Читать книгу Hollywood Hills - Crazy, Sexy, Cool - Kerstin Steiner - Страница 11

Kapitel 9

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Er stürmte mit großen Schritten den kleinen gepflasterten Weg zum Haus hoch und wich dabei geschickt einem tief hängenden Ast aus. Dann hörte Caroline wie eine Tür mit einem harten Knall ins Schloss geschlagen wurde und war allein mit ihren Gedanken und Eindrücken.

Müde und mit gesenktem Kopf trat sie zurück ins Poolhaus, ließ sich auf das Sofa fallen und lehnte sich erschöpft zurück in die weichen Kissen.

Alles roch sehr neu in dem kleinen Häuschen, bisher schien hier niemand gewohnt zu haben, an einem Kissen baumelte noch ein Preisschildchen, das Caroline gedankenverloren zwischen den Fingern wendete. Ein Blick auf das Datum machte Caroline augenblicklich wieder munter.

Es war erst vor kurzem bestellt und geliefert worden. Sie sprang auf und untersuchte einige Möbel genauer. Hier und da fand sich ebenfalls ein kleiner Bestell- oder Lieferschein, der besagte, dass die Einrichtung nagelneu war.

Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen!

War sie denn blind gewesen?

Teile des Poolhauses waren exakt so eingerichtet, wie sie Rick vor vier Jahren ihr Traumhaus beschrieben hatte. Sollte er das tatsächlich behalten haben oder war das hier der pure Zufall?

An so viele Zufälle konnte selbst Caroline nicht glauben.

Er hatte das alles so gedreht, seit er sie in Berlin getroffen hatte.

Der Job, das Buch, die Unterkunft – alles musste er sich überlegt haben, um sie an seine nächste Umgebung zu binden? Aber warum nur? Was hatte er vor?

Dies war alles so widersprüchlich! Erst lockte er sie scheinbar mit allen Mitteln hierher und richtete sein Poolhaus für sie ein, dann jedoch schien er wiederum so eiskalt zu sein, als wäre sie eine Wildfremde für ihn.

Wollte er sie strafen für ihr Verhalten damals? Oder wollte er sie einfach um sich haben? Oder war er tatsächlich an einem Buch über sich interessiert? Oder von allem etwas?

Caroline atmete tief durch, denn ihre Gedanken begannen sich im Kreis zu drehen. Was wollte sie eigentlich? Das müsste eindeutig leichter herauszufinden sein. Oder doch nicht? Sie war verwirrt. Was verbarg sie hier vor sich selbst? Was schlummerte da tief in ihr und wollte noch nicht entdeckt werden?

Ein äußerst mulmiges Gefühl beschlich sie, während sie aufgebracht um die Couch kreiste. Sie konnte nicht mehr still sitzen bleiben und passte sich in der Geschwindigkeit ihren Gedankengängen an, bis sie schließlich außer Puste stehen blieb und sich mit der flachen Hand die kleinen Schweißperlen von der Stirn wischte.

Okay…dann sollte es wohl so sein.

Sie war hier, in ihrem eigenen kleinen Reich, Rick war drüben im Haupthaus und er wollte sie um sich haben. Soweit war alles klar. Der Gedanke an ein anonymes Appartement erschien ihr nicht gerade verlockend, wenn sie in diesem Kleinod wohnen könnte.

Und irgendwo in einer kleinen Schublade ihres Hirns war der Gedanke versteckt, wie reizvoll es sein würde, in Ricks ständiger Nähe sein zu können und alle seine Schritte zu beobachten. Die andere Schublade, die mit all ihren Gefühlen für Rick, blieb zunächst noch fest verschlossen – zumindest nahm Caroline das an, doch ihr Herz sprach eine andere Sprache.

Warum sonst begann es bei dem Gedanken an Rick bereits wieder heftiger zu schlagen?

Eilig verdrängte sie diese Empfindung und entschied, dass sie mit Rick reden sollte, am besten sofort. Ihr Blick streifte einen kleinen golden umrahmten Spiegel und ließ sie zweifelnd stehenbleiben.

Sie sah nicht gut aus, müde mit strähnigem Haar und Ringen unter den Augen. Ihre professionelle Kleidung klebte an ihrem verschwitzten Körper. So würde sie keinen Schritt aus dem Haus machen, das war mal sicher. Besonders nicht, wenn Rick in der Nähe war, flüsterte ihre innere Stimme unerbittlich.

Das Poolhaus hatte ein kleines Bad mit einer verglasten Duschkabine, in der sich ein Regal mit Badeutensilien befand. Flauschige Handtücher hingen über einem Handtuchwärmer bereit und wie durch Zauberhand war einer von Carolines Koffern in den winzigen Schlafraum geraten. Hier hatte jemand an alles, wirklich alles gedacht. Allein eine Küche fehlte – bei dem Gedanken daran knurrte Carolines Magen vernehmlich.

Fünfzehn Minuten später kam sie erfrischt aus der Dusche, kämmte sich das lange Haar zurück und steckte es mit einer Spange fest. Dann schlüpfte sie in eine schlichte Jeans und ein weißes T-Shirt, zog sich ein paar Sneakers an und ging mit zitternden Knien zum Haus hoch.

Auf ihr zaghaftes Klopfen an der Hintertür reagierte niemand, also öffnete sie die Tür und betrat die Küche. Zwei Hunde stürmten begeistert herbei und schleckten ihre Hand, während sie wild um Caroline herumsprangen.

„Na ihr zwei Schönen, wo sind denn hier alle?“, erkundigte sich Caroline bei den beiden und kraulte ihnen abwechselnd den Nacken.

„Wo ist euer Boss, Jungs?“

Suchend schaute sie sich um.

Die Küche war blitzsauber aufgeräumt, nicht mal ein Glas stand herum. Also musste hier das mexikanische Hausmädchen, das sie bei ihrer Ankunft so seltsam angeschaut hatte, bereits aufgeräumt haben und hatte vermutlich inzwischen längst frei.

Eigenartige Geräusche klangen aus dem hinteren Teil des Hauses. Caroline folgte dem Geräusch und stand schließlich mit pochendem Herzen vor einer geschlossenen Tür.

Ein Art rhythmisches Klatschen und Stöhnen, das immer wiederkehrte, drang aus dem Raum, vor dem sich die Hunde bereits postiert hatten und sie aufmerksam ansahen. Carolines Fantasie schlug heftige Kapriolen.

Warum stöhnte Rick so? Und was war das für ein seltsames Klatschen? Er würde doch nicht…? Ihre Wangen brannten bei dem Gedanken und ihr Herz stach eigenartig schmerzhaft.

Entschlossen riss sie die Tür auf und blieb wie angewurzelt stehen. Ihr bot sich ein durchaus interessanter Anblick.

Rick stand nur mit Trainingsshorts bekleidet vor einem Boxsack und drosch wütend auf denselben ein. Bei jedem Schlag stöhnte er laut auf. Schweißtropfen bedeckten seinen nackten Oberkörper und ließen ihn im Neonlicht glänzen. Die Muskeln traten bei jeder Anspannung deutlich definiert hervor. Caroline schluckte heftig, denn mit diesem Anblick hatte sie nicht gerechnet.

Aber selbst wenn, sie hätte sich auch dann nicht gegen die aufsteigenden Gefühle wehren können. Er sah heiß aus, verdammt heiß. Wenn sie ihn früher schon anziehend fand, dann hatte das hier eine andere Dimension angenommen. In Gedanken riss sie ihm bereits die Shorts vom Körper und presste sich an seinen schweißnassen Körper, als sie, erschrocken über ihre eigene Begierde, wieder zu sich kam und schnell den Raum betrat, bevor Rick womöglich das begehrliche Leuchten in ihren Augen sehen würde. Denk an etwas anderes! Schnell, denk an etwas Fieses! Noch zwei Schritte und sie stand direkt vor ihm.

„Hey“, brachte sie nur heraus und wich dem schwingenden Boxsack aus.

„Ach du bist es“, keuchte Rick und hielt den Sack geschickt mit der Hand an.

Schwer atmend sah er sie fragend an.

„Du bist noch hier? Ich dachte du wolltest weit weg von mir? Hast du etwas vergessen?“

Das klang immer noch verletzt und in Caroline stieg der Gedanke auf, dass Rick hier nicht nur aus Trainingsgründen wie ein Wahnsinniger auf den Boxsack eingedroschen hatte.

Schuldbewusst blickte sie ihn an und wieder brachten sie diese grünen Augen vollkommen aus dem Konzept. Was hatte sie eigentlich sagen wollen?

Schnell reichte sie ihm ein Handtuch.

„Hier, du wirst dich sonst noch erkälten.“

Rick starrte sie an, als hätte sie Chinesisch gesprochen, nahm aber das Handtuch an, wischte sich den Schweiß ab und hängte sich das Tuch locker um den Nacken.

„Caroline, du bist nicht hier, weil du mich vor einer Erkältung bewahren willst, oder? Was willst du wirklich?“

Abwartend sah er sie an und registrierte dabei genau, dass sie sich umgezogen hatte. Die enge Jeans und das einfache weiße Shirt, die feuchten langen Haare und das ungeschminkte Gesicht ließen sie so natürlich und dennoch so verdammt sexy aussehen, dass er sie am liebsten gleich hier an Ort und Stelle geliebt hätte. Eilig vertrieb er den Gedanken und riss sich zusammen. Er durfte nicht so plump vorgehen, wenn er sie nicht endgültig vertreiben wollte. Die Sache mit dem Poolhaus war offenbar schon zu viel für sie gewesen.

„Also?“, fragte er langgezogen.

Caroline schluckte.

„Es tut mir sehr leid, Rick. Alles tut mir sehr leid. Aber darüber willst du ja nicht reden. Also gut, ich…ich werde hierbleiben und auch im Poolhaus wohnen, damit ich deinen Alltag verfolgen kann. Ich würde mich wohler fühlen, wenn wir über die Ereignisse vor vier Jahren reden würden…“, zögernd brach sie ab, denn Ricks Augen funkelten verdächtig.

Er legte ihr den Finger auf die Lippen und sie musste sich beherrschen, ihn nicht instinktiv zu küssen.

„Pst, Süße. Lass das, ich will darüber nicht reden, jetzt noch nicht. Aber ich freue mich ehrlich, dass du hier bleiben willst.“

Innerlich jubilierte er, aber nach außen blieb er außergewöhnlich ruhig. Nur gut, dass niemand seinen Puls maß, denn sein Herz schlug bis zum Hals. Sie würde hierbleiben, er hätte Zeit, genügend Zeit, herauszufinden, was damals los war.

Eines war ihm jedoch schon klar, seit er sie in seinem Garten gesehen hatte. Er begehrte sie immer noch, wenn nicht sogar noch mehr als vor vier Jahren.

Sie war eine Frau geworden und eine verdammt attraktive noch dazu. Aber vermutlich würde er noch einige Stunden am Boxsack verbringen müssen, bis er genau wusste, was sie wirklich zur Flucht veranlasst hatte und ob sie ihn immer noch genau so wollte wie er sie…ob sie ihn überhaupt noch wollte.

Sie räusperte sich vorsichtig und ihm fiel auf, dass er noch immer seinen Finger auf ihrem Mund liegen hatte. Wahrscheinlich würde sie denken, er wäre total verblödet. „Tschuldigung“, murmelte er und zog die Hand zurück.

Ratlos standen sich beide gegenüber, sie rührten sich nicht, die Luft schien zu knistern – doch nichts geschah.

Caroline war die erste, die wieder sprach.

„Rick – das ist eine komische Situation für mich. Ich weiß nicht genau, was ich hier machen soll und wann ich eigentlich hier bei dir sein soll und schreiben soll.“ Sie zuckte hilflos die Schultern und wünschte, er würde sich endlich etwas überziehen.

Rick war ihre Befangenheit aufgefallen, er zog eine Braue hoch und grinste zufrieden.

„Süße, das ist schon klar. Du brauchst einen Plan von meinem Tagesablauf. Hör zu, geh doch schon mal ins Wohnzimmer, nimm dir, was du brauchst, ich dusche eben und komme dann nach, okay?“

Ha, er konnte sehr überlegt handeln – innerlich schlug er sich selbst auf die Schulter. Caroline nickte erleichtert. Endlich mal eine klare Ansage, etwas, woran man sich halten konnte, auch wenn es nur ein Ort war und ein paar Handgriffe.

Kurz darauf hörte sie das Wasser plätschern und widerstand der Versuchung die Treppe hinaufzuschleichen und einen Blick in Ricks Dusche zu werfen.

Stattdessen kramte sie in seiner Küche herum. Ihr Magen knurrte laut und fordernd, sie hatte immer noch nichts gegessen.

Wovon ernährte sich der Mann eigentlich? Gab es hier kein Brot, keinen Toast? Keine Kekse? Im Kühlschrank standen nur Joghurt, kaltes Huhn und Tomaten. Kohlenhydrate? Absolute Fehlanzeige! Sie wäre ein Nervenbündel, wenn sie nur so ein Zeug essen würde.

Aber in der Not…sie packte ein Tablett voll mit allem, was greifbar war, fand eine Flasche Wasser und brachte alles ins Wohnzimmer und begann sofort zu essen.

„Hast du meine Vorräte geplündert?“, tönte es aus der Tür.

Erschrocken zuckte sie zusammen und sah auf.

Rick stand in einer Trainingshose und einem weißen T-Shirt frisch geduscht dort, die Haare schimmerten noch feucht.

Wenigstens war er vollständig angezogen, stellte Caroline erleichtert fest.

„Mhm“, murmelte sie mit vollem Mund.

„Mehr gab es ja nicht. Hast du keine richtigen Sachen da?“

„Richtige Sachen?“, echote er.

„Wie jetzt?“

„Toast, Pizza, Nudeln, Reis, so was halt. Oder Schokolade…“ Ihre Augen glänzten.

Rick schüttelte ehrlich bedauernd den Kopf.

„Nee, alles weg. Also, alles verboten, meine ich.“

Fassungslos sah Caroline ihn an.

„Verboten? Warum denn das? Das ist doch nicht giftig.“

„Hunny, wir sind in Los Angeles. Hier musst du dich gesund ernähren“, dozierte er halbherzig. „Kohlenhydrate sind ungesund.“

„So ein Quatsch“, platzte sie heraus.

„Ohne wirst du bloß nervös. Nur Zucker pur ist ungesund. Warum machst du so etwas mit?“

„Ähhhhh.“ Er dachte schnell nach und ertappte sich dabei, dass ihm keine Antwort einfallen wollte.

„Weil irgendwer das so auf meinen Speiseplan gesetzt hat und gesagt hat, das wäre gut für mich…“, sagte er dann lahm und fühlte sich ertappt.

Forschend blickte sie in sein Gesicht und redete schon, bevor sie überhaupt gedacht hatte.

„Ja aber Rick, weißt du denn gar nicht selbst, was für dich gut ist? Was möchtest du denn? Also essen, meine ich...“

Mit großen Augen blickt er sie an.

Wie, was wollte er denn? Was war denn das für eine Frage? Er hatte vor Monaten aufgehört darüber nachzudenken, was er wollte, das taten jetzt andere für ihn.

Sie sagten ihm, was er wann wo essen und trinken durfte und noch eine Menge mehr.

Carolines Frage brachte ihn aus dem Konzept. Es fing schon wieder an, er spürte es genau. So war es damals auch gewesen. Sie war in sein Leben geplatzt und hatte so normal mit ihm geredet wie mit jedem X-Beliebigen auf der Straße, hatte ihn durch ihre Art auf den Boden geholt und ihm das Gefühl gegeben, er selbst zu sein.

Kaum war sie einen Tag in seinem Haus, tat sie es schon wieder und er ahnte, dass dies erst der Anfang sein würde. Bei dem Gedanken daran jagte ein aufregender Schauder durch seinen Körper.

„Hey, Rick!“ Sie stupste ihn sanft mit dem Finger in die Rippen, doch ihn traf fast der Schlag bei ihrer Berührung. Er schnappte nach Luft.

„Alles klar? Kein Wunder, dass du schreckhaft bist, bei der Ernährung. Also überlege mal, worauf hast du Hunger?“

Sie ließ nicht locker

„Pasta“, platzte er heraus.

„Unmengen von Pasta mit viel Soße!“

Er strahlte übers ganze Gesicht bei dem Gedanken an einen Teller voller Nudeln. „Und einen Schokopudding danach!“

„Wo kriegen wir das hier?“, fragte sie nur und stand schon an der Haustür.

„Du willst doch jetzt nicht so los?“

„Wie? Doch, klar, warum nicht?“

Abwartend sah sie ihn an.

„Du hast doch auch Hunger, oder?“

Rick überlegte blitzschnell.

Er war nicht mal vernünftig angezogen und sie für LA-Verhältnisse schon mal ganz und gar nicht. So konnten sie vielleicht in Inglewood in einen Laden gehen, aber hier?

Caroline schien das vollkommen egal zu sein, verwirrt sah er sie an.

Hatte er schon so lange in der perfekten, glatten Welt gelebt, dass er sich wunderte, dass Frauen auch ungeschminkt das Haus verließen? Schon wieder fühlte er sich ertappt.

„Weißt du Rick, lass uns doch einfach irgendwo unten am Strand essen gehen und dabei besprechen, wie wir das mit dem Buch machen. Gibt es noch diese Tiki-Bar? Da können wir so locker hingehen und es wird dich so erst recht keiner erkennen, komm, los, bitte, ich habe so Hunger“, bettelte sie nun schon fast.

Vergessen waren für einen Moment die seltsamen Ereignisse, die sie hierher gebracht hatten.

„Ich fahre auch…“ Sie grinste ihn breit an.

Mit zwei Sätzen stand Rick hinter ihr, die Jeansjacke schon in der Hand.

Lachend folgte er ihr durch die Tür. Er hatte fast vergessen, wie leicht und unbeschwert das Leben mit ihr gewesen war.

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