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Weg mit dem miesen Futter

»Eine Katze, die einen Kanarienvogel gefressen hat, kann deshalb noch nicht singen.«

Deutsches Sprichwort


Katzenbesitzer kennen das: Ihre Mieze sitzt vor dem Futternapf und scharrt mit den Vorderpfoten, als wollte sie ihr Futter vergraben. Aber was will uns unsere Katze mit diesem „Verscharren“ eigentlich mitteilen? Unter Katzenverstehern kursieren mehrere Hypothesen: So sollen Katzen in der freien Natur ihre Nahrung verscharren, um sie vor der Konkurrenz in Sicherheit zu bringen. Andere Experten wiederum sind der Meinung, unsere Samtpfoten verscharren ihr Futter nur dann, wenn es ihnen nicht mundet – weil sie es völlig ungenießbar finden! Eine Hypothese, die ebenfalls einer gewissen Logik nicht entbehrt. Denn was verscharren Katzen grundsätzlich? Ihre Exkremente! Demnach könnte das Verscharren bedeuten: „Hey, was setzt Du mir denn da für einen Mist vor?“

Oder ist es etwa so, dass Verscharren vor dem Fressen heißt: „Den üblen Fraß, den Du mir da vorgesetzt hast, den kannst Du bitte schön selbst fressen“, während Verscharren nach dem Futtern zu interpretieren ist als: „War gut, muss ich dringend verstecken?“ Die Experten sind sich, wie fast immer, uneinig.

Pünktchen gehört jedenfalls ganz klar in die Liga der „Das-schmeckt-abscheulich-Verscharrerinnen“. Genauer gesagt, in die Champions League der „Das-schmeckt-abscheulich-Verscharrerinnen“. Ist Pünktchen auch nur im Ansatz mit dem ihr angebotenen Futter unzufrieden und das ist fast immer der Fall, wird rund um den Futternapf gescharrt. Sie scharrt dermaßen, dass man fürchten muss, die Späne fliegen gleich bündelweise aus dem Holzparkett – und das bis zu einer Minute lang.

Um die Aussagekraft der Verscharraktion gegenüber ihrem Dosenöffner auch noch mit einem anderen Stilmittel zu unterstützen, setzt Pünktchen parallel dazu ihren berühmt-berüchtigten „Leidensblick“ auf. Einen Blick, der dem geneigten Betrachter signalisieren soll, dass man es hier doch tatsächlich gewagt hat, einer armen alten Katze, die augenscheinlich knapp vor dem Verhungern steht, ein völlig ungenießbares Dinner – wahrscheinlich sogar mit Rattengift vermischt – vorzusetzen. Als ob das alles noch nicht genug wäre, wird die konzertierte Protestaktion noch mit einem kläglichen, herzzerreißenden Miauen unterstützt.

Also mal wieder ganz großes Kino. Hier könnte doch nur ein völlig gefühlloser Klotz widerstehen! Also entfernt der Dosenöffner gehorsam und in Windeseile das vor drei Minuten geöffnete Tütchen Marke „Kalbshäppchen für Senioren“ und ersetzt es durch „Shrimpscocktail in feiner Sauce“. Eine Aktion, die von Pünktchen mit einem sanften Schnurren und intensivem Köpfchengeben belohnt wird. Pünktchen will den Bogen ja nicht überspannen. Sie beherrscht perfekt das Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche und weiß genau: Ab und zu braucht auch der Dosenöffner eine seelische Streicheleinheit.

Habe ich übrigens schon erwähnt, dass Pünktchen auf Cevapcici, Paprikasalami und Backhähnchen steht? Am besten genau in dieser Reihenfolge. Offensichtlich hatte der Vorbesitzer von Pünktchen einen südosteuropäischen Migrationshintergrund. Spikey lehnt dagegen menschliches Essen, als offensichtlich für eine Katze ungeeignet, ab.

Bei Spikey sind es eher die Trinkgewohnheiten, die auffällig sind. Wir haben Spikey noch nie etwas trinken sehen – weder aus dem Wassernapf noch aus außerhäusigen Trinkgelegenheiten, wie Gartenteich, Vogelbad oder frischer Pfütze. Offensichtlich deckt er seinen Flüssigkeitsbedarf komplett aus seinem Nassfutter. Mit einer einzigen Ausnahme: In seiner Jugend war Spikey, wenn auch nur über einen kurzen Zeitraum, ein begeisterter „Aus-der-Kloschüssel-Trinker“. Allerdings nur dann, wenn Katharina, und ausschließlich Katharina, dort kurz zuvor genau das Gegenteil erledigt hatte. Er war damals so begierig nach seinem, nennen wir es mal Toilettenwasser, dass er es sogar mehrfach geschafft hat, den Toilettendeckel aufzustemmen. Nach sechs Wochen war der Spuk vorbei. An welchen Stoffwechselendprodukten Spikey damals interessiert war, entzieht sich unserer Kenntnis.

Katzenkaffee

Katzenkaffee, auch Kopi Luwak genannt, ist der einzige Kaffee der Welt, der von einer Katze produziert wird. Allerdings nicht von einer „richtigen“ Katze, sondern vom „Fleckenmusang“, einer Schleichkatzenart, die ausschließlich in Süd- und Südostasien zu Hause ist und ein bisschen so aussieht, als hätte man eine Katze mit einem Wiesel gekreuzt.

Obwohl sie eigentlich Fleischfresser sind, handelt es sich bei der absoluten Lieblingsnahrung von Fleckenmusangs erstaunlicherweise jedoch um überreife, zuckersüße Kaffeekirschen. Allerdings können Fleckenmusangs nur das rote Fruchtfleisch der Kaffeekirschen verdauen. Die Kaffeebohne selbst scheiden sie wieder aus. Das ist auch gut so. Denn offenbar sorgt genau dieser Gang durch den Verdauungstrakt der Schleichkatzen für eine Art natürliche „Veredelung“ der Kaffeebohnen. Magensäfte und Enzyme sorgen dafür, dass den Bohnen viele Bitterstoffe und Säuren entzogen werden und sie deshalb – das behaupten zumindest die Katzenkaffee-Experten – nach dem Röstvorgang ein einzigartiges Aroma entfalten können. Bequemerweise verrichten Schleichkatzen ihr Geschäft nachts stets an denselben Stellen – einer Art „Open-Air-Schleichkatzenklos“. Deshalb müssen die „darmveredelten Bohnen“ am nächsten Morgen von den Kaffeebauern nur noch aufgesammelt, gereinigt und zu den einschlägigen Kaffeeröstereien gebracht werden.

Preiswert ist Kopi Luwak allerdings nicht gerade. Ganz im Gegenteil: Beim Katzenkaffee handelt es sich um den teuersten Kaffee der Welt. Zurzeit kostet das Kilo im Einzelhandel über 300 Dollar, manchmal sogar bis zu 1000 Dollar. Das ist kein Wunder, da jährlich gerade mal 230 Kilogramm Kopi Luwak auf den Weltmarkt kommen.


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