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Die Vorgeschichte:

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Ein langer, hagerer Mann mit leicht ergrautem Haar, öffnet die Tür einer großen Vorstadtvilla und tritt früh morgens im Jogginganzug aus dem Haus. Er beginnt ohne lange Umschweife sein Anwesen abzulaufen. Seine Figur ist sportlich. Sein Gesicht wirkt hartkantig. Seine Backenknochen bilden immer wieder ein Dreieck, wenn er auf die Zähne biss, was er häufig tat, während des Laufes. Seine Augen waren stahlblau und hart, sie bewegten sich hin und her bei jedem Schritt, denn während seines Laufes nutzte er die Zeit um zu prüfen, ob das Personal auch pünktlich zu arbeiten begonnen hatte.

Es ist Albert Kox, reicher und stadtbekannter Großindustrieller und Wohltäter. Völlig unbescholten und verheiratet mit Evelyn, gebürtige Mair ein braves Kind armer Eltern, denen Kox ebenfalls zu Wohlstand verholfen hatte.

Kox hatte sein Imperium vom Vater Wilhelm einst übernommen und es geschafft es noch weiter auszubauen. Seinem Sohn Bernd hatte er zu einer Karriere als Journalist verholfen. Der gutaussehende Bernd war zu Papas und der ganzen Highsociatys Liebling geworden. Seine Karriere verlief derart erfolgreich, dass er mit Anfang Dreißig eine Zeitung übernahm und von nun an als Verleger fungierte. Er ist ebenfalls sportlich gebaut und bewegt sich sehr dynamisch, spricht viel mit den Händen und scheint ständig nervös zu sein. Er trägt sein schwarzes Haar mit Rechtsscheitel, ein Oberlippenbart soll ihn männlicher erscheinen lassen. Auch er hatte blaue Augen, aber noch lange nicht so harte.

Albert Kox hatte sein Jogging beendet und kehrte ins Hausinnere zurück, er entledigte sich des Jogginganzuges und trifft auf seine Frau, die ihm ein Handtuch reicht.

Frau Kox ist älter als ihr Mann und um einiges verbrauchter. Ihr Gesicht hatte einige Arztrechnungen hinter sich. Wer sie von Früher kannte wusste dass sie gelebt und geliebt hatte, trotzdem war sie verbittert. Nur noch ihr blond gebliebenes Haar zeugte von ihrer vergangenen Schönheit, es ist lang und gepflegt, ihre brauen Augen blicken wie immer müde und gelangweilt drein.

Er küsst sie kurz und lächelt gequält. Er öffnet die Tür zum hauseigenen Swimmingpool, in dem ein Mädchen gerade am Rand anschlug, um die nächste Bahn zu schwimmen. Sie ist Pilar seine sehr hübsche Tochter, ebenso blond wie die Mutter Evelyn.

Kox duscht und springt danach zu ihr ins Wasser, sie unterbricht ihre Bahn und wartet bis er neben ihr auftaucht.

Wie sie so halb aus dem Wasser ragt kann man schon ihre tolle Figur erahnen. Die Haare sind jetzt nass, aber trocken genauso schön wie die der Mutter. Die grünen Augen zeichnen sich als i-Tüpfchen im Gesicht einer perfekten Traumfrau aus. Vater und Tochter grüßen und küssen sich kurz und starten dann ihr tägliches Wettschwimmen. Es ist überhaupt alles wie gewohnt, so wie jeden Tag.

Bernd lebte nicht mehr im Haus, aber Vater Albert konnte sich darauf verlassen, dass er den Tag ebenso sportlich begann.

Die Swimmingpooltür schlägt auf.

Ein völlig betrunkener, unrasierter Kerl mit einer halbleeren Flasche Whiskey in der Hand tritt wankend herein und springt samt Kleidung zu den Beiden anderen ins Wasser.

Pilar beginnt zu Lachen.

Der Vater unterbricht sein Tun nicht und schwimmt weiter.

Eugen Kox, alle nennen ihn Yu, seinen zweiten männlichen Nachkommen hatte er längst abgeschrieben.

Yu ist wie seine beiden Geschwister wohlbehütet aufgewachsen, nur er war ebenso wohlbehütet den Bach runtergegangen und ein Wilder geworden:

„Hey Paps“,

brüllte Yu,

„halt doch mal an, man darf hier nicht schneller als fünfzig schwimmen, sonst gibt’s nen Strafzettel!“

Pilar lacht und taucht Yu unter, der nur versucht die Flasche über Wasser zu halten, Pilar bewundert ihn und liebt ihn für die Art und Weise wie er lebt und Dinge tut.

„A ha ha hi hi,“

prustet er nach dem Auftauchen,

„Paps, pfrr, ich muss mit dir reden!“

„So du willst also reden?“

der Vater stoppte sein Schwimmen blieb am Beckenrand in einiger Entfernung, denn er kannte seinen Sohn, wenn der getrunken hatte.

„Ja, Daddy!“

„Erst wenn du ausgeschlafen hast!“

„Nein, jetzt oder nie mehr!“

„Dann lieber nie mehr!“

Sie waren beide lauter geworden:

„Okay, dann nie mehr!“

„Du bist überhaupt nicht betrunken?“

fragte der Vater prüfend.

„Nein, schon lange nicht mehr.“

Der Vater und noch mehr Pilar sind überrascht.

„Ciao, ich werde gehen!“

Yu kletterte aus dem Pool und begann seine Kleider auszuziehen.

„Ist das auch eine show?“

„Nein Vater, ich hasse dich und alles von dir, das sind deine Kleider, ich gehe, ich brauche sie nicht mehr.“

„Was ist mit dir los?“

„Es kotzt mich an, wie du die Leute nach dem Aussehen und ihrer Stellung beurteilst. Der Schöne ist gut, der Hässliche ist schlecht, aber in Wirklichkeit seit ihr die Bösen!“

Yu ging richtig aus sich raus.

„Ja, Genosse!“

lachte sein Vater.

Yu warf die nassen Kleider in den Pool.

„Die teuren Sachen sind von meinem Geld gekauft, behandle sie nicht so!“

Albert Kox wurde aggressiver.

„Ja, dein Geld, aber meine Seele gehört noch nicht dir!“

Yu warf die nasse Unterhose vor seinen Vater ins Wasser und ging zum Poolausgang:

„Ciao Pilar, wir sehen uns, verlass dich drauf!“

sagte er ohne sich umzuwenden.

Kox und Pilar sahen ihm hinterher, er ging splitternackt aus der Haustür, kräftig und schwungvoll hinter ihm zu!

Nach einer heißen Nacht:

Es klopft an der Tür.

Das Klopfen dringt vor in einen Vorraum. Es ist halbdunkel. Der Raum wird dominiert von einem kleinen Schreibtisch auf dem die üblichen Schreibutensilien liegen und in der Mitte eine alte Schreibmaschine platziert ist, die aussieht, wie schon lange nicht mehr benutzt. Hinter der Schreibmaschine sitzt eine blonde Sekretärin. Sie ist tot, oder zumindest bewegt sie sich nicht mehr. Sie ist nur spärlich bekleidet, trägt aber einen Hut. Weiter befindet sich links von ihr ein Regal mit Registern und rechts von ihr eine Garderobe im Raum. Am Boden neben der Garderobe liegt ein Jacket.

Die Tür zum nächsten Raum ist halbgeöffnet, aus ihr dringt die leichte Beleuchtung in den Vorraum, das Klopfen kriecht dem Licht entgegen in den größeren Raum.

Von der Eingangstür aus eröffnet sich der Blick in ein größeres Büro. In der Mitte des Raumes steht ein runder großer Schreibtisch, davor zwei Sessel. Das Licht kommt von außen durch drei Fenster, eines links, die anderen an der der Eingangstür gegenüberliegenden Wand. Die Rollos der Fenster sind so geöffnet, dass sie nur wenig Tageslicht einlassen. Man kann aber erkennen, dass an allen drei Fenstern das gleiche Emblem angebracht ist.

Zwischen den linken Fenstern hängt ein Korbsessel an der Decke fest, der sich nicht bewegt. Weiterhin sind ein Zigarettenautomat und ein japanischer Spielautomat an den Wänden befestigt, mehrere Musikboxen stehen auf dem Boden herum, um die sich eine Ganze Mengen leerer Flaschen geschart haben. Eine Bar in die ein HiFiturm integriert ist befindet sich gleich neben der Eingangstür.

Im Korbsessel hängt eine zweite Leiche.

Es klopft wieder sehr laut Diesesmal.

Das klopfen wird von einer der Boxen geschluckt, die dadurch vibriert.

Und noch ein starkes aggressives Klopfen.

„Herr Kox!“

Die Leiche bewegt sich und stöhnt. Die Todesursache war hier eindeutig Alkohol, dessen Wirkung nachzulassen begann.

Yu öffnete die Augen. Es ist ihm als klopfe jemand an seine Kopf., aber er entscheidet sich weiterzuschlafen, zumal er sich noch nicht für bewegungsfähig hält und außerdem hatte schon vier Monate Niemand mehr geklopft, was Wichtiges konnte es also nicht sein.

Er schlief wieder ein. –

Es klopfte wieder!

Yu wachte davon auf.

Es ist jetzt vollkommen dunkel.

Mitten in der Nacht.

„Herr Kox, mein Name ist Weber. Ich habe einen Auftrag!“

klang es eindringlich.

Einen Auftrag dachte Yu, der Kerl muß verrückt sein, ihn als Privatdetektiv engagieren zu wollen.

Es klopfte noch mal, schon etwas schwächer, er gibt auf, dachte Yu.

„Herr Kox, helfen sie mir!“

Ganz schön verzweifelt, oder er sucht wie schon so oft war einen Deppen.

Warum ruft der Kerl nicht an, dachte Yu. Er steht leise auf, schleicht zum Schreibtisch, nimmt die Whiskeyflasche und sinkt zusammen mit ihr zurück im Korbsessel in den Schlaf.

Yu! Der verlorene Sohn.

Seit er seines Vaters Haus verlassen hatte, war er mit einem von einem Freund geliehenem Wagen, nackt wie er war, eine Stunde lang auf der Autobahn gefahren, einfach abgezweigt, in der dortigen Kleinstadt sich mit Kleidern versorgt, sich zwei Büroräume oberhalb einer Kneipe gemietet und sich seitdem mit allem möglichem durchgeschlagen.

Seit einiger Zeit arbeitete er offiziell als Privatdetektiv. In Wirklichkeit beobachtete er reiche Leute bei ihren tete-a-tetes, um sie dann lukrativ zu erpressen, sei es um sich Geld oder um sich Vorteile zu beschaffen.

Er lebte inzwischen recht gut davon und deshalb nimmt er nur ungern und nur zur Tarnung Jobs als privateeye, wie er es nennt, an.

Yu ist ein irrer Typ, meist läuft er ungepflegt und unrasiert durch die Gegend und versucht sich krankhaft zu betrinken. Nur selten gelingt es dem Abgerissenen etwas Aufzureißen, obwohl er gar nicht so schlecht aussehen würde, wären da nicht seine schwarzen Haare, die immer schweißnass waren, entweder vom Schweiß oder von seinem geliebtem Haargel, dass er sich tonnenweise in die Haare schmierte.

Er pflegte sich nur selten, aber wenn dann klatschten alle Beifall.

Sein Gesicht ist schmal, die Nase etwas zu lang, die blauen lagen tief und verraten eine gewisse Härte. Mehr kann man aufgrund der Bartstoppeln oft gar nicht sehen, aber jeder im Städtchen weiß, hinter der harten Schale steckt ein äußerst weicher Kern. Es ist nicht leicht Yu einzuschätzen, er ist ein Original!

Yu Bogota!

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