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Toilettenfragen Teil 2

»Die Katzen halten keinen für eloquent, der nicht miauen kann.«

Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach


Vor Kurzem mussten wir nicht ins, sondern zum Klo greifen, genauer gesagt zum Katzenklo. Pünktchen war in die Jahre gekommen und verzichtete – welch kluge Einsicht – von heute auf morgen weitgehend von sich aus auf ihren vorher so heiß geliebten Freigang. Der Weg vom ersten Stock in den Garten war für unser von Arthrose geplagtes Pünktchen einfach zu beschwerlich geworden.

Für uns bedeutete das, es war höchste Zeit, für Pünktchen ein Katzenklo anzuschaffen. Und das sollte nach dem Willen meiner Frau etwas durchaus Luxuriöses sein. „Wenn Pünktchen schon keine Mäuse mehr fangen kann, dann soll sie wenigstens eine schicke Toilette haben.“ Manchmal haben auch Juristinnen eine rätselhafte Logik. Unser nächster Weg führte uns zum Tierfutterdiscounter, wo wir auf eine Flut der unterschiedlichsten Katzentoiletten trafen. „Katzentoiletten – das stille Örtchen für Samtpfoten“, wie an einem Regal zu lesen war, gab es in allen Farben und in allen Größen. Einige der Katzenklos hätten allein von der Größe her sogar die freilebende Verwandtschaft unserer Miezen, wie etwa einen Puma oder zumindest einen Luchs, zufriedengestellt. Die Farben – von grellem Pink bis zu einem dezenten Leopardenmuster waren allerdings teilweise gewöhnungsbedürftig.

„Schau mal, das sieht doch wirklich sehr nett aus!“ Katharina steuerte sofort zielsicher auf ein metallic-graues, formschönes, wahrscheinlich von einem unter Drogeneinfluss stehenden Stardesigner entworfenes Katzenklo zu, das zum Spottpreis von 299 Euro zu haben war. „Schönheit hat eben ihren Preis.“ Mit diesem Argument wurde mir, der manchmal etwas zur Sparsamkeit neigt, bereits im Vorfeld der Wind aus den Segeln genommen. Allerdings hatte das Designerklo Ausmaße, die bestenfalls einem magersüchtigen Zwergkaninchen genügend Platz zur Erledigung seines Geschäfts geboten hätten, keinesfalls aber unserem 6,2-Kilo-Pünktchen. Diese Tatsache war dann bereits in der frühen Findungsphase das unwiderrufliche Aus für die Designertoilette.

Meine Wahl wäre eine Katzentoilette namens „Maunz“ (Name vom Autor geändert) für nur 39,99 Euro gewesen – eine technisch anspruchsvolle Katzentoilette. Ich darf einmal aus der Produktbeschreibung zitieren:

„Eine Katzentoilette, die sich wahrlich nicht verstecken muss. Dank edler Rattan-Geflecht-Optik und attraktiven Farbkombinationen passt ‚Maunz‘ optimal zu nahezu jedem Wohnambiente. Dank eines integrierten Aktivkohlefilters können unangenehme Gerüche nicht aus dem Inneren nach außen dringen. Das Säubern der Katzenstreu ist durch die herausziehbare Schublade und die in den Deckel integrierte Streuschaufel kinderleicht.

Das Oberteil der Katzentoilette lässt sich komplett abnehmen. Ein Pfoten-Abstreif-Gitter lässt sich wahlweise innerhalb oder außerhalb der Katzentoilette platzieren und bewirkt eine Spreizung der Katzenpfoten beim Verlassen der Katzentoilette. Dadurch wird verhindert, dass sich Katzenstreu und Hinterlassenschaften in der Wohnung verteilen. Eine leichtgängige und nach Bedarf herausnehmbare, getönte Schwingklappe sorgt für Privatsphäre während des Geschäfts Ihres Lieblings. Die gesamte Katzentoilette lässt sich leicht reinigen.“

Na also, das wars ja wohl! Nicht für Katharina. Katharina war ganz und gar nicht der Meinung, dass „Maunz“ optimal zu unserem „Wohnambiente“ passt. Formuliert hat sie das wesentlich unfreundlicher. Das war dann der Zeitpunkt, an dem sich eine mittlere Ehekrise unmittelbar ankündigte. Aber gute Katzeneltern, die wir nun mal sind, stellten wir persönliche Eitelkeiten hinten an und arbeiteten uns weiter durch das schier unerschöpfliche Angebot an Katzentoiletten.

Jetzt wird mir sicherlich auch der fanatischste Katzenliebhaber zustimmen, dass es durchaus schönere Dinge im Leben gibt, als alltäglich ein Katzenklo von den kleinen und großen Hinterlassenschaften unserer Lieblinge zu reinigen von der Geruchsbelästigung einmal ganz zu schweigen. Deshalb fiel unsere Wahl letztendlich auch auf ein sogenanntes „selbstreinigendes Katzenklo“, ausgestattet mit allerlei technischem Schnickschnack und – jetzt kommt der Clou mit „eingebautem elektronischem Geruchsentferner“.

Bei Pünktchen fand das elektronische Toilettenwunder namens „Robo-Toilet“, das auf den ersten Blick an ein etwas aus der Form geratenes Ufo erinnert, jedoch keine Gnade. Anders ließen sich die Urinlachen, die wir allmorgendlich direkt vor und nicht im Klo fanden, wohl nicht erklären. Im Augenblick muss deshalb jetzt ein kleines schäbiges Ersatzkatzenklo, das wir von unseren Nachbarn ausgeborgt haben, für Pünktchens Bedürfnisse herhalten.

Das „Superklo“ ist im Keller, natürlich nur vorübergehend. Aber irgendwie werden wir das schon hinkriegen.


Copycat

Es war im Jahr 2001, als Forscher der Universität Texas eine kätzische Sensation ersten Ranges verkündeten. Den Wissenschaftlern war es erstmals gelungen, eine Katze zu klonen. Das weiß-graue Fellbündel wurde „CC“ genannt, was allgemein als eine Abkürzung des Begriffs „copycat“ (engl. Nachahmer) gedeutet wurde.

Nach einer anderen Version soll „CC“ jedoch für „carbon copy“ (engl. Durchschlag eines Schriftstückes) stehen. Bei der bei „CC“ angewendeten Klontechnik wird dem zu klonenden Organismus eine Zelle entnommen und daraus der Kern, der das Erbmaterial – die sogenannte DNA – enthält, isoliert. Dieser Kern wird dann in eine zuvor entkernte Eizelle übertragen, sodass nur noch die Erbsubstanz des Spendertieres vorhanden ist und sich eine identische Kopie entwickeln kann. Die derart manipulierte Eizelle wird dann in die Gebärmutter einer „Leihmutter“ eingepflanzt, die den Klon austrägt.

Es dauerte nicht lange, bis auch die erste Katze „auf Bestellung“ einer Privatperson geklont wurde. Die amerikanische Biotechnikfirma „Genetic Savings & Clone“, mit Sitz im kalifornischen Sausalito, klonte 2004 wunschgemäß „Nicky“, einen angeblich besonders gelehrigen und anhänglichen Kater, der im Jahr 2003 im stolzen Katzenalter von 17 Jahren verstorben war. Zur Sicherung seines Erbgutes genügte der Besitzerin des verstorbenen Wunderkaters übrigens ein einziges Haar des Katers.

Ganz billig war die „Herstellung“ von „Little Nicky“, wie die Klonkatze getauft wurde, jedoch nicht: Die Auftraggeberin, die aus Angst vor den Anschlägen militanter Klongegner unerkannt bleiben wollte, musste für das Klonkätzchen stolze 50.000 Dollar berappen.

Mit dem Ergebnis war die Neueigentümerin der Klonkatze aber hochzufrieden, schließlich bestanden ihrer Aussage nach zwischen „Kopie“ und „Original“ keinerlei Unterschiede – sowohl was das Aussehen als auch was den Charakter betraf.


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