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Das Geheimnis des Mondes

Doris Schwickert

Eines Abends blickte der Mond vom Himmel herab auf die Erde. Er sah zu, wie die Menschen friedlich schliefen - die einen still, die anderen schnarchten.

„Ach“, seufzte er. „Die Menschen haben es gut. Sie werden geboren, wachsen auf, werden groß und lernen einen lieben Menschen kennen, den sie heiraten. Und ich bin immer alleine. Könnte ich sie doch nur ein einziges Mal sehen. Nur einmal.“ Er bemerkte nicht, dass ein Sternlein in seiner Nähe war und alles mit angehört hatte.

„Hej du, Mond! Was möchtest du gerne mal sehen? Wovon sprichst du?“

„Ach“, sagte der Mond.

„Ich liebe und verehre schon so lange die Sonne. Alle sagen, sie sei wunderschön. Und ich möchte sie so gerne nur einmal sehen.“

„Wo ist das Problem?“, fragte das Sternlein kess.

„Das will ich dir gerne sagen“, erklärte der Mond.

„Wenn die Sonne aufgeht, wird es auf der einen Seite der Erde hell und die Menschen gehen zur Arbeit. Dann muss ich schlafen gehen, damit es auf der anderen Seite der Erde dunkel wird und die Menschen schlafen können. Denn sie sind müde vom Arbeiten.“

„Tja“, sprach das Sternlein. „Da müsste doch was zu machen sein. Ich werde mal überlegen.“

„Lass nur“, winkte der Mond hoffnungslos ab. „Das ist schon seit Jahrtausenden so und da kannst du kleines Sternlein - ja entschuldige bitte, dass ich das so sage - auch nichts daran ändern.“

Doch das Sternlein zwinkerte mit dem Auge und sagte: „Ich will das einmal mit den anderen Sternen besprechen. Ich komme gleich wieder!“

Es dauerte nicht lange, da war das Sternlein wieder da.

„Du, Mond, wir haben die Lösung. Morgen Abend, bevor du schlafen gehst, halten wir einfach die Erde an, nur für ein paar Minuten. Und dann wirst du die Sonne sehen.“

Der Mond sah das Sternlein ungläubig an und sprach: “Das glaube ich nicht, dass ihr das könnt.“

„Morgen Abend wirst du es sehen.“

Und dabei nickte das Sternlein ganz fest mit dem Kopf.

Am nächsten Abend wollte der Mond gerade schlafen gehen. Er dachte gar nicht mehr an die Worte des Sternleins. Doch was war das? Plötzlich wurde es am Himmel ganz hell. Und da war sie vor ihm - die Sonne.

Sie war strahlend schön. Ja, sie war noch schöner als er es sich jemals erträumt hatte. Der Mond war geblendet von den hellen Strahlen und musste für einen Moment die Augen schließen. Dann sprach die Sonne: „Lieber Mond, ich träume schon so lange von dir. Komm und küss mich.“

Der Mond öffnete wieder die Augen. Aber er wusste, wenn er sie nur einmal küssen würde, dann würde er an den heißen Strahlen verbrennen und die Menschen auf der Erde könnten nie mehr schlafen. So warf er ihr nur einen flüchtigen Kuss zu. Im gleichen Augenblick war sie wieder verschwunden.

Der Mond hatte noch immer ihren Anblick vor Augen und träumte vor sich hin bis er eine wütende Stimme vernahm, die bis in die Milchstraße hallte: „Welcher Scherzkeks hat hier die Erde angehalten?“

Es war Petrus. Er war sozusagen der Hausmeister vom Himmelszelt und hatte die Verantwortung für alles.

„Seht euch das Chaos auf der Erde an!“, rief er. „Die Menschen können nicht schlafen und die anderen Menschen können nicht zur Arbeit gehen. Alle Sterne zu mir und zwar sofort!“, brüllte er.

Sogleich waren alle Sterne vor ihm versammelt.

„So“, sprach Petrus. „Also, wer war es?“

Die Sterne hatten Angst und blieben stumm.

„Wenn es keiner war, werde ich euch eben alle bestrafen. Dann müsst ihr hinter die Wolken gehen und dürft eine Woche lang nicht mehr am Himmel strahlen“, sprach er.

Da fasste sich das Sternlein ein Herz und sagte: “Ich war es. Es war meine Idee. Ich wollte dem guten Mond nur helfen.“

Und dann erzählte es Petrus die traurige Geschichte.

Petrus machte ein sehr nachdenkliches Gesicht, dann sagte er: „Wenn du es für die Liebe getan hast, will ich noch einmal ein Auge zudrücken.“ Das Sternlein war erleichtert.

„Aber“, sagte Petrus weiter, „einen kleinen Denkzettel bekommst du doch von mir. Du musst ab morgen jeden Abend dem Mond Gesellschaft leisten, damit er nicht so alleine ist.“

Das Sternlein lachte: „Nichts lieber als das. Ich verspreche es.“

Es war wieder Abend und der Mond schaute zur Erde herab. Aber diesmal war er nicht traurig, sondern er lächelte. Er dachte an seine Sonne und jetzt wusste er, dass sie auch an ihn dachte. Das machte ihn glücklich. Er fühlte sich nicht mehr einsam, weil er wusste, dass sie in Gedanken bei ihm war.

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