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Warum kann Ostern nicht Weihnachten sein?

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Wer weiß, wie lange die Hühner noch auf Gackeleia geschimpft hätten, wenn nicht plötzlich jemand gerufen hätte: “Aber, meine lieben Hennen, wer wird denn gleich so wütend herumgackern?“

Mit einem Schlag verstummte das Geschrei, und alle blickten auf die schmale Luke des Stalls, durch die sich jetzt etwas Dunkelbraunes schob.

„Der Osterhase“, rief das Huhn, das gleich neben der Luke stand und ihn deshalb zuerst erkannt hatte, „höchstpersönlich!“

Vergnügt hoppelte der Osterhase in den Hühnerstall hinein, machte Männchen und grüßte freundlich: „Guten Tag, meine Lieben.“

„Guten Tag, Osterhase“, gackerte die Hühnerschar zurück. Die Bruthennen freuten sich über diesen unerwarteten Besuch, denn sie hofften, mit dem Osterhasen einen starken Verbündeten gegen Gackeleia zu gewinnen.

Die Henne Gackeleia dagegen geriet nur noch mehr in Wut. Sie hatte als Einzige den Osterhasen nicht willkommen geheißen, und darum sagte er jetzt zu ihr:

„Und auch ganz besonders dir guten Tag, liebe Gackeleia.“

„Wenn du nur gekommen bist, um dich über mich lustig zu machen, dann verduftest du am besten gleich wieder.“

„Ich weiß gar nicht, was du immer gegen mich hast. Ich will mich doch nur erkundigen, ob du mit dem Eierfärben gut vorangekommen bist. Es ist nämlich bald Ostern.“

„Wir haben schon alle Eier gefärbt, wenn dich das beruhigt“, log die Henne Gackeleia, nur weil sie befürchtete, der Osterhase werde sie sonst auslachen und verspotten.

Aber die Bruthennen unterstützten sie nicht. Vielmehr wollten sie Gackeleia eins auswischen und gackerten deshalb: „Unerhört, so eine Lüge! Wir haben noch kein einziges Ei gefärbt, gack-gack-gack-gack-gack…!“

Da streckte die Henne Gackeleia den Hals vor und schrie die Bruthennen auf ihren Nestern an: "Aber bis Ostern sind sie alle schön bunt, darauf könnt ihr euch fest verlassen, so wahr ich Gackeleia heiße, gack-gack-gack!“

„Na, Gackeleia, wie willst du das denn in der kurzen Zeit schaffen?“, versuchte der Osterhase sie zu beschwichtigen. „Das brächte ja noch nicht mal ich, der Osterhase, fertig.“

„Wenn meine Schwestern nicht so stinkfaul wären ...“

„Beleidigung!“, schrien die Bruthennen dazwischen und hackten mit ihren Schnäbeln nach Gackeleia.

„Jawohl, stinkfaul seid ihr!“, kreischte die Henne Gackeleia noch gereizter. „Eure Küken könnt ihr auch nach Ostern ausbrüten.“

„Du weißt genau, dass wir das nicht können, gack-gack, genauso wenig wie du Ostern verschieben kannst.“

„Ach ja“, stieß Gackeleia aufgebracht hervor, „warum muss Ostern auch gerade in die Osterzeit fallen?“

Der Osterhase stutzte und schlackerte mit den Ohren. „Wie bitte?“

„Könnte Ostern nicht genauso gut zu Pfingsten sein? Oder zu Weihnachten?“

„Jetzt versteh ich überhaupt nichts mehr.“

„Weil du eben dumm bist, Osterhase, und nur so dumme Kerle wie du können bis Ostern alle Eier gelegt und gefärbt haben.“

„Jetzt versteh ich noch weniger.“

„Mir ist die ganze Ostereierfärbeangelegenheit einfach zu dumm!“ Gackeleia schnappte über, sosehr hatte sie sich in ihre Wut hineingesteigert.

Umso ruhiger war der Osterhase geblieben. Ein leichter Spott klang aus seinen Worten, als er fragte: „Soll das vielleicht heißen, dass du, Gackeleia, nun doch nicht den Osterhasen spielen willst - oder eigentlich das Osterhuhn?“

„Hältst du mich für so dumm wie dich, Osterhase?“

„Ach so...? Nein, nein, natürlich nicht, Gackeleia. Du bist die klügste Henne, die ich je kennengelernt habe.“ So machte der Osterhase sich über die Henne Gackeleia lustig, und, zu den Bruthennen auf den Nestern gewandt, äffte er Gackeleias Gegacker nach „Gack-gack-gack, so ein verrücktes Huhn!“

Die Bruthennen kicherten. Gackeleia fuhr herum. „Wie bitte?“, fragte sie den Osterhasen giftig. „Hast du vielleicht was gesagt?“

„Ich...? Nein... oder... das heißt doch: Frohe Ostern, Gackeleia, frohe Ostern!“ Lachend schlüpfte der Osterhase durch die Luke auf den Bauernhof hinaus und hoppelte zur Osterwiese zurück.

„Frohe Ostern, gack-gack-gack-gack-gack…!“ gackerte die ganze Hühnerschar fröhlich hinter ihm her.

Nur die Henne Gackeleia ärgerte sich grün und blau. Zu ihrem Verdruss stolzierte auch noch der Hahn auf sie zu und krähte:

„Kikeriki! Ich hab dir ja gleich gesagt, dass dein Plan lächerlich war. So was konnte nur so einem dummen Huhn wie dir einfallen. Hoffentlich ist dir das eine Lehre, kikeriki!“

Am liebsten wäre die Henne Gackeleia dem Gockel mitten ins Gesicht gesprungen. Aber sie fürchtete sich vor den scharfen Hahnenspornen und zog es daher vor, ihm schmollend den Rücken zuzukehren.

Der Osterhase und die Henne Gackeleia

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