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3. Kapitel - Du sollst mir treu sein

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Nach den langen Wintermonaten brach schließlich mit einiger Verspätung der Frühling an und mit der Sonne kehrte auch Frieden in die Palastmauern zurück. Eleonore war es leid, sich stets mit dem Mädchen auseinanderzusetzen, denn all ihre Bemühungen waren offensichtlich vergebens: Celicia blieb, wo sie war und dachte nicht daran, sich einschüchtern zu lassen. Darum entschied die Königin, erst einmal abzuwarten und weiterhin über ihren Sohn zu wachen. Der Kronprinz machte es ihr leicht, ihn unter Kontrolle zu halten, denn er suchte stets ihre Nähe. Dies tat er natürlich, um sie mit seiner Braut zu versöhnen, doch Eleonore war klug genug, sich seine Bemühungen zunutze zu machen. So schlug sie eine neue Taktik ein und hielt Leonard in ihrer Nähe, so oft es ging; sie lud ihn ein, mit ihr spazieren zu gehen und ihr in der Bibliothek Gesellschaft zu leisten. Leonard wiederum dachte, endlich einen Weg gefunden zu haben, seiner Mutter näher zu kommen und stimmte jeder ihrer Aufforderungen zu. Er wollte nicht sehen, dass sie ihn eigentlich nur benutzte, um Celicia weh zu tun.

Doch genau das erreichte sie damit, denn Celicia fühlte sich einsam und ausgeschlossen. Sie widerstand nur mühsam der Versuchung, sich auf das falsche Spiel der Königin einzulassen, denn im Gegensatz zu Leonard durchschaute sie deren Absichten recht bald. Aber Leonard schien sich in der Nähe seiner Mutter derart wohl und glücklich zu fühlen, dass Celicia beschloss, ihm diese Freude erst einmal zu lassen. Jedoch schritt die Zeit dahin und es trat keine Besserung ein. Verletzt und traurig zog sie sich schließlich immer öfter in die Gärten zurück, um vor den Augen der anderen Menschen sicher zu sein und sich dort ihrem Kummer hinzugeben.

Und ihre Lage wurde für sie noch unerträglicher, denn sie spürte, dass sie kaum noch allein war. Wo auch immer sie sich aufhielt, schienen die Schatten lebendig zu sein und sie zu beobachten. Sie ahnte, dass der geheimnisvolle Fremde seine Ankündigung in die Tat umsetzte und über sie wachte. Ebenso wurde ihr klar, dass er wohl tatsächlich darauf wartete, dass sie Schwäche zeigte; darum war die Erkenntnis erschreckend für sie, dass sie sich immer häufiger bei dem Gedanken an ihn ertappte. Und nachts, wenn sie einsam in ihrem Bett lag und nicht zur Ruhe kam, dachte sie sehnsüchtig an das wundersame Gefühl der Geborgenheit, welches sie in seinen Armen empfunden hatte.

Auch in dieser Nacht war es nicht anders, doch war ihr ein besonders grauenhafter Tag vorausgegangen: Leonard hatte ihr mitgeteilt, dass die Hochzeit aufs nächste Jahr verschoben werden müsse, da die Königin sich derzeit nicht besonders wohl fühle und erst ein wenig Ruhe bräuchte.

Nachdem Celicia diese Neuigkeit gehört hatte, war sie einfach stumm geblieben. Leonard hatte sie deshalb tröstend in den Arm genommen und ihr versichert, wie sehr ihn dies selbst bekümmerte. Daraufhin hatte sie gelächelt und ihn mit den Worten beruhigt, dass sie es akzeptieren würde und es ebenso in Ordnung für sie wäre. Doch nun, wo sie allein in ihrem Gemach war, liefen stumm Tränen ihre Wangen hinunter und schienen kein Ende zu nehmen.

„Celicia, sei nicht verzweifelt.“

Sie hob verwirrt den Kopf und erblickte den fremden Mann neben der offenen Balkontür. Sie wischte eiligst ihre Tränen fort, doch es kamen sogleich neue. Leise sagte er:

„Komm zu mir, dann werde ich dich trösten. “

Sie schluchzte auf und erhob sich, lief blind vor Tränen auf ihn zu und ließ sich in seine Arme sinken. Er hielt sie und flüsterte:

„Lass dich einfach fallen, mein Liebes, und deine Tränen werden rasch versiegen.“

Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Brust und wisperte:

„Ich will tapfer sein, doch es tut so weh! Warum nur hasst sie mich so sehr, dass sie sogar meinen Liebsten von mir fernhält? Ich habe ihr doch nie etwas getan!“

Er hob sie in seine Arme und trug sie durch das Zimmer, wo er sie auf ihrem Bett niederlegte und sich zu ihr setzte.

„Sie ist, wie sie ist, Celicia. Sie braucht keinen Grund, dich zu hassen, denn es reicht, dass du dem Herzen ihres Sohnes näher bist als sie. Sie sieht in dir eine Bedrohung, weiß sie doch, dass du irgendwann ihren Platz als Königin einnehmen wirst; sie kann dich weder in ihr Herz lassen noch dulden. Du wirst darum kämpfen müssen, geliebt und anerkannt zu werden.“

Er streichelte liebevoll ihren Arm und sie hatte das Gefühl, ihm nicht nahe genug sein zu können. So schob sie sich dichter an ihn heran und bettete ihren Kopf in seinem Schoß. Diese Geste, welche durch Leonard schon so vertraut war, erschien ihm nun als süße Qual und er atmete tief ein. Celicia selbst bemerkte dies nicht, fühlte sie sich doch in seiner Nähe zu sehr von einem merkwürdigen Gefühl der Erleichterung ergriffen. Nach einer Weile kamen endlich keine Tränen mehr und so fragte sie schließlich mit laut klopfendem Herzen:

„Wer bist du wirklich? Ich sah, wie selbst die Schatten mir folgten, wann immer ich allein war. Und das zeigt mir, dass du kein menschliches Wesen sein kannst.“

Er fuhr behutsam mit seinen Händen über ihren Rücken und ließ sich von all den widersprüchlichen Gefühlen durchfluten, welche ihre Nähe in ihm auslöste. Nachdenklich sah er auf sie nieder, während er sagte:

„Ich bin der Tod, doch musst du mich nicht fürchten; ich bin nicht hier, um dein Leben zu beenden.“

Sie erschauerte bei seiner Antwort.

„Warum bist du dann hier? Ich dachte, dein Auftrag wäre es, die Leben der dir Geweihten zu holen. Aus welchem Grund solltest du also versuchen, ein menschliches Herz vor Kummer zu bewahren?“

Er musste über ihren Scharfsinn lächeln. Weder Eleonore noch Leonard war es je in den Sinn gekommen, seine Handlungen zu hinterfragen. Die Faszination, die sie auf ihn ausübte, nahm durch diese Erkenntnis nur noch weiter zu und er erwiderte:

„Es gibt jene Menschen, die sich nicht um das Leben scheren. Sie leben und sterben, ohne je für irgendetwas Reue zu empfinden. Dies sind meine Sklaven, die ich zu mir hole, sobald es mir möglich ist. Sie sind dazu verdammt, auf ewig die Stille des Jenseits zu erdulden. Doch gibt es ebenso Menschen, die sich sehr um das Wohlergehen anderer sorgen und sich für das Glück der anderen aufopfern; dies sind diejenigen, denen ich langes Leben gewähre. Selbst wenn ihre Zeit sich dem Ende zuneigt, lasse ich sie oft noch einmal ziehen. Und manchmal, wenn eine Seele besonders dringend Schutz braucht, Schutz sowohl vor dieser als auch vor jener Welt, komme ich hierher und wache über sie, bis sie sich selbst vor Schlimmerem bewahren kann.“

Sie lauschte ihm gebannt und flüsterte:

„Du willst demnach meine Seele schützen?“

Er antwortete ihr nicht, doch berührten seine Hände nun langsam ihr Gesicht und sie bekam eine Gänsehaut. Behutsam, als wäre sie zerbrechlich, ließ er seine schlanken Finger ihre Konturen entlang gleiten und als sie aufsah, begegnete sie seinem undurchschaubaren Blick. Ihr Herzschlag beschleunigte sich erneut, denn mit einem Mal war es, als gäbe es nichts mehr um sie herum; sie sah nur noch ihn, erschauerte unter seiner Sanftheit und ließ den Kopf willenlos in seine Armbeuge sinken, als er sie näher zog. Mit einem kurzen Zögern beugte er sich zu ihr hinab und Celicia spürte, wie ihre Zurückhaltung auf eine Art und Weise dahin schmolz, die sie nicht dulden konnte. Darum richtete sie sich abrupt auf, als seine Lippen nur noch wenige Zentimeter von ihren entfernt waren, und wandte sich am ganzen Körper bebend von ihm ab.

„Ich bitte dich, geh und lass mich allein. Ich bin keine dieser Seelen, die du beschützen musst. Ich brauche niemanden.“

Sie rückte von ihm ab und er runzelte leicht verärgert die Stirn.

„Du machst dir selbst etwas vor, Celicia. Jeder Mensch braucht jemanden an seiner Seite, um sich nicht einsam und verlassen zu fühlen. Ich kann dein Sehnen spüren, darum versuche nicht, es vor mir zu verbergen.“

Er beugte sich zu ihr und strich mit seinen Händen über das von ihm abgewandte Gesicht. Celicia erschauerte erneut unter der sanften Berührung und schloss sehnsüchtig die Augen. Er flüsterte:

„Durch mich wirst du schon bald die wahre Freiheit spüren, nach der du dich so verzweifelt sehnst. Und nichts soll dich dann noch von mir trennen, Celicia. Wie sehr du dich jetzt auch sträuben magst, du wirst dich mir ergeben; am Ende wirst du von ganz allein zu mir kommen.“

Es waren diese letzten Worte, welche sie in die Wirklichkeit zurückrissen und ihr bewusst machten, dass sie sich ein weiteres Mal von ihm umgarnen ließ. Ein Keuchen entwich ihr und sie riss sich von ihm los. Zitternd stand sie neben dem Bett und schüttelte heftig den Kopf.

„Nein, ich will, dass du gehst! Ich brauche dich nicht! Ich bin stark genug, auch ohne dich!“

Er erhob sich nun ebenso und musterte sie mit einem höhnischen Funkeln in den kalten Augen.

„Wie du willst. Wir werden sehen, wer von uns beiden triumphieren wird, nicht wahr? Nur eines solltest du nie vergessen: ich mag im Moment sanft zu dir sein, doch ich kann auch anders. Denke immer daran.“

Damit verließ er sie und kraftlos sank sie zurück auf ihr Bett. Ihr war unangenehm schwindelig und leicht übel.

„Oh Gott, was geht nur vor sich? Ich habe Angst …!“

Sie kauerte sich zusammen und versuchte, ein wenig Schlaf zu finden in der leisen Hoffnung, dies alles vielleicht nur geträumt zu haben.


In den nächsten Tagen fiel jedem im Schloss auf, dass die junge Braut sich veränderte: sie war nachdenklich, schweigsam und sichtlich nervös. Leonard machte sich große Sorgen um sie und versuchte mehrmals, den Grund für ihr Verhalten zu erfahren, aber sie erwiderte nur, dass es ihr gut ginge und er sich keine Sorgen zu machen bräuchte. Hilflos musste er also zusehen, wie sie sich immer mehr von ihm zurückzog, und suchte verzweifelt nach einem Weg, sie aufzuheitern.

Eines Morgens rief sein Vater ihn zu sich, und nachdem Leonard, aufs Schlimmste gefasst, zu ihm gekommen war, trat der König ans Fenster und sagte:

„Mein Sohn, ich glaube, wir sollten mit deiner Hochzeit nicht länger warten. Die Königin ist nicht so schwer erkrankt, dass sie den Feierlichkeiten fernbleiben müsste; ich denke, sie muss sich nur an den Gedanken gewöhnen, dich aus den Händen zu geben. Du weißt, dass sie sich dein Leben lang sehr um dein Wohlergehen gesorgt hat und wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass sie ihre Fürsorge ein wenig übertrieben hat. Darum wäre es Unsinn, die ganze Angelegenheit nur wegen einer Laune deiner Mutter weiter aufzuschieben.“

Leonard starrte seinen Vater verblüfft an.

„Ich habe nicht erwartet, dass Sie sich gegen Mutter stellen würden, Vater. Es überrascht mich im gleichen Maße, wie es mich freut. Haben Sie denn schon entschieden, wann die Hochzeit stattfinden soll?“

Albert trat an seinen Schreibtisch und reichte dem Prinzen ein Blatt Pergament.

„Nimm dies und zeige es deiner Braut, Leonard. Ich denke, es wird sie aufheitern.“

Leonard verneigte sich und eilte zur Tür, wo er noch einmal stehen blieb und sich zu seinem Vater umdrehte.

„Ich danke Ihnen, Vater. Dies bedeutet mir sehr viel.“

Albert nickte.

„Ich weiß, mein Sohn. Und verzeih mir, dass ich nicht schon früher gehandelt habe.“

Leonard lächelte nur und verließ dann das Zimmer. Albert sank in seinen Stuhl und blickte sorgenvoll zum Fenster. Nicht ohne Grund hatte er sich nun zum Handeln entschlossen: die Art, wie das Mädchen sich veränderte, hatte ihn sehr an die veränderte Gemütslage der Königin nach der Geburt ihres Sohnes erinnert und ihn erschreckt. Nur zu gut hatte er Eleonores jahrelangen Tiraden über den Tod noch in Erinnerung und fragte sich nun zum ersten Mal, ob in seinem Schloss vielleicht tatsächlich seit Jahren der Schwarze Prinz umherwanderte, ohne dass er es auch nur geahnt hatte. Langsam wandte er den Blick vom Fenster ab und versuchte sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, doch der Gedanke an die mögliche Gefahr für seine Familie spukte ihm dabei unaufhörlich im Kopf herum.

Leonard fand seine Verlobte im Garten, wo sie gedankenverloren auf den kleinen See blickte. Als sie seine Schritte vernahm, hob sie überrascht den Blick.

„Leonard! Was gibt es? Ist alles in Ordnung?“

Sie wollte sich erheben, doch er war schneller und sank zu ihr auf die Bank. Er ergriff strahlend ihre Hände und antwortete:

„Mir geht es bestens und ich denke, auch deine Stimmung wird sich gleich heben, mein Engel. Hier, lies dies.“

Verwirrt nahm sie das Blatt entgegen und ihre Augen weiteten sich ungläubig.

„Aber ...!“

Sie sah auf und suchte fragend seinen Blick, als bräuchte sie Bestätigung für das, was sie da las. Als sie begriff, dass es kein Scherz war, stieß sie einen leisen Schrei aus und fiel ihm vor Freude weinend um den Hals.

„Leonard! Oh, Leonard! Das ist wundervoll, ich kann es gar nicht glauben!“

Er drückte sie eng an sein Herz und streichelte dabei sanft über ihr Haar.

„Ich konnte es selbst kaum glauben, als mein Vater mich zu sich zitierte und mir dann dies eröffnete. Aber es ist seine Anordnung, Celicia, und damit gibt es nichts, was diesen Beschluss noch verhindern könnte. Noch ein Monat und wir werden endlich getraut.“

Sie schmiegte sich an ihn und hatte das Gefühl, zu träumen.

„Ich bin so glücklich! Ich dachte bereits, es würde nie dazu kommen, wo doch die Königin …“

Sie brach ab und senkte ein wenig beschämt den Blick, doch Leonard meinte:

„Es ist schon gut, du hast ja recht, mein Engel. Sie wollte es verhindern und hat sich deshalb darauf versteift, dass sie zu krank wäre. Es ist meine Schuld, dass es ihr überhaupt möglich war. Aber ich bin sicher, sobald wir beide erst einmal verheiratet sind, wird sie dich mit Sicherheit auch bald akzeptieren.“

Sie seufzte wohlig.

„Ich wünsche es mir sehr. Oh, ich könnte die ganze Welt umarmen!“

Sie lächelte strahlend und er beugte sich vor, um sie auf die Stirn zu küssen. Als er sie anschließend erneut an sich drückte, fiel sein Blick auf die halb im Schatten verborgene Gestalt des Todes, welche auf der anderen Seite des Sees stand und zu ihnen blickte. Leonard löste sich deshalb von seiner Braut und machte ihr einen Vorschlag.

„Vielleicht solltest du nun hineingehen und einen Boten entsenden, der es deiner Familie mitteilt; es wäre ihnen sicherlich lieber, wenn sie es vor der restlichen Bevölkerung erfahren.“

Sie nickte und erhob sich sogleich, während ihre Wangen vor Aufregung glühten.

„Ja, das ist eine gute Idee. Ich kann es nicht erwarten, es ihnen allen zu sagen!“

Damit drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange und eilte fröhlich davon. Er sah ihr einen Moment mit einem warmen Gefühl im Herzen nach, ehe er sich erhob und über die Brücke des Sees auf seinen Freund zuging. Mit ausdrucksloser Miene sah der Tod ihm entgegen und lächelte kühl, als Leonard zu ihm trat.

„Wie ich sehe, gibt es wohl Grund zur Freude.“

Leonard nickte und drückte ihm das Pergament in die Hand. Während der Tod einen flüchtigen Blick darauf warf, meinte Leonard glücklich:

„Ich fing schon an zu glauben, dass die ganze Angelegenheit zu keinem guten Ende mehr gebracht werden könne. Ich hätte nicht erwartet, dass mein Vater sich doch noch entschließt, einzuschreiten.“

Die Miene des Todes blieb unergründlich, doch seine Haltung versteifte sich unmerklich.

„Dies kommt in der Tat überraschend. Was mag ihn zu seinem plötzlichen Handeln bewogen haben?“

Leonard ließ sich gegen den nächsten Baum sinken.

„Was kümmert mich das? Was zählt ist nur, dass er es getan hat und meine Mutter nun aufhören muss mit ihren Versuchen, Celicia und mich zu entzweien.“

Der Tod blieb ruhig, doch seine Augen verengten sich, während er über den See hinweg zum Schloss blickte.

„Ich freue mich für dich, Leonard. Dies sind gute Nachrichten für dich. Und nachdem dies genau das ist, was du dir gewünscht hast, wirst du mich wohl von nun an nicht mehr brauchen.“

Mit diesen Worten reichte er dem verblüfften Prinzen das Pergament zurück und wandte sich dann ab. Leonards Herz raste und voller Furcht und Entsetzen stürmte er hinter seinem Vertrauten her.

„Nicht, warte doch! Bitte sag nicht, dass du mich jetzt verlassen wirst!“

Er ergriff die kalte Hand und sank in die Knie. Der Tod war stehen geblieben, sah den Prinzen aber nicht an.

„Geh, Leonard. Es wird Zeit für dich, allein mit der Welt zurechtzukommen. Ich werde dir in Zukunft nicht mehr helfen können.“

Aber der Prinz schüttelte heftig den Kopf.

„Nein, lass mich nicht allein! Ich brauche dich! Du bist der Einzige, dem ich vertrauen kann!“

Der unergründliche Blick des Todes senkte sich bei diesen Worten auf ihn, so dass er fröstelte.

„Tatsächlich? Wirst du nicht vielmehr von nun an deine Liebste zu Rate ziehen, wenn dich etwas bedrückt? Wirst du dich nicht ihr öffnen, ihr vertrauen, so wie du es bisher mir gegenüber getan hast?“

Leonard umklammerte seine Hand noch fester.

„Doch, wie sollte ich auch nicht, aber …!“

Angewidert entriss der Tod ihm seine Hand.

„Dann ist alles gesagt. Ich werde diese Aufgabe mit niemandem teilen, denn den Tod kann man nicht in den Hintergrund verdrängen. Ich werde niemals nur die zweite Wahl sein, Leonard, auch nicht für dich. Du wirst dich entscheiden müssen: entweder bin ich es, dem du dein Leben anvertraust oder es ist jemand anderes. Alles oder nichts, mein Lieber. Ich gebe mich nicht mit Halbherzigkeit zufrieden.“

Daraufhin herrschte tiefes Schweigen und Leonard kniete noch immer benommen am Boden, versuchte zu begreifen, was man von ihm verlangte, doch es gelang ihm nicht. So rief er verzweifelt:

„Ich verstehe nicht, was du von mir erwartest, doch eines weiß ich: ich möchte weder dich noch Celicia verlieren! Oh bitte, sag, dass es möglich ist, euch beide zu halten! Sag, dass du mich nicht zwingen wirst, einen von euch aufzugeben! Bitte …!“

Er schluchzte und sank nach vorn, vergrub sein Gesicht im warmen Gras und zitterte am ganzen Körper. Langsam drehte der Tod sich nun wieder zu ihm um.

„Ich werde nichts erzwingen, Leonard, denn es geht hier nicht um solch banale, menschliche Dinge wie Macht oder gar gekränkte Eitelkeit - es geht um Treue.“

Verwirrt hob Leonard den Blick.

„Treue?“

Mit einem unheilvollen Funkeln in den Augen kam der Tod nun auf ihn zu.

„Ganz recht. Ich will dich nicht von deiner Liebsten fernhalten, doch bin ich ebenso wenig bereit, dein Vertrauen und deine Ergebenheit mit ihr zu teilen. Wenn sie dir wichtiger sein sollte, als ich es bin, dann werde ich nicht bei dir bleiben können.“

Leonard schluckte schwer und flüsterte:

„Welchen Preis verlangst du von mir? Du sagst, du willst mich nicht von ihr fernhalten und dies macht mich froh. Doch was forderst du als Zeichen meiner Aufrichtigkeit? Wie kann ich dir beweisen, dass ich dich nicht als meinen Freund verlieren will?“

Jetzt trat der Tod direkt vor ihn und legte eine Hand unter sein Kinn, riss den Kopf des Prinzen schmerzhaft nach oben und erwiderte mit gebieterischer Stimme:

„Du sollst mir treu sein, Leonard. Ich will es sein, den du am meisten brauchst; deine Ängste sollen dich zu mir führen, nicht zu ihr, und nach mir sollst du rufen, wenn du Trost suchst. Du darfst sie lieben, sie auf Händen tragen und ihre Zärtlichkeit genießen, sie ebenso erwidern, doch darfst du sie mir nicht vorziehen. Wenn du Sorgen hast, sollst du zu mir kommen. Ich will, dass du nur mir dein Vertrauen schenkst, damit ich dich weiter beschützen und durch das Dunkel führen kann. Lässt du zu, dass sie zwischen uns steht, wirst du mich verlieren.“

Leonard ergriff erneut die Hände des Todes.

„Sag, was ich tun muss! Ich werde alles tun, was du willst, nur verlass mich nicht!“

Der Tod senkte die Stimme und klang nun wieder sanft.

„Schwöre es mir, Leonard. Schwöre, dass du ihr nichts von uns verraten wirst, denn sie würde es nicht verstehen. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass niemand dich in meiner Nähe wissen will. Unsere Verbundenheit muss ein Geheimnis bleiben, denn sonst würde alle Welt versuchen, dich von mir zu trennen. Und du willst doch nicht, dass dies geschieht, nicht wahr?“

Leonard schüttelte den Kopf.

„Nie!“

Der Tod streckte ihm nun die linke Hand mit dem Ring entgegen.

„Du hast mich einst gefragt, was dieser Ring zu bedeuten hat, doch warst du nur ein Knabe und damit nicht bereit für eine Antwort. Jetzt werde ich es dir verraten: er ist meine Verbundenheit mit dem menschlichen Leben. Ein jeder, der in meinen Dienst tritt, leistet mir über diesen Ring einen Schwur, Leonard. All meine Todesengel sind diesen Weg gegangen, denn nur so kann ich ihren Seelen die Freiheit geben, gemeinsam mit mir das Jenseits zu verlassen und auf dieser Welt zu wandeln. Du sollst mir nicht dienen, aber mir dennoch deine Treue schwören, damit ich dir weiterhin vertrauen kann.“

Mit wild pochendem Herzen starrte Leonard auf den dunklen Ring an der schwarz behandschuhten Hand.

„Und was, wenn ich den Schwur breche? Wenn ich dich unwillentlich verrate?“

Ein berechnendes Lächeln trat nun auf das schöne Gesicht.

„Dann gehört mir dein Leben und du wirst Teil meiner Welt. Auf ewig.“

Wo andere erschrocken zurückgewichen wären, verspürte Leonard nur Erleichterung. Er fürchtete sich weder davor, diese Welt für immer zu verlassen noch sich in die Hände des Todes zu begeben; zu wissen, dass er irgendwann dem Tod, seinem engsten Vertrauten und geliebten Freund, ins Jenseits würde folgen können, hatte für ihn etwas Tröstliches. Dem Tod war dies durchaus bewusst und so richtete er sich würdevoll zu voller Größe auf, ehe er auf den jungen Prinzen hinab sah.

„Schwöre mir, Leonard. Ergreife meine Hand.“

Der Kronprinz zögerte nur kurz, dann kam er der Aufforderung nach und sah erwartungsvoll zum Tod auf. Dieser sprach:

„Du wirst zu niemandem über die Verbundenheit sprechen, welche zwischen uns besteht und kein Wort darüber verlieren, dass du mir je begegnet bist.“

Leonard nickte.

„Ja, das schwöre ich.“

Der Tod fuhr fort:

„Du wirst mir treu sein und dich an mich wenden, wann immer etwas dein Herz bedrückt und dich keinem anderen anvertrauen, solange ich es dir nicht erlaube.“

Wieder nickte der Prinz bereitwillig.

„Das schwöre ich.“

Jetzt war die Stimme des Todes sehr leise.

„Und du wirst nicht vergessen, dass du diesen Schwur geleistet hast und wem du dadurch verpflichtet bist. Du wirst nicht zulassen, dass jemand zwischen uns tritt, soweit dies in deiner Macht liegt. Wann immer du den Verdacht hast, jemand könnte unser Geheimnis entdeckt haben, wirst du mich davon in Kenntnis setzen, egal, um wen es sich dabei auch handeln mag. Du wirst dich dabei nicht von Gefühlen beeinflussen lassen.“

Verwirrt und sichtlich beunruhigt starrte Leonard ihn an, bis der Tod fragend eine Augenbraue hob.

„Schwörst du es?“

Leonard atmete tief durch, dann senkte er den Blick und flüsterte:

„Ich schwöre es.“


Mit besorgter Miene saß Celicia am Bett ihres Verlobten und betete. Es war nun bereits eine Woche her, dass Leonard ihr im Garten von ihrer bevorstehenden Hochzeit berichtet und sie ihn kurz darauf allein zurückgelassen hatte, um ihrer Familie zu schreiben. Als sie dies erledigt und sich in ihr Gemach zurückgezogen hatte, war sie schon bald von eiligen Rufen und schließlich einem lauten Klopfen aufgeschreckt worden.

Sie schloss die Augen und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Man hatte den Prinzen bewusstlos im Garten gefunden und in der folgenden Nacht war sein Körper von Fieberkrämpfen geschüttelt worden, welche am Tage nachließen, ihn bei der Dämmerung jedoch wieder ergriffen. Inzwischen war bereits die achte Nacht vorüber, in der er sich hin und her geworfen, sinnlose Sätze von sich gegeben hatte und nicht erkennen konnte, wer bei ihm war.

In diesem Moment öffnete sich die Tür und Eleonore trat ein. Als sie Celicias blasses, gequältes Gesicht sah, wurde der Gesichtsausdruck der Königin milde und sie sagte:

„Geh und ruhe dich aus, Kind. Ich werde nun eine Weile über ihn wachen. Du musst ein wenig Schlaf finden.“

Celicia zögerte, ehe sie sich langsam erhob.

„Vielleicht haben Sie recht, Majestät. Ich sollte wirklich …“

Sie verstummte und kämpfte gegen Tränen, behielt mühsam ihre Fassung und fuhr fort:

„Ich danke Ihnen, bitte achten Sie gut auf ihn.“

Eleonore nickte würdevoll.

„Natürlich.“

Damit verneigte Celicia sich mit zittrigen Knien und verließ das Zimmer. Sie schleppte sich mühsam zu ihrem eigenen Gemach und lehnte sich dort erschöpft gegen die Tür, kaum dass diese sich geschlossen hatte. Tränen verschleierten erneut ihren Blick und sie schlug die Hände vors Gesicht.

„Hab keine Angst, er wird bald wieder gesund sein, Celicia.“

Wie betäubt hob sie den Blick und erkannte den Tod, welcher auf ihrem Sofa saß, die langen Beine ausgestreckt und mit einem mitfühlenden Ausdruck in den sonst so kalten Augen. Unsicher stand Celicia an der Tür und wusste nicht, was sie nun tun sollte. Da streckte der Tod einladend die Hand nach ihr aus, und ehe sie sich selbst zurückhalten konnte, hatte sie bereits das Zimmer durchquert und sank neben ihm zu Boden. Er zog sie nah zu sich und legte besänftigend die Arme um sie.

„Weine nicht mehr, mein Liebes. Der Kronprinz mag geschwächt sein, doch er wird diese Welt nicht verlassen. Seine Zeit ist noch nicht gekommen.“

Sie vergrub zitternd ihr Gesicht an seiner Brust und schluchzte:

„Oh Gott sei Dank, ich dachte, er würde mich für immer verlassen, noch ehe wir wirklich zusammen sein konnten!“

Ihre Hände krallten sich in den dunklen Stoff seines Hemdes und er sagte mit leiser Stimme:

„Ich halte dich, Celicia. Für heute hast du genug durchlitten, drum lass mich bei dir sein. Ich werde dir nah sein und dir die nötige Kraft geben, dies alles zu überstehen. In meinen Armen wird jeder Kummer schwinden und die Sonne der Nacht weichen. Schlafe, mein Liebes. Lass die Welt versinken und gib dich der Dunkelheit hin, um dich zu erholen. Ich werde bei dir bleiben und über deinen Schlaf wachen.“

Normalerweise hätte sie sich dagegen gesträubt, doch sie war zu erschöpft und aufgewühlt; vielmehr empfand sie nun tiefe Dankbarkeit für die Ruhe und Kraft, welche er ausstrahlte und das tiefe Gefühl von Geborgenheit, das nur er ihr geben konnte. So schloss sie die Augen und er spürte, wie ihr Körper schwer wurde. Darum richtete er sich auf und hob sie in seine Arme, trug sie hinüber zum Bett und ließ sich neben ihr nieder. Nachdenklich betrachtete er ihre schlafende Gestalt in seinen Armen und flüsterte:

„Warum nur bist du so stolz und doch so lieblich, so schön und doch so kalt, so stark und doch so verletzlich? Warum kannst du mich zurückweisen, mich demütigen und mich verachten, obwohl du mich liebst? Wieso zwingst du mich, selbst ein solch menschliches Gefühl der Zuneigung zu empfinden?“

Er fuhr mit der rechten Hand langsam über ihr Gesicht, ihre Schulter und ihre Hüfte, wobei er den Blick auf ihr Gesicht gerichtet hielt und sich ganz der Empfindung hingab, die ihn in ihrer Nähe erfüllte. Er atmete tief durch und wandte sich dann von ihr ab, um sich langsam zu erheben. Mit einem letzten Blick auf sie verschwand er aus ihrem Gemach und ließ sie allein im Schutze seiner Todesengel zurück.


Seit langem hatte Eleonore sich nicht mehr so verzweifelt gefühlt; es war, als sähe sie bereits die Klauen des Todes nach ihrem Sohn greifen und sie wusste nicht, wie sie ihn retten sollte. Und zum ersten Mal seit der Ankunft des Mädchens hatte Eleonore beinahe so etwas wie Mitgefühl und Zuneigung empfunden, als sie erkannte, wie groß die Sorge Celicias war und dass sie nicht von Leonards Seite weichen wollte.

Während sie nun neben ihrem bewusstlosen Sohn saß und darüber nachdachte, wie es nur weitergehen sollte, erklang mit einem Mal die leise Stimme hinter ihr, vor der sie sich bereits gefürchtet hatte.

„Alles kommt, wie es kommen muss, Eleonore. So wie ich es dir stets gesagt habe.“

Sie drehte den Kopf zitternd zur Seite und entgegnete:

„Was willst du noch? Bist du gekommen, um mir mein Kind zu entreißen? Willst du mir dadurch den Todesstoß versetzen? Wenn du ihn mir nimmst, wird auch mein Leben zu Ende sein!“

Der Tod trat langsam ans Fenster.

„Und warum wird es zu Ende sein, Eleonore? Weil du dann wertlos bist? Oder weil es dein kaltes Herz zerreißen würde?“

Sie schluckte schwer und wandte den Blick ab.

„Es würde mein Herz in tausend Scherben bersten lassen, es würde meinem Leben den letzten Sinn nehmen. Darum wäre ich gezwungen, meinem Sohn zu folgen.“

Daraufhin sah der Tod zu ihr und neigte in mildem Interesse den Kopf ein wenig zur Seite.

„Tatsächlich? Das überrascht mich, Eleonore. Du, die du dich nie dazu durchringen konntest, deinem einzigen Kinde ein wenig Liebe entgegen zu bringen, ihn in deine Arme zu schließen und ihm zu sagen, was du empfindest, wie sehr du ihn brauchst, wie sehr er dich mit Stolz erfüllt – du willst mir sagen, dass du dich umbringen würdest, sollte ich ihn mit mir nehmen?“

Sie ertrug seine Belustigung nur schwer und starrte auf das blasse Gesicht des Prinzen.

„Du hast keine Ahnung von menschlichen Gefühlen; du verstehst nicht, was in einer Mutter vorgeht, die ihren Sohn hergeben muss. Du kannst nicht verstehen, wie es mich quält zu wissen, dass es meine Schuld ist, wenn Leonard diese Welt vor mir verlassen muss. Darum verhöhne mich ruhig, wenn du willst, es ist mir gleich. Du wirst mich niemals verstehen.“

Da trat der Tod zu ihr und legte seine Hände auf ihre Schultern. Eleonores Haltung versteifte sich, als er sich zu ihr hinab beugte und leise meinte:

„Du glaubst, ich wäre kalt und gefühllos, weil du mich seit jeher nur auf diese Art erlebt hast. Denn ich bin nun einmal der Tod, der Schwarze Prinz; ich habe eine Aufgabe, die Kälte und Unbarmherzigkeit von mir verlangt. Und ich erfülle meinen Auftrag gnadenlos und ohne zu zögern. Doch bin ich durchaus imstande, zu fühlen und zu verstehen, Schmerz zu teilen und Mitleid zu empfinden, wenn ich nur will, Eleonore.“

Seine Hände glitten langsam ihre Arme hinunter und wieder hinauf, ehe er sie von den Schultern zu ihren Brüsten hinab gleiten ließ. Eleonore sog scharf den Atem ein und versuchte, seine Hände von sich zu schieben, doch seine Arme schlossen sich unter ihren Brüsten um sie und zogen sie von dem Hocker, auf dem sie gesessen hatte. Er holte sie zu sich herüber, wobei sie ihm noch immer den Rücken zugewandt hatte und zog sie so an sich. Er flüsterte:

„Tu, was du tun willst, ich werde dich mit offenen Armen empfangen, wenn du dich entschließen solltest, ins Jenseits überzutreten. Und ich werde deine Seele vor der kalten Wirklichkeit verbergen, vor all denen schützen, die dich umklammern und an sich binden wollen. Du gehörst mir, Eleonore, und ich teile meine Beute mit niemandem.“

Sie schloss sehnsüchtig die Augen und er berührte sanft ihren Hals, ihr Gesicht und das dunkle, hochgesteckte Haar, dann wanderten seine Hände wieder an ihren Armen hinab zu den Hüften, den Oberschenkeln und erneut zurück zu ihrem Gesicht. Schließlich nahm er ihre Hände in seine und führte sie an sein eigenes Gesicht, während Eleonores Kopf kraftlos gegen seine Brust sank. Seine Stimme war sanft.

„Es wird der Tag kommen, an dem wir zusammen sein werden, Eleonore. Für heute lasse ich dich ziehen, denn noch ist deine Seele nicht verzweifelt genug. Und was deinen Sohn betrifft, so werde ich auch sein Leben noch einmal verschonen; aber ich werde zurückkommen und ihn holen, wenn die Zeit gekommen ist. Vergiss nie, dass du mir geweiht bist, seit jenem Tag vor bald 30 Jahren, an dem du so unglücklich gestürzt bist, dass es dich deine Freiheit gekostet hat. Du kannst mir nicht entfliehen.“

Damit zog er eine ihrer Hände an seine Lippen und küsste sie zärtlich, ehe er sie losließ und gleich darauf verschwunden war. Eleonore blieb stehen, wo sie war und sah auf die von ihm geküsste Hand hinab; mit einem Mal wurde ihr furchtbar übel und sie stürzte blindlings aus dem Zimmer.


Seine Lider waren schwer wie Stein und sein ganzer Körper fühlte sich kraftlos und leer an. Mühsam schlug Leonard die Augen auf und blinzelte verwirrt. Jemand beugte sich langsam über ihn, doch er konnte nicht klar sehen. Die leise Stimme beschleunigte jedoch sogleich seinen Herzschlag.

„Willkommen zurück im Licht, mein Freund.“

Er wollte sich aufrichten, doch die Hände des Todes legten sich auf seine Schultern und hielten ihn sanft, aber bestimmt zurück.

„Ruh dich aus, Leonard; du bist noch immer schwach, auch wenn du das Schlimmste überstanden hast.“

Der Prinz fragte heiser:

„Was ist geschehen? Ich fühle mich, als wäre ich um Jahre gealtert.“

Er konnte unscharf erkennen, wie der Tod sich am Rand des Bettes niederließ.

„Du hast den letzten Schwur nur halbherzig geleistet, mein Lieber. Darum wurdest du bestraft.“

Leonard fröstelte und schloss beschämt die Augen.

„Ich wollte nicht zögern, doch mit einem Mal habe ich mich gefürchtet. Ich dachte …“

„Du dachtest an Celicia und was geschehen würde, sollte sie diejenige sein, welche eines Tages hinter die Wahrheit kommt. Du fürchtetest, dass ich ihr Leid zufügen könnte.“

Leonard schwieg bedrückt, doch zu seiner Verwunderung schien der Tod sich über seine Sorge zu amüsieren.

„Es war töricht, sich selbst zu quälen, mein lieber Leonard. Ich habe nicht vor, irgendjemanden zu bestrafen, nur weil er die Wahrheit erkennt. Ich werde gezwungen sein, Maßnahmen zu ergreifen, sollte es tatsächlich dazu kommen, dass unsere Bindung entdeckt wird. Doch werde ich niemanden foltern oder gar in die andere Welt zerren.“

Erleichtert sah Leonard auf.

„Dann vergibst du mir meine Schwäche?“

Er konnte langsam wieder deutlich sehen und so entging ihm nicht, dass sein Freund ihn nachdenklich musterte.

„Ja, ich vergebe dir. Allerdings wirst du den Schwur wiederholen müssen, wenn du noch immer willst, dass ich an deiner Seite bleibe.“

Der Prinz schluckte schwer, nickte dann aber.

„Ja, das will ich. Ich will noch immer alles tun, damit du nicht fortgehst.“

Daraufhin streckte der Tod ihm wie schon einige Tage zuvor die linke Hand entgegen und Leonard ergriff diese, ohne zu zögern. Der Tod wiederholte die Worte, die er bereits am See zu ihm gesagt hatte und dieses Mal kam die Antwort des Prinzen sofort mit fester, entschlossener Stimme:

„Ich schwöre es.“

Da nahm der Tod Leonards Gesicht in seine Hände, um ihn zu sich zu ziehen.

„Damit wäre es besiegelt, mein Freund. Nun steht unserer Vertrautheit nichts mehr im Wege und du wirst nie mehr fürchten müssen, mich zu verlieren.“

Mit diesen Worten beugte er sich vor und küsste den Prinzen auf die Stirn, wobei dieser kaum merklich zusammenzuckte. Anschließend entließ der Tod ihn aus seiner Umarmung und schob ihn zurück in die Kissen.

„Nun ruhe dich weiter aus, mein Lieber. Ich werde in deiner Nähe bleiben, bis du wieder gesund bist. Und du wirst dich damit beeilen müssen, wenn du nicht deine eigene Hochzeit versäumen willst.“

Mit einem seltsamen Lächeln wandte er sich daraufhin ab und ließ Leonard in tiefer Erleichterung zurück.


Die Genesung des Prinzen ging nun rasch vonstatten und so wurde der Tag der Hochzeit nicht erneut verschoben. Am Morgen des großen Tages schien strahlend die Herbstsonne vom Himmel und ließ die Baumwipfel im Park rot und golden funkeln. Celicia war eine strahlende Braut und Leonard, wenngleich noch recht blass, wirkte glücklicher denn je. Als sie nach der Trauung die Kapelle verließen, sah Eleonore dem Brautpaar mit widersprüchlichen Gefühlen nach. Albert führte sie an seinem Arm aus der Kirche und sagte, als sie allein in ihrer Kutsche saßen:

„Nun, mein Herz, alles hat sich zum Guten gewendet; ich bin im Übrigen sehr froh, dass du das Mädchen endlich an seiner Seite akzeptiert hast.“

Eleonore starrte aus dem Fenster und erwiderte:

„Wie kommst du darauf, dass ich sie akzeptiere? Mir ist schlichtweg bewusst geworden, dass Leonard nicht länger auf mich hört und deshalb gebe ich ihn widerwillig in ihre Hände.“

Albert seufzte und wollte etwas erwidern, doch Eleonore war noch nicht fertig.

„Allerdings bedeutet dies nicht, dass ich es aufgebe, ihn vor dem Tod zu schützen, denn ich weiß, dass er kommen wird, um ihn sich zu holen. Und so sehr es mich auch verbittert, ich kann nicht die Augen vor der Tatsache verschließen, dass Leonard nahe am Abgrund steht. Er neigt dazu, sich selbst zu verlieren und der Wirklichkeit zu entfliehen. Dies macht ihn wiederum verwundbar und die Gefahr ist groß, dass der Tod sich diese Schwäche zunutze machen wird.“

Albert schwieg darauf, doch der Königin war es nur recht; sie war zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, als dass ihr bewusst geworden wäre, dass ihr Gatte sonst immer versucht hatte, sie zu beschwichtigen, wann immer sie mit dem Gerede über den Tod anfing. Aber inzwischen hatte der König begriffen, dass wohl tatsächlich eine unheilvolle Macht durch die Mauern seines Schlosses streifte und sein Unwesen trieb - nach allem, was geschehen war, gab es für ihn keine andere Erklärung mehr. So blickte er sorgenvoll auf seine Frau und fragte sich, inwieweit Eleonore in Gefahr sein mochte und ob es irgendetwas gab, das er tun konnte, um sie alle zu beschützen.


Seine Augen folgten jeder ihrer Bewegungen und ein unheilvolles Lächeln breitete sich auf dem schönen Gesicht aus. Gemächlich lehnte der Tod sich auf der obersten Säule im Ballsaal zurück und fragte sich, wie die Menschen nur so blind und ahnungslos sein konnten. Hier saß er mitten unter ihnen, doch bemerkten sie ihn nicht; dabei bräuchte er bloß die Hand nach einem von ihnen auszustrecken, um eine Hysterie auszulösen. Er atmete tief durch und hob die linke Hand, wo er gedankenverloren seinen Ring betrachtete. So naiv, so dumm war es zu glauben, er würde sich von einem einzelnen Manne aufhalten lassen. Sein Blick schweifte verächtlich zu König Albert, der gerade seine Gemahlin zum Tanz führte. Die kalten Augen des Todes verengten sich.

„Wir sprechen uns bald, Majestät. Sehr bald.“

Das Lächeln wurde zynisch und er wandte sich wieder dem Brautpaar zu. Er neigte den Kopf zur Seite und beobachtete Celicia, die so beschwingt und fröhlich an der Seite ihres Liebsten war, dass er einen höhnischen Laut von sich gab.

„Du denkst, er wird dich glücklich machen, doch wird er dir niemals das geben können, was du dir erhoffst, meine Liebe. Aber du wirst schon bald anfangen, es zu verstehen.“

Er zog sein rechtes Bein heran und stützte sich mit dem Arm darauf, während er sich leicht nach vorn beugte. Ein wenig verärgerte es ihn, dass keines seiner Opfer bisher bemerkt hatte, dass er anwesend war. Dachten sie vielleicht, er würde diesem Ereignis fernbleiben? Er warf einen Blick hinüber zu seinen Todesengeln, die regungslos im Saal verstreut standen; solange sie sich nicht rührten, konnte nicht einmal Leonard sie sehen. Der junge Mann war dem Tod bereits so eng verbunden, dass dessen Boten stets für ihn sichtbar waren. In diesem Moment sprach Leonard mit gedämpfter Stimme zu seiner Braut und löste sich gleich darauf von ihr. Der Tod hatte sich unwillkürlich aufgerichtet und erhob sich bereits, noch ehe er entschieden hatte, was er tun wollte. Mit einer geschmeidigen Bewegung sprang er hinab in die Menge, wo ihn niemand wahrnahm und schritt unbeirrt auf Celicia zu, die ihrem frisch angetrauten Gatten hinterher sah. Der Tod gab den Todesengeln ein Zeichen, und während ein Teil von ihnen am Eingang Posten bezog, schirmten die anderen den Tod und sein Opfer vor der restlichen Menge ab. Nun hatte er das Mädchen erreicht und ergriff ihre Hand, um sie zu sich umzudrehen. Ungläubig starrte sie ihn an und er lächelte kühl.

„Verzeihen Sie mir, dass ich nicht die Etikette wahre, Hoheit.“

Sie starrte ihn mit einer Mischung aus Empörung und Furcht an.

„Was soll das …?“

Mit einem Ruck zog er sie unsanft an sich.

„Ich denke, der nächste Tanz gehört mir.“

Er ließ ihr keine Zeit für eine Erwiderung, sondern führte sie sogleich über die Tanzfläche. Celicia wusste nicht, wie ihr geschah, und wisperte ängstlich:

„Bitte, man sieht auf uns …!“

Doch er erwiderte ruhig:

„Sei unbesorgt, niemand achtet auf uns, Celicia. Für alle Welt bin ich nur ein Schatten; niemand, der uns ansieht, wird sich noch an mich erinnern, sobald er sich abgewandt hat.“

Zunehmend willenlos ließ sie sich von ihm führen und ihr Herz raste dabei wie verrückt, weil er sie ungehörig eng an seinen Körper gedrückt hielt. Doch sie war unfähig, sich gegen ihn zu wehren, denn wie immer hatte er eine fast schon berauschende Wirkung auf sie; die Welt um sie herum schien nicht länger zu existieren und seine Nähe ließ sie erbeben. Da meinte er mit einem Mal leise:

„Dies ist es also, was dein Herz begehrt? Es sind diese Menschen, welche deinen Lebensweg begleiten sollen? Sieh gut hin, was du gewählt hast, Celicia!“

Er packte grob ihr Kinn und drehte es der Menge zu, die flüsterte und kicherte, sie mit den Blicken verfolgte und mit den Fingern auf die junge Prinzessin zeigte. Celicia keuchte und verbarg ihr Gesicht an seiner Brust.

„Nein, bitte nicht!“

Er wirbelte sie von sich, nur um sie wieder hart an sich zu ziehen.

„Sie werden sich an jedem Leid, jeder Träne und jeder Schwäche ergötzen, welche sie mit ihren neugierigen Fratzen erhaschen können. Es wird nichts geben, was vor den Klatschmäulern dieser Welt verborgen bleibt. Dein Leben wird ein offenes Buch für sie sein, Prinzessin. Und am heutigen Tage hast du dein Schicksal selbst besiegelt!“

Er riss ihre Hand empor und ließ sie wie betäubt auf ihren eigenen Ehering starren. Verzweifelt warf sie sich um seinen Hals und stieß hervor:

„Nein, bitte, zeig mir dies nicht! Ich will es nicht sehen! Ich kann es nicht ertragen, es erschreckt mich …!“

Da ließ der Tod sie in seine Armbeuge sinken und beugte sich tief über sie, bis ihre Lippen nur noch wenige Zentimeter von seinen entfernt waren.

„Es bleibt dir nur noch ein Ausweg, um diesem Unheil zu entgehen: bleib bei mir! Es ist deine letzte Chance; ergreif sie und flieh mit mir! In meinen Armen wird dich niemand finden, nur ich kann dich beschützen und in die Freiheit führen! Wählst du das Leben in dieser Welt, wird es dich zerstören; wählst du mich, wirst du das Gefühl grenzenloser Freiheit erfahren! Aber wähle mit Bedacht, Celicia, und tue nichts Unüberlegtes, sonst könntest du es am Ende bereuen. Ich werde nicht ewig auf dich warten.“

Damit zog er sie noch näher und verharrte unmittelbar vor ihren Lippen, so dass sie seinen Atem spüren konnte und ihre Haut, die seine unmerklich berührte. Sie schloss sehnsüchtig die Augen und er ließ seine Lippen über ihre wandern, ohne sie wirklich zu küssen, leicht wie ein Windhauch und doch hatte es auf das Mädchen die Wirkung eines leidenschaftlichen Kusses. Celicia erschauerte und er spürte, wie die Lust in ihr erwachte. Mit einem zufriedenen Lächeln küsste er nun ihren Hals statt ihrer Lippen und ihr entwich ein leises Stöhnen. Sein Hochgefühl verstärkte sich nur noch mehr, weil er genau wusste, dass es sehr wohl jemanden in diesem Raum gab, der alles, was zwischen ihnen geschah, verfolgen konnte. Nachdem er sich schließlich von dem Mädchen gelöst und sie aus seiner Umarmung freigegeben hatte, sank sie ohnmächtig zu Boden und alle Welt stürzte besorgt auf die junge Braut zu. Würdevoll und höchstbefriedigt schritt er derweil zielstrebig durch den Saal und warf einen letzten, höhnischen Blick auf die Königin, die ihn aus zornfunkelnden Augen anstarrte, ehe er mit einer verächtlichen Verbeugung verschwand.


Die junge Prinzessin blieb die ganze Nacht über bewusstlos. Leonard, der an ihrem Bett gewacht hatte, richtete sich abrupt auf, als sie sich schließlich am frühen Morgen rührte.

„Mein Engel, wie geht es dir?“

Verwirrt blinzelte sie und sah ihn an.

„Was ist passiert? Wo bin ich …?“

Leonard ergriff ihre Hand und zog sie erleichtert an seine Lippen.

„Man hat dich in unsere gemeinsamen Gemächer gebracht, nachdem du gestern Abend auf dem Ball ohnmächtig geworden bist.“

Celicia brauchte einen Moment, um sich zu erinnern, doch dann zuckte sie unmerklich zurück; der Tod war auf dem Ball erschienen und hatte sie durch seine Worte verunsichert, nur um sie dann zu becircen. Sie schämte sich bei dem Gedanken daran und schluckte schwer.

„Ich erinnere mich schwach. Ich denke, mir wurde mit einem Mal schwindelig.“

Leonard streichelte verständnisvoll ihre Wange.

„Es war ein langer und aufregender Tag, der wohl am Ende seinen Tribut gefordert hat. Mach dir keine Gedanken, mein Engel, alle werden es verstehen.“

Ein leichtes Gefühl des Unbehagens beschlich sie bei seinen Worten.

„Wer wird es verstehen?“

Der Prinz lächelte nachsichtig.

„Das Volk, der Adel, alle, die von deinem Zusammenbruch erfahren haben oder gar Zeuge waren. Ein jeder macht sich Sorgen um dich, Celicia.“

Sie fröstelte bei dieser Neuigkeit und lehnte sich tief in ihre Kissen zurück.

„Ich verstehe. In jedem Fall denke ich, dass ich lieber ruhen sollte, denn ich fühle mich noch etwas schwach.“

Er beugte sich vor und küsste sanft ihre Stirn.

„Natürlich, mein Engel. Ich werde veranlassen, dass man dir Frühstück heraufbringt und mich um alles andere kümmern.“

Sie nickte und drückte seine Hand.

„Ich danke dir, mein Liebster.“

Mit einem letzten Lächeln ging Leonard fort und Celicia wandte sich langsam dem Fenster zu. Sie fühlte sich wie betäubt, denn nun musste sie erkennen, dass der Tod die Wahrheit gesagt hatte: sie stand im Licht der Öffentlichkeit und wurde damit zwar bewundert und behütet, gleichzeitig jedoch ebenso überwacht und von Blicken verfolgt. Sie biss sich fest auf die Lippe und zog die Decke über den Kopf. Sie würde jetzt nicht darüber nachdenken, nein, sie würde diese Gedanken auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, an dem sie sich wieder mutig genug fühlte, um sich den fremden Augen zu stellen.


In den nächsten Tagen hütete Celicia noch das Bett, ehe sie ihren Mut gesammelt und sich wieder gefasst hatte. Eines Morgens Ende Oktober nahm sie gemeinsam mit Leonard das Frühstück ein und ging anschließend mit zwei Hofdamen spazieren, während er am Fenster stand und ihr bedrückt nachsah. Er spürte, dass auf dem Ball irgendetwas geschehen sein musste, während er sie für einen Moment allein gelassen hatte. Als er in den Ballsaal zurückgekehrt war, hatte er zwei Todesengel verschwinden sehen und wartete deshalb ungeduldig darauf, dass sein Freund sich wieder einmal zeigte; er hoffte von ihm zu erfahren, was vorgefallen war. Doch anscheinend hatte der Tod es nicht eilig, nach dem Prinzen zu sehen und dies trieb Leonard allmählich in den Wahnsinn. Rastlos lief er nun in seinem Zimmer auf und ab, bis er schließlich wütend die Fäuste gegen die Wand rammte.

„Wo zur Hölle steckst du nur?“

„Warum so aufgebracht?“

Leonard wirbelte herum und atmete schwer, als er den Tod am anderen Ende des Zimmers erblickte. Er lehnte an einem der Bettpfosten und musterte den Prinzen abschätzig. Leonard zwang sich zur Ruhe und fragte mit bebender Stimme:

„Wieso kamst du seit Wochen nicht mehr her? Was hat dich von mir ferngehalten? Wusstest du nicht, dass Celicia…?“

Der Tod unterbrach ihn ruhig.

„Natürlich habe ich es gewusst, Leonard.“

Zornig brüllte dieser:

„Dann war es dir egal, wie sehr ich mich gesorgt und gequält habe?!“

Der Tod schwieg und der Prinz erbleichte, ehe er an die Tür zurückwich.

„Es war dir egal …! Wolltest du etwa, dass ich leide? Was für ein sadistisches Spiel treibst du mit mir?! Dir liegt nichts an mir, nicht wahr? Ich bin für dich nichts weiter als eine Figur, die du auf deinem Feldzug gegen die Lebenden aus dem Weg zu räumen gedenkst! Gott, und ich dachte …! Was bin ich doch für ein Narr!“

Damit stürzte er aus dem Zimmer und lief blindlings den Gang hinunter. Er strauchelte auf der Treppe, ignorierte die empörten und erschrockenen Blicke der Diener und Hofdamen und stieß kurz darauf die Seitentür bei der Küche auf, um unbemerkt nach draußen zu gelangen. Dort prallte er jedoch zurück, als er direkt in die kalten Augen des Todes blickte. Ein Keuchen entwich ihm, als dieser ihn grob am Nacken packte und zurück in den Gang schob, aus dem er gerade gekommen war. Er wehrte sich verzweifelt gegen den schmerzhaften Griff, kam aber nicht los und musste sich wehrlos in die Bibliothek führen lassen, in der die Vorhänge noch zugezogen waren. Dort rammte der Tod ihn hart gegen eines der Regale und sagte kalt:

„Ich denke nicht, dass du so mit mir reden solltest, Leonard!“

Seine Hand schloss sich noch fester um die Nackenmuskulatur des Prinzen und dieser stieß einen gequälten Laut aus. Langsam drückte der Tod ihn nach unten in die Knie und fuhr fort:

„Du weißt nichts über mich und mein Dasein, begreifst nicht, dass es Dinge gibt, die jenseits deiner Vorstellungskraft liegen! Ich habe es nicht nötig, mich dir gegenüber zu rechtfertigen! Was ich tue, hat dich nicht zu interessieren, hast du verstanden?“

Leonard nickte wimmernd und ungerührt beugte der Tod sich über ihn.

„Ich muss dich warnen, mein Freund: erhebe nie wieder die Stimme gegen mich, wenn du nicht einmal weißt, wovon du eigentlich redest. Denn sonst muss ich hart zu dir sein, obwohl ich dies nicht will. Und du möchtest doch auch nicht, dass ich dir Qualen bereite, oder?“

Leonard schüttelte benommen vor Schmerz den Kopf und der Tod lockerte seinen Griff ein wenig, woraufhin der Prinz vornüber fiel und von den Armen des Todes aufgefangen wurde. Leise sprach dieser weiter:

„Ich habe dich vernachlässigt, mein armer Leonard. Das bedaure ich sehr. Ich hätte wissen müssen, dass es dich verzweifeln lässt, in solch einer Situation von mir allein gelassen zu werden. Doch manchmal kann ich nicht so für dich da sein, wie ich es gern würde. Das musst du verstehen. Dies bedeutet jedoch in keinem Fall, dass mich dein Schicksal nicht länger kümmert; ich möchte nie wieder hören, wie du mir so etwas unterstellst. Ich begleite dich, seit du 6 Jahre alt warst, und bin in all den Jahren nie von deiner Seite gewichen. Somit müsste dir klar sein, dass mir sehr wohl etwas an dir liegt. Warum sonst wäre ich noch immer hier?“

Leonard gab einen schwachen Laut von sich und der Tod sank in die Knie, um ihn besser an sich ziehen zu können.

„Ich bedaure außerdem, dass ich so streng mit dir sein musste, aber du kannst mich nicht derart beleidigen, ohne dass dies Konsequenzen mit sich bringt. Das verstehst du doch, nicht wahr?“

Der Prinz nickte jämmerlich und der Tod streichelte besänftigend seinen Rücken.

„Du bist mir sehr nah, Leonard; näher, als mir jemals ein Sterblicher gewesen ist. Darum vergiss nie, dass ich mich stets um dich sorge, selbst in Zeiten, in denen ich nicht bei dir sein kann. Vergessen werde ich dich dennoch nie.“

Nun meinte Leonard mit erstickter Stimme:

„Vergib mir, was ich gesagt habe! Aber ich war so verzweifelt wegen ihr …! Ich möchte wissen, was sie so erschreckt hat, dass sie sich vor mir zurückzieht! Und als ich deine Todesengel im Ballsaal erblickte, war ich sicher, dass auch du dort gewesen sein musst - und damit müsstest du wissen, was Celicia widerfahren ist!“

Beruhigend fuhr der Tod mit einer Hand über den schwarzen Haarschopf seines Schützlings.

„Alles, was ich sagen kann, ist, dass sie tanzte und sich amüsierte, ehe sie zusammenbrach. Mehr weiß auch ich nicht, mein Lieber. Aber sei unbesorgt, deine Liebste wird sich mit Sicherheit schon bald wieder beruhigen.“

Hoffnungsvoll hob Leonard den Blick.

„Wirklich? Wie kannst du dir da sicher sein?“

Der Tod lächelte sanft.

„Weil sie eine Kämpferin ist. Sie lässt sich nicht so einfach bezwingen; was auch immer ihr so zugesetzt hat, sie wird es schnell überwunden haben.“

Leonard warf sich in seine Arme und umklammerte ihn erleichtert.

„Ich bin so froh, dies von dir zu hören!“

Der Tod drückte seinen Kopf fürsorglich an seine Schulter.

„Von nun an bleibe ich dir wieder nah, Leonard. Ich werde dich nicht noch einmal so lang allein lassen, denn dieser Zwischenfall hat mich daran erinnert, wie sehr du mich in deiner Nähe brauchst.“

Der Prinz nickte erschöpft; er fühlte sich mit einem Mal kraftlos und leicht schwindelig.

„Ja, das tue ich. Du bist der Einzige, der mich versteht und mich niemals zurückweist. Wann immer du unerreichbar für mich bist, kann ich mein Leben kaum noch ertragen.“

Leise erwiderte der Tod:

„Die Welt würde dich zerstören, mein Freund, wenn ich dich nicht führen würde und deshalb weiche ich auch nicht von deiner Seite. Ich beschütze dich vor der kalten Wirklichkeit, bis der Tag gekommen ist, an dem ich dich endgültig von ihr erlöse. Doch für den Moment ist es genug, wenn du deinen Kummer in meinen Armen vergisst und dich von mir trösten lässt.“

Er spürte gleich darauf, wie Leonards Körper schwer wurde, und hob leicht die linke Hand, woraufhin zwei Todesengel erschienen und den ohnmächtigen Prinzen fortbrachten. Nachdenklich sah der Tod ihnen nach und schritt dann ans Fenster. Er schob die Vorhänge ein wenig auseinander und konnte beobachten, wie ein Diener der Königin auf Celicia zukam. Ein höhnisches Lächeln trat auf sein Gesicht und er wandte sich langsam ab.

„Wurde auch Zeit, dass du endlich handelst, Eleonore. Ich habe schon darauf gewartet.“


Mit laut klopfendem Herzen ließ sich Celicia nur wenige Augenblicke später in die Gemächer der Königin führen, die sie zu sich gerufen hatte. Man bat sie, im Salon zu warten und unruhig lief das Mädchen dort auf und ab, bis schließlich eine Tür aufging und Eleonore eintrat. Sie machte eine ausladende Geste in Richtung der Dienerschaft.

„Ich möchte mit der Prinzessin allein sein.“

Celicias Eingeweide schienen sich bei dieser Anordnung zu verkrampfen, während die Diener und Hofdamen untertänig nickten und schweigend das Zimmer verließen. Als niemand außer den beiden Frauen mehr im Zimmer war, trat Eleonore ans Fenster. Ihre Stimme war eisig.

„Kommen wir gleich zur Sache. Du weißt, dass ich dich hier nicht haben will, wenn auch nicht deshalb, weil ich dich nicht leiden kann; ich kenne dich zu wenig, als dass ich dich nicht mögen würde. Allerdings habe ich auch keinerlei Veranlassung, dir näher zu kommen.“

Celicia schluckte schwer.

„Ich verstehe, Majestät.“

Eleonore fuhr ihr sogleich über den Mund.

„Ich bin noch nicht fertig, also unterbrich mich gefälligst nicht.“

Celicia errötete leicht und starrte auf den Saum ihres Kleides.

„Verzeihung, Majestät.“

Die Königin straffte die Schultern.

„Der Grund für meine Ablehnung ist der, dass ich genau weiß, dass du meinen Sohn ins Unglück stürzen wirst. Leonard ist ein sehr sensibler und leider Gottes auch etwas hilfloser Junge. Er ist leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen und du wirst ihm deshalb in keiner Weise gut tun.“

Celicia biss sich auf die Lippen, schwieg aber. Ihre Kehle war wie zugeschnürt aufgrund von Eleonores unerhörten Behauptungen, doch sie zwang sich zur Ruhe. Die nächsten Worte der Königin ließen sie allerdings erstarren.

„Ich habe dich nun hierher befohlen, weil ich erfahren möchte, welch unheilvolle Bindung du an den Tod hast.“

Celicia sah sie wie vom Donner gerührt an, ihr Herzschlag beschleunigte sich und sichtlich erschrocken flüsterte sie:

„Ich verstehe nicht, was Sie meinen!“

Nun drehte Eleonore sich zu ihr um und blanker Hass war ihr ins Gesicht geschrieben, so dass Celicia unbewusst zurückwich. Eleonores Stimme zitterte vor Abscheu.

„Ich habe es gesehen, euren abstoßenden Balztanz in jener Nacht! Kaum dass Leonard den Saal verlassen hatte, hast du dich dieser bösartigen Kreatur an den Hals geworfen! Wie konntest du dich nur erdreisten, danach die Kranke zu spielen und so zu tun, als wäre dir Leid widerfahren, wo du dich doch bereitwillig seiner Umarmung hingegeben hast!?“

Celicia senkte den Blick, denn sie konnte nicht länger in Eleonores angewidertes Gesicht schauen. Sie begriff nicht, was vor sich ging - hatte der Tod nicht behauptet, niemand würde ihn sehen können? Doch woher wusste die Königin dann so genau, wer sich ihr auf dem Ball derart unverfroren genähert hatte, dass es selbst ihr bei der Erinnerung daran die Schamesröte ins Gesicht trieb? Celicia schluckte schwer und entgegnete tapfer:

„Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, Majestät. Ich habe mich niemandem an den Hals geworfen und lasse mir nicht vorwerfen, vorsätzlich etwas Unanständiges getan zu haben. Es ist wahr, ich habe mit jemandem getanzt, nachdem Leonard fortgegangen war, doch habe ich nie …!“

Eleonore trat nun auf sie zu und ihre finstere Miene ließ das Mädchen erneut zurückweichen. Ihre Stimme war nur noch ein leises Zischen.

„Ich weiß, was vor sich geht, du stehst mit ihm im Bunde! Er benutzt dich, um mir den Sohn zu entreißen, oh ja, ich durchschaue dich und ihn und alles, was ihr plant! Aber merke dir eines, du kleines Luder: ich werde niemals zulassen, dass der Tod mir Leonard wegnimmt! Und dir wird es ebenso wenig gelingen! Jetzt scher dich fort!“

Augenblicklich drehte Celicia sich um und stürzte mit tränenverschleiertem Blick aus dem Zimmer. Eleonore starrte ihr aufgebracht hinterher und wandte sich dann um, weil ihre Beine zitterten und sie sich setzen wollte. Doch da erklang die leise Stimme hinter ihr.

„Bravo, Eleonore. Du hast ein unschuldiges Kind in Angst und Schrecken versetzt; ich hätte es selbst wohl nicht besser machen können.“

Sie schloss kurz die Augen, um Ruhe zu bewahren, dann drehte sie sich mit stolz emporgerecktem Kinn um. Der Tod stand neben der Tür, welche hinter Celicia ins Schloss gefallen war und musterte die Königin sichtlich amüsiert. Eleonore fuhr ihn an:

„Was willst du hier? Verschwinde gefälligst! Dein Anblick ekelt mich an!“

Stolz schritt sie nach diesen Worten auf ihr Schlafzimmer zu, doch der Tod versperrte ihr den Weg. Er tauchte so plötzlich vor ihr auf, dass sie erschrocken zurückwich. Sein Lächeln war unheilvoll und die Stimme spöttisch.

„Was ist denn, Eleonore? Warum stört es dich so, dass ich die junge Prinzessin zum Tanze verführt habe? Letztendlich kann es dir doch gleich sein, was ich mit ihr im Sinn habe; wenn ich sie von hier fortbringen wollte, wäre dir dies doch nur Recht. Wieso also heuchelst du Empörung, wo du selbst doch schon in meinen Armen gelegen hast?“

Sie erstarrte und öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber er kam ihr zuvor.

„Natürlich, es ist diese menschliche Regung, die dich erfüllt, nicht wahr? Sie zwingt dich, das Mädchen dafür zu hassen, dass sie mich anlocken konnte, dass ich in ihr dieselbe Sehnsucht und Leidenschaft erweckt habe, welche seit jeher auch in dir schlummert und noch nie völlig erwacht ist.“

Er war dicht vor sie getreten und sie wollte sich von ihm abwenden, aber er legte einen Arm um ihre Hüften und zog sie ruckartig an sich, ehe sie reagieren konnte. Widerwillig sah sie ihn an und er flüsterte:

„Die Eifersucht ist es, was die Menschen so zerfrisst und dein Leben derzeit vergiftet. Du willst mich und willst mich nicht, du liebst mich und bist gleichzeitig voller Hass auf mich. Du möchtest, dass ich endlich aus deinem Leben verschwinde, und sehnst dich dennoch nach meiner Umarmung. Du willst mich verfluchen und rufst mich doch immer wieder zurück.“

Eleonore atmete schwer.

„Das ist alles Unsinn, ich will dich nicht, ich …!“

Sie brach ab, weil seine Hände an ihrem Rücken entlang glitten und ihr eine Gänsehaut bescherten. Er erwiderte ruhig:

„Doch, du willst mich, nein, mehr noch, du brauchst mich. Deshalb kannst du nicht ertragen, dass ich dem Mädchen nahe war. Sie ist ein wenig wie du, Eleonore. Sie versucht alles, um mir zu widerstehen. Aber letztendlich ist sie nicht so stark wie du, weil sie sich vor sich selbst fürchtet. Du dagegen warst schon immer stolz und herrisch, darum fandest du auch den Mut, dich mir zu widersetzen. Doch was hat es dir letztendlich gebracht? Du stehst am Abgrund, versuchst verzweifelt, dich an deinen Lieben festzuklammern, aber du wirst fallen und du weißt es. Es liegt an dir, ob du dich von mir auffangen lässt oder nicht.“

Verzweifelt rief sie:

„Hör auf, lass mich! Ich bin nicht schwach …!“

Aber er zog ihre rechte Hand an seine Lippen und meinte:

„Doch, das bist du und je näher du mir kommst, desto schwächer wirst du. In meinen Armen verlierst du dich selbst und genau das ist es, was du willst: frei sein von dir und deinem Leben. Darum komm, Eleonore, gib dich endlich deiner Sehnsucht hin und lass dich von mir trösten. Lass es endlich geschehen.“

Er legte den anderen Arm fester um sie und strich sanft über ihre Brüste, welche sich unter ihrem Mieder abzeichneten. Sie schüttelte den Kopf und riss ihre Hand aus seiner, schob dann seine Arme von sich und taumelte nach vorn.

„Nein, nicht, ich will nicht, dass du …! Geh doch zu ihr, sie ist es doch, die du wirklich willst! Ich halte dich nicht auf!“

Langsam kam der Tod zu ihr, hob sie dann in seine Arme, weil Eleonore der Ohnmacht nahe war, und trug sie behutsam hinüber in ihr Schlafzimmer. Dort legte er sie auf dem Bett ab und setzte sich neben sie. Zärtlich streichelte er ihre Wange und sie erschauerte, während sie ihn mit großen Augen ansah. Er flüsterte:

„Du hast recht, stolze Königin: ich will das Mädchen und ich werde es auch bekommen, doch bedeutet dies nicht, dass ich dich nicht will. Du solltest dich nicht selbst belügen.“

Gemächlich beugte er sich über sie und sie schluckte schwer.

„Was hast du vor? Bitte, ich will noch nicht sterben!“

Er lächelte teuflisch, während sich seine Hand unter ihr Mieder schob und ihr ein Keuchen entwich.

„Sei ganz unbesorgt, Eleonore, ich werde dich nicht küssen. Ich will nur dafür sorgen, dass du dich endlich einmal lebendig fühlst …“


Unglücklich stand Celicia am Abend an der Brüstung ihres Balkons und starrte zum hellen Mond hinauf. Sie war noch immer geschockt über die Tatsache, dass die Königin den Tod erkannt und damit auch seine unheilvollen Berührungen mit angesehen hatte. Celicia fühlte sich gedemütigt und zutiefst beschämt und quälte sich mit der Frage, ob Eleonore es womöglich Leonard erzählen würde. Dieser Gedanke war ihr unerträglich, doch wusste sie ganz genau, dass sie selbst es ihm niemals sagen könnte. Wie sollte sie ihm auch erklären, dass der Tod höchstpersönlich ihr ganz offensichtlich nachstellte? Das würde er ihr niemals glauben können und am Ende womöglich noch an ihrem Verstand zweifeln. In manchen Momenten tat sie dies ja sogar selbst. Verzweifelt vergrub sie ihr Gesicht in den Armen.

„Oh Gott, was ist das nur für ein Alptraum!“

Sie kniff die Augen zusammen, um ihre Tränen zurückzuhalten. Was würde als Nächstes geschehen? Sie fürchtete sich davor, dem Tod wieder zu begegnen, denn es fiel ihr mit jedem Mal schwerer, ihn auf Distanz zu halten und sich gegen seine behutsame, jedoch ebenso unbeirrte Annäherung zu wehren.

Sie wusste nicht, wieso, aber er schaffte, es immer wieder, ihre ruhige und freundliche Natur zu durchschauen und zu sehen, was sie dahinter versteckte. Er konnte ihre Ängste einfach so in Worte fassen und sie damit konfrontieren, so dass es für sie am Ende unerträglich wurde und sie in seinen Armen Zuflucht suchte - denn dort konnte sie sich von allem lösen und vergessen, was sie in ihrem Leben bedrückte. Unglücklich sah Celicia auf und schaute auf ihre schmalen Hände hinab.

„Wieso nur weiß er, was mich bewegt? Woher kennt er meine Ängste, meine Sehnsüchte, die ich doch mein Leben lang selbst vor mir zu verbergen suchte?“

Sie erschauerte bei der Erinnerung an das Gefühl seiner Lippen, welche die ihren sanft wie Schmetterlingsflügel berührt und anschließend ihren Hals mit zärtlichen Küssen bedeckt hatten. Als er sie schließlich losgelassen hatte, war ihr heiß und schwindelig gewesen und sie erinnerte sich schwach, wie sie unsanft zu Boden gesunken war. Danach war bis zu ihrem Erwachen an Leonards Seite nichts mehr.

Celicia zwang sich, nicht länger an diesen Moment im Ballsaal zu denken und richtete ihre Gedanken lieber auf den Prinzen. Sie musste liebevoll lächeln, als sie an die erste Nacht dachte, die sie zusammen verbracht hatten. Es war noch nicht lange her; erst vor wenigen Tagen hatte sie sich endlich kräftig und gefasst genug gefühlt, an seiner Seite zu nächtigen und sich von ihm zu einer Frau machen zu lassen. Er war sehr behutsam und zärtlich gewesen und hatte ihr so all ihre Ängste genommen, die sie wie jede andere junge Frau gehabt hatte. Nun wusste sie Bescheid: der Liebesakt mit einem Mann war etwas Mächtiges, Überwältigendes und gleichzeitig Beglückendes, das ungeahnte Gefühle in einem Menschen wachrufen konnte. Die Erinnerung an diese Gefühle verdrängten die düsteren Gedanken an den Tod und so ging Celicia wieder hinein, um sich schlafen zu legen. Vielleicht würde ihr Liebster ja auch in dieser Nacht zu ihr kommen, um ihr nahe zu sein und ihr bald ein Baby schenken.

Todestanz

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