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José der Glücksengel

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Der 8-jährige José ging bei Carral nach Hause, denn er hatte seine Großmutter besucht. Jede Woche am Donnerstag sah er nach seiner Großmutter die nur 3 Kilometer weit entfernt wohnte und die sich über ein bisschen Hilfe immer sehr freute. Seine Großmutter war schon eine sehr alte Frau, mit ganz vielen Falten und wundervollen Geschichten. José liebte seine Großmutter, weil sie so gütig war und natürlich auch, weil sie José jedes Mal etwas zum Naschen zusteckte. Da war es dem Jungen eine Freude, ihr ein wenig zur Hand zu gehen. Da José heute schulfrei hatte, weil die Lehrerin erkrankt war, strotzte er vor Kraft und Übermut. Er hüpfte, sprang immer wieder auf einem Bein hoch und hatte trotz der beginnenden Dunkelheit keine Angst – wovor denn auch?

Jacques war nicht nur übermüdet, sondern auch stocksauer. Er hatte gestern mit seiner Frau einen ganz großen Streit, bei dem sie ihn der Untreue bezichtigt hatte. Natürlich war er nicht untreu, er hatte bloß mit einem Mädchen Sex, aber das ist ja nicht das Gleiche. Und außerdem hatte seine Frau keinerlei Beweise! Sie verdächtigte ihn sozusagen grundlos und daher unschuldig. Als echter Franzose hatte er immer etwas am Laufen, aber da war keine böse Absicht dabei, sondern nur Abwechslung und Vergnügen.

José hatte heute mit Großmutter rumgealbert und dabei wäre beinahe ihre Brille zu Bruch gegangen, aber José beruhigte sie sofort. Er wäre ihr Glücksengel und er würde schon aufpassen, dass nichts passierte. Großmutter umarmte ihn dann und meinte: “da hast du vollkommen recht!“ Danach bekam er einen dicken Kuss. Nur warum die alte Frau manchmal Tränen des Abschieds in den Augen hatte, dass verstand er nicht. „Bestimmt werde ich das später verstehen, wenn ich ausgewachsen bin“, dachte José.

Jacques Augen waren extrem müde und die Fahrt in der Dunkelheit fiel ihm nicht mehr so leicht, wie damals, vor 35 Jahren als er seinen Führerschein bekommen hatte. Also nahm er wieder einen ordentlichen Schluck aus seinem Flachmann, den richtige Männer eben von Zeit zu Zeit brauchen, um fit zu bleiben. Als er die kleine Flasche wieder am Beifahrersitz abstellen wollte, fiel die Flasche herunter und begann herum zu kullern. Das konnte Jacques gar nicht brauchen, denn bald würde das ganze Fahrzeug nach Alkohol riechen. Also bückte er sich, um den kleinen Ausreißer wieder aufzunehmen. Dabei verzog er das Lenkrad und der LKW geriet ins Schleudern. Jacques sah noch, wie er gegen etwas prallte und dann knallte das Fahrzeug gegen eine Hausmauer. Schnell fing es Feuer und Jacques gelang es gerade noch, sich aus dem Fahrzeug fallen zu lassen. Nur wenige Meter entfernt lag José leblos am Straßenrand.

Es dauerte lange, zu lange, bis Hilfe kam und bis die beiden ins Hospital von La Coruña kamen. Die Ärzte konnten nichts mehr für die beiden tun.

Die Brücke ins Irgendwo

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