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Mit Mut und Demut auf Achse um den Planeten

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Erst kürzlich wurde ich im Internet von einem Leser meines ersten Buchs Die Ländersammlerin gefragt: »Finden Sie es nicht oberflächlich, Länder zu sammeln? Haben Sie dabei überhaupt Zeit, ein Land richtig kennenzulernen? Oder reicht es Ihnen einfach, dass ein weiterer Stempel Ihren Pass bereichert?«

Diese unerwartete Interpretation meiner Wortkreation »Ländersammlerin«, die in keinem Wörterbuch zu finden ist, erstaunte mich. Immerhin hat das »Sammeln« aller 193 Staaten der Vereinten Nationen nicht nur zwei oder drei Jahre meines Lebens in Anspruch genommen, sondern mich vom ersten bis zum letzten Land genau vierzig Jahre und sieben Monate beschäftigt. Dieser Weg bedeutete für mich nicht, einfach nur einen Haken unter das bereiste Land zu machen oder ein Fähnchen in die Landkarte zu stecken. Auch die besagten Stempel in den Pässen – übrigens gibt es in vielen Ländern schon längst keine Stempel mehr – gelten für mich nur als Beweis für andere, die sie gern sehen möchten.

Nein, ganz im Gegenteil: Das Reisen in fremde Länder hat mir einen unermesslichen Schatz an Erfahrungen geschenkt. Der Aufenthalt in der Ferne holt meist das Beste aus mir heraus, und die Erlebnisse, die ich unterwegs mache, bereichern mein Leben nachhaltig. Wenn ich reise, lebe ich viel mehr in der Gegenwart, im Hier und Jetzt. Ich genieße die kleinen Augenblicke des Lebens und nähre meine Seele mit neuen Eindrücken.

Viel zu reisen heißt für mich nicht, dass es dabei rast- und ruhelos zugeht. Für viele Länder habe ich mir mehrfach und viel Zeit genommen, um sie kennenzulernen. Und solange ich gesund bleibe, freue ich mich darauf, viele bunte Flecken auf unserer Erde ganz neu oder wiederentdecken zu dürfen.

Und apropos Sammeln: Hat das nicht einst unser Überleben in schlechten Zeiten gesichert? Jemand, der sammelt, tut dies mit Leidenschaft und weil es ihn erfüllt. Er ist glücklich, wenn wieder ein neues Stück seine Sammlung bereichert. Sich an etwas Neuem zu erfreuen, ist alles andere, aber nicht oberflächlich. Gesammelt wird mit dem Herzen.

Unser Planet ist für mich das größte Wunder im Weltall. Bis heute haben wir nichts annähernd Vergleichbares im Universum gefunden. Unsere Erde mit ihrer wunderbaren Natur schenkt uns Lebewesen alles, was wir für die Zeit auf ihr benötigen – und noch so viel mehr. Die Weltkugel ist unser größter, kostbarster Schatz. Wir sollten sie gemeinsam sowie jeder für sich allein schätzen und unbedingt beschützen.

Wenn mich wieder mal das Fernweh im Herzen plagt und ich mich auf eigene Faust neugierig in die weite Welt hinausbegebe, brauche ich dazu nicht nur Mut, um das traute Heim in der Heimat hinter mir zu lassen. Reisen bedeutet für mich auch, unserer Erde und der schier unendlichen Vielfalt der Natur, die auf ihr zu Hause ist, mit Respekt und Demut zu begegnen. Der Welt mit viel Interesse an Mensch, Tier, Natur, Essen, Kunst und Kultur überall und immer mehr näherkommen zu wollen, ist im Lauf meines Lebens zu meiner Bestimmung geworden. Wie ein kleines Kind freue ich mich darüber, auf einer Safari wilde Tiere in ihrem ursprünglichen Lebensraum zu beobachten, auf einem Pferd durch die Natur zu reiten oder einfach nur auf dem Heimweg innezuhalten, um den Vögeln in einem Frankfurter Vorgarten bei der Futtersuche zuzuschauen. Ich finde es nach so vielen Jahren immer noch faszinierend, Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen und mit den verschiedensten Mentalitäten zu begegnen, mit ihnen in fremden Sprachen oder einfach nur mit Händen und Füßen zu kommunizieren. Ein fröhliches Winken, ein herzliches Lächeln, eine kurze Begegnung unterwegs können mich mehr beflügeln, als ich in hundert Worte packen kann. Ohne Angst ziehe ich los mit dem Glauben an das Gute in den Menschen. Ich werfe mein Herz voraus in die ferne Welt hinein, und meine geduldigen Füße folgen ihm brav bis an jedes Ziel.

Schöne Erlebnisse machen mich reich. Liebe, gute Freunde und das Reisen machen mein Leben wertvoll.

Fernweh im Herzen

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