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I. Einleitung

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Aktuelle Forschung

Die Wirtschaftsgeschichte der Antike erfreut sich – nicht zuletzt vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen in den letzten Jahren – wieder einer breiteren Aufmerksamkeit in den Altertumswissenschaften. Ausdruck findet dieses Interesse vor allem in der englischsprachigen Welt, beispielsweise in der 2007 veröffentlichten Cambridge Economic History of the Greco-Roman World und dem im Werden begriffenen Oxford Handbook of Economies in the Classical World. Die Economic History behandelt das Thema auf rund 950 Seiten, das Handbook of Economies wird ihm in seinem Umfang wohl nicht wesentlich nachstehen. Umso kühner erscheint es, das gleiche Thema – die Wirtschaft der griechisch-römischen Antike – nunmehr in dem hier vorgegebenen Rahmen abzuhandeln. Die vorgegebene Knappheit des Umfangs brachte es zwangsläufig mit sich, hier nicht den Versuch zu wagen, analog zu den genannten Werken gleichsam ein Destillat der dort anzutreffenden Informationsfülle vorzulegen. Vielmehr wird hier der Versuch vorgenommen, einen auf das Wesentlichste konzentrierten Überblick vorzulegen und gleichzeitig einen Einstieg in eine vertiefende Beschäftigung mit der faszinierenden Materie der antiken Wirtschaftsgeschichte zu ermöglichen. Dieser Intention sind Gliederung und Vorgehensweise geschuldet, die hier nun zur Anwendung kommen.

Bibliographische Hinweise

Aufgrund der knapp zu haltenden Darstellung werden zu den einzelnen Kapiteln ausführliche Literaturhinweise gegeben, die es Leserinnen und Lesern ermöglichen sollen, eine gegebene Thematik vertiefend zu studieren. Bewusst werden dabei deutschsprachige Literatur und entsprechende Publikationen in englischer, französischer und italienischer Sprache aufgeführt. Dies geschieht nicht nur, weil es sich bei diesen Sprachen um die traditionellen Fachsprachen der Altertumswissenschaften handelt, sondern auch deswegen, weil die wissenschaftliche Herangehensweise in den verschiedenen Sprachräumen auf unterschiedlichen historiographischen Traditionen beruht, die sich gegenseitig befruchten.

Zeit und Raum

Chronologischer und räumlicher Schwerpunkt der Betrachtungen ist die griechisch-römische Antike von der griechischen Archaik bis etwa in die Regierungszeit Diokletians. Diese selbst auferlegte Beschränkung in Zeit und Raum ist sicherlich problematisch, da die griechisch-römische Welt in regem wirtschaftlichen Kontakt mit den sie umgebenden Völkern und Kulturen stand und sowohl die Hellenen als auch später die Römer ihre Herrschaft über Räume etablierten, deren strukturelle Bedingungen sich gänzlich von der eigenen Welt unterschieden. Solches gilt selbstverständlich für alle sogenannten ,Randvölker‘. Insbesondere wäre eine Einbeziehung der altvorderasiatischen Welt mit ihren zahllosen Quellen zur Wirtschaftsgeschichte von Interesse gewesen, zumal beispielsweise die Wirtschaft Babyloniens im 1. Jahrtausend v. Chr. einen Bereich darstellt, der zur Zeit intensiv erforscht wird. Aufgrund der intensiven Interaktion mit Hellenen und Römern beziehungsweise der italischen Welt gilt dasselbe unter veränderten Vorzeichen für die Phönizier/Punier. Um auf beide Bereiche aufmerksam zu machen, wurden im Literaturverzeichnis einige einschlägige Veröffentlichungen zu beiden Themengebieten angeführt. Eine chronologische Beschränkung bis in die Hohe Kaiserzeit findet ihre Berechtigung in den sich in der Tetrarchie und der anschließenden Ära Konstantins vollziehenden strukturellen Veränderungen, obwohl sich auch hier Kontinuitäten aufzeigen lassen und gerade der Spätantike eine intensive Aufmerksamkeit der Forschung entgegengebracht wird. Die rigorose Abtrennung einer ,Hohen Kaiserzeit‘ von der ,Spätantike‘ bleibt nicht unproblematisch, ist aber in der Forschung üblich und wurde somit auch hier vorgenommen.

Gliederung

Nach einigen systematischen Kapiteln folgt die thematische Gliederung der üblichen Epocheneinteilung in der Alten Geschichte, obgleich diese in der Regel der politischen Geschichte, nicht der Strukturgeschichte folgt. Gerade im Falle der Wirtschaftsgeschichte ist nicht nur diese selbst und die Diskussion in der Forschung von Interesse, sondern auch und gerade der wissenschaftsgeschichtliche Hintergrund der Forschung von großem Belang. In einem ersten Schritt wird daher die Forschungsgeschichte kurz zu skizzieren sein. In einem nächsten Schritt sind die verschiedenen Quellengattungen und ihre Aussagemöglichkeiten für die Wirtschaftsgeschichte in der gebotenen Kürze zu beleuchten. Da Wirtschaft, Landschaft und Klima mit dem Menschen als Akteur in einem engen Wechselverhältnis stehen, finden sich Ausführungen hierzu im nächsten Kapitel. Schwerpunkte liegen in diesem Kapitel auf dem griechischen Kernland sowie der Apenninen-Halbinsel, obgleich auch hier selbstverständlich sehr viel mehr über Geographie und Klima des gesamten Mittelmeerraumes und derjenigen Gebiete, die zum Imperium Romanum gehörten, zu sagen wäre. Mit der Demographie und dem demographischen Regime wird dann eine weitere wesentliche Voraussetzung für die Wirtschaft behandelt. In der gebotenen Kürze folgen daraufhin einige Worte zu Technik und Energie sowie zum Transportwesen und den verkehrstechnischen Gegebenheiten. Dies sind Bereiche, die die Rahmenbedingungen der Wirtschaft desgleichen wesentlich beeinflussten. Nach einer Behandlung der Wirtschaft in den homerischen Epen und bei Hesiod erfolgt ein chronologischer Überblick über die Ökonomie in den einzelnen Epochen. Schwerpunkte liegen dabei auf dem Klassischen Griechenland und der Römischen Kaiserzeit. Verbunden werden diese beiden Kapitel mit Ausführungen zu der Wirtschaft in hellenistischen Königreichen und der römischen Republik. Seine Rechtfertigung findet ein solches Vorgehen zunächst einmal in den – trotz der sich ändernden politischen Rahmenbedingungen – zahlreichen wirtschaftlichen Kontinuitäten im griechischen Kernland und der Inselwelt sowie in der Unmöglichkeit, in irgendeiner Form einheitliche Wirtschaftsstrukturen im Hellenismus auszumachen. Vielmehr wird in dem Kapitel zur Wirtschaft der hellenistischen Zeit versucht, einen exemplarischen Einblick in die komplexen Vorgänge zu liefern, die aus dem Zusammentreffen einer makedonisch-hellenischen Herrschaft über Babylon und Ägypten resultierten. Die Betrachtung der römischen Wirtschaft setzt mit der Republik ein, obgleich es freilich angebracht gewesen wäre, hier auch die römische Wirtschaft in der Zeit der etruskischen Dominanz über die Stadt zu behandeln beziehungsweise sich die Strukturen des alten Latium näher anzusehen. Auch die Konzentration auf Rom erfolgt aus dem schon oben genannten Motiv, die griechisch-römische Welt in den Mittelpunkt der Betrachtungen zu stellen. Die Ökonomien auf der Apenninen-Halbinsel, mit denen das frühe Rom interagierte, waren vielfältiger als es hier zum Ausdruck gebracht werden kann. Die gegenüber der Republik ausführlichere Behandlung der Kaiserzeit ist nicht nur der erheblichen Ausdehnung des Reiches in dieser Zeit und dem Quellenreichtum dieser Epoche geschuldet, sondern auch der Tatsache, dass die Hohe Kaiserzeit einen unbestreitbaren Höhepunkt der wirtschaftlichen Entwicklung der antiken Welt bildete. Ferner wohnt gerade dieser Epoche – in Zeiten einer gemeinsamen europäischen Währung und eines europäischen Wirtschaftsraumes mit seinen zahlreichen Verästelungen – eine hohe Bedeutung als Argument und Bezugspunkt in zeitgenössischen Diskussionen und Konzepten inne. Auf diese wird immer wieder verwiesen, sei es, dass das Imperium Romanum als historischer Vorläufer einer wirtschaftlichen Globalisierung vereinnahmt wird, sei es, dass es als Vorläufer der gesamten westlichen Welt, gerade in wirtschaftlicher Hinsicht, angesehen wird. Die Überblicksdarstellungen der einzelnen Epochen sind im Grundsatz stets nahezu gleich aufgebaut. Nach einigen Bemerkungen zur sozialen Gliederung der jeweiligen Gesellschaft wird zunächst der Bereich der landwirtschaftlichen und handwerklichen Produktion thematisiert. Anschließend wird auf die Arbeitsorganisation und ihre institutionellen Grundvoraussetzungen eingegangen. Daraufhin stehen die Distribution von Waren und der Handel sowie der Bereich der Dienstleistungen im Mittelpunkt der Erörterung. Darüber hinaus wird auf das Verhältnis von Staat und Wirtschaft eingegangen. Eine Gesamtcharakteristik der behandelten Epoche bildet den Abschluss eines Kapitels.

Wirtschaft in der griechisch-römischen Antike

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