Читать книгу Marshal ohne Erbarmen: Glorreiche Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett - Страница 23

15

Оглавление

Sheriff Leif Thunder hatte selten eine Aufgabe lustloser angepackt als jene, die ihm nun aufgebürdet war. Ausgerechnet Saltillo sollte er festnehmen, einen Mann, den er kaum weniger verehrte als die Mehrzahl der Bewohner des noch recht dünn besiedelten Lands.

Ein »Mist-Job« war das, den der Sheriff diesem fetten Winkeladvokaten verdankte.

Er sollte Saltillo nach der Festnahme bis zur Gerichtsverhandlung im Jail von El Paso festhalten. Die Anklagepunkte kamen ihm hanebüchen vor, doch sie waren von drei Zeugen bestätigt.

Sheriff Leif Thunder war klar, dass es sich nur um ein Missverständnis handeln konnte. Ein ziemlich gefährliches allerdings, denn Saltillo wurde immerhin des Mädchenhandels und des Mordes bezichtigt. Jedes der beiden Delikte für sich allein reichte schon aus, ihn dem Henker zu überliefern.

Der neue Richter, Judge Harris, hatte prompt den Haftbefehl ausgestellt und unterschrieben.

Leif Thunder traute diesem neuen Richter nicht Er war von den Geldsäcken El Pasos in die Stadt geholt worden, bezog ein stolzes Gehalt aus dem Steuersäckel und wurde dazu noch geschmiert. Wie sonst hätte er das hübsche Anwesen im Westen der Stadt erwerben können.

»Geld regiert die Welt«, seufzte Sheriff Leif Thunder ahnungsvoll, als er durch das offene Tor in die Hazienda ritt.

Überall war geschäftiges Treiben. Nirgendwo im weiten Umkreis waren die Vaqueros und Peones so zufrieden wie auf der Hazienda del Saltillo. Im Dorf gab es eine eigene Krankenstation, und mindestens einmal die Woche schaute Doc Henderson aus El Paso hier vorbei. Dazu hatte Saltillo noch einen Fonds gebildet, aus dessen Mitteln verunglückte Vaqueros und Peones und ihre Familien großzügig unterstützt wurden.

Und so ein Mann sollte Mädchenhandel betreiben?

So ein Mann sollte ein Mädchen totgepeitscht haben?

Leif Thunder mochte nicht eine Sekunde daran glauben.

Doch gegen den Haftbefehl, der wie Feuer in seiner Tasche brannte, konnte er nichts ausrichten.

Der Sternträger wurde als seltener Gast freudig begrüßt. Frauen winkten ihm zu, Männer, die er nicht einmal kannte, und auch Kinder. Sie tollten um sein Pferd herum. Dem Sheriff wurde der Kragen noch ein Stück enger. Er knöpfte ihn auf. Vor dem Herrenhaus nahm ihm einer der Peones die Zügel aus der Hand.

»Soll ich Ihr Pferd trockenreiben, Señor? Und ihm Hafer geben?«

Schon der Empfang durch Saltillos Bedienstete war herzlich. Sheriff Thunder galt als Freund des Hauses und wurde als solcher respektiert.

Leif Thunder stammte aus Schweden. Er war als Junge in das Land gekommen, hatte sich trotz des frühen Todes seiner Eltern durchgesetzt und war zu einem Mann herangewachsen, der Achtung verdiente, obwohl er rein äußerlich von nicht allzu kräftiger Statur war. Doch seine guten, wasserhellen Augen verhießen Ehrlichkeit und Verständnis, dazu Durchsetzungsvermögen.

El Paso hätte sich kaum einen besseren Sternträger wünschen können. Auf Leif Thunder war Verlass.

Er wurde ins Haupthaus geführt, wo Saltillo ihn schon erwartete. Ein Erfrischungstrunk stand bereit, ein Glas mit Limonensaft, denn Leif Thunder trank keinen Alkohol.

Die beiden Männer reichten sich die Hand. Thunder erwiderte Saltillos Druck nur halbherzig. Er sah zu Boden.

»Eine sehr dumme Geschichte, Socorro«, druckste er.

»Trinken Sie Ihren Saft, und rücken Sie heraus mit der Sprache«, ermunterte der Haziendero den Sheriff.

»Eigentlich ist‘s nur ‘ne Formsache«, wiegelte der Sheriff ab. »Ich soll Sie nach El Paso bringen.«

»Darf ich wissen, weshalb?«

Wortlos griff Leif Thunder in seine Brusttasche und holte den Haftbefehl heraus.

»Lesen Sie selbst. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie unangenehm mir das alles ist. Sicher nur ein Irrtum. Sie beherbergen doch keine halbwüchsigen Mexikanerinnen auf der Hazienda?«

Saltillo hatte den Wisch noch nicht gelesen.

»Aber gewiss tu ich das«, antwortete er, während er die teils gedruckten, teils handgeschriebenen Zeilen überflog und dann erblasste.

»Hölle, das ist starker Tobak! Wer hat mir diese Suppe eingebrockt?«

»Tut mir leid, Saltillo, aber das darf ich Ihnen nicht sagen. Zumindest nicht vor der Verhandlung. Doch davor brauchen Sie doch gewiss keine Angst zu haben. Bestimmt wird sich alles aufklären, und schon in einer Woche können wir darüber lachen.«

Saltillos Gedanken jagten sich. Ihm war überhaupt nicht zum Lachen zumute. Da rückte irgend jemand mit schwerstem Geschütz gegen ihn vor. Das Syndikat der Mädchenhändler? Die Burschen wollten ihn außer Gefecht setzen, das war klar!

Leif Thunder versuchte sich in einem aufmunternden Grinsen. Es missglückte gründlich.

Saltillo ließ den Haftbefehl sinken.

Da kam Tortilla-Buck hereingestapft.

»Holla, Sheriff!«, grüßte er schon von Weitem. »Dacht ich mir‘s doch, dass das Ihr Klepper war, den Pedro eben in den Stall führte. Lange nicht mehr hier gewesen, eh? Das trifft sich aber gut, was Saltillo? Wolltest du nicht sowieso mal nach El Paso, um diese Geschichte mit den Mädchenhändlern zu erzählen?«

Sheriff Thunder schaute interessiert auf.

»Gab‘s denn irgendwelche Zwischenfälle in der letzten Zeit?«

Saltillo berichtete. Und er erzählte auch von Maria Leto.

Ihm fiel nicht auf, dass Sheriff Thunders Gesicht dabei immer länger wurde. Saltillos Schilderung deckte sich in vielen Punkten mit jenem Schrieb, dessentwegen der Haftbefehl gegen den Haziendero ausgestellt worden war.

Doch an eine Schuld Saltillos glaubte Leif Thunder nach wie vor nicht. Doch er sah enorme Schwierigkeiten auf den Haziendero zukommen.

»Ich nehme an, die übrigen Mädchen werden Ihre Angaben bestätigen«, meinte er.

»Natürlich werden sie das«, polterte Buck Mercer dazwischen. »Jedes Wort ist wahr. Ich war ja selbst dabei.«

»Auch als diese Señorita Leto verjagt wurde?«

»Verjagt? Hm. Hab davon gehört. Layla war ein wenig eifersüchtig.« Tortilla-Buck grinste breit. »Ist ja auch verständlich. Die Kleine hätt‘ mir auch gefallen. War schon ein gerissenes Luder.«

Leif Thunder zog die Brauen hoch.

»War?«

Buck hob die breiten Schultern und ließ sie fallen, drehte die Innenflächen der Hände nach außen und verzog das Gesicht.

»Ist ja nicht mehr auf der Hazienda, hm?«

»Sie ist tot«, sagte Saltillo. »Und ich werde beschuldigt, sie ermordet zu haben. Sheriff Thunder ist gekommen, mich festzunehmen.«

»Hä …?«

Buck Mercer setzte das mit Abstand dümmste Gesicht auf, über das er verfügte. Er bekam eine verzweifelte Ähnlichkeit mit einem erstaunten Pavian.

Dann lachte er los, dröhnend, aber nicht herzlich. Das Gelächter endete schließlich in einem verlegenen Lächeln.

»Das kann doch nicht wahr sein!«

»Ist es aber«, bestätigte Sheriff Thunder und steckte den Haftbefehl wieder ein. »Hoffentlich gibt es unparteiische Zeugen dafür, dass Miss Leto die Hazienda unversehrt verlassen hat. Sonst fang ich wirklich an, schwarz zu sehen, Saltillo.«

Marshal ohne Erbarmen: Glorreiche Western Sammelband 7 Romane

Подняться наверх