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Der Japaner sieht rot

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Professor Dai Kanegawa war eigentlich ein beherrschter und zurückhaltender Mann, der Streit noch nie als Problemlösungsmittel angesehen hatte. Als gestern jedoch wieder ein Koi verschwunden war, und nur noch zwei in dem Teich schwammen, hatte sich ziemliche Wut in ihm aufgebaut. Da der oder die Täter immer nachts zugeschlagen hatten sann er nach einer Möglichkeit, den oder die Langfinger zu ertappen. Mit seiner wissenschaftlich begründeten Herangehensweise an die Dinge hatte er mehrere Alternativen ausgearbeitet. Die einfachste wäre, seinen Schlaf-Wach-Rhythmus zu tauschen, also tagsüber zu ruhen, und sich nachts auf die Lauer zu legen. Das hatte er aber schnell verworfen, denn das Muster der Diebstähle war nicht eindeutig zu strukturieren gewesen. Als der erste Koi abhandengekommen war hatte es zwei Tage gedauert, bis wieder einer weg war. Danach war eine Pause von 11 Tagen eingetreten. Nach diesem Raub waren 6 Tage vergangen, bis der Täter wieder zugegriffen hatte. Die darauf folgenden Fischzüge hatten einen Abstand von 2, und 8 Tagen, zu den jeweils vorangegangenen Ereignissen gehabt. Kanegawa schlussfolgerte, dass man ihn mit dieser mathematisch nicht zu begründenden Terminkette bewusst verwirren wollte. Es würde also keinen Sinn machen, sich die Nächte um die Ohren zu schlagen.

Die zweite Alternative wäre, das Haus, wie es der bärbeißige Mann schräg gegenüber getan hatte, mit Überwachungskameras zu bestücken. Mit dem Mann war er schon einmal aneinander geraten, weil dieser sich lautstark über den Zigarrenqualm beschwert hatte, den Kanegawa beim Beobachten der Koi am Teich produziert hatte. Kanegawa war aber nicht nur ein brillanter Wissenschaftler, sondern auch ein Ästhet. Er wagte sich gar nicht vorzustellen, wie die Überwachungskameras auf das Feng Shui wirken würden. Die Sache kam demzufolge überhaupt nicht in Frage.

Da Professor Dai Kanegawa davon ausging, dass der oder die Täter aus der Siedlung oder aus Wildbach stammen mussten, war er schließlich auf eine andere Idee gekommen. Ganz wohl war ihm dabei zwar nicht gewesen, aber er sah keine andere Möglichkeit. Der Japaner hatte sich zwar anstellungsmäßig aus der Wissenschaft zurückgezogen, aber privat forschte er unermüdlich weiter. Beim Kauf des Equipments hatte Kanegawa nicht auf den Cent gesehen und nur das Beste, was gegenwärtig zu haben war, gekauft. Da er immer umfangreiche Berechnungen ausführen musste war der Plan entstanden, mehrere Rechner in einem Netzwerk gemeinsam arbeiten zu lassen. Der Wissenschaftler hatte sich 6 Desktop PC gekauft. Die Besonderheit der Rechner war, dass sie jeweils über 8 Kerne verfügten und mit 4,0 GHz liefen. Die CPU konnten dazu noch auf bis zu 4,2 GHz übertaktet werden. Kanegawa stand demzufolge eine ordentliche Rechenpower zur Verfügung, die die Verarbeitung und Auswertung größerer Datenmengen erlauben würde. Der Japaner besaß neben seinen ausgeprägten analytischen Fähigkeiten auch ein besonderes Talent im Programmieren. Die Hardware lief bereits bestens, die Software musste er jetzt noch erstellen.

Professor Dai Kanegawa wollte ein Programm schreiben, mit dessen Hilfe er die gesamte Internetkommunikation in der Siedlung und in Wildbach überwachen konnte. Zusätzlich hatte er geplant, sich in die Rechner einzuloggen, und deren zusammengeschaltete Kapazität ebenfalls zu nutzen, um die gewonnen riesigen Datenmengen auszuwerten.

Wildbach im Würgegriff der Geheimdienste

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