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Skelettmuskulatur

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Die willkürlich steuerbaren Bewegungen werden von den Skelettmuskeln gesteuert. Diese sind von einer Bindegewebshülle umgeben und besitzen ihren Ansatz und Ursprung am Knochen. Kontrahiert ein Muskel, so erfolgt dies aufgrund einer durch Nervenimpulse ausgelösten Reaktion. Hierbei verkürzen sich die Muskelfasern. Die Reaktion der Muskeln auf Impulse hängt von ihren speziellen Eigenschaften ab. Man unterscheidet zwei Haupttypen von Muskelfasern: Typ-I-Fasern (langsame Muskelfasern) und Typ-II-Fasern (schnelle Muskelfasern).


ABBILDUNG 1.3 Split Jump

Typ-I-Fasern kontrahieren und ermüden langsam; sie werden hauptsächlich für die Körperhaltung und aerobe Bewegungen benötigt. Im Tanz kommen sie primär beim Petit Allegro bzw. bei kurzen anaeroben Bewegungen zum Einsatz. Typ-II-Fasern kontrahieren und ermüden zwar rascher, erzeugen dafür aber mehr Kraft als Typ-I-Fasern.

Unabhängig von der jeweiligen Trainingsintensität kommt es bei Tänzern generell vorrangig zur Ausbildung der Typ-I-Fasern. Insbesondere Balletttänzer verfügen in der Regel über einen höheren Anteil an diesem Muskelfasertypus. Etwas muskulösere Tänzer mit mehr Körpermasse besitzen dagegen zumeist auch einen höheren Anteil an Typ-II-Fasern.

Alle Muskeln sind in der Lage, auf unterschiedliche Art zu kontrahieren bzw. Spannung zu erzeugen. Als dynamische Kontraktion gilt jede Art von Muskelspannung, bei der es zu einer Veränderung der Muskellänge und somit zu einer Bewegung im Gelenk kommt. Hierbei lässt sich wiederum nach exzentrischer und konzentrischer Kontraktion unterscheiden.

Bei der konzentrischen Kontraktion verkürzt sich der Muskel, um eine Bewegung zu erzeugen, wohingegen er sich bei der exzentrischen Kontraktion verlängert. Ein Beispiel: Wird das Bein beim Pointe tendu nach vorn geführt und der Fuß dabei gestreckt, liegt eine konzentrische Kontraktion der Wadenmuskeln vor. Das bedeutet: Der Muskel verkürzt sich. Kehrt der Fuß wieder in die Ausgangsposition zurück, verlängern sich die Wadenmuskeln und arbeiten somit exzentrisch. Besonders wichtig ist dieses Zusammenspiel bei Sprüngen: Die exzentrische Kontraktion der Muskeln wirkt der Schwerkraft des Körpers entgegen und ermöglicht ein weiches Aufsetzen. Tänzer konzentrieren sich oftmals einseitig auf die Verbesserung ihrer Sprungkraft. Dass eine weiche und gut koordinierte Landung bei Sprüngen zur Reduzierung der Verletzungsgefahr ebenso wichtig ist, sollte jedoch nicht außer Acht gelassen werden.

Eine weitere Art der Muskelkontraktion ist die isometrische bzw. statische Kontraktion. Dabei wird Muskelspannung erzeugt, ohne dass sich dabei die Muskellänge verändert oder eine Bewegung im Gelenk erfolgt. Bei einem Relevé in der ersten Position beispielsweise bedarf es einer konzentrischen Kontraktion, um auf die halbe Spitze zu gehen, und einer isometrischen bzw. statischen Kontraktion aller Beinmuskeln, um diese Position zu halten.

Am Entstehen einer Bewegung sind in der Regel unterschiedliche Muskeln beteiligt. Erst durch ihr harmonisches Zusammenspiel ist es dem Tänzer möglich, Bewegungsabläufe präzise und fließend auszuführen und seine Haltung exakt zu kontrollieren.

Die einzelnen Skelettmuskeln lassen sich in vier verschiedene Kategorien unterteilen: Agonisten, Antagonisten, Synergisten und Stabilisatoren.

Agonisten: Bei Muskeln, deren Kontraktion zur Ausführung der gewünschten Bewegung führt, handelt es sich um Agonisten (Beweger). Die an der Bewegung maßgeblich beteiligten Muskeln werden Erstbeweger genannt. So erfolgt die Streckung des Fußes zum Beispiel durch den Zweiköpfigen Wadenmuskel und den Schollenmuskel. Diese beiden Muskeln fungieren als Erstbeweger, obgleich auch weitere Muskeln, sogenannte Zweitbeweger, bei der Streckung zum Einsatz kommen.

Antagonisten: Die den Agonisten gegenüberliegenden Muskeln werden als Antagonisten bezeichnet. Arbeiten die Antagonisten, dann nehmen die Agonisten eine Art Entspannungshaltung ein und werden dadurch länger. Sie können aber auch gleichzeitig mit den Agonisten kontrahieren (Kokontraktion). Auf Abbildung 1.2 sieht man das Spielbein in der Attitude-Derrière-Position. Hier fungieren die Muskeln auf der Oberschenkelrückseite und die Gesäßmuskeln, die das Bein nach hinten bewegen und eine Hüftgelenkstreckung erzeugen, als Agonisten. Als Antagonisten dienen die Hüftgelenkbeuger bzw. die Muskeln, die auf der Vorderseite des Hüftgelenks verlaufen. Diese Muskeln sind gestreckt, während die Beweger kontrahieren. So werden zum Beispiel beim Grand Plié in der zweiten Position für die erneute Beinstreckung die Muskeln der Oberschenkelvorderseite als Agonisten benötigt, wobei als Unterstützung des Kniegelenks die Hüftgelenkstrecker als Antagonisten kontrahieren.

Synergisten: Muskeln, die als Synergisten einzustufen sind, haben zwei Funktionen: Sie unterstützen oder sie neutralisieren die Bewegung. Ein Tänzer sollte unbedingt wissen, dass er seine Bewegungen mithilfe der Synergisten klar definieren kann. Hebt der Tänzer beispielsweise durch Beugung des Schultergelenks kraftvoll den Arm, wie in Abbildung 1.2 zu sehen, verhindert der unter dem Großen Brustmuskel verborgen liegende Hakenarmmuskel oder Rabenschnabeloberarmmuskel die Trennung von Oberarmknochen und Schulterblatt. Dieser kleine Muskel fungiert als Synergist und kontrahiert, wodurch eine bessere Kontrolle der Bewegung des Oberarmknochens im Verhältnis zum Schulterblatt möglich wird. Die aktive Rolle kommt bei dieser Bewegung zwar den Erstbewegern zu, diese werden jedoch bei der Ausführung gut koordinierter, fließender Bewegungen maßgeblich von den Synergisten unterstützt.

Stabilisatoren: Muskeln, die ein Gelenk fixieren können, um eine andere Bewegung zu ermöglichen, werden als Stabilisatoren bezeichnet. Da sie beim Tanzen eine wichtige Rolle spielen, werden wir noch mehrfach auf sie eingehen. Stabilisatoren fungieren als eine Art Anker. Abbildung 1.2 zeigt, dass die Bauchmuskeln die Wirbelsäule wie ein Korsett stützen. Durch den Schwung des sich nach hinten bewegenden Spielbeins ließe sich die Haltung ohne die Kontraktion der Bauchmuskeln nicht stabilisieren.

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