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Ein Protestsong entsteht

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Die äußere raue Schale des Gangsta Rappers Simba Hermann war nur ein Kokon, der ihn vor den Widrigkeiten des Lebens schützen sollte. Wenn er sich grob und düster gab würde niemand es wagen, ihn anzugreifen. Gewalt verabscheute der junge Mann aufs Heftigste. Wer sich so verhielt, hatte nach seiner Auffassung ein paar Windungen zu wenig im Kopf. Ob es sich dabei um hirnlose Schläger handelte, die andere aus welchen Gründen auch immer drangsalierten, oder um Leute, die im staatlichen Auftrag zur Gewaltausübung bereit waren, machte für ihn schon einen Unterschied. Hermann war durchaus klar, dass er in einer Welt lebte, die keineswegs nur friedvoll war. Das, was auf der Krim jetzt passierte, zeigte ihm sehr deutlich, dass es nur ein fragiles Gleichgewicht zwischen zwei Machtblöcken gab, das jederzeit aus den Fugen geraten könnte. Trotzdem war es für ihn nicht nachvollziehbar, dass man einen Beruf ergreifen konnte, dessen Zielstellung darin bestand, anderen Leuten auf möglichst effektive Weise das Lebenslicht auszublasen. Dieser Berufsgruppe wollte er ihr Tun mit dem Song „Waffenschweine sind feige“ einen Spiegel vor das Gesicht halten. Der Grobentwurf lautete:

„Kannst du gar nichts,

bist du richtig,

denn dich ruft das Schießgewehr,

du verficktes feiges Waffenschwein.

Bist du viel zu blöd zum Denken,

dann lass‘ dich doch mit Orden beschenken,

du verficktes feiges Waffenschwein.

Riechst du Blut,

wird’s warm ums Herz,

denn jetzt geht es auf zum Killen,

du verficktes feiges Waffenschwein.

Trifft die Kugel,

steht dir einer,

was dir sonst niemals passiert,

du verficktes feiges Waffenschwein.“

Simba Hermann würde noch an seinem Text feilen müssen, er war ihm noch viel zu holprig. Die Musik hatte er aber bereits in seinem Kopf fertig. Natürlich musste diese dem Thema angemessen ausgesprochen martialisch ausfallen. Diesmal hatte er ein ganz außergewöhnliches Konzept zu Grunde gelegt. Zu Beginn des Titels würde er zirka 30 Sekunden einen originalen und bekannten Militärmarsch einspielen, und dann Schnipsel verschiedener Märsche in seinem Stil elektronisch verfremden. Er war sich noch nicht ganz sicher, ob er dazu noch Maschinengewehrsalven und Garantendetonationen einbauen sollte.

Das Tonstudio im Keller seines Hauses war schallisoliert, aber verfügte über zwei schmale Fenster über der Erdoberfläche. Simba Hermann zog sich ab und zu zur Inspiration einen Joint rein und öffnete dann die Fenster. Dieser Geruch wehte an manchen Tagen zu Generaloberst a. D. Langsack hinüber, der dann erbost die Fenster zuwarf. Langsack war der Auffassung, dass der Geruch weder von Zigaretten, Zigarren oder Pfeifentabak herrührte. Der schwarze Kerl, da war sich Langsack ganz sicher, nahm irgendwelche Drogen. Hermann war durch den Joint jetzt in Stimmung geraten und ließ die erste grobe Mischung seines Titels laufen. Generaloberst a. D. Fritz Langsack hörte mit großer Verwunderung, dass aus dem Haus des Schwarzen der Radetzkymarsch ertönte. Vielleicht hatte er sich doch in dem Neger geirrt, und jetzt einen Gleichgesinnten in der Siedlung gefunden.

Wildbach im Würgegriff der Geheimdienste

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