Читать книгу Störfaktoren - Norbert Hufler - Страница 8

Ein Kartoffelfeuer, 1962

Оглавление

Donnersack!

Viel zu nass und zu kalt draußen, um mal wieder an unserer jugendhaften Leidenschaft eines Feuerchens am Altrheinufer Spaß zu haben!

Die Kälte war es nicht alleine, was unserem Drang nach einem kleinen Lagerfeuer Einhalt gebot; schließlich hatten wir auch im echten Winter mit Schnee und Frost, was es damals noch fast durchgehend zwischen November und Februar gab, sehr oft unserem Trieb nachgeben können: Dank dem findigen kleinen Norbert, (das bin ich), hatten wir es immer wieder geschafft, nicht nur zu zündeln, sondern sogar richtige Feuer zu entfachen!

Aber wir hatten an diesem saublöd verregneten Tag keine Lust, den langen Weg zum Altrhein zu gehen; und außerdem könnte selbst der geniale Zündel-Norbert im Regen keine Flammen zustande bringen!

Deswegen beschlossen wir, eine neue Variante zu erfinden.

Wir: Das waren zwei Jungs im Alter von acht Jahren; dazu ein Mädel im gleichen Alter, das für uns kein Mädel war, sondern ein echter Kumpel, der zu jedem Streich und zu jedem Blödsinn bereit war, den wir zu dieser Zeit haufenweise ausgeheckt hatten. Es gab zwar noch einen Jungen in unserem Haus namens Uwe Ochsenknecht (ja ja, genau dieser!), aber der war zwei Jahre jünger und für solche Spielchen nur selten geeignet.

Kirsten, Hubert und Norbert beschlossen also, dass es Zeit wäre für etwas, das wir in dieser oder ähnlicher Form noch nicht ausprobiert hatten: Ist es möglich, statt am Altrhein noch woanders ein kleines Feuerchen zu entfachen?

Wir hatten schon oft in den Kellern dieses Hauses Verstecken gespielt: Es war einfach herrlich, dass jemand, der von draußen aus dem Licht kam, sich in der Dunkelheit nicht zurecht finden konnte und quasi blindlings in die beiden Kellergänge tappte; ein wundervolles Gefühl für beide Seiten: Der eine im Dunkeln, der schon daran gewöhnt war und es lustig fand, dass der Neuankömmling sich wie ein Hilfloser bewegte; dieser Hilflose aber fand es ungeheuer interessant, sich nur anhand seiner Erinnerung und einiger wenigen erlaubten Tastversuche an den heranzufinden, der völlig deckungslos an einem Kellerverschlag stand und sich dabei köstlich amüsierte!

Wie oft musste ich den Atem anhalten, weil der Kellerpionier so nahe vor mir stand und mich doch nicht erkannte...

Und ich selbst hatte auch schon als Erforscher aus Versehen den Brustbereich von Kirsten berührt; was aber nicht tragisch war, denn dieser Bereich war zu dieser Zeit noch genau so flach wie mein eigener... Und außerdem war Kirsten ja eh ein Kumpel wie wir zwei Burschen.

Vertraut waren wir also mit diesen Kellern, ja, sogar intim! Was lag also näher, als dass wir hier ein Ausweichquartier für unsere Gier nach einem Feuerchen ausleben sollten, während es draußen in Strömen goss?

Dazu muss noch kurz erwähnt werden, dass wir alle drei zu dieser Zeit eine regelrecht pyromanische Ader entwickelt hatten, die schon zu einigem Aufsehen geführt hatte... Doch das ist eine andere Geschichte, die noch folgen wird.

Ich überzeugte also mit Leichtigkeit die anderen, dass es durchaus möglich ist, hier im Trockenen ein kleines Feuerchen zustande zu bringen. Und es sollte ja wirklich nur ein kleines sein, nicht wie unsere Lagerfeuer am Altrheinufer.

Elterlicher Kellerschlüssel war kein Problem, und auch das Anzünden neben dem Eierkohlenhaufen stellte für uns gewiefte kleine Feuermacher kein Hindernis dar: Holzspäne, die auch in der Wohnung gebraucht wurden, lagen ja genug herum; und kleine Scheite ebenfalls.

Erst als wir unsere Kartoffeln auf das kleine Feuerchen gelegt hatten, das wir mit einigen Eierkohlen direkt neben dem großen Kohlenhaufen auf erfreuliche Temperatur gebracht hatten, hörten wir einen Tumult im Treppenhaus: Donnerwetter, wer will uns hier stören? Wir machen doch gar nichts Unzüchtiges!

Dummerweise war der Rauch des Feuerleins uns nicht aufgefallen, weil er durch den Kellergang ins Treppenhaus abzog und sich dort (o Wunder!) verdichtete...

Uns selbst vermisste niemand, weil wir ja auch genügend Spielmöglichkeiten im großen Hof mit verwilderten Pflanzen des Häuserkarrees gehabt hatten, wir sowieso ungeahnte Freiheit genossen - und außerdem waren wir ja noch nie so richtig aufgefallen als Lausebengels und Lausemädel.

Na ja, bis auf hie oder da und dort... Aber daran dachte wohl niemand im Haus in diesem Moment.

(Mit 'Freiheit' spiele ich auf eine voran gegangene Geschichte an und den Bemerkungen dazu; wir durften unsere Kindheit tatsächlich 'erleben', im wahrsten Sinn dieses Wortes.)

Erst als die Hausgemeinschaft unser Versteck stürmte, ahnten wir Schlimmes... Und wir sollten Recht behalten:

Die anschließende Senge für uns alle war wahrlich nicht von schlechten Eltern!

Die Hinterteile taten uns noch lange weh, und wir bedauerten uns gegenseitig deswegen; aber die Schimpfkanonaden verklangen schon lange vorher in unseren Ohren. Wir waren Abenteurer, und das wollten wir bleiben! Ungeachtet der kindlichen Naivität, die wir sowieso nicht kannten und die uns nur von den Erwachsenen zugesprochen wurde...

Störfaktoren

Подняться наверх