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Merritt Island, Florida

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Einhundert Jahre später

»Doch ein Mann ist nicht für die Niederlage geschaffen. Ein Mann kann vernichtet werden, aber nicht besiegt.«

Ernest Hemingway

Morgens am 14. Mai 2158

Die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages fielen durch die Holzlamellen des kleinen Strandbungalows. Noch im Halbschlaf gefangen fuhr sich Alex über die verschwitzte Haut und kratzte seine angegrauten Bartstoppeln. Die dünne Baumwolldecke, von der er sich in der tropischen Schwüle der Nacht wie üblich befreit hatte, lag zusammengeknüllt am Fußende.

Kaum dass sein Geist erwacht war, ergriff die Aufregung wieder Besitz von Alex und ein Gedanke durchzuckte seinen Geist.

»Bald! Bald ist es endlich so weit!«

Mit einer abrupten Bewegung erhob er sich – ein wenig zu abrupt für seine Schulter, die sich wie gewöhnlich nach dem Aufstehen mit einem ziehenden Schmerz meldete. Umgehend rief er sich zur Räson und begann, gleichmäßig zu atmen.

»Keine Hektik! Ruhig! Tunnelblick!«

Seine alltägliche Routine nahm ihren Lauf und er schlüpfte in ein Paar blau-weißer Schwimmshorts. An einen Stehtisch gelehnt nahm er ein spartanisches Frühstück aus Toast, Rührei und zwei Tassen Kaffee zu sich. Im Hintergrund lief ein Fernseher, in dem ein Nachrichtensprecher über die Neuigkeiten der Insel berichtete.

Ab dem heutigen Tag vergab die Jagdverwaltung wieder Konzessionen für die anstehende Entensaison. Noch vor Öffnung der Ausgabestellen hatten sich jedoch bereits lange Schlangen gebildet und es wurde mit einer Wartezeit von mindestens zwei Stunden gerechnet. Bei den E‑Sports-Meisterschaften der East Coast hatte ein 23‑Jähriger seinen Titel verteidigt und dabei die Konsolen nach Belieben dominiert. Zum Abschluss der Sendung verkündete der Wettermann, dass die Temperatur um diese frühe Stunde bereits wieder die Marke von achtzig Grad Fahrenheit überschritten hatte, was für die Jahreszeit jedoch nicht weiter ungewöhnlich sei.

Als Alex die Eingangstür öffnete, schlug ihm ein Schwall warmer Luft entgegen. Sein Bungalow, dessen Holzfassade von orangefarbenen Blumenmustern durchzogen wurde, lag keine hundert Meter von der Küste des Atlantiks entfernt. Alex angelte sein Surfbrett hinter der Tür hervor, klemmte es unter den Arm und trat hinaus in den Sand, der sich feucht zwischen den Zehen anfühlte. Die noch tief über Cocoa Beach stehende Sonne ließ ihn kurz blinzeln.

Auf dem Weg zum Wasser fiel sein Blick auf einige Fußballer, die sich auf ein Spiel vorbereiteten. Unter ihnen erkannte er Ramzi, der die Strandhütte nebenan bewohnte. Choi und Håkan, zwei weitere Kumpel aus der Nachbarschaft, bauten im Sand die Tore auf. Als er die Gruppe mit einem lässigen Gruß passierte, begann Alex, die beruhigende Brise des Meeres zu spüren. Er watete einige Meter in das kristallklare Wasser hinein und ließ sich auf sein Surfbrett gleiten. Mit gemächlichen Zügen paddelte er durch die seichte Brandung der Bucht in Richtung des Ozeans.

In einiger Entfernung zur Küste verfolgten seine Augen einen braunen Pelikan, der knapp über der Wasseroberfläche dahinglitt. Als er den Vogel hinter einigen Palmen aus dem Blick verlor, wurde Alex plötzlich von einem grellen Licht geblendet. Reflexartig kniff er die Augen zusammen und wandte den Kopf zur Seite ab. Nachdem das Flimmern hinter seinen Lidern abgeebbt war, blinzelte er vorsichtig in Richtung des Wassers und sein Blick fiel auf den allzu bekannten Verursacher. Einem zweiten Horizont gleich spannte sich der gigantische Zaun aus Titanglas über das gesamte Blickfeld und brach die flach vom Meer einfallenden Sonnenstrahlen. Mit eleganten Flügelschlägen entschwand der Pelikan in Richtung des offenen Meeres. Im Gegensatz zu den menschlichen Bewohnern hatten sich die Tiere der Insel schnell an die transparente Barriere gewöhnt, die das gesamte Habitat umspannte.

Unbewusst ballte Alex die Fäuste und starrte wütend auf eines der Kameraaugen, die an der Oberkante des Zaunes prangten und ihn hämisch anzulächeln schienen. Einem trägen Alligator gleich änderte er den Kurs seines Surfbretts und ließ sich parallel zur Küste dahintreiben. Sein Gesichtsausdruck spiegelte grimmige Entschlossenheit wider.

»Bald!«

Drop-outs

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