Paul M. Zulehner

Der Papst aus Argentinien war für die Weltkirche eine große Überraschung. Das betraf nicht nur seine lateinamerikanische Herkunft. Auffällig ist auch sein einfacher Lebensstil. Er bewohnt nicht die ehrwürdigen päpstlichen Gemächer, sondern lebt im Gästehaus Santa Marta. Protzige Limousinen lehnt er ab. Seine Kleidung ist ohne feudalen Prunk. Unter dem weißen Talar trägt der franziskanische Jesuit eine schwarze Hose. Seine orthopädischen Schuhe hat er aus Buenos Aires mitgebracht.

Überraschend ist ebenfalls sein Leitungsstil. Klerikalismus ist ihm zuwider, Zentralismus ebenso. Dagegen setzt er auf eine prozesshaft bestens geleitete Synodalität. Ihm liegt daran, dass das Wirken des Heiligen Geistes in der Kirche nicht überhört wird. Dieses ortet er aber nicht nur im Vatikan, sondern an vielen Stellen, verteilt über die ganze Weltkirche. Daher zitiert er in seiner Regierungserklärung Evangelii gaudium vierzigmal lokale Bischofskonferenzen. Den Hirtenbrief der Argentinischen Bischöfe hat er auf den weltkirchlich verbindlichen Rang eines „authentischen Lehramts“ angehoben. Eine Orientierungshilfe der Bischöfe der Pastoralregion Buenos Aires zu Amoris laetitia und ein Brief von Papst Franziskus, in dem dieser die Richtlinien gutheißt, wurden in den Acta Apostolicae Sedis (AAS) amtlich veröffentlicht. Der vatikanische Staatssekretär Pietro Kardinal Parolin erklärte auf Wunsch des Papstes, die beiden veröffentlichten Dokumente gehörten zum „authentischen Magisterium“. Inhaltlich besagt die Orientierungshilfe der argentinischen Bischöfe Folgendes: kein „unbeschränkter Zugang zu den Sakramenten“ für Katholiken in jedweden Lebensumständen; Rücksicht auf Empfindlichkeiten in Pfarrgemeinden; Festhalten an der Lehre der Unauflöslichkeit der Ehe; Ermutigung von wiederverheirateten Geschiedenen zu sexueller Enthaltsamkeit oder einer Teilnahme am kirchlichen Leben ohne Sakramente – und, in Einzelfällen sowie nach einem „Weg der Unterscheidung“ zusammen mit einem Geistlichen, die Möglichkeit, die Hilfe der Sakramente der Versöhnung und der Eucharistie zu suchen.

Nicht zuletzt haben sich der Stil und die Pastoralkultur der katholischen Kirche in seiner kurzen Amtszeit markant verändert. Sie sind zugleich bibelfester, also jesusförmiger, und (deshalb) menschenfreundlicher geworden. Der Papst spricht ungern von Sünden, sondern lieber von Wunden und Verwundungen, die Menschen einander und sich selbst oder auch der Natur zufügen. Er moralisiert nicht, sondern will heilen. In der Nachfolge des Heilands kann so die Kirche für die Menschen zum „Heil-land“ werden. Er führt die Menschen nicht in den Gerichtssaal, sondern möchte, dass die Kirche für die Menschheit eine Art Feldlazarett ist (so im Interview mit Spadaro; AL 305). Er urteilt nicht, sondern begleitet. Er ist kein Legalist, der einfach Gesetze auf das menschliche Leben anwendet. Vielmehr schaut er dem einzelnen Menschen ins Gesicht und fragt, wie ihm das Gesetz auf seinem holprigen Lebensweg Unterstützung und Trost sein kann. Er ist also kein Ideologe, sondern ein Hirte.

Rückenwind für den Papst

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