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Kapitel 2

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»Du hast was gemacht?«, schrie Stacy, als ich mich endlich durchgerungen hatte, ihr von meinem Geheimnis zu erzählen. Blöd nur, dass ich ausgerechnet die Kantine des Museums zu dem Ort auserkoren hatte, an dem ich mein Gewissen erleichtern wollte.

Noch viel blöder war allerdings die Tatsache, dass Stacy gerade den ersten Schluck ihres Kaffees zu sich nahm. Sie prustete los, verschluckte sich unglücklich und das End vom Lied war leider mehr als voraussehbar. Unzählige Augenpaare richteten sich auf uns. Mir fiel diese Tatsache sofort auf, Stacy leider nicht.

»Was hat dich bloß dazu bewogen? Wir hätten dir doch geholfen«, plapperte sie in einer Lautstärke munter drauflos, sodass sie bestimmt auch Mildred vorne an der Ausgabe klar und deutlich vernehmen konnte.

»Psst, nicht so laut. Wenn du weiter so herumschreist, weiß es gleich das ganze Haus«, versuchte ich sie zu bremsen. Mit Erfolg. Stacy sah sich kurz im Raum um, blickte mir dann verschwörerisch in die Augen und ergänzte leise: »Wie kam es denn nun dazu?«

»Naja, ich weiß nicht so recht, wie ich sagen soll. Eigentlich wollte ich es einfach mal ausprobieren. Online-Dating machen doch mittlerweile so viele. Außerdem muss ich auch langsam schauen, wo ich bleibe. Schließlich geh ich steil auf die Dreißig zu«, rechtfertigte ich mich zaghaft.

»Aber so?«

»Warum nicht? Ich meine, du hast leicht reden. Schließlich hast du deinen Prinzen auf dem weißen Pferd bereits gefunden. Bei den Männern, die ich bisher kennengelernt habe, hätte ich eben besagtes Tier gut für die Flucht brauchen können.«

»Ach, komm. Du übertreibst.«

»Findest du? Ich dachte, du fandest Dylans nicht enden wollenden Monolog über die Auswirkungen des Klimawandels auch ziemlich langweilig. Muss ich dich erst daran erinnern, dass du Mitch sogar dein Glas Rotwein über den Schoß gekippt hast, nur damit der Kerl aufhört zu sprechen?«

»Naja, das war doch nur der eine.«

»Nur der eine? Okay, dann hast du offensichtlich James vergessen, der mir nach einer heißen Nacht ein Schlafmittel verabreicht hat, um anschließend in aller Ruhe meine Wohnung auszuräumen. Anscheinend hast du auch Bobby vergessen, der mir die große Liebe vorgegaukelt hat, obwohl er verheiratet war. Okay, wer war da noch? Was ist mit Sebastian? Weißt du noch, wie er …«

»Ist ja schon gut. Ich verstehe, worauf du hinauswillst.«

»Es ist ja erst einmal nur ein Testlauf. Ich erwarte nicht, die Liebe meines Lebens dort zu finden, aber eine Begleitung für den alljährlichen Wohltätigkeitsball von Dads Firma wäre echt toll. Alleine mag ich dort nicht auftauchen und wenn ich gar nicht hingehe, spricht Estelle kein Wort mehr mit mir.«

»Was nicht unbedingt das Schlechteste wäre«, erwiderte Stacy grinsend.

»Komm schon, Stacy, du weißt, wie ich es meine.«

»Aber warum denn über diese Datingseiten im Internet? Noch unpersönlicher geht es doch wirklich nicht. Soll ich nicht lieber noch mal mit Mitch reden? Einer seiner Freunde würde sicherlich gerne mit dir dorthin gehen.«

»Nein, ich hab mich jetzt auf diesem Portal angemeldet und versuche einfach mal mein Glück. Was hab ich denn schon zu verlieren?«

»Waschmaschine, Sofa, Fernseher …«

»Ha, ha, ha. Sehr lustig. Noch mal passiert mir sowas nicht. So mies kann mein Karma gar nicht sein. Außerdem will ich mit dem Kerl ja nicht in die Kiste. Ich brauch nur jemanden für den Ball. Weiter nichts.«

»Wer’s glaubt, wird selig.«

»Wie sieht es am Montagnachmittag mit einer kleinen Shoppingtour aus? Hast du Zeit und Lust?«, bemühte ich mich, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, und offensichtlich gelang es mir dieses Mal sogar.

»Ja, das ist doch eine schöne Idee. Wollen wir danach noch zu Alfonso? Ich könnte auch Emily fragen, ob sie Lust hat mitzugehen. Mitchs kleine Schwester ist gerade dabei, ihren Abschluss in Harvard zu machen. Am Freitag kommt sie nach einer gefühlten Ewigkeit endlich mal wieder nach Hause und Abigail hat mir aufgetragen, sie etwas abzulenken.«

»Oh, cool, Emily würde ich echt gern mal treffen, aber muss es ausgerechnet zum Shoppen sein? Das mit dem blöden Kleid ist eh schon stressig genug.«

Am liebsten trug ich Jeans, kombiniert mit einem einfachen Shirt und flachen Schuhen. Da Estelle sicherlich nicht besonders angetan davon wäre, wenn ich so zu der Veranstaltung erschiene, musste ich wohl oder übel in den sauren Apfel beißen und mir ein Kleid besorgen. Jedes Mal das gleiche Theater und eigentlich hatte ich überhaupt kein Geld dafür.

Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass ein Kleid aus dem Vorjahr kein zweites Mal auf dem Event des Jahres getragen werden durfte. Gesellschaftlich und familiär hätte ich mich mit einem solchen Fauxpas weit ins Aus gespielt. Die Medien kannten bei solchen Dingen kein Pardon. Sicherlich hätte sich eine ambitionierte Journalistin auf diese Tatsache gestürzt, nachdem sie von Ashley und Madison auf diesen Umstand hingewiesen wurde. Nicht auszudenken, welche Schlagzeilen daraufhin durch die Presse gegangen wären, und nicht auszudenken, wie Estelle darauf reagiert hätte.

Dennoch wäre das Geld, das ich für das Designerteil ausgeben musste, besser in Betsys anstehende Reparaturen investiert. Ich liebte mein Auto, dennoch war ich mir bewusst, dass es bald das Zeitliche segnen würde.

»Übrigens bekommen wir die nächsten Tage Besuch. Mitchs Studienkollege Brian kommt aus Boston für einige Zeit nach Chicago und wohnt währenddessen in unserem Gästezimmer. Ich könnte etwas Hilfe gebrauchen.«

»Was meinst du damit? Wie kann ich dir helfen?«

»Mitch ist einige Tage in New York bei irgendeinem Meeting. Mein immer unförmiger werdender Körper zwingt mich mehr und mehr dazu, Pausen einzulegen und kürzerzutreten. Brian möchte sicherlich etwas von der Stadt sehen, schließlich kommt er das erste Mal nach Chicago.«

»Wie kann ich dir …? Moment Mal, willst du mich etwa verkuppeln?«

»Ich? Quatsch! Das würde ich nie tun!« Dabei zwinkerte sie mir vielsagend zu und noch ehe ich etwas erwidern konnte, ergänzte sie: »Ich hab Brian bereits von dir erzählt und ihm vorgeschlagen, dass du sein Cityguide wirst. Du kannst also gar nicht mehr Nein sagen.«

Noch ehe ich etwas darauf antworten konnte, erhob sie sich flink von ihrem Platz, schnappte sich ihren Kaffeebecher und stellte ihn bei Mildred auf dem Servierwagen ab.

Vom Glück geküsst

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