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14. Wie Simonides von den Göttern beschützt ward

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Drei Dinge gibt's, die nie man hoch genug kann preisen:

Gott, die Geliebt' und seinen Herrn.

Malherbe sagt's einmal, und ich bekenn' mich gern

Zu diesem Ausspruch unsres Weisen.

Wohl kitzelt feines Lob und nimmt die Herzen ein,

Oft ist der Schönen Gunst der Preis für Schmeichelein.

Hört, welch ein Preis dafür von Göttern zu gewinnen.

Simonides fiel's einstmals ein,

'nes Fechters Lob im Lied zu singen. Beim Beginnen

Fand er zu trocken gleich, zu arm den Gegenstand;

Des Ringers Sippe war fast gänzlich unbekannt,

Ein dunkler Ehrenmann sein Vater, erein schlichter

Und dürft'ger Stoff für einen Dichter.

Anfangs sprach der Poet von einem Helden zwar

Und lobte, was an ihm nur irgend war zu loben;

Bald aber schweift' er ab, und zu dem Zwillingspaar

Kastor und Pollux hat er schwungvoll sich erhoben.

Er preist die beiden als der Ringer Ruhm und Hort,

Zählt ihre Kämpfe auf, bezeichnet jeden Ort,

Wo jemals sie gestrahlt im Glanze hellsten Lichtes.

Der beiden Lob – mit einem Wort,

Zwei Drittel füllt es des Gedichtes.

Bedungen hatten ein Talent als Preis die zwei;

Jetzt kommt der Biedermann herbei,

Zahlt ihm ein Drittel nur und sagt ihm frank und frei,

Es würden ihm den Rest Kastor und Pollux zahlen.

»Halt' dich nur an die zwei, die hell am Himmel strahlen!

Allein, daß du nicht meinst, ich sei

Dir gram – besuche mich zu Tisch. Gut sollst du speisen;

Auch die Gesellschaft ist nicht schlecht,

s' ist meine Sippe – ist dir's recht,

So wolle mir die Ehr erweisen.«

Simonides sagt zu; vielleicht befürchtet er,

Außer dem Geld auch noch die Ehre dranzugeben.

Er kommt; man speist, man läßt ihn leben,

Und froh und munter geht es her.

Da meldet ihm ein Sklav', es hätten an der Pforte

Zwei Männer augenblicks zu sprechen ihn begehrt;

Er eilt hinaus, doch bleibt am Orte

Die Sippe schmausend ungestört.

Das Götterzwillingspaar, die er im Lied gepriesen,

Sie sind's, sie bringen ihm die Mahnung jetzt als Lohn:

Forteilen mög' er schnell aus diesen

Unsel'gen Hallen, die mit nahem Einsturz drohn.

Bald war erfüllt die Schreckenskunde:

Ein Pfeiler wankt, einstürzt das Dach,

Das ungestützte, schlägt zugrunde

All Eß- und Trinkgerät und mit furchtbarem Krach

Die Schenken selbst im Festgemach.

Noch mehr: als Rache für die Götter, die geschmähten,

Und den betrogenen Poeten

Zerschmettert beide Bein' ein Balken dem Athleten.

Teils wund, teils arg verstümmelt gar

Kehrt heim der Gäste ganze Schar.

Fama verbreitete die Mär auf ihren Reisen;

Nun doppelt alle Welt, ihm Achtung zu beweisen,

Den Sold des Dichters, der der Götter Liebling war,

Und jedermann aus höhern Kreisen

Ließ jetzt durch ihn für Honorar

In Versen seine Ahnen preisen.

Was lehrt die Fabel uns? Zuerst, mein' ich, daß man

Das Lob der Himmlischen zu weit nie treiben kann;

Ferner, daß mit dem Schmerz und ähnlich ernsten Sachen

Melpomene versteht manch gut Geschäft zu machen;

Endlich, daß unsre Kunst man schätz' ohn' Unterlaß.

Die Großen ehren sich, wenn uns sie Gunst erweisen;

Einst hört' als Freund' und Brüder preisen

Man den Olymp und den Parnaß.

La Fontaines Fabeln

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