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Der Dokumentenprofi

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Igor Putkinow war 1996 zusammen mit seinen Eltern als Russlanddeutscher nach Dresden gekommen. Damals war er 12 Jahre alt gewesen und wissbegierig, wie es denn so in Deutschland zugehen würde. Das äußere Bild versprach ein angenehmes Leben, es sei denn (wie er schnell feststellen musste), man verfügte über die entsprechenden Mittel, sich all die vielen schönen Dinge leisten zu können. Keiner in seiner Familie sprach richtig Deutsch. Sein Vater fand nach einem Aufbausprachkurs schnell Arbeit, denn er war Arzt, und die wurden in Deutschland gesucht. Zudem war er Herzchirurg. Seine Mutter als Historikerin konnte keine Beschäftigung finden. Igor Putkinow wurde in der Schule ins kalte Wasser geworfen, aber er biss sich durch. Er war so gut gewesen, dass er dann mit 18 Jahren das Abitur ablegen konnte. Das lag zweifellos mit an der ihm von seinen Eltern übertragenen hohen Intelligenz. Von seinem Vater hatte er dessen Fingerfertigkeit beim Operieren geerbt, von seiner Mutter den Blick auf kleinste Details auf Gemälden, Münzen und ähnlichen Sachen. Igor Putkinow hatte lange überlegt, was er studieren sollte. Schließlich hatte er sich für Informatik mit dem Schwerpunkt digitale Analyse und Bildgebung entschieden. Diese Ausbildung strahlte auch in die Medizintechnik aus, und so könnte er mit seinem Vater sicher auch einige Dinge bereden. Putkinow war gut, und so schlug man ihm nach dem Abschluss als Diplomingenieur ein Promotionsstudium vor. Er nahm an, und kniete sich in die Sache rein.

Eines Tages sah er zu Hause eine Fernsehreportage über die Tricks von Dokumentenfälschern. Was die betreffenden Leute da zustande brachten erschien ihm stümperhaft. Statt auf moderne Technik setzten sie noch auf jede Menge Handarbeit. Nach Putkinows Auffassung war das viel besser hinzubekommen. Da er an der Uni Zugang zu allen möglichen Geräten hatte versuchte er neben seiner eigentlichen Arbeit über einige Wochen eine digitale Kopie seines eigenen Ausweises zu erzeugen. Das gelang ihm schließlich, und er leitete die zweite Arbeitsetappe ein. Jetzt begann er, Ebenen weise bestimmte Informationen auszutauschen. Aus Putkinow wurde in der digitalen Kopie Simonow, aus Igor Fjodor. Das war alles gut und schön, aber wenn er die geänderten Daten abspeichern würde, wären die Informationen seines Ausweises dann überschrieben worden. Er benötigte also leeres Trägermaterial, sprich: fertige Ausweise ohne Daten oder Bilder.

Putkinow war vor einer Weile von einem vielleicht 40 Jahre alten Mann aus der russischen Gemeinde bei einer Feier angesprochen worden. Ob ihm, Putkinow, als gebürtigem Russen nicht auch dieses widerliche Hegemoniestreben der Amerikaner gegen den Strich gehen würde hatte der Mann gefragt und auf die jüngsten Ereignisse auf der Krim verwiesen. Das sei doch ein total abgekartetes Ding gewesen, die Ukraine mit nicht erfüllbaren Versprechungen in die EU, und damit in die Nato locken zu wollen. Würde er, Putkinow, denn nicht auch sehen, dass so die Raketen der Nato immer näher an die Grenze zu Mütterchen Russland herangeschoben würden war die nächste Frage des Mannes gewesen. Auch wenn man jetzt in Deutschland lebe würde man doch niemals seine Wurzeln in Russland leugnen können. Er selbst, hatte der Mann noch erklärt, wäre Patriot durch und durch und würde alles tun, um Unheil von der jetzt so fernen Heimat abzuwenden. Ob er bereit wäre, hatte sich der Mann bei Igor Putkinow erkundigt, da mitzutun. Er wisse allerdings auch noch, dass er, Putkinow, sich ja an der Universität mit neuen und innovativen Methoden zur Fälschung von Ausweisen und Pässen neben seiner Doktorarbeit beschäftige, und ob das den Leuten dort gefallen würde, falls sie es wüssten, wage er doch stark zu bezweifeln. Natürlich wolle man ihm eine aussichtsreiche wissenschaftliche Karriere nicht verbauen, aber es wäre ja so, dass eine Hand die andere waschen würde. Man könne sich hier und in Moskau sehr gut vorstellen, dass er, Putkinow, eine ganz große Nummer auf diesem Gebiet werden würde, und ihn allumfassend fördern. Das würde sowohl Geld als auch die Zurverfügungstellung modernster Technik bedeuten. Möglicherweise könne er so bald zu ordentlichem Wohlstand gelangen. Igor Putkinow hatte sich ohne weiter überlegen zu müssen als Resident des KGB anheuern lassen. Als der aufgeregte Justin Krause bei ihm angerufen hatte, und ihm vom dem NSA Dienstausweis berichtet hatte war Putkinow sofort klar gewesen, dass er jetzt einen spektakulären Coup landen könnte.

Wildbach im Würgegriff der Geheimdienste

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