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Verhaltensanalyse

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Sobald man bereits eine stationäre Therapie hinter sich hat, wird einem dieses Wort höchst wahrscheinlich bekannt vorkommen. Eine Verhaltensanalyse dient dazu, Sie bzw. Ihre Persönlichkeit bestmöglich schriftlich zu erfassen. Welche Art von Mensch Sie persönlich sind, was mögliche Auslöser der Sucht sind und noch wichtiger, wie man Ihnen schnellstmöglich Hilfe anbieten kann. Eine Analyse erforscht den »Ist-Zustand« und mögliche Auslöser dieses Zustandes. Sobald Sie mir persönlich eine Nachricht zukommen lassen, ist es von Vorteil, wenn der Spieler so ehrlich wie möglich, seine derzeitige Situation schildert. Dadurch kann ich bereits bei der ersten E-Mail ein Suchtschema erkennen. Die Verhaltensanalyse beginnt ab dem ersten Wort und wird von Zeile zu Zeile verfeinert. Die Verhaltensrichtlinien sind klar strukturiert. Sie können an sich selbst eine Analyse testen. Ihnen sollte klar sein, dass die Fragen mehrschichtig beantwortet werden können, jedoch ist eines sehr, sehr wichtig, – die Ehrlichkeit. Außerdem muss noch erwähnt werden, dass die Fragen keinesfalls negativ, abwertend oder verurteilend verfasst wurden. Es sind nur Fragen, wie die Antworten lauten, das müssen Sie selbst entscheiden. Häufig fühlen sich Spieler in der Opferrolle, doch niemand versucht Sie in diese Ecke zu drängen, diese Rolle gibt sich der Spieler zumeist selbst, dennoch gibt er jedem anderen dafür die Schuld.

 Wie gehen Sie mit persönlicher Kritik um?

 Sind Sie ein Mensch, der die eigenen Fehler zugibt, oder abstreitet?

 Fühlen Sie sich durch Kritik eingeengt?

 Was empfinden Sie bei dem Wort »Selbstkritik«?

 Meiden Sie direkte Kritik?

 (bei der Antwort – JA) Wieso meiden Sie diese?

Wie fühlen Sie sich, wenn Sie die Fragen ehrlich beantworten müssen? Fragen über Kritik werden oftmals negativ betrachtet. Wobei die Antwort öfters zwischen den Zeilen zu finden ist, als man denkt. Wenn Sie mir berichten würden, dass Sie zuhause streit hatten und deshalb wieder spielen gingen. Dann ist meine Schlussfolgerung, dass Sie gezielt einer Konfrontation sprich einer Kritik aus dem Weg gegangen sind. Was selbstverständlich auch darauf deutet, dass Sie gewisse Merkmale eines Gefühlsspielers aufweisen und somit in Behandlung gehen sollten.

 Spielt die Zeit für Sie eine Rolle?

 Haben Sie schon einmal einen Termin wegen dem Spielen verschieben müssen?

 Haben Sie schon einmal einen Termin deshalb versäumt?

 Wie definieren Sie das Wort »Zeit«?

 Haben Sie viel Zeit am Automaten verbracht?

 Wie viel Zeit wollen Sie noch vor einem Automaten verbringen?

 Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie viel Zeit Ihnen noch bleiben wird?

 Ist eine Frage über Ihr Zeitgefühl relevant?

Die Zeit wird von Spielern nur noch bedingt wahrgenommen, – wenn überhaupt. Ich selbst dachte eigentlich überwiegend von heute auf morgen, alles andere machte mich etwas nervös. Dennoch kann man bei gezielten Zeitfragen erkennen, wie häufig der Spieler spielt und es wird offenbart, wie stark sich die Sucht bereits verankert hat. Je mehr der Spieler spielt, desto weniger interessiert sich der Spieler für Zeit. Denn solange man spielen kann, ist die Zeit für einen Spieler irrelevant.

 Was war (in letzter Zeit) eine verletzende Situation für Sie?

 Wie sind Sie damit umgegangen?

 Was haben Sie daraus geschlossen?

 Fühlen Sie sich ausgeschlossen?

 Hatte die Situation mit dem Spielen zu tun?

 Spielten Sie nach dieser Situation an einem Automaten?

 (Wenn die Antwort JA lautet) Wieso haben Sie gespielt?

 (Wenn die Antwort NEIN lautet) Wieso haben Sie danach nicht gespielt?

Situationen entscheiden über unsere Handlung, wie Sie mit einer Situation umgehen wollen, liegt an Ihnen. Jedoch sollte Ihnen klar werden, dass Sie mit dem Ausstieg aus der Sucht, nicht wieder Rückfällig werden dürfen, sobald wieder eine verletzende Situation auf Sie zukommt.

 Denken Sie, dass Sie Hilfe benötigen?

 Wieso denken Sie das?

 Haben Sie einen Plan B?

 Was empfinden Sie bei dem Wort »Spielsucht«?

 Ist die Spielsucht ein gesellschaftliches Problem?

 Wie viele Menschen sind Ihrer Meinung nach von der Spielsucht betroffen?

Es sind die Antworten, die das Problem offenbaren. Sie haben niemanden etwas getan und denken deshalb oftmals, »Wieso ich?« – jedoch stellt sich dann die Frage: »Wieso nicht Sie?« Denn die Sucht kann jeden treffen und deshalb erübrigt sich so eine Frage. Wir sind alle gleich, was lässt Sie in dem Glauben leben, Sie wären etwas anderes, als ich?

 Was würde Sie dazu bewegen, sich Hilfe zu suchen?

 Was müsste geschehen, damit Sie diese als Hilfe akzeptieren?

 Was verstehen Sie unter einer »Hilfe«, denken Sie, man würde Sie mit Gewalt vom Automaten fernhalten können?

Durch solche Fragen wird man nicht automatisch »geheilt«, jedoch fängt man an, die Spielsucht auf eine andere Art und Weise zu sehen. Man beginnt die Dinge intensiver zu hinterfragen und seien wir doch einmal ehrlich, wann war ein Spieler das letzte Mal tatsächlich misstrauisch. Immerhin verspielt man sein Geld sogar an einem Automaten, obwohl man bereits weiß, dass er leer ist. Es gibt Millionen von Fragen, aber nur eine Handvoll relevanter Antworten. Sehen Sie die Sucht mit anderen Augen, denken Sie einmal an den Tag zurück, als alles begann und nun schauen Sie sich an, was Sie erreicht haben. Hatten Sie sich Ziele im Leben gesetzt, – und wie sieht es mit der Umsetzung aus? Selbst wenn Sie sich viele Wünsche im Leben erfüllt haben, durch das Spielen werden Sie alles wieder verlieren, wirklich alles. Aber was erzähle ich Ihnen das, das wissen Sie natürlich bereits, denn immerhin setzen Sie alles daran, es so schnell wie möglich in die Tat umzusetzen. Die Verhaltensanalyse hat nichts mit direkter Psychologie am Hut, man bildet sich im übertragenden Sinne eine Meinung. Deshalb sollte man sich diese immer mit Vorsicht bilden, denn immerhin handelt es sich immer noch um einen Menschen, der dringend Hilfe benötigt.

 Angenommen ich wäre ein Reporter, würden Sie mir ein Interview über Ihre Spielsucht geben?

 (Wenn die Antwort JA lautet) Was erhoffen Sie sich dadurch?

 (Wenn die Antwort NEIN lautet) Wieso haben Sie abgelehnt?

Sie sollten erkennen, dass Sie und wirklich nur Sie, sich mit Ihrer Sucht auseinandersetzen müssen. Was haben Sie davon, wenn Sie Ihren derzeitigen Leidensweg mit anderen teilen? Sollten Sie nicht zuerst einmal Ihr Leben in eine geregelte Laufbahn lenken, um darüber berichten zu können? Wie gesagt, die Antwort liegt selbstverständlich an Ihnen, ich gebe nur gut gemeinte Ratschläge. Wenn Sie die Sucht nur wegen anderen Personen beenden wollen, dann wird Sie die Sucht höchst wahrscheinlich wiedereinholen. Wenn Sie aufhören und sofort zu den Medien rennen, dann werden Sie dadurch schneller Rückfällig werden, als Ihnen lieb ist. Ich weiß wovon ich rede, die Medien verwenden einen als Marionette und es ist schmerzhaft zu erfahren, wenn man falsch dargestellt wird, negativ beschrieben und als polarisierender Spieler betitelt wird.

Zusätzlich gibt es noch Fragen über Kindheit, Jugend und der Schritt zur Volljährigkeit, jedoch sind dies übliche psychologische Fragen, die meiner Meinung nach ein Psychotherapeut stellen sollte und nicht ich. Okay, man kann durch ein gewisses Kindheitsbild darauf schließen, dass ein Mensch womöglich dadurch Sucht vorbelastet war bzw. ist. Aber sollten Sie sich nicht lieber mit dem »Jetzt« befassen? Ist Ihnen die Vergangenheit so wichtig, dass Sie deshalb Ihre Zukunft verspielen wollen? Wir befinden uns in einer Situation, in der alle Beteiligten im Normalfall das Ende kennen. Jedoch rechtfertigt es die systematische Zerstörung nicht. Sie sind ein Mensch, und jeder der Ihnen etwas anderes an den Kopf wirft, hat keine Ahnung davon, was die Sucht anrichten kann bzw. wird. Menschen lesen meine Zeilen und finden sich in meinen Worten wieder, Sie erkennen, dass ich von dem was ich schreibe, Ahnung habe, nun liegt es an Ihnen zu erkennen, was zu tun ist. Wenn ich Menschen analysieren muss, dann bin teils von Nicht-Spieler mehr erschüttert, als von Spielern, die bereits alles verspielt haben. Der Mensch an sich ist grausam, habgierig und redet mehr, als er in Wirklichkeit zu sagen hat. Kein Wunder, dass ein Teil von uns daran erkrankt. Spieler sind oftmals einsam, haben Kommunikationsschwierigkeiten, keinen sozialen Anschluss und dennoch, müssen auch wir unser Leben meistern. Denn auch wir sind ein Teil des Ganzen und wollen Anerkennung bekommen. Es ist traurig festzustellen, dass solche Kleinigkeiten noch angesprochen werden müssen. Denn gewisse Dinge sollten in einer Demokratie als Selbstverständlich gelten, jedoch tun sie das nicht mehr, – leider.

 Sind Sie beruflich Überfordert, oder das genaue Gegenteil, fühlen Sie sich beruflich nicht gefordert (arbeitslos, einseitige Arbeit etc.)?

 Leiden Sie an Einsamkeit?

 Erleiden Sie derzeit Sinnkrisen?

 Haben Sie Probleme mit Ihrem Partner, oder haben Sie Schwierigkeiten sich zu binden?

2/3 aller Spieler beantworten diese vier Fragen mit einem »Ja«, das Schema passt immer wieder auf die Mehrheit und das, macht mir große Sorgen. Alle vier Dinge widerfahren nicht nur dem einzelnen Spieler, es widerfährt nahezu jeden Menschen. Die daraus folgende Schlussfolgerung verrät, dass immer mehr Menschen der Spielsucht zum Opfer fallen werden. Die Glücksspielindustrie kennt diese sogenannten Ausgangspunkte und das macht es so gefährlich. Nehmen wir ein leichtes Beispiel, gehen wir davon aus, dass Sie als einziger Mensch in einer Stadt, einen Brunnen voller Trinkwasser besitzen. Plötzlich durch eine höhere Macht, wird die Trinkwasserzufuhr unterbunden. Die Menschen würden nicht von heute auf morgen zu Ihnen kommen, aber sobald die Reserven weg wären, würden die Menschen auf Sie zukommen. Was würden Sie im Vorhinein tun? Richtig, man bereitet alles darauf vor, um urplötzlich den großen Coup erreichen zu können. Diese Analyse wird abgestritten, wobei es der Tatsache entspricht. Die Glücksspielgrößen haben genügend Geld, um einfach nur abwarten zu können. Mit der Zeit kommen die Menschen auf sie zu, nicht andersherum. Die Werbung etc. dient nur dazu, dass man die einzelnen Firmen nicht vergisst. Aber glauben Sie mir, jeder einzelne Spieler, der sein Leben bereits verspielt hat, wird ziemlich schnell vergessen, bis man selbst davon betroffen ist, dann fällt plötzlich der Groschen. Spielen Sie womöglich Schach? Dann müsste Ihnen der »Schäferzug« womöglich ein Begriff sein. Ein 3-Zug-Matt, ähnlich ist es mit dem Spielautomaten, Sie befinden sich auf Position und plötzlich sind es nur wenige Züge, bis die Sucht gnadenlos zuschlägt, – Schach Matt. Aus, Ende und vorbei – das ist ein Spiel, das Sie nicht nur nicht gewinnen können, Sie bemerken die ausschlaggebenden Züge erst dann, wenn es bereits zu spät ist und denken dennoch, Sie hätten nicht verloren. Nun, wie analysiert bzw. definiert man einen blindtauben Legastheniker? Die Antwort ist so gesehen einfach – es handelt sich um einen Spieler. Anders kann man es fast nicht erklären, alle Sinne, alles erlernte wird am Automaten vergessen. Man sieht sich selbst so oft als Gewinner an, auch wenn man Geld verspielt, sieht man sich nicht als Verlierer, sondern als Spieler der sich verspekuliert hat. Unglaublich, wie einfach sich der Spieler von der Realität entfernt und einer Lüge nacheifert. Ich bin zwar ein gutes Beispiel wie man den Ausstieg schaffen kann, jedoch bin auch ich einer der Personen, die so einer Lüge ein Gesicht gaben. Die Sucht verleitet einen regelrecht dazu, lügen zu müssen. Man lügt sich und andere an. Man betrügt sogar sich selbst, nur damit man spielen kann. Ich denke, dass es derzeit über 10 Millionen Menschen gibt, die mir nicht nur Recht geben, sondern teils sogar selbst davon betroffen sind. Die Elemente der Verhaltensanalyse sind – Einsicht, Ehrlichkeit und Willensstärke. Ohne diese drei Dinge, ist es nicht möglich, die Sucht zu erkennen, geschweige denn, Sie zu bekämpfen. Wenn ich unsere derzeitige Bevölkerung so ansehe bzw. höre, was diese für aussagen wagen, dann bezweifle ich, dass die Sucht jemals vollständig erkannt bzw. behoben werden kann.

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