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Kapitel 2 – Die Mutprobe Einsam und dunkel lag der Brandwald vor ihnen.

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Obwohl der warme Wind noch einmal zugenommen hatte und an ihrer Kleidung riss, als würde er sie fortzerren wollen, rauschte kein Blatt, knarrte kein Ast, knackte kein Stamm. Es war, als würde der Wald die Luft anhalten und mit scharfen Augen auf die ungebetenen Gäste herab starren.

Die Gruppe befand sich circa 20 Fuß vor dem ersten Baum. Sie alle waren laut lärmend in Richtung des mächtigen Waldes gegangen, doch als sie dem Dickicht immer näher kamen, verstummten ihre Worte zusehends.

Selbst Maries Lippen waren geschlossen. Sie wandte alle Kraft auf, um Stärke in ihren Blick zu legen, und sah zu den Zwillingen hinüber. Charlotte und Jette hielten sich an den Händen. Obwohl sie kaum jünger waren als Marie, wirkten ihre bleiche Haut und die feuerroten Haare im Mondschein fast zerbrechlich, als wären sie Puppen, die sich nur ab und an bewegten.

Marie drehte sich zu den Jungs. Hinter ihnen waren noch einzelne Lichter des Dorfes zu erkennen. Blumenbach lag friedlich ein paar Steinwürfe von ihnen entfernt. Sie hätte sich nur umdrehen und wieder ins Haus ihrer Adoptiveltern schleichen müssen, dann wäre der Spuk vorbei. Allerdings besaß sie wenig Lust, sich wieder zu den beiden zu gesellen. Ihre wahren Eltern hatte sie nie kennengerlernt und zwischen ihnen und Herrn und Frau Müller war nie ein richtiges Band entstanden. Zum Glück sorgte sie mit ihrem Aussehen dafür, dass der Laden an der Mühle immer voll war.

Niemand hätte gewagt, die unangefochtene Schönheit des Dorfes als Feigling zu bezeichnen. Doch wenn sie jetzt nach Hause ging, würde morgen die Sonne wieder aufgehen und derselbe Trott sie erneut erdrücken und die Frage wäre nie beantwortet, was passiert, wenn man die unsichtbare Grenze zwischen den Toten und den Lebenden passierte.

„Was ist jetzt, Johann?“, wollte Marie herausfordernd wissen und ging ein paar Schritte auf den Jungen und seine Bande zu. „Wenn du möchtest, kannst du auch meine Hand halten und wir gehen gemeinsam.“

Diese Schmach schien ihm gar nicht zu gefallen. Künstlich prustend drehte er sich zu seinen Jungs. „Du sollst meine Hand halten?“ Er schüttelte mit dem Kopf, sodass seine blonden Haare nur so um ihn herum wirbelten. „Wenn schon, dann halte ich deine Hand.“

„Gut, dann nicht.“ Marie zuckte mit den Schultern. „Bist du bereit?“

Die Gruppe hielt den Atem an. Der kleine Bach, der ihre Wassermühle antrieb, rauschte bedächtig, und hier am Waldesrand schienen die Geräusche des Wassers noch lauter zu sein, fast als würde er sie warnen wollen.

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