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Küken statt Ostereier

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Die Hühner aber hatten ihren Entschluss keineswegs aufgegeben. Im Gegenteil, jetzt wollten sie es dem Osterhasen erst recht zeigen. Tatsächlich legten sie in den folgenden Tagen und Wochen besonders fleißig Eier. Doch sobald sie von ihren Nestern stiegen, fühlten sie sich jedes Mal so hungrig, dass sie für die nächsten Stunden erst einmal damit beschäftigt waren, Futter für sich zu suchen. Wenn sie sich dann endlich gesättigt hatten, dann scharrten sie sich im Sand ein, weil die Flöhe und Läuse sie so sehr piesackten, und kaum war das Sandbad zu Ende, da dachten sie schon wieder ans Fressen. Bei diesem Tagesablauf blieb ihnen gar keine Zeit mehr übrig, die Eier schön bunt zu färben.

Je mehr es in den Frühling hineinging, kam noch etwas anderes hinzu, und das brachte die Henne Gackeleia vollends aus dem Häuschen:

„Gack-gack-gack, was ist nur mit euch los, Schwestern? Nicht genug damit, dass ihr euch schon seit Wochen vor der Arbeit drückt und keine Eier färben wollt. Jetzt hockt ihr auch noch den lieben langen Tag und selbst nachts auf euren Nestern und plustert euch auf, dass ihr noch mal so dick werdet. Seit einigen Tagen habt ihr sogar aufgehört, Eier zu legen.“

Doch die anderen Hühner waren auch nicht auf den Schnabel gefallen und gackerten zurück: „Gack-gack, das ist nun mal jedes Jahr um diese Zeit. Wenn es Frühling wird, dann müssen wir eben auf unseren Nestern sitzen bleiben und die Eier ausbrüten, sonst gäbe es doch keine Küken, gack-gack.“

„Küken, Küken!“, kreischte die Henne Gackeleia außer sich. „Ostereier brauchen wir - und keine Küken.“

„Keine Küken?“, riefen die Hühner entrüstet durcheinander und schnappten nach Luft, „Keine Küken?“

„Wenn wir in einigen Jahren sterben und keinen Nachwuchs mehr haben“, erklärte eine Bruthenne, „dann gibt es bald überhaupt keine Hühner mehr auf der Welt.“

„Jawohl, Gackeleia“, bekräftigte eine andere Bruthenne, „und darum sind Küken wichtiger als Ostereier.“

Gackeleia schwoll der Kamm. „Faulpelze seid ihr, gack-gack, ihr wollt euch bloß vor der Arbeit drücken.“

„Also das finde ich doch unerhört, gack-gack!“

„Wenn du so viel Wert auf gefärbte Ostereier legst, Gackeleia, warum färbst du die Eier dann nicht selbst, gack-gack?“

So hackten die Bruthennen auf Gackeleia los, die sich vergebens herauszureden versuchte: „Ich kann doch nicht alles tun, ich habe schon genug Arbeit.“

„Ja, mit Schimpfen und Befehlen! Überhaupt so ein verrückter Gedanke, wir Hühner sollten den Osterhasen spielen. Das konnte auch nur dir einfallen, Gackeleia.“

„Ihr habt doch mitgemacht“, verteidigte sich die Henne Gackeleia. „Ihr wart genauso Feuer und Flamme für die Sache.“

„Wir?“, fragten die Bruthennen erstaunt, als könnten sie sich an nichts mehr erinnern.

„Ja, ihr seid mit mir zusammen zum Osterhasen gegangen, um ihm unseren Entschluss mitzuteilen.“

„Das stimmt, Gackeleia“, höhnte ein dickes Huhn.

„Wir sind doch nicht so dumm wie du und opfern unsere Ruhe für bunte Ostereier“, erklärte ein anderes. „Gack-gack-gack!“

Dieser Ansicht waren auch die übrigen Bruthennen und gackerten wütend von allen Seiten Gackeleia an: „Gack-gack-gack-gack-gack-gack-gack-gack-gack-gack…!“

Der Osterhase und die Henne Gackeleia

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