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Tochter des Schmieds

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neobooks Taschenbuch

Lieselotte Maria Schattenberg


Tochter des Schmieds

Tagebuchroman


Aus meinem Leben:

- Erinnerungen, Bilder und Gedanken

Neobooks

neobooks Taschenbuch

Impressum

Texte:

© Copyright by Lieselotte Maria Schattenberg

Umschlag:

© Copyright by Lieselotte Maria Schattenberg

Verlag:

Lieselotte Maria Schattenberg

01324 Dresden

Druck:

epubli, ein Service der

neopubli GmbH, Berlin

1 Auflage

Printed in Germany

Für Alice

Widmung

Dieses Buch widme ich meinen Kindern. Beschrieben habe ich meine Wurzeln, die so oder ähnlich waren. Im Laufe von 60 Jahren gewann ich viel an Erfahrung. Bei den Auseinandersetzungen mit dem Thema spiegelte sich meine Kindheit wider. Es war mein Heimatdorf vom Tag der Geburt an, kurz nach dem 2. Weltkrieg.

Nachdem meine Kinder erwachsen und aus dem Haus sind, gibt es kaum die Gelegenheit, längere Gespräche zu führen.

Ich schreibe die Erinnerungen aus meinem Leben, natürlich in der Hoffnung, dass meine Kinder und Enkel, aber auch andere Menschen sich in diese Zeit einfühlen können.

Das Dorffest zeigte es, die Aufarbeitung der Geschichte hatte nicht stattgefunden. Die Bewohner waren ihrer täglichen Arbeit nachgegangen, betäubt von ihrem Schicksal.

An einem warmen Sommertag fünf Jahre nach der Jahrhundertwende trafen sich in dem kleinen Dorf in der Mark Brandenburg die ehemaligen mit den heutigen Dorfbewohnern. Ein Dorffest wurde gefeiert, man redete, trank - und erinnerte sich. Zu diesem Fest habe ich die Leute eingeladen. In mir gab es viele Fragen, ich war einem besonderen Phänomen auf der Spur, wollte mehr erfahren.

Und so kam es zu dem Treffen.

Ich stellte den Bewohnern Hintergrundmaterial zur Verfügung, das ich in jahrelangen Untersuchungen über die Geschichte des Dorfes zusammengetragen hatte, teilweise in staubigen Archiven mit Schriften in Sütterlin, die ich kaum entziffern konnte.

Das Material brachte spektakuläre Enthüllungen über gezeugte Kinder und Todesursachen zutage, ich traf auf fast vergessene Schicksale und entdeckte Geheimnisse.

Einige Tatsachen konnte ich den Menschen in einer Lesung berichten, indem ich sie in das Dorf zu der Zeit, als der Krieg verloren und der Gutsbesitzer seine Herrschaft über die Menschen aufgeben musste, führte.

Mit diesen Erinnerungen kam auch Bedauern über verlorene Zeit und liebe Menschen auf.

Die Schicksalsjahre hatten jede Familie im Dorf verändert, auch die meinige.

Lieselotte-Maria Schattenberg

Tagebuchroman

Aus meinem Leben:

- Erinnerungen, Bilder und Gedanken


Neobooks

Oktober

Die Wolken hängen schwer am regennassen Himmel

und auf den Wiesen grasen noch die Rinder.

Es ist Oktober, Blätterfallgewimmel.

Ich seh´ die Tage, als wir waren unbeschwerte Kinder.

Als ich mit sieben auf dem Rad zur Koppel fuhr,

ließ alle Kühe vor mir her nach Hause streben.

Die Eltern und Geschwister hatten Erntearbeit nur.

Es ist Oktober - auch in meinem Leben.

Ich träume oft vom Acker und vom Wind, der weht.

Längst ist vergangen diese Zeit der Kinderlieder.

Das Rad des Lebens hat sich nun gedreht.

Jetzt singen meine Enkel diese Lieder wieder.

Wir fliehen vor dem Wetter in die Stadt.

Begleiten werden mich nur die Gedanken

an eine Zeit der Armut, die für mich auch Reichtum hat.

Ich werde schreiben, worum die Gefühle ranken.

Lieselotte Maria Schattenberg 2017


Wie beneide ich den Schmied an seinem Amboss,

den Tischler an seiner Werkbank!

Jeder Handwerker

scheint mir der glücklichste Mensch:

Was er zu tun hat, ist ausgesprochen,

was er leisten kann, ist entschieden.

Johann Wolfgang von Goethe


Familie 1955 im Garten der neuen Heimat

Vorwort

Die kindliche Ich-Erzählerin Lieselotte, ein begabtes, aber auch sensibles Mädchen, das im Alter von sieben Jahren in eine Dorfschule im Fläming eingeschult wird, erlebt die Nachkriegszeit in ihrer verarmten, um das tägliche Überleben kämpfenden Flüchtlingsfamilie. Die Mutter, am Kriegsende mit zwei Jungen geflüchtet aus Polen, kommt bei einem wohlhabenden Bauern unter, der sie wie eine Dienstmagd behandelt. Der Vater, krank und gebrochen aus russischer Kriegsgefangenschaft in einem Gefangenenlager in Westsibirien entlassen, findet über das Rote Kreuz seine Familie. Die Eltern werden dieses Trauma nie überwinden. Als nach dem ungewollten Mädchen Lieselotte noch ein Geschwisterkind, wieder ein Junge, geboren wird, scheint die Familie mit ihren Kräften am Ende. In aufopferungsvoller Weise schafft sie es, die vier Kinder und schließlich auch die inzwischen wiedergefundenen Großeltern sowie Vaters jüngste Schwester am Leben zu erhalten. Doch zerbricht das Glück der Familie letzten Endes an den Entbehrungen und an der unbewältigten Vergangenheit. Die Mutter wird lungenkrank und kann sich zehn Jahre nur mühsam über die langen Winter, die sie im Bett verbringt, erholen. Als sie schließlich stirbt, nimmt der Vater sich das Leben.

Prolog

Streitet euch nicht. Ihr werdet es bereuen, wenn ihr erwachsen seid. Dann wohnt ihr weit weg voneinander. Ihr habt dann solche Sehnsucht nach der Heimat und könnt nicht hin. Wir hörten ihre Worte, doch ihren tiefen Sinn konnten wir nicht begreifen.

Die Mutter sagte solche Dinge immer, wenn wir zwei Kleinen uns rauften. Meistens biss ich meinen Bruder in die Handgelenke oder zerkratzte ihm die Arme, während er mir eine klebte, dass die Wange rot anschwoll.

In unsere Streitigkeiten mischten sich die beiden älteren Brüder nicht ein. Bei ihnen ging es um wichtige Dinge wie Freundinnen, Haarpomade oder Kleidungsstücke, die sie gegenseitig austauschten. Nur mit den Freundinnen gab es Ärger, wenn die beiden dem gleichen Mädchen nachliefen.

Dann stellte ich mir vor, wie es sein könnte, wenn ich endlich erwachsen wäre. Mit den Jungen gäbe es kein solches Gerangel wie bei den Brüdern, ich würde ja den Kurt nehmen, der im Kindergarten neben mir saß.

Später würden wir in der Stadt leben und mit dem eigenen Auto ins Dorf zu Besuch kommen. Dann würden wir die Leute sagen hören: „Nu kiek sich eener an, die kleene Flüchtlingskröte, wat so aus der jeworden is. Und solch schicket rotet Auto."

Dem kleinen Klaus erzählte ich von meinen Träumen. Wir gingen noch nicht zur Schule, und die Mutter nahm uns mit zu dem Stück Acker am Dorfrand. Genau daneben verlief die Autobahn und unsere Phantasie führte uns von der Brücke zu unbekannten Zielen, indem sich jeder einen passenden Wagen aussuchte. Es gab den VW Käfer, den Opel Kapitän, den Ford Taunus, Porsche und Mercedes, die zu dieser Zeit gebaut wurden und unser Dorf in schnellem Tempo streiften. Noch kannten wir die Namen nicht, waren jedoch voller Bewunderung.

Nach den Jahren des Verzichts und der Not vermittelte das Auto den Deutschen ein neues Freiheitsgefühl. In den 50er-Jahren konnten die meisten Deutschen jedoch nur vom eigenen Auto träumen.

Mutter redete nicht über Politik. Sie hatte mit dem Vater gemeinsam sechs Mäuler zu stopfen und den Hof voller Tiere zu versorgen, das war Arbeit genug.

„Vertragt euch doch, Kinder, " waren ihre ständigen Worte. Die Familie am Leben zu erhalten, war in diesen Nachkriegsjahren ein täglicher Kampf. Uneinigkeiten unter uns Kindern strapazierten die Nerven der Eltern.


Tochter des Schmieds

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