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4.Mutters Kindheit

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Es gab einen Zeitsprung über den ersten Weltkrieg hinweg, und sie erzählte uns von ihrer eigenen Kindheit auf dem Hof ihrer Eltern Marta und Johann.

Als sie fünf Jahre alt war, bekam sie schon kleine Arbeiten zugeteilt. Sie hatte feste Aufgaben für jeden Tag und musste das Geschirr abtrocknen, die Zimmer ausfegen, Staub wischen, Holz hereintragen und im Garten Unkraut zupfen. Manchmal drückte sie sich einfach vor der Hausarbeit. Mit sechs Jahren schulten die Eltern sie in einer einklassigen Landschule ein. Es waren dort alle Kinder in einem Raum zusammen, von den Sechsjährigen bis zu den Vierzehnjährigen. Die kleinen Bänke waren nicht passend für die Großen und so bewegten sie sich viel, weil sie vom Sitzen ganz steif wurden. Der Lehrer hat sich meist darüber aufgeregt und schlug sie mit dem Rohrstock, der aus Schilfrohr bestand, auf die Hände oder auf den Rücken. Diese Ungerechtigkeit zehrte an der kleinen Alma, denn sie war zwar als Kind die Klassenbeste und saß in der ersten Reihe, war aber auch zart und mitfühlend. Während die Eltern auf dem Feld waren, hatte sie täglich am Nachmittag die Küche zu putzen und den Herd zu scheuern. Wenn Einmachzeit war, gab es Erbsen und Bohnen zu pulen, Kirschen und Pflaumen zu entkernen oder Johannisbeeren zu pflücken.

Aber die Schularbeiten sollte sie möglichst vor dem Dunkelwerden fertig haben.

Sonntags gingen die Eltern mit ihr in die Kirche. Dort lernte sie Gottvertrauen, das ihr in so mancher schwierigen Situation half. Sie wurde auf die Konfirmation vorbereitet. Die Tante schenkte ihr schwarzen Stoff für das Konfirmationskleid. Eine Schneiderin aus dem Nachbardorf erhielt den Auftrag, es zu nähen. Gern hätte sie Samt gehabt, aber es blieb ein billiger Stoff. Der Pfarrer gestaltete das Konfirmationsfest feierlich und überreichte ihr einen Spruch aus der Bibel. Es war der Psalm 23,4:

„Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“

Nach der Schulentlassung hätte sie gern in der Bank eine Lehre begonnen. Das Schulgeld konnte von ihren Eltern, die noch vier weitere Kinder hatten, nicht aufgebracht werden und so blieb es ein Traum. Vater hatte kein Einsehen: „Du gehst in Stellung beim Pastor, da lernst du kochen, putzen und Handarbeiten, alles, was eine Frau und Mutter braucht.“

Also ging sie in dem größeren Nachbarort zu einer evangelischen Pfarrersfamilie in Stellung. Dort unternahm sie Botengänge, lernte kochen, waschen, das Geschirr spülen, Handarbeiten und den Garten zu versorgen.

Trotz der umfangreichen Arbeit gehörte ihre Dienstmädchenzeit, wie sie uns später berichtete, zur schönsten Zeit ihrer Jugend. Beim Pfarrer Brummak und seiner Frau brauchte Alma sich nicht zu fürchten, Abenteuer bestehen zu müssen, bei denen ein junges Mädchen Schaden an Körper und Seele nehmen konnte. Sie hatte auch Zeit, eine stattliche Anzahl Bücher zu lesen und für ihr Musikverständnis war die Nähe zur Kirche eine gute Hilfe. Der Pfarrer war etwa so alt wie ihr Vater und das Ehepaar hatte einen fünfjährigen Sohn. Alma machte die Arbeit Freude und die Frau Pfarrer war nett zu ihr. Am Anfang bekam sie fünf Mark im Monat. Später wurde ihr Lohn auf zehn Mark erhöht, weil sie so fleißig und ehrlich war.

Sie arbeitete in ihrem Heimatort bei den Eltern in der Landwirtschaft mit, soviel sie konnte. Ihre Schwester Käthe und die drei Brüder Otto, Paul und Ernst waren natürlich die Haupthilfen der Eltern. Alma hatte gelernt, zu organisieren, konnte gut rechnen und schreiben und war rundum geschickt bei der Hausarbeit. Oft ging sie in die Kirche. Der Pfarrer hielt sehr schöne Predigten über die Familie und die Aufgabe der Mütter, was sie immer tief berührte. Aber Heimweh hatte sie oft, wenn es ihr auch nicht schlecht ging in den zwei Jahren. Zu Weihnachten durfte sie nach Hause fahren. Alle freuten sich sehr über das Wiedersehen. Im November gab es regelmäßig ein Schlachtfest auf dem Hof, so hatten alle genug zu essen.

Alma mit 17 Jahren

Bevor sie mit meinem Vater ging, war sie mit einem jungen Mann befreundet, den sie beim Tanzvergnügen kennenlernte.

Ihr Cousin Alfred begleitete seine hübsche Verwandte zum Tanz, da es für ein Mädchen nicht schicklich war, allein auszugehen. Man tanzte den schnellen Krakowiak, einen Paartanz, der aus der Region um Krakau stammte. Auch die Mazurka, einen damals populären polnischen Tanz, der viele Variationen hatte, konnte sie perfekt tanzen. So parierte sie das Aufschlagen der Füße am Boden bei gleichzeitigem Zusammenschlagen der Absätze, als sie noch schlank und jung war.

Ihre braunen, aus feinem Leder geflochtenen Tanzschuhe mit den zwei Knöpfen holte sie aus dem großen Kleiderschrank, wenn sie mir davon erzählte. Sie waren in einem der Fluchtkoffer von ihrer Heimat mitgekommen. Mutter war kräftiger geworden nach vier Kindern und der vielen Feldarbeit, verbraucht vom Leben. Die Schuhe hatte sie als Erinnerung an eine vergangene Zeit unten in ihrem Schrank ihr Leben lang aufbewahrt. Alma träumte in ihrer Küche weit weg von ihrer Heimat von Jan Kiepura und Mario Lanza, den zwei Tenören, die in ihrem Alter um die vierzig waren und deren Erfolge bis Amerika reichten. Was war ihr geblieben nach diesem schrecklichen Krieg? Sie arbeitete zuverlässig jeden Tag, bis sie krank wurde und ihr hageres Gesicht mit den breiten Wangenknochen, die wie kleine Äpfel gerötet waren, noch eingefallener wurde. Ihre schmalen Lippen sahen grau aus, wenn sie traurig war, und sie wirkte spitz und sehr verletzlich.

Nach der langen Tagesarbeit strickte sie und besserte unsere Kleidung aus, obwohl sie morgens um fünf aufstehen musste. Die brüllenden Kühe brauchten ihr Futter und mussten gemolken werden, weil die Milch im Euter drückte. Es war immer dasselbe, Sommer und Winter, Ostern, Weihnachten und Pfingsten. Mutter hatte ein schwaches Herz. Ihre Beine waren geschwollen, sie litt unter Bluthochdruck und Atemnot.

Manchmal summte sie oder sang Lieder aus der Heimat. Oft kannte sie alle Strophen auswendig. Ihr Lieblingslied war „Am Brunnen vor dem Tore“, ein deutsches Lied, das Franz Schubert vertonte:

Am Brunnen vor dem Tore

Da steht ein Lindenbaum:

Ich träumt’ in seinem Schatten so manchen süßen Traum. Ich schnitt in seine Rinde

so manches liebe Wort;

Es zog in Freud und Leide

Zu ihm mich immer fort.

Ich musst’ auch heute wandern

Vorbei in tiefer Nacht,

Da hab ich noch im Dunkel

Die Augen zugemacht.

Und seine Zweige rauschten,

Als riefen sie mir zu:

Komm her zu mir, Geselle,

Hier findest Du Deine Ruh!

Die kalten Winde bliesen

Mir grad in’s Angesicht;

Der Hut flog mir vom Kopfe,

Ich wendete mich nicht.

Nun bin ich manche Stunde entfernt von jenem Ort,

Und immer hör ich’s rauschen:

Du fändest Ruhe dort.

Mutters Augen füllten sich mit Tränen. Sie dachte an ihre Mutter, die in Polen auf dem kleinen Friedhof neben der Kirche begraben lag.

Einmal hat sie mir auf mein Drängen von ihren Gefühlen erzählt, aber meist versuchte sie, stark zu sein und keine Regung zu zeigen.

Plagten die Mutter ihre Krampfadern im Sommer zu sehr, umwickelte sie ihre Beine von den Füßen bis zum Knie mit grau-weißen Binden. Vater trug auch Beinbinden, weil er durch Granatsplitter versehrte Beine hatte und die Wunden ihm zusetzten. An den Füßen trug er Fußlappen und seine Beine steckten in Holzpantoffeln. Bei der Mutter machten sich die Unregelmäßigkeiten der Wickel-Maßnahmen so bemerkbar, dass ihr am rechten Bein unterhalb der Knies eine dicke Krampfader herausquoll, die Beine waren hügelig und glichen grünen und blauen Flusslandschaften. Sie wurden nicht geschont. Abends war das abgesackte Blut aus den Lymphen über den Knöcheln zu sehen und zeichnete sich in einer Beule bis zum Einschlupf der Holzpantoffeln ab.

Obwohl Mutter nur die Achtklassen-Volksschule in ihrem kleinen polnischen Dorf besucht hatte, konnte sie gut lesen und hatte eine schöne Schrift, wenn sie die lateinischen Buchstaben schrieb. Es zeigte ihren Fleiß und Ordnungssinn, denn sie hatte nur die deutschen Buchstaben in der Schule gelernt.

Sie erzählte mir von Charles Dickens, sagte Gedichte auf von Goethe oder Schiller.

Ihre zahlreichen Bücher hatte sie verloren, im Haus zurücklassen müssen. In ihrem Herzen trug sie viele Bilder aus Märchen wie Hänsel und Gretel oder Hans im Glück.

In der Weihnachtszeit saßen wir Kinder um den Kachelofen, die Mutter strickte Handschuhe oder Socken und erzählte uns diese Märchen aus ihrer Kindheit und die Geschichte von Tante Dorothea, die in der Kindheit ihrer Mutter eine besondere Rolle spielte.

Für die selbstgestrickten Socken mit einem Nadelspiel von fünf Nadeln hatte sie eine spezielle Methode von ihrer Mutter, wie die Ferse zu arbeiten sei. In mir wuchs der Wunsch, vielleicht auch zu stricken, aber ganz bestimmt, Märchen und Geschichten selbst zu lesen.

An Winterabenden bekamen wir öfter Besuch von Nachbarn, mit denen die Eltern befreundet waren.

Sie saßen beisammen, plauderten und erzählten Gespenstergeschichten wie die von dem Kinderschreck der deutschen Sage, der durch das Korn zog:

Die Roggenmuhme

Lass stehn die Blume!

Geh nicht ins Korn!

Die Roggenmuhme

steht da vorn!

Wen sie beim Pflücken

sieht Halme knicken,

wer Ähren zertritt,

den nimmt sie mit!

Manchmal traute ich mich vor Angst in der Dunkelheit nicht, den Lichtschein und die Gesellschaft zu verlassen, um ins Bett zu gehen.

Weil diese Dorfbewohner alle in ihrem Leben vor dem Krieg auf ihren Höfen um Poznań gelebt hatten, sprachen sie fließend polnisch. Hier in dem preußischen Dorf sprachen die Leute plattdeutsch.

In de Wochen ferr Wiehnachten is dat Familjenläewen janz besundersch intensiv. In keene annere Tied van't Joahr is dat Meteenaner van'ne Familje, ob jung odder olt, sau enge wie in dese Doa. Et sin besonnere Oarbeed'n, de Junge un Olle, Ellern un Kingere meteenanner vereenen, Oarbeed'n dea hinfiehrn up Wienachten.“

Und es bedeutet: „In den Wochen vor Weihnachten ist das Familienleben ganz besonders intensiv. In keiner anderen Zeit des Jahres ist das Miteinander von der Familie, ob jung oder alt, so eng wie in diesen Tagen. Es sind besondere Arbeiten, die Junge und Alte, Eltern und Kinder miteinander vereinen, Arbeiten die hinführen auf Weihnachten.“

Anfangs hatte meine Flüchtlingsfamilie schon an dieser Barriere mit offenen Augen und Ohren zu rütteln. Später, als sie die Hiesigen-Sprache besser verstanden, wurden sie wegen ihrer Wortwahl belächelt. Opa fragte mich:

„Mächen, kunst nich a bissel langsamer, mir ist des Rheuma in die Beene gekumm.“

Mutter meinte:

„Nu lasse man flitzen, die kleene Kräte, wir wern schun allene die Zwickelkerne setzen.“

Großvater trug ein Bruchband, ein Ungetüm mit einer Stahlfeder darin und einem Polster am Ende, welches seinen Leistenbruch zurückhalten sollte. Er hatte sich dieses Leiden schon in jungen Jahren zugezogen, als er gleich zu Beginn des ersten Weltkrieges zur Infanterie eingezogen wurde.

Er war bekleidet mit einer feldgrauen Uniform, die Hose zierten rote Biesen an den Seitennähten, dazu einer einreihig geknöpften Jacke, auf seinem Kopf eine Art Pickelhaube sowie an den Füßen die Knobelbecher, feste Stiefel, deren Absätze beschlagen waren und auf dem Pflaster beim Marschieren widerhallten. Weil die Infanterie als Basis der Streitkräfte, ausgerüstet mit Handwaffen und Maschinengewehren, in vorderster Front kämpfte, wurde Großvater Wilhelm nach wenigen Kriegswochen durch einen Streifschuss verwundet. Er kam nach Hause und musste auch nach seiner Genesung nicht wieder zum Militär einrücken.

Eines Tages bat ich die Mutter, mir ihren Trauring zu zeigen, und sie zerrte ihn mühsam vom Finger, wo er eine tiefe Rille hinterließ. Ich betrachtete den Ring eingehend, entzifferte auf der Innenseite den Stempel mit dem Goldgehalt und den Buchstaben „A und P 1940“. Dasselbe stand auf dem Ring, den Mutter in dem roten Samtkästchen im Vertiko aufbewahrte und der dem Vater schon lange nicht mehr passte. Hatte ich da ein Geheimnis entdeckt? „Ja sakra! Du verflixte Kräte! Du hast es rausgekriegt. Keiner nich hats bemerkt. Die Jungs möchten amende gar nicht so weit rechnen kenn wie du kleenes Balg.“ Sie fiel wieder in ihre deutsch-polnisch-gemischte Sprache und schimpfte, weil ich das Mysterium ihrer Liebe entschlüsselt hatte. Mein ältester Bruder war schon Anfang 1941 geboren, also dauerte die Zeit von der Eheschließung im Spätherbst bis zur Geburt nur wenige Wochen. Liebe gab es also auch früher, heimlich, mit Verstoß gegen die guten Sitten und ohne Trauschein.

Von meinem Vater hieß es in der Verwandtschaft, er wäre eigentlich in der Blüte seiner Jugend mit meiner Tante Else verlobt gewesen, während sein Bruder Adolf mit Mutter liebäugelte und Bruder Alfred lieber die Else wollte. So gab es mit dem Hin und Her der Gefühle auch Streit, der die Schwestern nie wieder vereinte. Vater heiratete Mutter, sein Bruder bekam die Else.

Adolf suchte etwas länger eine Frau, die er in der dicken Marianne mit dem schönen Gesicht fand, zog in die Stadt, trug nun stets einen Hut und hofierte seine Frau wie eine Diva. Noch im Alter gab es bei Treffen und Besuchen Eifersüchteleien und Streitgespräche wegen dieser alten Geschichte. Auch Mutter hatte im Alter von 25 Jahren ihre Erfahrungen mit Stanislaw gemacht, bevor sie die eifersüchtigen Brüder kennenlernte. Und das Besondere in der Beziehung, sie war schon schwanger, als die Ehe geschlossen wurde, eine Kriegsehe.

Vor dem Krieg gingen meine Eltern miteinander, das bedeutete, sie waren nur befreundet. Alma wohnte im kleinen Dorf, er kam sie aus Brody besuchen, mit Pferd und Wagen, einem Einspänner. Paul arbeitete zu der Zeit schon einige Jahre in seinem Beruf als Schmied, die Mutter bewirtschaftete nun nach ihrer Hauswirtschaftslehre den elterlichen Hof, zu welchem Acker, Wiesen und Stallungen mit Tieren gehörten. Das Paar war gerade 30 Jahre, im selben Jahr geboren und im besten Heiratsalter.

Schnell bekamen sie nach ihrer Hochzeit, die sie auf dem mütterlichen Hof im Kreis ihrer großen Familie ausstatteten, wenige Kilometer entfernt, einen Hof mit Stallungen und einer Schmiedewerkstatt. Ein gutes Jahr nach dem ersten Sohn meldete sich schon der zweite an. Die kleine Familie hatte einige glückliche Stunden, die sie zuweilen auch mit den Großeltern teilte. Das Kriegsgeschehen war noch weit weg, der Vater bei der Familie.

Anfangs arbeitete er im Dorf beim Beschlagen der Pferde. Aber schon im Sommer 1942 wurde er eingezogen. Seine beiden kleinen Kinder, das jüngere kaum geboren, hat er Jahre nicht gesehen.

Mutter erzählte uns manchmal aus der Zeit ihrer Flucht aus Polen, wie sie ihr Hab und Gut verloren hatte und ihr nur die beiden kleinen Jungen und zwei Koffer mit Kleidungsstücken geblieben waren. Im Zweiten Weltkrieg waren viele Millionen Menschen auf der Flucht vor dem Krieg oder wurden aus ihrer Heimat vertrieben wie meine Eltern. Sie konnten meist nur ihr nacktes Leben retten, mussten ihre Heimat aufgeben und alles zurücklassen, was sie besaßen. Oft wurden Familien auseinandergerissen. Transportmittel gab es kaum. Viele flüchteten deshalb zu Fuß oder auf Pferdewagen und mussten manchmal auf ihrer Flucht brutale Gewalt erleben.

Nach dem Kriegsende 1945 fanden massive Aussiedlungen und Vertreibungen aus Gebieten statt, in denen bisher Deutsche gelebt hatten, die jetzt aber zu Polen, der Tschechoslowakei oder anderen osteuropäischen Ländern gehörten.

Das Dorf im Jahr 1945

Am Mühlenberg klappert es keine Zeit.

Die Bauern brauchen das Mehl für Brot.

Das Kriegsende scheint nach Stalingrad nicht mehr weit.

Die Menschen im Ort leiden lange schon Not.

Der Schmied wird gebraucht für das Schleifen der Messer.

Er beschlägt noch die Pferde der Kavallerie.

Der Pflug in der Erde pflügt viel besser

mit scharfen Scharen - geschliffen wie nie.

Auf dem Feld gleich am Rand zum Dorf

fanden die Bauern drei tote Soldaten.

Begraben wurden sie auf dem hiesigen Friedhof.

Sie waren dem Feind in die Hände geraten.

Bemessen der Häuser endliche Zahl,

es kamen Flüchtlinge unangemessen.

Sie wurden für Einheimische eine Qual,

denn sie hatten selber kaum zu essen.

Doch wer sieht das Elend der Heimatlosen?

Vertrieben von Haus und Hof und Herd.

Sie liefen in ihren einzigen Hosen -

und in der Fremde verfiel ihr Wert.

Der Wind bläst und Mühlenflügel rotieren.

Die Bauern sammeln den Rest der Kraft.

Es sollen nicht noch mehr Menschen das Leben verlieren.

Der Krieg geht zu Ende - das Volk hat die Macht.

Lieselotte Maria Schattenberg 2017

Tochter des Schmieds

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