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8. Kapitel

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Bruno Schulz wohnte in der Altstadt Weidens, genau gesagt Hinterm Zwinger. Die Suche nach einem Parkplatz in der Dr. Pfleger-Straße verlief ergebnislos, sodass Oberkommissar Kutzer den Dienstwagen im Parkdeck beim Großparkplatz abstellte und sich die beiden Polizisten zu Fuß auf den Weg machen mussten. Aber schon drei Minuten später marschierten sie durch das Obere Tor, unmittelbar dahinter ging es rechts in die enge Gasse, die den Namen Hinterm Zwinger trug.

Waltraud Scholz öffnete, nachdem Kutzer an der Wohnungstür geläutet hatte, und maß die Kommissare mit überraschtem Blick. „Was führt Sie heute zu mir? Was es zu sagen gab, haben wir Ihnen erzählt. Oder haben Sie den Mörder schon geschnappt und sind hier, um mich darüber in Kenntnis zu setzen.“

„Nein“, antwortete der Hauptkommissar, „der- oder diejenige, der Ihre Schwiegermutter auf dem Gewissen hat, läuft nach wie vor frei herum. Wir hätten gerne noch einmal Ihren Mann gesprochen.“

„Der arbeitet ab heute wieder.“

„Aha. Na schön, dann werden wir ihn eben an seinem Arbeitsplatz aufsuchen.“

„Was wollen Sie denn von meinem Mann?“

„Wir haben erfahren, dass er an dem Freitagnachmittag, der dem Todestag Ihrer Schwiegermutter vorausging, bei dieser war und Streit mit ihr hatte.“ Degenhart entging keine noch so kleine Reaktion im Gesicht der Frau, und er glaubte erkennen zu können, wie sehr sie erschrak. „Ich denke, Ihr Mann hat mit Ihnen darüber gesprochen.“

Waltraud Scholz atmete schneller, fast stoßweise, und sie vermied es, Degenhart anzusehen. Schließlich murmelte sie: „Bruno hat mir von dem Streit erzählt. Am Mittwoch zuvor ist unsere Waschmaschine kaputtgegangen. Wir haben uns im Media-Markt eine neue angeschaut, aber die, die wir wollten, hätte über achthundert Euro gekostet. Nun, wir hatten das Geld nicht flüssig, und wenn wir die Maschine finanziert hätten, dann hätte sie uns noch mehr gekostet. Daher hat Bruno sich entschlossen, seine Mutter zu fragen, ob sie ihm das Geld leiht.“

„Also fuhr er am Freitagnachmittag zu ihr und äußerte sein Ansinnen, doch seine Mutter lehnte ab und es kam zum Streit“, resümierte Hauptkommissar Degenhart.

„Ja, genauso war es.“ Fast entsetzt schaute Waltraud Scholz den Hauptkommissar an. „Und jetzt denken Sie sicherlich, dass Bruno seine Mutter erwürgt hat, weil sie ihm das Geld nicht geliehen hat.“

„Zwischen ihm und seiner Mutter war schon lange was am Schwelen“, erwiderte Degenhart. „Frau Scholz war mit vielem, mit dem Ihr Mann in den vergangenen Jahren aufwartete, nicht einverstanden, und wir vermuten, dass sie ihm ständig irgendwelche Vorhaltungen gemacht hat. Vielleicht lief das Fass bei ihm irgendwann über ...“

„Sie konstruieren da etwas, das alles andere als zutreffend ist“, stieß Waltraud Scholz hervor. „Sicher, Bruno und seine Mutter haben oft gestritten, und zwar meistens wegen mir. In Ihren Augen war ich eine asoziale, kriminelle Schlampe, und sie hat es nie verwunden, dass Bruno hinter mir gestanden hat. Er hat sich nicht aufhetzen lassen wie die Carmen, mit deren Mann die alte Hexe ja auch nicht einverstanden war. Apropos – Carmen! Bruno hat mir erzählt, dass seine Mutter an dem Freitagnachmittag erwähnte, dass sie dem Sohn der Carmen schon fünftausend Euro geliehen und noch keinen einzigen Cent zurückerhalten habe. Und als Bruno die Wohnung seiner Mutter verließ, fuhr Sebastian vor. Haben Sie schon mal daran gedacht, dass er die Alte erwürgt haben könnte? Habe ich Ihnen jetzt vielleicht sogar einen neuen Hinweis geliefert? Nehmen Sie sich das Bürschchen zur Brust – dann haben Sie vielleicht den Mörder.“

„Wir wissen von den Schulden Sebastians bei seiner Großmutter“, gab Oberkommissar Kutzer zu verstehen.

„Dem hat sie fünftausend gegeben, wohlwissend, dass er ihr nichts zurückzahlen wird. Ihrem eigenen Sohn hat sie die scheiß achthundert Euro verweigert. Ich hab ihr gewünscht, dass sie an ihrem Geiz erstickt. Am meisten hat sie dem Erich und seinen Kindern zugeschoben. Meine Schwiegermutter war ja so ungerecht ...“

„Ihr Mann ist einundvierzig Jahre alt“, antwortete Kutzer. „Glauben Sie nicht auch, dass er für sein Leben selbst verantwortlich ist? In diesem Alter darf sich kein Sohn und keine Tochter mehr darauf verlassen, dass ihm oder ihr die Eltern finanziell unter die Arme greifen. Ihr Mann hat doch Einkommen. Haben Sie denn keinen Notgroschen auf die Seite gelegt?“

„Was mein Mann verdient ist zum Leben zu wenig, zum Sterben aber zu viel“, entgegnete Waltraud Scholz. „Es reicht gerade mal so, dass wir Monat für Monat – und das nur mich Ach und Krach - über die Runden kommen.“

„Arbeiten Sie denn nicht?“

„Ich bin arbeitssuchend. Mit zweiundfünfzig Jahren ist es nicht so einfach, einen Job zu bekommen, zumal wenn man nie eine Ausbildung genossen hat.“

„Arbeitslosengeld zwo bekommen Sie wohl nicht.“

„Nein. Dafür ist das Einkommen meines Mannes zu hoch. – Aber das ist meine Sache und die Sache meines Mannes. Unser beschissener Staat unterstützt sämtliche desolaten Staaten in der EU, die eigenen Leute aber lässt er im Regen stehen. - Es ist richtig, Bruno hat sich mit seiner Mutter am Freitag vor ihrem Tod gestritten. Aber das kommt in den besten Familien vor. Ich habe es Ihnen doch bestätigt: Als meine Schwiegermutter starb, lagen mein Mann und ich im Bett. Er hat also ein Alibi. Was wollen Sie überhaupt?“

„Ihr Mann gehört ebenso wie Sie zu den Verdächtigen, Frau Scholz. Die Alibis, die sich gegenseitig bestätigen, sind nicht allzu viel wert.“

„Aber – das ist doch wohl ...“ Die Frau verschluckte sich, musste husten, ihre Augen quollen aus den Höhlen und ihr Gesicht nahm eine rote Färbung an. Da sie die rechte Hand vor den Mund hielt, registrierte Hauptkommissar Degenhart, dass Zeige- und Mittelfinger vom Nikotin braun verfärbt waren. Waltraud Scholz musste eine starke Raucherin sein.

Sie bekam den Hustenanfall unter Kontrolle, ihre Augen schwammen in einem See von Tränen, ihre Brust hob und senkte sich unter keuchenden Atemzügen. „Sie – Sie bezichtigen uns also der Lüge!“, presste sie hervor. „Das – das ist ...“

„Das ist Ihre Interpretation meiner Aussage“, unterbrach sie Degenhart. „Ich brachte lediglich zum Ausdruck, dass die Alibis wenig wert sind, weil wir nicht ausschließen können, dass Sie sich gegenseitig decken.“

„Nein, nein“, murmelte sie mit brüchiger Stimme, „das tun wir nicht. Wir haben vorigen Montag, zu der Zeit, als meine Schwiegermutter starb, tatsächlich im Bett gelegen. Das schwöre ich bei allem, was mir heilig ist.“

„Wir fahren jetzt zu dem Baumarkt, in dem Ihr Mann arbeitet. – Sie sind eine starke Raucherin, Frau Scholz, nicht wahr?“

„Na ja, es geht. Wie oft hab ich mir schon geschworen, damit aufzuhören. Aber es ist nicht so einfach. Und da auch Bruno raucht und er überhaupt nicht daran denkt, es sich abzugewöhnen, werde ich immer wieder verführt.“

„Man kann es schaffen“, erklärte Degenhart. „Ich war Kettenraucher, seit über fünf Jahren rühre ich aber keine Zigarette mehr an. Man muss nur einen festen Willen haben. Rauchen kostet nicht nur eine Menge Geld, es schädigt auch die Gesundheit und verkürzt wahrscheinlich das Leben. Das ist es nicht wert ...“

Er nickte Waltraud Scholz zu, verabschiedete sich mit einem knappen Gruß und ging – gefolgt von Oberkommissar Kutzer – zur Treppe.

„Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt!“, rief ihnen die Frau hinterher, und sie verlieh ihrer Stimme ein hohes Maß an Eindringlichkeit.

Die Kriminalbeamten fuhren zu dem Baumarkt in der Regensburger Straße, nur einen Katzensprung von der Polizeiinspektion entfernt, und schon wenig später saß ihnen im Aufenthaltsraum Bruno Scholz gegenüber. Er verriet Nervosität, sein Blick war unstet, unablässig befeuchtete er sich mit der Zungenspitze die Lippen.

„Hat Ihre Frau Sie gewarnt?“, begann Degenhart die Vernehmung und musterte das Gesicht des unruhigen Mannes mit scharfem Blick.

„Gewarnt – wovor?“, entrang es sich Bruno Scholz.

„Kann ich mal Ihr Handy haben?“, fragte der Hauptkommissar und hielt Bruno Scholz die geöffnete Rechte hin.

Scholz hüstelte verlegen, räusperte sich und murmelte schließlich: „Waltraud hat mich angerufen. Na schön, Sie wissen von dem Streit mit meiner Mutter am 6. November. Ich geb’s zu, ich war saumäßig wütend. Sie hätt mir doch die scheiß paar Kröten pumpen können. Weil ich ihr vorg‘worfen hab, dass sie für mich nix übrig hat, hat’s mich ausg’schafft. Achthundert Euro! Dem Ableger von der Carmen hat’s fünftausend in den A... - ich meine Hintern g’schob’n.“

„Hat Ihnen Ihre Mutter denn nicht gesagt, dass das Geld für Sebastian gar nicht von ihr stammte?“, fragte Degenhart.

Bruno Scholz starrte den Hauptkommissar ungläubig an. „Ha!“, machte er. „Dös Geld war niat von meiner Mutter?“ Plötzlich huschte der Schimmer des Begreifens über sein Gesicht und ihm entfuhr es: „Dös hat ihr der Jakob gegeb’n, stimmt’s?“

„Ja, es kam von Herrn Trummer.“

„Das bedeutet ja ...“

„Sprechen Sie ruhig weiter, Herr Scholz“, forderte Kutzer. „Was bedeutet es?“

„Dass meine Mutter auf den Schulden sitzen geblieben ist, nachdem Sebastian keine Rückzahlung leistete.“

„Das ist richtig“, bestätigte Kutzer. „Ihre Schwester hat uns berichtet, dass es zwischen Ihrer Mutter und Herrn Trummer einen Darlehensvertrag gab, in dem jedoch nicht die Rede davon ist, dass mit den fünftausend Euro Ihr Neffe begünstigt werden sollte. Im Rahmen der Erbenhaftung hat Herr Trummer grundsätzlich einen Anspruch auf Rückzahlung der Schuld gegen Sie und Ihre Geschwister.“

„Gegen mich!? So weit käm’s noch! Der Rotzlöffel hat sich a Auto von dem Geld g’kauft, und ich sollt‘ mit dafür gradstehen. Dös kummt ja überhaupt niat in Frage.“

„Keine Sorge, Herr Scholz“, sagte Hauptkommissar Degenhart. „Ihr Neffe wird nicht umhin kommen, zuzugeben, dass er bei seiner Großmutter fünftausend Euro Schulden hat – Geld, das von Herrn Trummer stammt.“

In Bruno Scholz‘ Augen blitzte es auf. „Is dös überhaupt sicher, dass es sich um die fünftausend vom Trummer handelt, die meine Mutter dem Sebastian gepumpt hat?“

Degenhart begriff und er verspürte Abscheu in sich aufsteigen. Widerlich!, durchzuckte es ihn, und er sagte frostig: „Vergessen Sie’s, Herr Scholz. Es ist das Geld von Trummer, und Sebastian tritt als Schuldner an die Stelle Ihrer Mutter. Wenn Sie also denken, dass Sie als einer der Erben Ihrer Mutter einen Teil des Darlehens Ihrem Neffen gegenüber geltend machen können, dann sind Sie auf dem Holzweg.“

„Wofür halten Sie mich denn, Herr Kommissar?“

„Für einen, der nicht mal achthundert Euro für eine Waschmaschine auf der Seite hat“, blaffte Oberkommissar Kutzer und nahm damit seinem Kollegen die Antwort ab. „Ihre Frau hat Ihnen sicher gesteckt, dass wir ihr und Ihnen das Alibi, das Sie sich gegenseitig bestätigen, nicht so ohne weiteres abnehmen.“

Bruno Scholz warf sich in die Brust. „Beweisen Sie uns das Gegenteil!“, fauchte er patzig.

„Wir werden uns Mühe geben“, versetzte Degenhart unbeeindruckt, den dieses jähe, impertinente Verhalten in seiner Auffassung bestätigte, dass Bruno Scholz vielleicht nicht das Unschuldslamm war, als das er sich hinstellte.

„Sie vergeuden Ihre Zeit“, brummte Scholz und sein Ton war jetzt wieder moderat. „Nehmen Sie sich lieber meinen Neffen vor, oder den Franz. Ich will Ihnen jetzt was sagen. Wir haben uns immer gefragt, was das für ein Verhältnis zwischen dem Trummer und meiner Mutter ist. Jeder hat sich ans Hirn gegriffen, weil es nicht sein kann, dass sich einer wie der Trummer an einer viel älteren, absolut übergewichtigen und gehbehinderten Frau vergreift. Ich hab darüber nachgedacht. Ich glaub, der Trummer war nicht hinter meiner Mutter, sondern hinter meiner Schwester her. Und meine Mutter hat das unterstützt, war der Trummer doch ein hoher Offizier, außerdem bezieht er eine fette Pension.“

Diese Aussage sorgte auch bei Degenhart und Kutzer für Überraschung.

„Das ist ja ein völlig neuer Aspekt“, entfuhr es dem Hauptkommissar.

„Ich kann es zwar nicht mit Gewissheit behaupten“, fügte Bruno Scholz hinzu, „aber es spricht einiges dafür. Die Carmen geht auch in der Woche zweimal zu ihm, um seinen Haushalt zu richten. Möglicherweise läuft da etwas. Sie wissen ja sicher, dass meine Schwester kein Feind des Alkohols ist. Und wenn’s g’soffen hat, kennt sie sich nimmer. Vielleicht ...“

Bruno Scholz brach ab und zuckte mit den Achseln.

„Wenn das so ist“, murmelte Degenhart, „inwiefern soll es einen Zusammenhang mit dem Tod Ihrer Mutter geben?“

„Vielleicht ist der Franz dahintergekommen“, mutmaßte Bruno Scholz.

„Ihre Frau hat Ihren Neffen verdächtigt“, erklärte Oberkommissar Kutzer.

„Der kann’s natürlich auch g’wes’n sein. Was ist eigentlich mit dem Matheis? Habt ihr den schon vernommen?“

„Wir haben mit ihm gesprochen“, antwortete Degenhart. „Ihre Mutter scheint nichts unversucht gelassen zu haben, um ihn schlechtzumachen.“

„Dös hab ich Ihnen doch g’sagt. Meine Mutter konnte ziemlich bösartig sein. Meinen’s niat, dass der Martin meine Mutter umgebracht hat?“

„Wir wissen es nicht. Hatten Sie nach dem Streit mit Ihrer Mutter am 6. November nachmittags noch einmal Kontakt mit ihr?“

„Nein. Als ich sie wieder geseh’n hab, war sie maustot.“

Zweifelnd fixierten die beiden Polizisten Bruno Scholz, und dessen Unbehagen wuchs unter den Blicken, die auf besondere Art Druck auf ihn ausübten. Er legte die Stirn in Falten, starrte grübelnd zu Boden und tippte sich plötzlich mit den Fingerkuppen seiner rechten Hand gegen die Stirn, wie jemand, der sich unvermittelt an etwas erinnert. „Da fällt mir ein“, sagte er, „ich hab am Samstagvormittag bei meiner Mutter angerufen und mich bei ihr entschuldigt. Ich wollte nämlich keinen Streit mit ihr, schon gar nicht drei Tage vor ihrem Fünfundsiebzigsten.“

„Und?“, fragte Degenhart, ohne Bruno Scholz aus den Augen zu lassen.

„Sie meinte, es wäre schon in Ordnung, und gab sogar zu, etwas überreagiert zu haben, als sie mich aus der Wohnung warf.“

„Kam die Rede noch einmal auf das Geld, das Sie für die Waschmaschine benötigten?“, erkundigte sich Oberkommissar Kutzer.

„Nein. Ich wollt‘ doch koin neier Streit a’fanga.“

„Wäre noch die Sache mit Ihrem Alibi zu klären“, meinte Degenhart. „Hat Sie in der Zeit zwischen 7 und halb 9 denn keiner der Bewohner Ihres Hauses gesehen?“

„Nein, wir sind ja erst gegen 8:30 Uhr aufgestanden, und ich hab sofort versucht, meine Mutter anzurufen. Als sie nicht abgenommen hat, bin ich in meine Klamotten geschlüpft und bin in die Humboldt Straße gefahren, wo ich sie dann tot auffand.“

„Haben Sie in der Zwischenzeit eine Waschmaschine gekauft?“, fragte Kutzer.

„Ja. Beim Media-Markt. Wir zahlen dreiunddreißig Monatsraten.“

„Nur noch eine Frage“, sagte Degenhart. „Ihre Vermutung, dass Ihre Schwester eventuell etwas mit Jakob Trummer hat – ist sie wirklich nur in ihrem Kopf entstanden, oder gibt es irgendwelche Hinweise, die sie fundamentieren?“

„Meine Mutter hat doch immer gegen den Franz gewettert, weil er nur ein einfacher Handwerker ist und weil er nie den Ehrgeiz besessen hat, mehr aus sich zu machen. Er war in ihren Augen ein Habenichts und Hungerleider und hin und wieder, wenn sie sich in Rage geredet hatte, verkniff sie es sich nicht, zu sagen, dass sie sich für die Carmen einen Mann gewünscht hat, der was darstellt, und zwar beruflich und auch von seinem Erscheinungsbild her. Sie haben den Franz ja kennengelernt. Er ist ganz sicher kein Bild von einem Mann.“

„Nun ja“, knurrte Kutzer, „über Geschmack kann man nicht streiten. Ihrer Schwester wird Herr Ringer wohl gefallen haben, andernfalls hätte sie ihn ja wohl nicht geheiratet.“

„Ich glaub, die Carmen war Jahre, nachdem der Martin mit ihr Schluss gemacht hat, noch immer in ihn verknallt. Den Franz hat’s meiner Meinung nur g’heiratet, weil’s den Martin eifersüchtig machen wollt‘. Die Carmen gibt’s zwar nicht zu, aber glücklich glaub‘ ich is‘ mit’m Franz niat worn. Dös is‘ vielleicht auch a Grund, weshalb sie immer wieder zur Flasche greift.“

„Ich denke, das war’s für heute“, erklärte Hauptkommissar Degenhart und schaute seinen Kollegen fragend an. „Fällt dir noch was ein?“

„Im Moment nicht.“

Degenhart stemmte sich am Tisch in die Höhe. „Dann will ich mal auf Wiedersehen sagen, Herr Scholz. Sollten sich noch Fragen stellen, wissen wir ja, wo wir Sie erreichen können.“

„Froh bin ich, wenn alles vorbei ist“, brummte Bruno Scholz. „Hoffentlich haben’s den Mörder bald, damit ich endlich mei‘ Ruh‘ hab.“

Das große Buch der Berg-Krimis Dezember 2019

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