Читать книгу Hollywood Hills - Crazy, Sexy, Cool - Kerstin Steiner - Страница 5

Kapitel 3

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Mit von Tränen verschleiertem Blick und zitternden Knien stieg Caroline in die U-Bahn und sank erschöpft auf einen freien Platz. Die Begegnung hatte sie mehr mitgenommen, als sie es sich je hatte vorstellen können. Müde lehnte sie ihren Kopf an die kühle Scheibe der Bahn und fühlte, wie sie durch das immer wiederkehrende Rattern etwas ruhiger wurde.

Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen, die sich seit dem Zusammentreffen mit Rick selbständig gemacht zu haben schienen.

Alles war vollkommen anders gelaufen, als sie es sich gedacht hatte. Wie hatte sie nur so dumm sein können, zu glauben, dass er sie nicht erkennen würde?

Er musste sie schon erkannt haben, als er den Raum betreten hatte.

Aber warum hatte er dann all diese unmöglichen Machosprüche gemacht? Wollte er sie vielleicht strafen für ihr plötzliches Verschwinden? Aber warum hatte er sie dann so unendlich verletzt angeschaut?

Caroline spürte eine brennende Hitze über ihren Körper gleiten. Hier war etwas vollkommen falsch gelaufen, alles war falsch…sie seufzte tief auf…seit vier Jahren war alles ganz und gar falsch – und sie allein war Schuld an dem Desaster, sie ganz allein, weil sie so unentschlossen, so feige gewesen war, so blind…viel zu blind, um zu erkennen, welch ein seltenes Geschenk die Begegnung vor Jahren hätte sein können, wenn sie es nur zugelassen hätte.

Sie schloss die Augen und ließ das Geschehene noch einmal Revue passieren:

Sie hatte sich damals mit ihren Eltern in der Stadt aufgehalten, um dort einige Häuser zu besichtigen, welche die Immobilienfirma ihres Vaters übernehmen wollte. Während des Aufenthalts hatte sie ihren Eltern sagen wollen, dass sie die Firma nicht übernehmen würde, dass sie nicht Architektur studieren wollte, sondern dass sie schon längst heimlich für Journalistik eingeschrieben war.

Nachdem sie dies ihren geschockten Eltern bei einem gemeinsamen Abendessen im Hotel eröffnet hatte, war ihr Vater vollkommen ausgeflippt, hatte herumgeschrien, sie beschimpft und ihr den Koffer mehr oder weniger vor ihr Hotelzimmer gestellt. Schließlich war sie verzweifelt auf der Suche nach einem ruhigen, unauffälligen Ort im Dachgarten des Hotels gelandet und hatte sich dort im hintersten Winkel auf einen Moosteppich unter einen großen Bambus gekauert und hemmungslos geweint.

Sie hatte nicht gewusst, wie lange sie so dort gesessen hatte, die Arme eng um die Beine geschlungen und mit tropfender Nase, als sie plötzlich eine feste, warme Hand auf ihrer Schulter spürte und eine dunkle, angenehme Stimme hörte.

„Hey, was hast du denn? Bist du verletzt? Hat dir jemand wehgetan?“

Sie hatte aufgeblickt und in ein Paar smaragdgrüne Augen geschaut, die sie mitleidig und besorgt ansahen.

In diesem Moment hatte sie all den Schmerz über ihre Eltern sofort vergessen und war komplett in diesen grün funkelnden Augen versunken, so sehr, dass sie den Besitzer derselben erst auf den zweiten Blick wahrgenommen hatte.

Schnell hatte sie sich die Tränen aus den Augenwinkeln gewischt, sie hatte nicht gewollt, dass sie jemand so findet, doch den Besitzer dieser faszinierenden Augen schien es nicht weiter zu kümmern. Er hatte ihr ein Taschentuch in die Hand gedrückt und sich im Schneidersitz ihr gegenüber gesetzt und sie abwartend angesehen.

Unter gesenkten Wimpern hatte Caroline einen heimlichen, prüfenden Blick riskiert und festgestellt, dass auch der Rest nicht hinter den Augen zurückstand. Der Typ sah gut aus, sehr gut sogar, viel zu gut, um ihm mit rot geheulten Augen und einer Rotznase gegenüber zu sitzen.

Sie hatte tief durchgeatmet und ihn dann fest angeschaut und ihm schlicht und einfach erzählt, was geschehen war – einem wildfremden Menschen, den sie nie zuvor gesehen hatte.

Noch während sie erzählt hatte, hatte sie sich gewundert, warum er ihr so fasziniert und gebannt zuhörte. Erst später hatte er ihr verraten, dass er in dem Moment, als er in ihre verweinten Augen sah, komplett von ihr gefesselt war und dass es mit jedem Wort, das sie sprach, schlimmer wurde und er sie einfach nicht mehr aus den Augen lassen konnte. Er hatte sich einfach so in sie verliebt und seltsamerweise war es ihr ebenso ergangen, es war, als hätten sie sich schon ewig gekannt und nur darauf gewartet, einander endlich zu begegnen.

Völlig ineinander versunken hatten sie Stunde um Stunde der lauen Sommernacht dort gesessen und geredet. Caroline war zunächst nicht aufgefallen, dass eigentlich nur sie von sich berichtet hatte, so fasziniert war sie von ihm gewesen.

Was sie aber durchaus bemerkt hatte, waren die glühenden Blicke, die er ihr zugeworfen hatte, die ein Kribbeln von ihren Zehen bis in ihre Haarspitzen verursacht hatten. Dieser Typ hatte die erotischste Ausstrahlung, die sie sich bis dahin hatte vorstellen können, und sie hatte in den bisherigen 24 Jahren ihres Lebens schon einige nette Männer getroffen, doch keiner hatte in so kurzer Zeit solche Gefühle in ihr ausgelöst.

Im Morgengrauen, als sie frierend aneinander gelehnt noch immer auf der Dachterrasse saßen, hatte er zwinkernd vorgeschlagen, bei ihm zu übernachten, da sie kein Zimmer mehr hatte. Sie hatte sofort zugesagt, eine vollkommen untypische Reaktion von ihr, niemals hätte sie so etwas zuvor getan, doch er zog sie magisch an, ebenso wie sie ihn total in ihren Bann geschlagen hatte.

In ihrer Faszination hatte sie zunächst nicht einmal bemerkt, dass er in der besten Suite des Hotels wohnte, sie hing mit ihren Blicken allein an ihm und hoffte, dass es ihm nicht auffiel.

Doch er hatte ihr in einer der folgenden Nächte erzählt, dass es ihm ebenso ging, er sog jede ihrer Bewegungen und Äußerungen auf wie ein Schwamm das Wasser.

Magnetisch voneinander angezogen, sprühten die Funken zwischen ihnen, sie konnte sich kaum noch erinnern, wer wen zuerst geküsst hatte und was dann folgte war eine leidenschaftliche Explosion, die ihr noch heute die Schamesröte ins Gesicht trieb.

Stunden später, als beide eng umschlungen im Bett gelegen hatten, hatte sie ihn erst verlegen angestupst und mit geröteten Wangen nach seinem Namen gefragt.

Er hatte sie lächelnd angeschaut und in ihr Ohr geflüstert: „Ich bin Rick und du?“

Daraufhin waren beide in lautes Lachen ausgebrochen und konnten erneut nicht die Finger voneinander lassen. Erst im Laufe des Nachmittages waren sie wieder ein wenig zur Besinnung gekommen und Caroline nahm ihre Umgebung wahr und ihr Gegenüber genauer unter die Lupe. Selbst ihr hatte es langsam gedämmert, dass sie hier nicht mit irgendeinem netten jungen Typen aus der Provinz im Bett gelandet war. Nach einigem Hin und Her war er dann mit der Sprache rausgerückt und ihr hatte es die Sprache verschlagen.

Sie hatte sich also mit verweinten Augen und triefender Nase in einen der beliebtesten und begehrtesten Junggesellen weit und breit verliebt und zwar mit Haut und Haaren. Erschrocken war sie aufgesprungen und ratlos im Zimmer auf- und abgelaufen, während er mit einem feinen Gespür für ihre Ängste, zu ihr gekommen war, sie fest in beide Arme geschlossen hatte und ihr all das ins Ohr geflüstert hatte, was sie selbst für ihn empfand.

Seine Worte und seine Umarmungen hatten sie zunächst alles vergessen lassen, er schien ebenso in ihr versunken zu sein, wie sie ihn ihm.

In den folgenden Tagen verbrachten sie jede freie Minute zusammen, soweit es sein Zeitplan zwischen den Promotionsterminen zuließ. Sie stahlen sich heimlich aus dem Hotel, gingen spazieren, kicherten wie Kinder hinter dem Rücken anderer Menschen, liebten sich an den unmöglichsten Orten und waren so vertraut, als hätten sie schon Jahre miteinander verbracht.

Rick hatte ihr komplett vertraut, war vollkommen ehrlich zu ihr gewesen, so wie sie es nie erwartet hätte. Beide waren gemeinsam absolut eins und glücklich bis in die Haarspitzen.

Alles hätte perfekt sein können, wäre sie nicht so ein feiger Idiot gewesen.

Am Mittag vor Ricks geplantem Fernsehauftritt hatte er zu Proben ins Studio gemusst und sich nur schweren Herzens von ihr trennen können.

Noch heute konnte sie seine Lippen auf ihren spüren, niemals hatte sie seine Art zu küssen vergessen, eigentlich hatte sie rein gar nichts vergessen, im Gegenteil, sie hätte auch nach vier Jahren noch beschreiben können, wie es sich anfühlte, wenn er neben ihr lag, in Gedanken konnte sie jede Linie seines Körpers nachfahren, den sie eine Woche Nacht für Nacht erforscht hatte.

Als Rick an jenem Mittag ins Studio gefahren war, hatte Caroline sich ein langes Bad gegönnt und war nach einiger Zeit zurück ins Zimmer gekommen.

Zu ihrer Verwunderung hatte auf dem kleinen Schreibtisch ein großer blauer Briefumschlag gelegen, auf dem in ausgeschnittenen Zeitungsbuchstaben ihr Name stand. Neugierig und ein wenig verwirrt hatte sie den Umschlag geöffnet und zunächst noch an einen Scherz von Rick geglaubt, doch als sie die ersten Zeilen gelesen hatte, war ihr das Lachen im Hals stecken geblieben.

Aus einem Buch waren Worte ausgeschnitten und zu einem Text geklebt worden:

„Dies ist die erste und letzte Warnung, du Schlampe!

Wenn du mit Rick zusammen bleibst, wirst du nicht nur seine Karriere, sondern auch ihn zerstören. Er gehört seinen Fans – Finger weg!

Wenn du ihn nicht bis morgen verlassen hast, ohne deine Adresse zu hinterlassen, wird er den nächsten Auftritt nicht überleben, das garantiere ich dir und ihm. Ich werde im Publikum sitzen und nur darauf warten, ihn zu erledigen, denn wenn ich ihn nicht haben kann, dann soll ihn keine andere Frau haben.“

Mit zitternden Fingern hatte sie den Brief in ihren Koffer gestopft und sich ratlos auf den Boden sinken lassen. Was sollte sie tun? Sie hatte nicht ein noch aus gewusst. Die Polizei konnte sie nicht rufen und Rick hatte sie nichts erzählen dürfen ohne sein Leben zu gefährden, denn er hätte dieses Schreiben mit Freuden angezündet und aus dem 5. Stock des Hotels geworfen.

Sie war sich ganz sicher, dass er sie ebenso liebte wie sie ihn, aber wenn sie ihn schützen wollte, dann musste sie gehen. Vielleicht hatte die Verfasserin des Briefes sogar Recht, er war ein Schauspieler, der seinen Fans alles bedeutete. Sie würden aufschreien, wenn er liiert wäre, vermutlich würde er ihr irgendwann dankbar sein, dass sie ihn verlassen hatte, damit er in Ruhe weiter in der Öffentlichkeit auftreten konnte. Die Gedanken hatten sich überschlagen und aus lauter Angst um Rick hatte sie sich am Ende selbst davon überzeugt, dass es für ihn das Beste wäre, wenn sie ginge, selbst wenn es ihm und ihr das Herz brechen würde. Sie durfte es ihm nur nicht sagen.

Als er von den Proben zurückkam, hatte sie ihm kaum in die Augen schauen können, doch sie hatte behauptet, sie sei traurig, weil er nach dem Auftritt abreisen müsste. Er hatte sie nur ausgelacht und ihr ein Päckchen geschenkt, in dem sich eine kleine Kette mit einem winzigen Schlüssel befand. Dies sei der Schlüssel zu seinem Herzen, hatte er gesagt und mit einem Grinsen hinzugefügt, eigentlich wäre es auch der Schlüssel zu seinem Haus. Caroline hatte vor Rührung weinen müssen und er hätte es wohl auch getan, wenn er geahnt hätte, dass sie am nächsten Morgen nicht mehr da sein würde.

Dann war er zu seinem Auftritt gefahren und war in Windeseile danach wieder ins Hotel zu ihr zurückgekommen, um jeden Moment auszukosten, der bis zu seinem Rückflug blieb. Caroline konnte sich noch heute an jedes Detail der letzten Nacht mit ihm erinnern, an jedes Wort, das er gesagt hatte, sie hatte sich alles eingeprägt für die Ewigkeit.

Im Morgengrauen, als er noch fest schlief, hatte sie sich leise angezogen, ihn unter Tränen ein letztes Mal auf die vom Schlaf gerötete Wange geküsst, den Zettel hingelegt und sich hinausgeschlichen.

Von da an war es, als hätte jemand ein Stück von ihrem Herzen hinausgerissen und die Wunde war nie ganz verheilt.

Die U-Bahn bremste unvermittelt und Caroline wurde jäh in die Gegenwart versetzt, doch eine einzelne Träne rollte ihre Wange hinunter und zerschellte auf den grünen Kunststoffsitzen der Bahn. Was würde sie darum geben, noch einmal eine Chance zu bekommen, Rick zu erklären, warum sie damals so gehandelt hatte, doch dazu würde es nun wohl nicht mehr kommen, denn nach ihrer heutigen Begegnung würde er sie erst recht hassen.

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