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EIN GANZ SPEZIELLES OPFERRITUAL

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Als Menschen, die in Industrieländern leben, sind wir von unseren Ressourcen hochgradig abhängig. Kaum jemand kann sich die Probleme unserer Vorfahren, die vor Tausenden von Jahren unterwegs waren, realistisch vorstellen – ohne Kunststoff und Metall, ohne feste Unterkunft mit Strom, Heizung und Wasserspülung, ohne Supermärkte und den hohen Grad an Mobilität, den wir als selbstverständlich erachten. Anders als sogenannte Naturvölker hätte der gemeine Mitteleuropäer kaum eine Chance, auf sich gestellt in der Natur zu überleben. Noch schwieriger ist es, die Gedankenwelt oder die religiösen Vorstellungen dieser Menschen begreifen und aus spärlichen Sachhinterlassenschaften herauslesen zu wollen. Sogar Ethnologen tun sich bisweilen schwer, magische Vorstellungen nachzuvollziehen und Rituale zu verstehen, die sie unmittelbar beobachtet haben.

Trotzdem schlummern in jedem von uns archaische Verhaltensweisen, unbewusste Re-Aktionen, quasi Jahrhunderttausende alte Reflexe auf Schlüsselreize wie in lebensbedrohlichen Situationen – flüchten oder kämpfen? – oder bei der Partnerwahl.

Insofern liegt man mit dem berühmten „gesunden Menschenverstand“ meist gar nicht so weit daneben. Man muss sich lediglich vor zwei Dingen hüten: der romantischen Verklärung naturnah lebender Gesellschaften und der fast schon standardmäßig kultischen Deutung von Phänomenen, für die man zunächst keine anderweitig plausible Erklärung findet. Dieses Kapitel ist geradezu ein Paradebeispiel für das Spannungsfeld zwischen Fakten und Interpretationen.

15000 Jahre Mord und Totschlag

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