Читать книгу Die zwei ewigen Lügen im Leben - Lana Merbach - Страница 7

Episode 4 – Amsterdam

Оглавление

„Frag mich nicht nach der Freude,

frag nicht nach Glück.

Denn ich weiß, was Sorge ist.“

- Mädchen der Nacht, Dr. Jekyll and Mr. Hyde

Die roten Lichter spiegelten sich in ihren Augen, als sie durch die Vergnügungsmeile in der Amsterdamer Innenstadt spazierte. Sie war vor wenigen Stunden erst mit dem Zug angekommen, hatte ihre Taschen in ein günstiges Hostel gebracht, in dem sie auf Nachfrage der Mitarbeiter, wie lange sie denn bleiben würde, „für ein paar Tage“ antwortete und sich sofort auf den Weg gemacht, die Atmosphäre und die Persönlichkeit der Stadt einzuatmen. Die kleinen, engen Gassen und die Grachten, die sich durch die Stadt schlängeln gefielen ihr besonders. Die Geschichte der Stadt und deren Aufbau und Niedergang reflektierten sich in ihrer Architektur. Und auch wenn Amsterdam inzwischen eine Touristenmetropole geworden ist, die eingefleischte Niederländer tolerieren, aber ihr nicht mit sonderlicher Begeisterung begegnen, wenn junge Erwachsene, Jugendliche, Abschluss- und Junggesellenabschiede diese Stadt für ihre Freigeistigkeit und Freizügigkeit in Sachen Marihuana und Prostitution schätzen.

Dies beschreibt die eine Seite von Amsterdam. Die andere hingegen kann man besonders am Tag erfahren, wenn sich die Idylle und Ruhe auf die Häuser setzt und sich das, durch die Stadt schlängelnde Gewässer, auf die Seelen der Menschen legt und sie damit mit einem melancholischen Zauber bekleidet. Wie, als wäre diesen Menschen mehr bewusst, dass das Leben im Fluss ist und man nie zweimal in denselben steigt.

Masha war einige Meter vor einem der weltberühmten Schaufenster stehengeblieben, in denen die Prostituierten Erotik, das Versprechen auf ein paar Augenblicke abseits der Wirklichkeit und sich selbst feilboten. Ihr Blick schweifte über einen, in rotes Licht getauchten, makellosen Körper, der in einem jungen Gesicht endete, das die vorbeiziehenden Männer mit verführerischem Lächeln und koketter Mimik auf sich aufmerksam zu machen versuchte. Ab und an blieb einer der Passanten stehen und flirtete mit dem Mädchen im Schaufenster, das freundlich, höflich und verspielt zurückgestikulierte und lächelte. Ein paar davon ließen sich auch von ihr hereinbitten. Das Mädchen schloss dann die Vorhänge vor ihrem gemieteten Zimmer. Masha war fasziniert, obwohl sie selbst wusste, was nun hinter dem Vorhang geschehen würde.

„Ihm das Gefühl zu geben, gerade wäre keine andere Frau in ihn verliebt“, dachte sie sich und wusste doch, dass es eine schöne Illusion sei. „Zu lügen bedeutet nicht nur, nicht die Dinge zu sagen die sind. Zu lügen bedeutet auch, mehr zu sagen, als ist.“ Sie verstand die Notwendigkeit dieses Spiels, da doch Nähe, Geborgenheit und Aufmerksamkeit, nach der sich alle Menschen sehnen, einen zentralen Aspekt, neben der Triebbefriedigung, bei der Prostitution spielen. Manchmal kam es sogar vor, dass sich Masha auch nur zu einem Abendessen mit ihren Freiern traf und dafür schon dankbar bezahlt wurde. Und so lernte sie über die Jahre das Spiel der schönen Lügen zu perfektionieren.

Als der Vorhang nach einer knappen viertel Stunde wieder aufgezogen wurde, stand Masha immer noch da und das Mädchen im Fenster sah sie lächelnd und verlegen an. Sie winkte sie zu sich heran und sprach sie auf Englisch an.

„Is there something I can do for you?“, ihr Akzent war stark osteuropäisch geprägt und ergänzte zusätzlich. „What languages do you speak?“.

„German and English.“, antwortete Masha, die beim Näherkommen bemerkte, dass das Mädchen älter zu sein schien, als sie von weitem aussah. Eine gemeinsame Sprache ist der Schlüssel zur Welt und Gott tat gut daran, die Menschen zu bestrafen, die in ihrer Hybris wie er sein wollten und einen Turm bauten, der bis in den Himmel reichte. Gott zerschlug den Turm in Zorn und verdammte die Menschen fortan in unterschiedlichen Stimmen zu sprechen und somit die Verbindung zueinander zu verlieren. Die Geschichte vom Turmbau zu Babel faszinierte Masha schon sehr lange und die Darstellung dieses Mythos‘ war eines der Gemälde, die sie sich in einem der unzähligen Museen Amsterdams ansehen wollte.

Eine schöne, tausende Jahre alte Geschichte, um die Entstehung der verschiedenen Sprachen der Menschheit zu erklären. Beim Erlernen einer neuen Sprache öffnet sich einem eine völlig neue Welt, dachte Masha häufig, die nicht damit gesegnet war mit einer zweiten Muttersprache aufzuwachsen, selbst wenn ihr Name auf osteuropäische Wurzeln schließen ließ. Deutsch und Englisch und ein bisschen Latein. Zu mehr hat es bei ihr nicht gereicht. „Aber wer braucht heute schon Latein?“ Den ursprünglichen Zweck der Sprache, nämlich die Kommunikation und Verständigung untereinander, erfüllte sie, wie andere tote Sprachen, nicht mehr. „Dafür beherrsche ich die Sprache der Bilder.“, sagte sie sich oft als Entschuldigung dafür, nicht noch eine weitere Sprache zu erlernen, obwohl sie fasziniert davon war, was eine Sprache mit einer Kultur und den Menschen in dieser Kultur machte. Sie schafft eine Verwurzelung in die jeweilige Kultur und gehört, genauso wie Geschlecht, Alter und Hautfarbe zu den naturgegebenen und unverrückbaren Identifikationsmerkmalen. Sie gibt Identität und hilft, den Menschen, andere Menschen innerhalb eines kurzen Moments einschätzen zu können um dadurch Nähe oder Distanz zu provozieren.

„Mein Name ist Nastassja.“, antwortete das Mädchen, das sich in Mashas Augen inzwischen in eine junge Frau mitte-ende Zwanzig verwandelt hatte. „Bist du zum ersten Mal in Amsterdam?“, fügte sie hinzu.

„Ja, heute ist mein erster Tag überhaupt hier. Ich wollte mir die Stadt ansehen. Wegen der Kunst, wegen der Freiheit, wegen der Offenheit hier.“, antwortete sie, verblüfft über das gute Deutsch von Nastassja, obwohl der starke Akzent dennoch unverkennbar war.

„Welche Art Kunst interessiert dich besonders? Museen gibt es hier viele.“ Die junge Prostituierte war aufmerksam interessiert neben ihrer natürlichen Hilfsbereitschaft.

„Die niederländische Renaissance. Ich will mir den Turmbau zu Babel in der Ausstellung von Bruegel ansehen. Das Gemälde müsste in der Amsterdamer Eremitage ausgestellt sein.“, erzählte sie frei heraus und Nastassja zog eine Augenbraue hoch, als wollte sie sagen, dass sie überrascht war, dass diese junge Frau eine starke Affinität zur klassischen Malerei hatte und genau wusste, was sie wollte. Sie selbst saß in ihrer Freizeit ebenfalls gerne auf einer der vielen Bänke in den Museen der Stadt und ließ die Gedanken schweifen, während sie auf die Gemälde blickte und ihren Job, als auch die Zeit selbst vergaß. Diese Momente hatten etwas Magisches, wenn es ihr gelang, die anderen Besucher auszublenden und sich in einem der Kunstwerke zu verlieren.

„Wie lange machst du das hier schon?“, fügte Masha hinzu, nachdem sie diese Veränderung in der Mimik ihrer Gesprächspartnerin bemerkte, die nur in Unterwäsche bekleidet im Türrahmen stand.

„Fünf Jahre lebe ich schon hier. Und so lange mache ich das hier bereits. Zuvor habe ich in Deutschland gelebt. Und davor in Sankt Petersburg.“, antwortete sie.

„Hast du nur männliche Kunden?“ Masha hatte nur männliche Kunden. Sie suchte sich diese aber genau aus und war, anders als die junge Frau, die ihr gegenüberstand, nicht im klassischen Sinne eine Prostituierte. Sie verstand sich vielmehr als Künstlerin, Erforscherin der menschlichen Psyche, Sexualität und genoss ihre Freiheit. Wenn sie dabei auch noch gut ihr Leben finanzieren konnte, sah sie keinen Nachteil für sich.

„Wie du dir denken kannst, sind Frauen eher eingeschüchtert oder angeekelt, von der Form der Prostitution hier in Amsterdam. Diese Fenster, die auch als Auslage für Fleisch dienen könnten, als wäre man ein Stück Wurst beim Metzger, stoßen Frauen ab, die es für eine reine Darstellung des Patriarchats halten. Ich sehe das anders. Auf der einen Seite ist das vielleicht richtig, was diese Frauen denken, aber auf der anderen bedeutet es für mich etwas mehr, etwas Intimeres, etwas Persönlicheres. Eine Art Selbstbestimmtheit. Ich fühle mich frei dabei, über meinen Körper selbst entscheiden zu können und möchte mir das weder von einem Mann noch von einer Frau nehmen lassen.“, Nastassja lachte.

„Ich weiß genau, wie du dich fühlst.“, Masha pausierte kurz und blickte zuerst zur Seite, dann in Nastassjas Augen und drückte ihr hundert Euro in die Hand. „Würdest du bitte die Vorhänge schließen?“

Nastassja lächelte sie an und schloss die Vorhänge. Was dahinter genau geschah, bleibt ein Geheimnis der beiden. Sie fühlten, dass es ungewöhnlich war. Ungewöhnlich, aufregend und am Ende doch vertraut. Was auch immer sie getan haben, erst mehrere Stunden später öffneten sich die Vorhänge wieder und Nastassja verabschiedete Masha mit einem innigen Kuss auf den Mund.

„Wenn du bis morgen Mittag warten kannst, kann ich dir die Stadt zeigen. Ich komme mit ins Museum.“, antwortete Nastassja.

„Danke, gern, Stacy“, Masha war selbst noch ganz betrunken von Nastassjas Kuss, der sie fühlen ließ, als hätte sie zu viel Wein getrunken.

„Wir treffen uns morgen um zwölf Uhr genau hier“.

Die beiden Frauen warfen sich noch einen Luftkuss zu und lachten wie zwei Schulmädchen, bei diesen albernen Gesten. Es schwebte eine Vertrautheit zwischen den zwei Frauen. Masha warf eine Hand in die Luft, wie in einer verschworenen Gemeinschaft. Sie hatte ihr davon erzählt, dass sie selbst in Deutschland als Prostituierte arbeitete, malte und Kunst studierte. Und Nastassja hatte ihr erzählt, dass sie damals vor zehn Jahren in einen jungen Mann mit dem Namen Viktor verliebt war, für den sie nach Deutschland kam. Er hatte ihr die Einreise ermöglicht, nur mit dem Ziel das junge, hübsche und naive Mädchen, dass sie damals war, in die Zwangsprostitution zu manövrieren und, ohne ein Wort Deutsch oder Englisch zu können, damit in seine Abhängigkeit. Ihre Liebe zu ihm war damals so groß, dass sie sich zuerst, unter seiner falschen Vorgabe von finanzieller Not, für einen seiner so genannten Freunde auszog, dann für einen weiteren… dann für den Nächsten, bis er ihr Zuhälter war, der sie wie eine Zitrone sah, die man auspressen musste, solange sie noch frisch war.

Als die körperliche und seelische Gewalt über die Jahre zunahm und die große Liebe zu Viktor immer rapider zurückging, wandte sie sich an die Polizei. Nachdem Viktor von uniformierten Kräften abgeholt wurde, stellte sich heraus, dass er mehrere Mädchen wie Nastassja „besaß“ und sie alle dazu zwang ihm seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Einige von ihnen waren, wie sie selbst, als sie ihn kennenlernte, gerade achtzehn Jahre alt und fast noch Kinder.

Von ihrer plötzlichen Freiheit überwältigt, überlegte sie, was sie mit ihrem Leben anstellen sollte. Sie hatte keine echte berufliche Erfahrung und kein Studium vorzuweisen, auch wenn sie wusste, dass sie hart arbeiten und sich engagieren konnte. Zurück nach Sankt Petersburg konnte sie, aus Scham, sich selbst in diese Situation gebracht, sich ihren Gefühlen zu stark hingegeben und nicht auf die lieb-gemeinten Ratschläge ihrer Familie gehört zu haben, nicht mehr gehen. Sie war verliebt, was sollten ihre Eltern dagegen tun? Zu Anfang schrieb sie in der vermeintlichen Beziehung mit Viktor, beruhigende, fröhliche E-Mails an ihre Eltern, dass es ihr gut ginge und sie alles hatte, was sie brauchte. Dies behielt sie auch in den Folgejahren bei. Ihr Herz zog sich jedes Mal etwas zusammen, jedoch mit der Zeit immer weniger, wenn sie diese E-Mails schrieb. Das war ihre Lüge, die sie als notwendig empfand, damit ihre Eltern sich nicht sorgten.

Da ihr nichts Besseres in den Sinn kam, was sie zu bieten hatte, als ihren Körper, ging sie in die einzige Stadt, die ihr einfiel, in der sie die Verantwortung für sich selbst wiederfinden konnte, wobei sie die Verantwortung für ihre Sexualität und ihren Körper, obwohl es verrückt klang, als selbstständige Prostituierte wieder fand.

*

Masha war aufgeregt, wie lange nicht mehr, als sie sich am Folgetag auf den Weg zum Treffpunkt machte. Sie wartete keine fünf Minuten als Nastassja aus einer der kleinen Seitenstraßen herangelaufen kam, die durch die schiefen Häuser der Stadt, in ihrer Bauweise als typisch für Amsterdam kategorisiert werden können. Amsterdam wurde auf weichem Boden gebaut und die alten Häuser wurden durch Holzpfeiler gestützt, die teilweise in den späteren Jahrhunderten durch festeres Material ausgetauscht wurden. Manche Pfeiler konnten jedoch nicht ausgetauscht werden, sodass sie einsanken und die Häuschen schief wurden. So bildeten sie hier und da ein Stadtbild, dass den Eindruck machte, jemand hätte die Welt ein Stück weit zur Seite gerückt. Masha lächelte und ihre Augen strahlten neugierig, als die Frau, die sie keine vierundzwanzig Stunden vorher kennengelernt hatte, näherkam. Nastassja lächelte zurück und die beiden umarmten sich bei der Begrüßung, nachdem sie sich einen flüchtigen Kuss gaben.

In der Eremitage angekommen, ließen sie sich sehr viel Zeit, unterhielten sich über die unterschiedlichen Bilder, Maler und auch die Dinge, die sie dabei fühlten, was sie daran faszinierte, was die Farben, Formen und die verschiedenen Gesichtszüge der Menschen auf den Bildern in ihnen bewirkten, und wie sie die Zeiten, in denen sie gemalt wurden, portraitierten.

Auf dem Weg zu Bruegels Turmbau zu Babel kamen sie an einer Sonderausstellung vorbei, die Nastassjas Aufmerksamkeit auf sich zog.

„Das sieht interessant aus. Lass uns dort hingehen, Masha.“, Nastassja zog sie sanft an der Hand in den Gang mit der Überschrift „Revolution through time“, dass über dem Banner „Exhibition Extended“ stand.

Ausgestellt waren verschiedene Gemälde, die die unterschiedlichsten Revolutionen, Umstürze von Königen und Adelshäusern, Volksaufständen, Bürgerkriege und Umwälzungen gesamter Staaten darstellten. Bei einem Gemälde, dass den Sturm auf den Winterpalast in Sankt Petersburg im Zuge der bolschewistischen Oktoberrevolution am 7. November 1917 darstellte, hielt Nastassja inne und betrachtete die Dynamik, die Emotionen und den Willen der Revolutionäre zur Befreiung, die von dem unbekannten Maler fast lebensecht dargestellt wurden, als wäre er selbst dabei gewesen. Es qualmte und brannte auf dem Gemälde. Der Lärm war förmlich zu hören. Masha stand neben ihr und hielt fest ihre Hand.

„Ich kenne diesen Platz. Der Winterpalast ist heute ein Teil der Eremitage in Sankt Petersburg“, sprach Nastassja. „Dort war ich oft.“ Und wenn Masha sich nicht täuschte, sah sie in Nastassjas Augenwinkel eine feuchte Stelle, die ihre Sehnsucht nach ihrer Heimat, zu der sie aus Scham nie wieder zurückkehren würde, für einen kurzen Moment zum Ausdruck brachte.

„Als ich mit Viktor nach Deutschland gekommen bin, war ich so verliebt und dachte ich kann ein schönes Leben beginnen, dass mein Leben jetzt erst richtig anfangen würde. Mir und meiner Familie ging es nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Mit Viktor dachte ich, hatte ich die Möglichkeit das Leben zu leben, das ich mir so sehr wünschte. Das Leben, dass ich aus den Romanen und den Filmen kannte, die ich damals verschlang. Mit der Liebe in meinem Herzen und dem vermeintlichen Mann meiner Träume an der Hand, dachte ich an eine wundervolle, strahlende Zukunft. Nachdem die Polizei Viktor abgeholt hatte und ich wusste, dass er für viele Jahre weggesperrt werden würde, war ich erleichtert. Der Mann meiner Träume hatte sich in einen Dämon verwandelt, von dessen Herz sich mein Herz nicht lösen konnte, obwohl es, durchzogen von Schmerz, Leid und Verzweiflung, so sehr nach Erlösung schrie. Ich war so erleichtert, als ich den Mut aufbrachte, auf mein Herz zu hören und zur Polizei zu gehen. Meine Gefühle für Viktor waren tot.“, sie hielt kurz inne, wandte ihren Blick jedoch nicht von dem Gemälde ab. „Masha, was folgt nach dem großen Kampf um die Freiheit? Wenn der König, der Tyrann, der Dämon tot ist und auch morgen noch tot sein wird. Das Ziel ist erreicht und die Leidenschaft atmet im Angesicht der ausbreitenden Leere erschöpft aus. Das ist nicht das Ende der Geschichte.“, Nastassjas Worte berührten Masha in ihrer Vieldeutigkeit im Angesicht der Bilder, die sie umgaben und sie beendete nach einer kurzen Pause ihren Gedanken, während sie ihre Hand fester drückte: „Nein, das ist erst der Anfang.“

Die beiden Frauen verbrachten den ganzen Tag in der Eremitage und redeten über sich und die Bilder, die sie umgaben, bis eine Lautsprecherdurchsage die Besucher höflichst bat, sich zu den Ausgängen zu begeben. Masha fühlte eine Zuneigung zu dieser Frau, die sich immer weiter ausbreitete, mit jeder Stunde, die sie sich näher kennenlernten.

Abends gingen die beiden Frauen in einem der vielen Clubs Amsterdams feiern. Als sie sich umgeben von Stroboskoplicht, Bassdröhnen und wild tanzenden Menschen küssten, durchströmte sie beide der Geist ihrer eigenen, persönlichen Revolution. Nastassjas Küsse berauschten Masha, wie auch den Tag zuvor. Wie als hätte sie Wein getrunken und Mashas Nähe umschloss Nastassjas misshandeltes, sehnsüchtiges Herz wie eine Heizdecke an einem kalten Winterabend in den Weiten der sibirischen Tundra.

Die zwei ewigen Lügen im Leben

Подняться наверх