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Der Weg zum See Genezareth

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Den drei genannten Herren aus dem Silicon Valley war vielleicht nie bewusst, dass sie einen Weg wählten, den auch schon Jesus Christus beschritt. Bevor der Sohn Gottes zum See Genezareth, einem der Zentren seines Wirkens, kam, fastete er vierzig Tage lang in der Wüste. Satan besuchte ihn, um ihn von seinem Weg abzubringen. Doch Jesus ließ sich nicht beirren. Durch diese vierzig Tage, so heißt es im Evangelium des Matthäus, entstand in ihm etwas. Etwas, das die Exegese, die Bibelinterpretation, bisher nicht gebührend berücksichtigt hat.

Jesus muss in der Wüste etwas verstanden haben, das sein Leben veränderte, und es muss eine Art des Verständnisses gewesen sein, die weit über die kognitive Ebene hinausging. Ihm muss sich etwas eröffnet haben. Vielleicht ähnlich wie dem Ich-Erzähler in Star Maker, als sich sein Geist vom Körper löst und eine Reise auf höherer Ebene antritt, die ihm alles ermöglicht und das Universum offenbart.

Wir dürfen nicht glauben, dass Jesus bereits in der Krippe wusste, dass er der Sohn Gottes ist. Offensichtlich gelangte er zu der Erkenntnis, dass ihm eine besondere Botschaft innewohnt, erst kurz bevor er den See Genezareth erreichte. Im Johannes-Evangelium gibt es dazu kryptische Dialoge. »Der Vater hat mich gesandt«, sagt Jesus an einer Stelle. An einer anderen öffnet sich der Himmel und aus seiner Höhe herab verkündet Gott: »Das ist mein vielgeliebter Sohn.«

In unsere aufgeklärte Denkart, die Ereignisse wie dieses als Esoterik diskreditiert und die keine Sprache mehr dafür hat, könnten wir das am ehesten unter der Überschrift Tiefenpsychologie einordnen. Als tiefenpsychologisches Drama vielleicht, denn Jesus begriff nach vierzig Tagen des Fastens, wer er wirklich ist.

Er absolvierte jedenfalls anscheinend einen Erkenntnisprozess, dessen sich Jack Dorsey, Phil Libin und Steve Jobs 2000 Jahre später durch ihre Übungen im Verzicht ganz bewusst ebenfalls bedienten.

Fasten klärt den Geist.

Weglassen weist den Weg.

Das richtige Maß öffnet den Himmel.

Wir können daraus die Frage ableiten: Was alles ist für uns Menschen möglich? Wie groß können wir werden? Wie lautet der biblische Satz von der Öffnung des Himmels in der Sprache unserer Seele?

Die Kunst des richtigen Maßes

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