Читать книгу Der Glockenturm - Lukas Kohn - Страница 5

3.

Die Nacht verging als sei ich ein Roboter, den man nachts ausgeschaltet hatte. Ich schlief traumlos aber tief wie ein Murmeltier. Als der Wecker klingelte erwachte ich voll von Nervosität, die der Kaffee nur bestärkte.

Beinahe zitternd nahm ich die Mappe in die Hand und ging zur Schule.

Meine Schule war ein weiterer grauer Betonklotz in dieser Hölle aus Beton. Ein Fremder in meiner Gegend, hätte sie wohl kaum als Schule erkannt. Doch es war eben jener Betonklotz in dem ich Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt hatte.

An diesem Tag sollte ich meine Abiturprüfung in Mathematik schreiben.

Ein Zucken ging durch beide meiner Flügel als ich das Tor passierte. Ich war angespannt, ging zur Tür und dann die Treppen nach oben zu den Prüfungsräumen.

Als ich den Raum betrat, waren alle Blicke auf mich gerichtet, doch niemand sagte ein Wort. Ich legte die Mappe ab und setzte mich.

Kurz darauf wurden die Tests ausgeteilt . Ich hatte viel gelernt, doch wusste ich nicht, ob ich mit der Nervosität noch alles zusammen bekommen würde. Ich hörte ein leises Knistern als die Blätter auf meinen Tisch gelegt wurden. Der Sekundenzeiger schien einmal zurück zu springen, bevor es 9:00 Uhr schlug. Die Prüfung hatte begonnen.

x²+y+16=18

Die Aufgabe lag vor mir und ich wusste genau wie ich sie lösen musste, irgendwo im Hinterkopf hatte ich die Lösung.

Denk nach, komm schon denk nach, dachte ich und je mehr ich nachdachte umso angespannter wurde ich.

Meine Flügel zuckten drei Mal, ich dachte nach. Meine Flügel zuckten vier Mal, ich dachte nach. Ich dachte nach und meine Flügel zuckten.

„Sophia! Deine Flügel bewegen sich!,“ rief Constantin aus einer der hinteren Reihen. Hektisch sah ich mich nach hinten um, um meine Flügel zu sehen, doch schon in diesem Moment zog mich eine Kraft nach oben und ich begann zu fliegen.

Aufregung machte sich im Raum breit.

„Sophia fliegt!“, „Sophia fliegt!“, rief es von allen Seiten her.

Ich flog bis zur Decke.

„Hören Sie auf damit!“, hörte ich den Lehrer brüllen.

Doch ich wusste weder wie ich das machte, noch wie ich es stoppen konnte. Ich spürte nur dass meine Flügel zuckten.

Plötzlich entspannte ich mich und fiel von der Decke herab auf den Boden.

Es ließ einen starken Schlag und alle lachten. Schamrot lief ich an und rannte aus dem Raum.