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DAS AUSFÜHREN VON BEWEGUNGEN

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Die Ausführung von Bewegungen wird über drei Nervenbahnen gesteuert:

1.Pyramidales System (Pyramidenbahn/Kortikospinaltrakt)

2.Kleinhirn

3.Extrapyramidales System

Die Pyramidenbahn überträgt motorische Signale für bewusste und präzise Muskelbewegungen. Sie beginnt im Zentrum der Großhirnrinde und verläuft durch den Hirnstamm ins Rückenmark. Über die Pyramidenbahn werden sehr detaillierte Bewegungen gesteuert. Das Kleinhirn hilft bei der Koordination der Muskeln – und das Extrapyramidale System leitet Informationen zu Gleichgewicht und Körperhaltung weiter.

Sehen wir uns mit diesem Hintergrundwissen an, was bei der Ausführung eines einfachen Tendu passiert: Die koordinierte Bewegung beginnt in der motorischen Rinde und durchläuft rund 20 Millionen Nervenfasern im Rückenmark. Die motorische Rinde ist in einzelne Bereiche aufgeteilt, die jeweils für unterschiedliche Körperteile zuständig sind. Die primär-motorische Rinde im Frontallappen erzeugt auf jeder Seite Nervenimpulse, die jeweils Muskeln auf der Gegenseite des Körpers aktivieren. Heißt: Die rechte Hirnhälfte steuert die linke Seite des Körpers und umgekehrt. Sehen Sie sich einmal in der folgenden Auflistung an, was das Nervensystem beim Erlernen eines Tendu alles leistet:

1.Die Augen sehen, wie der Lehrer ein Tendu zeigt; sofort werden Nerven und Muskeln aktiviert.

2.Das visuelle System sendet Signale an die Sehrinde im Okzipitallappen des Großhirns.

3.In der primär-motorischen Rinde im Frontallappen des Großhirns beginnt die Planung für die Aktivierung eines Tendu.

4.Die primär-motorische Rinde sendet Signale an die Stammganglien, die über den Thalamus motorische Steuerungs- und Lerninformationen zurück an die motorische Rinde senden.

5.Die motorische Rinde sendet mithilfe efferenter Nerven Signale durch den Kortikospinaltrakt.

6.Die Signale werden vom Thalamus weitergegeben.

7.Der Hippocampus wird stimuliert, um sich das Tendu einzuprägen.

8.Das Großhirn empfängt Signale zur Stimulierung des Gleichgewichtssystems.

9.Der Hirnstamm empfängt die Stimulierung und leitet sie an das Rückenmark weiter.

10.Das Rückenmark sendet Signale an Hüfte, Bein, Fußgelenk und Fuß und stimuliert so die Muskeln, die zur Ausführung des Tendu benötigt werden.

11.Die Gleichgewichtssysteme übermitteln weiter Informationen zur Tiefensensibilität.

Kommen wir noch einmal darauf zurück, wie Tanz und Training das Gehirn beeinflussen. Beim Training setzt das Gehirn diverse chemische Stoffe frei, die das Belohnungszentrum stimulieren und Stimmung und Einstellung verändern. Beim aerobischen Tanztraining werden mehr dieser Stoffe freigesetzt als beim anaeroben Tanzen – und die Produktion dieser Stoffe wird durch das Proben längerer Passagen, die für eine höhere Herzfrequenz sorgen, noch gesteigert. Zu den wichtigsten Stoffen in diesem Prozess gehören verschiedene Botenstoffe des Nervensystems (Neurotransmitter), die Impulse über die Synapsen senden. Vier dieser Transmitter – Endorphine, Serotonin, BDNF-Wachstumsfaktoren und Dopamine – stellen wir im Folgenden kurz vor:

Endorphine werden im Hypothalamus (einem Teil des limbischen Systems) produziert. Sie wirken stressmindernd und sind überdies in der Lage, Schmerzen zu dämpfen und ein Gefühl der Befriedigung oder ein Glücksgefühl zu erzeugen. Endorphine werden im aeroben Training freigesetzt.

Serotonin, das im Gehirn und im Darm erzeugt wird, sorgt ebenfalls für Wohlbefinden. Serotonin ist – kurz gesagt – für unsere gute Laune zuständig. Zu niedrige Serotoninspiegel werden dagegen in Zusammenhang mit Depressionen und Erkrankungen der Herzkranzgefäße gebracht. Regelmäßiges Training aber regt den Körper zur Produktion von Serotonin an.

BDNF („brain-derived neurotrophic factor“) ist ein weiterer Botenstoff, der durch regelmäßiges Training angeregt wird. Dieser Wachstumsfaktor beeinflusst maßgeblich den Gedächtnisausbau und unterstützt bei intensivem Training die Konzentrationsfähigkeit. Außerdem sorgt BDNF für neuronale Plastizität, die Fähigkeit des Gehirns, sich an Anforderungen anzupassen, zum Beispiel dann, wenn Sie eine neue Choreografie lernen.

Dopamin schließlich steht in Zusammenhang mit der Bewegungskoordination und Bewegungssteuerung. Es hilft außerdem dabei, konzentriert und motiviert zu bleiben. Niedrige Dopaminspiegel stehen in Verbindung mit Suchtverhalten wie zu hohem Alkohol- oder Zuckerkonsum und Drogenmissbrauch. Training regt die Produktion von Dopamin an, ebenso wie Ruhephasen und manche Antioxidantien, die man über die Nahrung aufnimmt.

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