Читать книгу Leben aus dem Sein - Radhe Shyam - Страница 6

Kapitel 1
Aufbruch ins Unbekannte

Оглавление

"Der Botschafter der Revolution ist gekommen!" Und die Revolution, für die er eintrat, schafft Freude, bringt höchste Erfüllung im Leben, Ausgeglichenheit und Frieden für die, die daran teilhaben. Für die Menschheit bedeutet diese Botschaft eine Wandlung, einen Schritt zu einer höheren Entwicklung, - nicht nur für den einzelnen, sondern für alle Gesellschaftsstrukturen, - und für unsere Erde einen Aufbruch nach Eden, in der alle Teile der Schöpfung sich gegenseitig unterhalten und nähren.

Babaji kam, um die Menschen zu lehren, wie man in einer problematischen Zeit, die großen Veränderungen und potentiellem Wachstum unterworfen ist, leben kann. Es ist unnötig, seine Prophezeiungen und Warnungen zu lesen und sie als göttliche Drohungen und Vergeltungsmaßnahmen für das Böse in einer sündigen Welt zu verstehen, es genügt, in die Zeitungen und Zeitschriften hineinzuschauen. Wissenschaftler, politische Beobachter, Philosophen und Arbeitnehmer warnen, dass unsere Gesellschaft und die Aufrechterhaltung aller Arten von Leben auf dieser Erde von irreparablem Schaden, der das ganze Leben zerstören kann, bedroht sind.

In weniger als einem Jahrhundert haben die Menschen das Weltökosystem, das sich über Milliarden Jahre und Tausenden von Jahren menschlicher Zivilisation entwickelt hat, aufs Spiel gesetzt. Wir haben Waffen mit schrecklichen Folgen geschaffen und suchen nun verzweifelt nach Möglichkeiten, sie zu kontrollieren und zu verbieten. Wir haben Produktions- und Absatzmethoden von Nahrungsmitteln, Fertigartikeln und Lebensstile zu unserem fragwürdigen Nutzen ins Leben gerufen, welche die Erde verwüsten, die Atemluft verpesten, unser Trinkwasser und die Erde, von der wir leben, verseuchen.

Unsere gegenwärtige Lebensweise führt zum Selbstmord der Menschheit und erstickt alle anderen Lebensformen dieser Erde. Sollte es uns nicht gelingen, eine bewusste und drastische Umkehr unserer Lebensweise herbeizuführen, wird der Missbrauch der Natur und des menschlichen Lebens Veränderungen bringen, die dem Menschengeschlecht auf diesem Planeten ein Ende setzen.

Shri Babaji lehrte, dass göttliches Bewusstsein und seine Schöpfung eins sind. Die Schöpfung ist die große Manifestation des Göttlichen. Es ist ihre Bestimmung, zu wachsen und sich harmonisch und einheitlich in Übereinstimmung mit der göttlichen Vorausschau, dem göttlich Plan, zu entwickeln. Nach den Traditionen des Sanatana Dharma besteht dieser Plan darin, dem göttlichen Bewusstsein die Möglichkeit zu geben, sich in einer unendlichen Vielfalt durch nahezu unendliche Möglichkeiten auszudrücken.

Die Menschen besitzen manuelle Fertigkeiten und einen höheren Intelligenzgrad als andere geschaffene Wesen und haben, durch ihren freien Willen, die Fähigkeit und die Kraft, in Harmonie mit den göttlichen Gesetzmäßigkeiten und der göttlichen Absicht zu arbeiten oder sich ihnen, entweder bewusst oder durch Unwissenheit, entgegenzustellen. Babaji lehrte, dass, wenn Harmonie und Ausgewogenheit des geschaffenen Universum missachtet werden, wir Chaos und Auflösung in unser Leben und unsere Gesellschaften bringen und dass unsere zerspaltenden Kräfte auf der ganzen Welt und im Universum - jenseits der Erdatmosphäre - Auswirkungen zeigen. Schauen wir uns um, so können wir die Folgen auf allen Lebensstufen beobachten.

Die Menschen sind klüger als die Dinosaurier es waren, das hindert sie jedoch nicht, sich durch ihre eigene Dummheit und Unzulänglichkeit und durch das Unterlassen bestimmter Handlungen auszulöschen. In seinem Leben und seinen Lehren zeigte Babaji, dass selbst­disziplinierte, reine, wissende, bewusste und fleißige Menschen den Kräften der Spaltung und der Selbstzerstörung entgegenwirken können und darüber hinaus die menschliche Gesellschaft zu einem edleren Zeitalter der Wahrheit in Harmonie und Einheit mit Gott und dem göttlichen Schöpfungsplan führen können.

Babaji erinnerte ständig daran, "aufmerksam und achtsam" zu sein. Er zerbrach die eingefleischten Gewohnheiten der Menschen, ihre Ansichten über sich selbst und über die Welt. Die Erfahrungen, die man in einem Ashram sammelt, sind grundsätzlich anders als die im normalen Leben. Der tägliche Lebensstil und die Routine sind so gestaltet, dass sie den Einzelnen teilweise aus seinen althergebrachten Mustern herausholen und ihn zeitweise neu formen, so dass er mit an­deren Augen sein altes Leben und die Welt, zu der er in Wechselbeziehung steht, betrachten kann.

Schaut euch um und seht, was wir mit unserer Erde tun. Vor ein­hundertdreißig Jahren zwang die Regierung von Amerika den Häuptling Seathl (Seattle) und sein Volk dazu, ihre Puget Sound traditionellen Jagdgründe und ihren Lebensraum - zwei Millionen Morgen Land und die Lebensweise des Volkes - an die Vereinigten Staaten für 150.000 US Dollar zu verkaufen. Teil des Vorschlages war, dass die US Regierung ein "Reservat" für das Volk gründen und es auf diesem Land unterstützen würde. Der Häuptling Seattle hielt als Antwort eine Rede, die beißend scharf die weiße städtische Gesellschaft um 1850 charakterisierte und die ein noch erschreckenderes Bild auf den Zu­stand dieses Landes im Jahre 1980 warf. Seine Antwort enthält eines der mächtigsten Plädoyers für unsere Umwelt, die jemals gemacht worden sind.6

"Der Große Häuptling lässt uns wissen, dass er unser Land kaufen möchte. Der Große Häuptling versichert uns seine Freundschaft und seinen guten Willen. Das ist sehr freundlich von ihm, denn wir wissen, dass er wenig Nutzen von unserer Freundschaft hat. Aber wir wollen Ihr Angebot in Betracht ziehen, denn wir wissen, dass, wenn wir nicht verkaufen, der weiße Mann mit Gewehren kommen wird, um uns unser Land wegzunehmen.7

Wie können Sie den Himmel und die Wärme des Landes kaufen? Diese Idee ist uns fremd. Wir nennen die Frische der Luft und den Glanz des Wassers nicht unser eigen, wie können Sie dies kaufen? Die Toten des weißen Mannes vergessen ihr Geburtsland, sobald sie zwischen den Sternen wandern. Unsere Toten vergessen niemals diese wunderbare Erde, denn sie ist die Mutter des roten Mannes. Wir sind ein Teil dieser Erde und sie ist ein Teil von uns. Die duftenden Blumen sind unsere Schwestern, der Hirsch, das Pferd, der große Adler - dieses sind unsere Brüder. Die felsigen Berggipfel, die saftigen Wiesen, die Körperwärme des Ponies und der Mensch - alle gehören sie der gleichen Familie an.

Folglich, wenn der Große Häuptling uns wissen lässt, dass er unser Land kaufen will, erwartet er zu viel von uns. Der Große Häuptling will uns einen Platz reservieren, auf dem wir unter unseres Gleichen komfortabel leben können. Er wird unser Vater sein und wir seine Kinder. So werden wir also Ihr Angebot in Betracht ziehen. Aber es wird nicht leicht sein, denn dieses Land ist uns heilig. Ich stelle hier und jetzt die erste Bedingung: dass uns nicht das Vorrecht verwehrt wird - ohne Belästigung -, die Gräber unserer Vorfahren, Freunde und Kinder zu besuchen.

Das glitzernde Wasser, das in den Strömen und Flüssen fließt, ist das Blut unserer Ahnen. Verkaufen wir Euch Land, dann müsst Ihr wissen, dass dieses Land heilig ist; dies müsst Ihr Eure Kinder lehren und auch, dass jeder schattige Reflex in dem klaren Wasser der Seen die Geschehnisse und Erinnerungen an das Leben meines Volkes er­zählt. Das Murmeln des Wassers ist die Stimme der Väter meines Vaters.

Die Flüsse sind unsere Brüder, sie stillen unseren Durst. Die Flüsse tragen unsere Kanus und füttern unsere Kinder. Wenn wir unser Land verkaufen, dann müsst Ihr Euch daran erinnern, Eure Kinder zu lehren, dass die Flüsse unsere Brüder sind - und die Eurigen, fortan müsst Ihr den Flüssen die gleiche Freundlichkeit wie jedem Bruder zukommen lassen.

Der rote Mann hat sich der Annäherung des weißen Mannes entzogen, genauso wie der Tau der glühenden Sonne flieht. Aber die Asche unserer Väter ist uns heilig. Die Gräber sind geweihter Boden, ebenso die Hügel, diese Bäume, dieser Teil der Erde ist uns heilig.

Wir wissen, dass der weiße Mann unsere Lebensweise nicht versteht. Der eine oder der andere Teil des Landes ist ihm gleich; er ist ein Fremder, der in der Nacht erscheint und dem Lande das nimmt, was er braucht. Die Erde ist nicht sein Bruder, sondern sein Feind, und wenn er sie erobert hat, zieht er weiter.

Er lässt die Gräber seiner Väter zurück, er kümmert sich nicht um sie. Er entführt die Erde ihren Kindern, es macht ihm nichts aus. Der Väter Gräber und das Geburtsrecht seiner Kinder sind vergessen. Er behandelt seine Mutter, die Erde, und seinen Bruder, den Himmel, als seien sie ausgeplünderte Kaufobjekte und verkauft sie wie Schafe oder glänzende Perlen. Sein unersättlicher Appetit verschlingt die Erde und hinterlässt eine Wüste. Ich verstehe es nicht. Unsere Lebensart unter­scheidet sich von Ihrer. Der Anblick Eurer Städte schmerzt die Augen des roten Mannes. Aber vielleicht liegt es daran, dass der rote Mann ein Wilder ist und nicht versteht.

Es gibt keinen ruhigen Ort in den Städten der Weißen, keinen Platz, um den im Frühling sich entfaltenden Blättern zuzuhören, oder dem Flügelrauschen der Insekten. Vielleicht liegt es daran, dass ich ein Wilder bin und deshalb nichts verstehe.

Der Lärm scheint meine Ohren zu beleidigen. Und was soll das Leben, wenn ein Mann nicht den einsamen Ruf des Ziegenmelkervogels oder das Gequake der Frösche um einen Tümpel hören kann? Ich bin ein roter Mann und verstehe es nicht.

Der Indianer liebt den sanften Ton des Windes, der über die Oberfläche eines Teiches streicht, den Geruch des Windes, gereinigt durch einen am Mittag gefallenen Regen oder gewürzt durch die federförmige Kiefer.

Die Luft ist dem roten Manne kostbar, denn alle Dinge teilen den gleichen Atem, das Tier, der Baum, der Mensch - alle teilen den gleichen Atem. Der weiße Mann scheint der Luft, die er atmet, keine Bedeutung zuzumessen. Wie ein für mehrere Tage mit dem Tode Ringender ist er abgestumpft gegen den Gestank.

Verkaufen wir Ihnen das Land, so müsst Ihr Euch daran erinnern, dass die Luft uns kostbar ist, dass die Luft ihren Geist mit jeglichem Leben, das sie erhält, teilt. Der Wind, der unserem Großvater den ersten Atemzug gab, gibt ihm ebenfalls seinen letzten Seufzer.

Und wenn wir Ihnen unser Land verkaufen, müsst Ihr es separat und heilig halten, wo sogar der weiße Mann den mit Wiesenblumen gewürzten Wind kosten kann.

Wir werden also Ihr Angebot, unser Land zu kaufen, in Erwägung ziehen. Nehmen wir es an, so stellen wir eine weitere Bedingung. Der weiße Mann soll die wilden Tiere dieses Landes wie seine Brüder behandeln. Ich bin ein Wilder und weiß es nicht besser. Ich habe Tau­sende von verrottenden Büffeln auf der Prärie liegen sehen, die aus dem fahrenden Zug von den Weißen erschossen wurden. Ich bin nur ein Wilder und verstehe nicht, wie ein rauchendes eisernes Pferd wichtiger sein kann als der Büffel, den wir nur töten, um am Leben zu bleiben.

Was ist der Mensch ohne wilde Tiere? Sind alle wilden Tiere verschwunden, wird der Mensch aus großer Vereinsamung im Geiste sterben. Was immer den Wildtieren geschieht, wird dem Menschen geschehen. Alle Dinge sind miteinander verbunden.

Sie müssen Ihre Kinder lehren, dass der Boden unter ihren Füßen die Asche ihrer Ahnen ist. Auf diese Weise werden sie das Land ehren. Sagt Ihren Kindern, dass die Erde angereichert ist mit den Leben der Anverwandten. Lehrt sie, was wir unseren Kindern gelehrt haben, dass die Erde unsere Mutter ist. Was immer der Erde anheimfällt, befällt die Kinder der Erde. Wenn die Menschen auf den Boden spucken, so bespucken sie sich selbst.

Das eine wissen wir: die Erde gehört nicht dem Menschen, der Mensch gehört der Erde. Das wissen wir.

Alle Dinge sind miteinander verwoben, wie das Blut, das eine Familie vereint. Alle Dinge sind miteinander verbunden. Was immer die Erde befällt, befällt die Söhne der Erde. Nicht der Mensch hat das Netz des Lebens gewoben, er ist nur ein Fädchen darin. Was er dem Netz antut, dass tut er sich selber an.

Aber wir werden Ihr Angebot, in das Reservat zu ziehen, das Sie für mein Volk bereithalten, in Betracht ziehen. Wir werden abseits leben und in Frieden. Es spielt kaum eine Rolle, wo wir uns während der verbleibenden Tage aufhalten, es sind nicht viele. Unsere Kinder haben ihre Väter in Niederlagen gedemütigt gesehen. Unsere Krieger haben Scham gefühlt und sind nach ihrer Niederlage in Müßiggang und Trunksucht verfallen. Ein paar mehr Stunden, ein paar Winter mehr, und keines der Kinder des großen Volkes, das einst auf diesem weiten Lande lebte - und die nun in kleinen Banden durch die Wälder ziehen - wird übrigbleiben, um über den Gräbern eines Volkes zu trauern, das einstmals so mächtig und hoffnungsfroh war wie Ihres.

Aber weshalb sollte ich trauern bei dem Dahinschwinden meines Volkes? Die Stämme bestehen aus Individuen, und diese sind nicht besser als sie. Die Menschen kommen und gehen wie die Wellen der See. Es ist ein Gesetz der Natur. Sogar der weiße Mann, dessen Gott unter ihm ging und mit ihm sprach von Freund zu Freund, kann nicht seiner Vorausbestimmung entgehen. Wir werden in diesem wohl Brüder sein. Die Zukunft wird es zeigen.

Eines wissen wir, der weiße Mann wird es eines Tages vielleicht erfahren - unser und Ihr Gott ist der gleiche. Sie mögen denken, dass Sie ihn besitzen, aber das können Sie nicht. Er ist der Gott aller Menschen und sein Mitgefühl gilt allen, den Roten und den Weißen. Diese Erde ist ihm kostbar, und die Erde zu verletzen bedeutet, den Schöpfer mit Verachtung zu strafen.

Die Weißen ebenfalls werden vergehen, und sie werden hell leuchten, wenn die Kraft des Gottes, der sie herführte, auf sie nieder­kommt, eines Gottes, der aus einem besonderen Grunde ihnen die Macht gab, über dieses Land und den roten Mann zu herrschen. Die Zukunft ist uns ein Rätsel, wir verstehen sie nicht - wenn all die Büffel geschlachtet, die wilden Pferde gezähmt, die geheimen Dickichte des Waldes schwer von dem Duft vieler Männer sind und die Aussicht von fruchtbaren Hügeln versperrt ist durch Telegraphenmasten.

Wo ist das Gebüsch? Es gibt keines mehr.

Wo ist der Adler? Es gibt keinen mehr.

Wir werden also in Betracht ziehen, Ihnen unser Land zu verkaufen. Wenn wir zustimmen, so wird uns das versprochene Reservat zu­gesichert. Dort mögen wir vielleicht unsere kurzen Tage verbringen, so wie wir es möchten. Wenn der letzte rote Mann von der Erdoberfläche verschwunden sein wird und seine Erinnerung unter den Weißen ein Mythos geworden ist, werden diese Gestade mit den unsichtbaren Geistern unserer Stammesangehörigen wimmeln. Sie lieben diese Erde wie das Neugeborene seiner Mutter Herzschlag.

Der Weiße wird niemals allein sein. Lass ihn gerecht sein und mein Volk freundlich behandeln, denn die Toten sind nicht machtlos.

Tote sagte ich? Es gibt keinen Tod. Nur die Welten verändern sich.

Deshalb, wenn wir unser Land verkaufen, liebt es, wie wir es geliebt haben. Sorgt Euch um es, wie wir es taten. Behaltet das Land so in Erinnerung, wie es ist, wenn ihr es nehmt.

Und mit all Euren Kräften, mit all Eurem Geist, mit all Eurem Herz, erhaltet es für Eure Kinder und liebt es - so wie Gott uns liebt. Eines wissen wir: unser und Eurer Gott ist der gleiche. Diese Erde ist ihm kostbar."

In einhundertfünfzig Jahren hat es unsere "zivilisierte" Welt nicht geschafft, aus der Erfahrung der Eingeborenen zu lernen und unsere Erde zu respektieren. Auf allen Kontinenten zerstören wir jetzt dieses Volk und ihre Kultur. In unserer unersättlichen, verrückten Gier nach mehr und besseren Dingen in unserem Leben beuten unsere westlichen Kulturen die natürlichen Ressourcen aus und hinterlassen stinkenden Unrat und nuklearen Abfall so geschwind, dass wir ihrer nicht Herr werden können. Diese Abfälle können uns das Grausen lehren - und uns buchstäblich vergiften. Wir zetteln Handelskriege an über das Recht, diese "Dinge" an Länder zu verkaufen, die sie nicht einmal wollen oder brauchen. Ich habe Grund zur Annahme, dass die zwei größten Ausgaben des Haushaltsetats der Vereinigten Staaten auf zwei Kategorien entfallen: Verteidigung dieses Lebensstiles durch hohe Militärausgaben und Heilung der geistigen und physischen Leiden, die durch unsere Übersättigung und Unterernährung und durch aus­schweifende Genüsse wie Rauchen, Trinken, Missbrauch von Sex und Drogen und den Spannungen, die aus diesem Lebensstil entstehen, hervorgerufen werden. Ist es nicht ironisch mitanzusehen, wie der Rest der Welt verzweifelt versucht, ihre Ressourcen auszubeuten und ihre Kulturen zu zerstören, um gerade diesen Lebensstil nachzuahmen! Wir sind wie Lemminge, die zu ihrer eigenen Vernichtung über die Felsen stürzen.

Babaji zeigte uns einen einfachen Lebensstil, der in mehr Harmonie zu dem Rest der Schöpfung steht, der alle Lebensformen respektiert einschließlich jener, die wir selten als lebend ansehen, wie Felsen, Pflanzen und Wasser. Er zeigte uns, dass wir unsere persönlichen Bedürfnisse einfach und so gering wie möglich halten sollten. Wir sollen nur das nehmen - ohne das ökologische System zu zerstören -, was wir wirklich benötigen, und nichts verschwenden.

Die Menschen brachten oder schickten Babaji viele Gaben, und es fiel eine Menge Verpackungsmaterial an. Babaji knotete behutsam und geduldig jedes Bändchen auf, packte mit Sorgfalt das Päckchen aus, um das Papier aufzuheben. Dann gab er es und die Bänder an Raghuvir, an Kharku oder an andere weiter, die gerade den Ashram-Laden führten. Jeder nur mögliche Artikel, der Babaji überreicht wurde, wurde immer wieder verwendet, im Recycling-Verfahren.

Als Shiva, der Inkarnation des Gottes der Veränderung, zögerte Babaji nicht, die Landschaft neu zu gestalten und den Komfort im Haidakhan Ashram zum Nutzen aller zu verbessern. Der liebliche kleine Ashramtempel wurde im 19. Jahrhundert erbaut und Babaji fügte ihm 1970 und 1980 einige Gebäude hinzu. Als er den Company Bagh (Garten) und das Mosksha Dham Dhuni im Sommer 1983 ein­weihte, gratulierte Babaji allen, die im Garten arbeiteten. "Ihr habt die Natur besiegt und diesen wunderschönen Garten geschaffen." Er lehrte durch sein Beispiel die Ressourcen der Erde zum Erhalt des Lebens und einfacher Annehmlichkeiten zu nutzen, sie mit Bedacht zu nutzen, aber ohne die Erde auszubeuten oder sie gar verwüstet und leblos hinter sich zu lassen.

Westliche Gesellschaften - und vor allem die Vereinigten Staaten von Amerika - sind ausgesprochen verschwenderisch. Wir vergeuden Elektrizität und andere Kraftstoffe, wir verschwenden Wasser. Wir haben eine ganze Industrie für Wegwerfprodukte entwickelt. Wir vergeuden die schwindenden Ressourcen des Petroleums und verbrauchen große Energiemengen, um Plastikartikel für den Einmalgebrauch herzustellen, die aber länger als die ganze Zeit der geschriebenen Menschheitsgeschichte bedürfen, um zu verrotten. Wir häufen Berge von Abfall an wie Papier, Metall, Glas und gar menschliche Ausscheidungen - die alle unter kostengünstigeren und energiesparenderen Maßnahmen wiederverwertet werden könnten als die Neubeschaffung von Rohmaterialien.

Das Rocky Mountain Institute von Snowmass, Colorado, eine Organisation, die für die Konservierung von Energie, Wasser und anderen Ressourcen arbeitet, hat veranschlagt, dass die riesige Verschuldung Amerikas in zehn oder zwölf Jahren durch potentielle Einsparungen von Energieausgaben abgezahlt werden könnte, wenn der Einzelne oder ganze Organisationen Glühlampen verwenden würden, die anstatt der normalen Glühbirnen nur ein Drittel bis zur Hälfte der Elektrizität verbrauchen. Beheizung durch Sonnenenergie und andere Mittel zur Energieeinsparung würden den Bau von kostspieligen Nuklear- und anderen Kraftwerken unnötig machen. Eine gedrosselte Nachfrage nach schwindenden Rohstoffen würde die internationalen Spannungen ebenfalls verringern. Auf vielen Gebieten sind jetzt die technischen Mittel für eine sorgfältige und leistungsfähige Nutzung unserer beschränkten Ressourcen vorhanden, aber wir sind so in unseren althergebrachten Mustern verhaftet, dass wir uns nicht einmal der Mühe unterziehen, unsere natürlichen, lebenserhaltenden Systeme zu schützen! Versäumen wir die vielen vorhandenen Möglichkeiten des Recyclings und der Erhaltung Zuhause und an Arbeitsplätzen zu nutzen, werden wir bald, wie Häuptling Seattle sagte: "an unserem eigenen Abfall ersticken!" Oder, wir werden uns ohne Vieles wiederfinden, was wir heute als selbstverständlich erachten.

Babaji lehrte, alles Geschaffene als Träger der göttlichen Energie zu betrachten, es mit Respekt zu verwenden und in Einklang mit der Natur zu leben. Leben wir in diesem Sinne, dann zerstören und verschmutzen wir die Erde in einem geringeren Maße und vermindern gleichzeitig den Stressfaktor für Menschen und andere fühlende Wesen.

Babaji wies auf die Notwendigkeit hin, den Respekt der Menschen füreinander und für die sie erhaltende Gesellschaft wieder herzustellen. Die Menschen sind die Geschöpfe, die dem Göttlichen am nächsten stehen, und es ist offensichtlich, dass die Seele nur über die menschliche Gestalt die Vereinigung mit Gott erreichen kann. Obgleich ein Reinigungsprozess und spirituelles Wachstum auf einer individuellen Basis erreicht werden - sie variieren aufgrund verschiedener persönlicher Erfahrungen und Wachstumsgrade - haben die Gesellschaften, die wir schaffen und unterhalten, einen großen Einfluss auf die Erziehung, das Wachstum und Wohl derjenigen, die in sie hineingeboren werden.

Heute leben noch immer in den meisten Ländern der Welt drei und gar vier Familiengenerationen zusammen. Dies war auch im Westen bis vor fünfzig Jahren üblich. Jetzt,- im Namen des Fortschritts - haben wir mit dieser Familienstruktur gebrochen; die gesetzliche Sozialversicherung, der ausgedehnte Straßenbau, der die Mobilität fördert, das Mietsystem und billige Wohnmöglichkeiten erleichtern diesen Vorgang. Eine solche Politik ermöglicht die Beweglichkeit der Bevölkerung zugunsten der Arbeitsplätze im ganzen Lande und in der Welt. Diese Mobilität hat gewisse Vorteile, hat aber zu unserer Entwurzelung beigetragen.

Teilweise bedingt durch die Schwächung der Familienstruktur, haben die 1960er und 1970er Jahre den Zusammenbruch des einstmals akzeptierten sozialen Standards herbeigeführt. Ausschlaggebend waren darüber hinaus auch der Gebrauch von "gesellschaftsfähigen" Drogen und der beiläufige und kommerzielle Sex. Wir finden uns jetzt ohne die traditionellen Moral- und Rollenvorstellungen wieder, die unsere weit mehr erfahrenen Vorfahren verwirklichten, wir haben der Jugend gehuldigt und die Weisheit und die Erfahrung des Alters verunglimpft. Wir haben den Weg für individuelle und soziale Zügellosigkeit geöffnet, die die Grenzen der Freiheit überschreiten oder den normalen Verstand, und wir ernten eine Saat von Krankheit, Spannung und Anspannung, Missbrauch von Drogen, und Aids (als ob Gonorrhoe und Syphilis nicht Grund genug zur Vorsicht böten), die Vermarktung von Sex und Straßenkriege zwischen Verbrecherorganisationen, die die Mafia als zivilisiert erscheinen lassen. Wir dulden Grausamkeit und Ungerechtigkeit gegen unsere Mitmenschen und Nationen, die uns früher Anlass gaben, zu den Waffen zu greifen. Und ob­gleich wir selbst all dies in den letzten fünfzig Jahren geschaffen haben, sind wir beunruhigt und werden traurig, wenn unsere Kinder unsere kleinen geheimen Fehler nachahmen und unsere eingefleischten Gewohnheiten, die das Leben auf dieser Erde bedrohen.

Babaji erinnerte an den Rat, der in den alten Schriften gegeben wurde: "Das Gute ist eine Seite, das Angenehme die andere... Die Weisen bevorzugen das Gute, die Toren, angetrieben von der Fleischeslust, ziehen das Angenehme dem Guten vor."

In diesem Alter, in dem wir dem "Vergnügen" nachjagen und dar­über den uns, der Gesellschaft und der Welt zugefügten Schaden vergessen, müssen wir uns an das Wohl und die weniger aufregenden Freuden des "Guten" erinnern. Innere Ausgeglichenheit und Selbst-Diziplin, entstanden durch Bewusstheit und Besinnung auf unsere Lebenserfahrungen, sind die Basis für eine vernünftige Wahl oder für entstehende Herausforderungen zwischen "Gutem" oder "Angenehmen". Jeder, der von Drogen oder Alkohol benebelt ist oder hypnotisiert von flüchtigen Vergnügen, ist außerstande, ausgewogene und bewusste Entscheidungen zu treffen, Fortschritte im Leben zu machen, die Fülle des Lebens zu genießen und sich zum vollsten Umfang zu entwickeln.

Babaji riet allen, zu den "Weisen zu gehen und zu lernen". Obgleich nicht jeder im Laufe der Zeit Weisheit erlangt, sind Großeltern bessere Ratgeber, was Herausforderungen und Möglichkeiten des Lebens angeht als junge beliebte Sänger, Schauspieler oder Athleten. Es gibt einen Unterschied zwischen Berühmtheit und Weisheit. Wir sollten imstande sein, beide zu genießen und zu respektieren - und zwischen ihnen zu unterscheiden, genau so wie wir zwischen "dem Guten" und dem "Angenehmen" unterscheiden müssen. Unsere Vorbilder müssen mit mehr Sorgfalt ausgewählt werden. Unsere Modelle für die Gesellschaft, die wir zu entwickeln suchen, in der wir leben oder unseren Kindern übergeben möchten, bedürfen ebenfalls sorgfältiger Auswahl. Wenn wir nicht anfangen, die Welt um uns herum mit bedachter Sorgfalt zu behandeln, werden wir nicht viel für unsere Kinder und Kindeskinder übriglassen. Wie der Häuptling Seattle beobachtete: "Er entführt die Erde ihren Kindern, und es kümmert ihn nicht."

Wir sprechen von unserer heutigen Zeit als der "modernen" Zeit. Sicherlich haben die Griechen zu Alexanders Zeiten, die Römer unter Cäsar, die Normannenkönige und Peter der Große und gewiss auch die englischen Viktorianer ihre Epoche als "modern" bezeichnet. Babaji nennt unsere Ära das "dunkle Zeitalter", das Kali Yuga. Nach seiner Sicht befindet sich die Welt in einer Zeitepoche, in der die Menschheit materiellen Dingen und flüchtigen körperlichen Vergnügungen nach­jagt und darüber ihren göttlichen Ursprung, ihren Sinn für die menschliche Rasse und für ihre irdene Umgebung verliert, in der die Dunkelheit der Unwissenheit vorherrscht. Alles hängt von dem Blickwinkel ab, von dem man sein Leben betrachtet.

In einer Zeit, in der die Menschen nach "mehr" streben, größere Vergnügungen, Aufregung und Erregung suchen, übervölkern wir unseren Planeten. Wenn mehr Menschen mehr Dinge wollen, so führt das zu einem ökologischen Zusammenbruch. Wir verbrennen oder holzen jede Woche Tausende von Morgen Wald ab, pflügen Grenzland für Äcker um, betonieren Land zu, bewohnen unfruchtbares Land, verschmutzen die einst glitzernden Ströme und Flüsse und pusten Rauch und krebserregende Substanzen in die Luft. Während wir dem "besseren Leben" nachjagen, zerstören wir die Dinge, die dies ermöglichen. Die reinigenden Filter der Natur, die Erde, Luft und Wasser sind so mit Abfall und dem Gift unserer modernen Gesellschaft verstopft, dass sie ihrer nicht Herr werden. Überall erbricht die Natur unseren menschlichen Abfall.

Dieser Zustand erzeugt Spannung in uns und unserer Gesellschaft. Unsere Ökonomie wird durch eine riesige Anzahl von Manufakturwaren gespeist, von denen eine Vielzahl nur durch aufwendige Werbung und Überredungskunst an den Mann gebracht werden können. Kaufen und verbrauchen (oder wegwerfen) wir sie in großen Mengen und unterstützen wir somit den Hersteller bei seiner Produktion, werden wir gerügt, dass wir nicht genug Geld sparen, um neue Industrien für mehr Artikel aufzubauen. Verkaufen wir weniger Artikel auf unseren Heimatmärkten, geraten wir in Streit mit anderen Ländern, weil wir nicht genügend einkaufen, um unsere Ökonomie auf Hochtouren laufen zu lassen.

Während dieses Prozesses werden viele Menschen überrannt und beiseite geschoben, - jenseits des Trampelpfades der durchgehenden Herde. Hunderte von Millionen Menschen auf dieser Erde sind arbeitslos und ohne Verdienstmöglichkeiten für ein menschenwürdiges Leben. Jene, die den "schnellen und leichten Weg" gehen, fürchten und sorgen sich und halten immer - zumindest im Unterbewusstsein - nach Schwierigkeiten oder nach Attacken von außen Ausschau. Wie Häuptling Seattle es darstellte, die Menschen sehen die Erde als ihren Feind an. Viele Menschen betrachten andere Menschen grundsätzlich als Konkurrenten und sie finden das Leben "schwer".

Nicht alle Menschen tragen diese Lebensansichten mit sich herum. Für viele ist die Erde ein wundervoller Ort, um darin zu leben, zu arbeiten, zu experimentieren und zu wachsen. Es liegt an der Sichtweise eines jeden. Unser Verstand, unsere Gedanken besitzen eine große Kraft, sie formen unsere Lebenseinstellung, unseren Erfolg im Leben und unsere Beziehung zu anderen.

Könnten wir den Gedanken annehmen oder ihn als Hypothese nicht ablehnen, dass die Schöpfung eine Einheit ist, dass alles Geschaffene miteinander verbunden ist und alles einen gemeinsamen Ursprung und eine Zukunft hat, dann kann man lernen, in Harmonie mit dem Göttlichen zu leben und zu arbeiten und nach dem göttlichen Plan stark und weise werden. Wenn wir allem Geschaffenen Ehrerbietung erweisen und die Mitmenschen und alles Leben mit Liebe und Respekt behandeln und uns ihrer Fähigkeit, - uns entweder zu verletzen oder uns zu unterstützen, - bewusst sind, besteht keine Notwendigkeit mehr, in Angst oder Spannung zu leben. Wir können der Welt ohne Drogen oder Gewalt ins Auge sehen, und unseren Mitmenschen ohne Feindschaft oder offene Verteidigungspraktiken entgegentreten. Wenn, wie Babaji empfiehlt, wir mehr Interesse daran entwickeln, an­deren zu dienen anstatt uns zu bereichern, können wir eine Losgelöstheit erreichen, die unser Leid und unseren Kummer im Leben auflösen. Erkennen wir, dass wir nicht ein Herrenhaus oder drei Autos in der Garage benötigen, werden wir von dem Zwang, diese Ziele zu er­reichen, und von der auf uns gerichteten Eifersucht befreit, die uns entgegengebracht wird. Wir würden einen inneren Frieden, eine ständige Freude erfahren und auch eine Befreiung unserer versteckten kreativen Fähigkeiten.

Wie leben wir denn? Wir essen "Schund", von dem wir wissen, dass er uns nicht bekommt. Wir kaufen unbrauchbare, unnötige Dinge, lagern sie unbenutzt für Monate und Jahre in unseren Häusern und machen aus ihnen und unserer Mutter Erde Abfall. Keiner ist davon aus­genommen. Indem wir achtsamer sind und sorgfältiger handeln, können wir unserer Mutter Erde ein wenig die schwere Last erleichtern, Geld sparen, einfacher und leichter leben und die Erde von Milliarden Tonnen von unverwertbarem Müll befreien.

Einfach und bedacht zu leben heißt nicht, stumpf oder verarmt zu sein. Im Gegenteil, in einem einfachen Leben hat man mehr Zeit für Vergnügungen und individuelle Kreativität. Es gab eine Zeit, in der die Stadtbewohner große Verehrung hegten für die Bauern, die unsere Nahrung herstellten und naturnah lebten, und in der sie Ehrfurcht vor der Natur hatten. Nun haben wir die Bauern gelehrt, ja sogar gezwungen, die größten Verbraucher von Chemikalien und Verschmutzer von Land und Wasser zu werden und unsere Erde als ein Objekt zu betrachten, das man nach seinem Willen ausbeuten und unterwerfen kann. Das einfache Leben in Harmonie und Einheit mit dem Göttlichen und seiner gesamten Schöpfung beinhaltet eine Ausgewogenheit und einen Sinn, die in unserer modernen täglichen Jagd nach Vergnügen und Bereicherung fehlen. Niemals hat es Menschen davon abgehalten, ein bequemes Leben zu führen oder gar Reichtümer und Macht zu erwerben. Ein Leben in Harmonie und Einheit mit dem Göttlichen geführt, bringt alles mit sich, was nötig ist, um die gesteckten Ziele im Leben zu erreichen.

Obgleich Babaji in einem sogenannten "Hindu" Ashram und Hindu Umfeld lebte, bestand er auf keinem bestimmten Glauben oder Religiosität. Er war überkonfessionell und riet allen, "der Religion ihres Herzens" zu folgen. Jede Religion ist gleich gut und führt zum selben göttlichen Ziel. Wieder und wieder sagte er, dass "Menschlichkeit" die einzige Religion sei. Er machte keinen Versuch, die Religion Indiens in den Rest der Welt zu exportieren, sondern er trat für eine Lebensart ein, die die menschlichen Lebensgewohnheiten und -bedingungen verbessert und erhöht und es der ganzen Schöpfung erlaubt, in beständiger Harmonie und Einheit mit dem Göttlichen zu leben, aus dem alle Lebensformen, alle Energie entspringen.

Im Haidakhan Ashram zeigte Babaji, wie dieses Leben aussehen kann. Er sagte: "Die neue Welt beginnt hier!" und hier liegt meines Erachtens die Hauptbedeutung von Haidakhan. Er ließ alle, die ihn auf­suchten, wissen: "Lerne die Regeln und folge der Disziplin, während du hier weilst. Dann, wenn du heimgehst, lehre die anderen in der gleichen Disziplin zu leben." Disziplin bedeutete, zu lernen, in Harmonie mit anderen Wesen und der ganzen Natur zu leben, wachsam und aufmerksam diese Lehren,- die Herausforderungen und Möglichkeiten des täglichen Lebens,- zu verwirklichen und anderen zu dienen als Ausdruck der Hingabe und Verehrung des Göttlichen - als höchstem Gottesdienst. Als wir in seiner Gegenwart lernten, ihn immer mehr und tiefer zu lieben, führte uns Babaji zu dem Wissen, dass, wenn man Gott zugetan ist, man alles Geschaffene liebt. Aus diesem Gefühl her­aus behandelt man alle Menschen, die Erde, die wilden Tiere, die Vögel, die Blumen, das Wasser - alles - mit der gleichen Liebe und Ehrerbietung wie das Göttliche.

Diese Einstellung zu erlangen ist ein vernünftiges Ziel, das innerlich und äußerlich Glück bringt. Dieses Ziel, diese Lebensart kann im Weltlichen erreicht werden, aber es ist eine große Hilfe, an das Göttliche zu glauben. Es ist schwer diesen Lebensstil in der profanen Welt, die gewinnorientiert ist und nach neuen Vergnügungen und Spannungen strebt, auszuüben. Hilfreich sind Besuche in Ashrams, Klöstern und ähnlichen Einrichtungen, um sich "zurückzuziehen". Dort kann eine andere Lebenseinstellung gewonnen, können Erfahrungen gesammelt werden, die auf neuen Erkenntnissen und Mustern beruhen und sich im wachsenden Maße vom hektischen Leben und seinen Versuchungen befreien. Mann kann eine beträchtliche Verringerung von Furcht und Misstrauen erringen und sogar Eifer nach Lernerfahrungen und erweiterten Gelegenheiten im Leben entwickeln. Einher mit diesem gehen eine wachsende Ausgeglichenheit und Stabilität, die einem aufrecht und stark alle Stürme des Lebens ertragen lassen. Diese Lebensart beseitigt alle Abhängigkeit im Streben nach Glück oder Erfolg und erlaubt Liebesbeweise ohne Bindung oder Fesseln.

In der alten Kultur Indiens unterteilte und unterteilt man weise das Leben eines Menschen in verschiedene Lebensabschnitte. Die ersten zwanzig oder fünfundzwanzig Jahre wurden im Zölibat verbracht (Brahmachari) hier wuchs man auf und erlernte die Handfertigkeiten für den späteren Lebensunterhalt innerhalb der Familie und der Kultur der Kommune. In uralter Zeit wurden die Kinder oft zu gelehrten Meistern und Weisen geschickt, mit denen sie viele Jahre lebten und lernten. Sie wurden von ihnen auf allen Gebieten der Erziehung innerhalb eines spirituellen und religiösen Familienverbandes - in Ashrams - unterrichtet.

Das nächste Stadium im Leben war das Verheiratetsein - oder das des Kriegers, Herrschenden oder Priesters. Dies war die Zeit für Heirat, das Aufziehen von Nachkommen, der Vergnügungen, der Eifer für das Entdecken und die Freude an Fähigkeiten, Künsten und anderen in der Jugend erlernten grundsätzlichen Prinzipien. Durch den Kontakt zu anderen Menschen und Kulturen, durch eifrige Tätigkeit und durch das Lehren ihrer Kinder durch Wort und Tat vertieften die verheirateten Menschen ihr Lebensexperiment und das des Göttlichen.

Wenn dann die Kinder vermählt wurden und ihr eigenes Geschäft eröffneten oder ihren Beruf ergriffen, waren die Eltern bereit, in den dritten Lebensabschnitt hineinzuwachsen, in dem sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Göttliche richteten und sich von ihren Familien, dem Geschäft, Reichtum oder Ruhm lösten. Oft bedeutete dies ein Leben in einem Ashram oder einer anderen spirituellen Gemeinschaft, wo sie sich auf geistige Dinge und Dienst am Nächsten konzentrieren konnten.

Es gab einen vierten Lebensabschnitt für diejenigen, die den geistigen Mut, Kraft und Einsicht dafür aufbrachten. Diese Menschen gaben sogar die Bindung und den Unterhalt der Gemeinschaft auf, in die sie sich zurückgezogen hatten. Sie gingen als Wanderer hinaus in die Welt, um mit anderen das Wissen und die Erfahrung, die sie in ihrem Leben erlangt hatten, zu teilen, und lebten von der Barmherzigkeit derer, mit denen sie ihr Wissen, ihre Arbeit und Liebe teilten.

Es gibt Anzeichen, dass sogar die westlichen Gesellschaften sich von den Auswüchsen der letzten dreißig oder vierzig Jahre abkehren. Die Jagd nach Reichtum hat kein Glück, keinen Frieden oder Sicherheit gebracht, weder dem Einzelnen noch der Gesellschaft. Die sexuelle Revolution hat sicherlich das Viktorianische Schweigen, Zurückhaltung und doppelte Moral gebrochen, den Sex aus den Schlafzimmern hinaus gebracht auf den Bildschirm und in Kinos. Dabei ist er verherrlicht, vermarktet und entmenschlicht worden. Dieses verführte Frauen dazu, Milliarden von Dollar für Kosmetik, kosmetische Operationen und Kleidung, die mehr enthüllen als bedecken, auszugeben, und sie wundern sich darüber, warum die Männer sie - noch nach zwanzig und mehr Jahren Kampf um ihre Rechte - als Sexobjekte behandeln. Weit praktizierte sexuelle Erfahrungen und Gebrauch von Drogen haben die einstmals fast ausgerottete Gonorrhoe und Syphilis auf einen epidemieartigen Stand gebracht, und Aids droht im 21. Jahrhundert die "schwarze Pest" zu werden. Durch die individuelle Jagd nach Vergnügen und Lebenslust haben wir den Sinn für ein Ziel in unserem Leben und in der Gesellschaft verloren. Unsere Kinder, die das Abgleiten der Älteren sehen, suchen weitaus größere Sensationen in ihrem Leben, um der Langeweile und Leere zu entrinnen. Die Menschen versuchen heute wieder bewusst, das Fernsehen und die Bücherläden von Schmutz und Gewalt zu befreien und kämpfen für die Wiederherstellung einer drogenfreien Gesellschaft.

Das individuelle und öffentliche Anliegen beschäftigt sich in erhöhtem Maße mit Ethik, Moral, sozialem Bewusstsein und bedachter Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft gegenüber anderen. Wir haben angefangen, von unseren politischen Führern moralische und ethische Grundsätze zu verlangen, die mehr im Einklang mit unseren höchsten Idealen stehen als die der korrupten Geschäftspolitik der Kauf-und-Verkaufsgesellschaft. Wir sollten darauf bestehen, dass das "Big Business" mehr auf einem erhöhten Bewusstsein beruht, dass dem Bedürfnis nach Wahrheit und Harmonie in der Arbeitnehmerbeziehung, den Verbrauchern und der Erde, die sie unterstützen, Rechnung getragen wird. Viele kleine Firmen vergrößern sich bereits auf der Grundlage von Wahrheit, Ehrlichkeit und echtem Kundendienst, und es gibt bereits eine Vereinigung von Investoren, sogenannte "soziale Investment Firmen", die ihr Stammkapital dazu benutzen möchten, auf öffentliche Körperschaften - tätig in Umwelt und Ökonomie - Druck auszuüben. Der Umweltschutzverein Greenpeace und ähnliche Organisationen sind weltweit tätig und werden von Menschen auf der ganzen Welt unterstützt.

Bedachte, sorgende und vertrauende Eltern können zum Beispiel ihre Kinder ermutigen, offen für neue Erfahrungen zu sein, sie bewusst zu betrachten und aus ihnen und nicht nur aus ihren Schulbüchern zu lernen, und Sorgfalt und Teilnahme für andere Wesen um sie herum zu entwickeln. Wenn ein Individuum lernt, seine Familie als Teil oder Erweiterung seiner selbst anzusehen, seine Nachbarn, seine Mitmenschen, andere fühlende Wesen mit der gleichen Liebe, Sorgfalt und Ehrfurcht zu behandeln wie es selbst wünscht, behandelt zu wer­den, wird das Ego uns weniger beherrschen und weniger Forderungen stellen. Dann sind wir fähig, anderen, die der Hilfe bedürfen, mit echter Freude zu dienen. Hilfsbereitschaft bringt länger anhaltende Freude und innere Zufriedenheit als der Triumph persönlicher Siege und Erfolge in egoistisch orientierten Projekten.

Bill Moyers und Michael Josephson, die die amerikanische Moral und das ethisches Verhalten in Bill Moyers öffentlicher Sendung "The World of Ideas" diskutieren, unterstreichen, dass die Essenz der Ethik das Eintreten für andere ist. Michael Josephson, der als Jurist Rechtsanwälten, Journalisten, Geschäftsleuten und Politikern Ethik lehrt, bemerkt: "Ich fühle mich einfach besser, wenn ich das Richtige tue. Meine Höhepunkte sind nicht, wenn ich sehr viel Geld verdiene oder einen wichtigen Fall gewonnen habe. Es sind vielmehr die Augenblicke der Zufriedenheit, nachdem ich etwas Zweckvolles erreicht und für andere Menschen etwas Nützliches getan habe." 8

Ringen um Selbstverwirklichung und persönliches Wachstum müssen ebenfalls erfahren werden. Und das ist der Inhalt der Verheirateten der mittleren Lebensperiode. Wir wenden die Fähigkeiten an, die Ethik und die Moral, die wir als Jugendliche erfuhren. Arbeiten wir mit Bewusstheit, erringen wir Weisheit in unserem Streben und in den Prüfungen, die uns die "richtige Welt" auferlegt. Unsere Kinder lernen mehr aus unseren Handlungen und unserem Vorbild als von dem, was wir ihnen vom Leben erzählen. Trotz des großen Einflusses, den die Unterhalter, Athleten und andere ausüben, sind die Familien und die Nachbarn die ersten Vorbilder eines Kindes, und sie haben einen großen Einfluss auf die Rolle, die im Teenageralter und späteren Alter ausgeübt wird. Wir Erwachsene sind verantwortlich für die Welt, die wir geschaffen haben, und für das, was kommen wird. Erkennen und akzeptieren wir die Verantwortung, dann ist es nicht zu spät, das Gegenwärtige und die Zukunft abzuändern.

Als ich aufwuchs, hieß eines der Bücher auf der Bestsellerliste "Das Leben beginnt mit Vierzig". In den letzten Jahrzehnten haben westliche Gesellschaften die Jugend in einem solchen Maße verehrt, dass das schönste Leben mit dreißig Jahren vorbei zu sein scheint. Dann, als wir die Dreißig erreichten, versuchten wir das jugendliche Aussehen und die Energie von Dreißig für ein oder zwei weitere Jahr­zehnte auszudehnen. Diese Anstrengung hat in den letzten Jahrzehnten -zig Milliarden Dollar in den Kassen des Westens klingeln lassen. Wenige Menschen erinnern sich an ein bekanntes Gedicht von Robert Browning. Es heißt: "Rabbi Ben Ezra" und enthält folgende Worte: "Alt werden möchte ich mit Dir. Das Beste ist doch das Letzte im Leben. Denn dafür ward alles gemacht. "

Sicherlich hoffen die Menschen unserer Epoche darauf, dass das Beste noch kommt. Unsere Welt ist durch einige schlimme und furchterregende Zeiten gegangen und sieht noch immer schwierigen Entscheidungen und Veränderungen entgegen. Obgleich langjährig bestehende soziale Rivalitäten und Feindschaften in vielen Gebieten ab­flauen, gibt es noch Länder auf der Welt, in denen Kriege und Hass so stark sind, dass sie die ganze Erde in Flammen stürzen könnten. Ob­gleich wir erkennen, dass es nötig ist, die Erde, das Wasser und den Himmel - sogar den Weltraum mit dem uns umkreisenden Weltraummüll - zu reinigen und zu schützen, haben wir uns noch immer nicht zu weitreichenden uns zur Verfügung stehenden Schutzmaßnahmen durchringen können, die das Leben auf dieser Erde sichern. Ob­gleich wir uns in immer größerem Ausmaß bewusst werden, dass unsere Weltökonomie und unsere Gesellschaften unentwirrbar miteinander verflochten sind, erlauben wir nationalen Grenzen und Denken, unsere Politik und unser Maß an persönlichem Interesse in und für andere zu beeinflussen. Obgleich unsere Gesellschaften und Regierungen wach­senden Anteil für das menschliche Wohlergehen zeigen und eine wachsende Anzahl von Menschen auf allen Sozialbereichen beschäftigt ist, sind wir lange davon entfernt, die Weltbevölkerung auch nur aus­reichend zu ernähren, ihr Wohnraum zu schaffen oder gar einer großen Anzahl von Menschen die Möglichkeiten für ein ehrliches und befriedigendes Leben zu geben.

Wir Menschen werden im Alter klüger, oder zumindest haben wir die Fähigkeit dazu. Die Erwachsenen lächeln, wenn sie zuschauen, wie Kinder lernen und ihre Fähigkeiten immer und immer wieder erproben, um die Lebensgrundlagen zu meistern - das Essen, Sprechen, Gehen, Anziehen, die motorischen Fähigkeiten. Wir helfen unseren Kindern in der Schule, wir geben ihnen die Möglichkeiten, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zu erweitern. Viele Menschen meinen, dass die Erziehung mit der Oberschule oder mit einem Diplom endet, aber, wenn wir bewusst das wahrnehmen, was um uns herum vorgeht, merken wir, dass das ganze Leben ein Lernprozess ist und dass "das Beste noch zu erwarten ist", denn wir bauen und wachsen auf dem Vorher­gegangenen.

Die Jahre des Ruhestandes - etwas, was dem dritten Lebensstadium des indischen Lebens entspricht - können wahrlich die "goldenen Jahre" genannt werden, über die die Menschen reden. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir die Möglichkeit, das Leben zu erfahren und viel zu lernen. Die Feinfühligkeit und der innere Aufruhr während des Wachstums, das Lernen, alle Arten von Beziehungen zum meistern, der Versuchs- und Fehlerprozess, unsere Fähigkeiten - von denen wir leben -, zu entwickeln und einzusetzen, der Kummer und die Freude, starke, verantwortungsbewusste Kinder aufzuziehen und ihnen bei ihrem Erwachsenwerden zuzuschauen - alle diese Dinge haben wir zurückgelassen, wenn wir das dritte Lebensstadium erreichen.

Viele von uns haben heute in diesem Lebensalter die Möglichkeit, ohne den Zwang, den Lebensunterhalt verdienen zu müssen, unsere Talente, unser Wissen und unsere Weisheit im Dienste anderer einzusetzen. In diesem Lebensabschnitt haben wir einerseits die Möglichkeit bzw. die Wahl, im Vergangenen hängenzubleiben, indem wir durch unsere - meist vergeblichen - Anstrengungen versuchen, die Fehler zu korrigieren, die wir an unseren Kindern sehen, welche mittlerweile nun selbst Entscheidungen treffen, die Kontrolle über das zu behalten, was wir aufbauten oder mit dem wir aufwuchsen; wir können auch unsere Hände in den Schoß legen und versuchen, nur in unserem persönlichen Kreis Vorkommnisse zu kontrollieren. Andererseits aber können wir uns sanft von den Belangen des Egos lösen und unsere Aufmerksamkeit edlen Werten und umfassenderen Aufgaben zuwenden, die uns näher und näher an die göttliche Harmonie und ihre Schöpfung bringen. Dies ist, so wird gesagt, der Sinn des menschlichen Lebens, dies ist der Zweck, für den wir vorbereitet wurden, und dies ist die Zeit, sich auf spirituelles Wachstum zu konzentrieren.

Edmond Bordeaux Szekely schrieb in dem kleinen, wunderschönen Büchlein "Creative Work, Karma Yoga" folgendes: "Anstatt uns nach einer Zukunft ohne Arbeit zu sehnen, sollten wir im eifrigen Vorgenuss auf eine Zeit blicken, die für uns einen größeren Umfang an Arbeit bereithält, in der sich unsere Kräfte zu einem größeren Maß entwickeln, sich unser Verstehen geweitet und unsere Sichtweise hinsichtlich der Erhabenheit schöpferischer Arbeit verschärft hat. Mit anderen Worten, Arbeit ist vom Leben untrennbar, und nur, wenn wir das Leben mit der Freude kreativer Arbeit teilen, leben wir wirklich. Dem Ruhestand entgegenzublicken ist wie dem Tod entgegenzusehen. Statt dessen sollte sich unsere Zukunft mehr für den Ausblick auf Abenteuer und Gelegenheiten öffnen, da Erfahrung tiefere Freude und Erfüllung mit sich bringt."9

Wenn Michael Josephson recht hat - was wohl so ist - bestehen die Höhepunkte in unserem Leben aus guten Taten für unsere Mitmenschen. Im Ruhestand können wir viele Stunden am Tag anderen Gutes tun. Da hat man Zeit - oder sollte sie haben -, für einen Kranken in der Nachbarschaft ein Mittagessen zu kochen, das Zuhause eines Versehrten zu putzen, Nachbarskindern bei ihren Schulaufgaben zu helfen oder unsere Erfahrungen einzusetzen, damit sie die Wichtigkeit in dem erkennen, was sie in der Schule lernen. Wir können einen Park oder eine Straße "adoptieren" und sie zur Freude anderer sauber und ordentlich halten.

Einige erfolgreiche Geschäftsleute geben wöchentlich zu bestimmten Zeiten denen Ratschläge, die mit einem neuen Geschäftsanfang oder mit der Aufrechterhaltung ihres Geschäftes kämpfen. Jimmy Carter hat sich an mehreren Wohnprojekten für notleidende Menschen beteiligt. Es ist eine erfüllende Arbeit, die Nachbarschaft zu erneuern, Familien, die in Schwierigkeiten sind, praktische Hilfe zu geben und dadurch selbst zu einem wertvollen Höhepunkterlebnis zu kommen. Es gibt Dutzende oder Hunderte von entwickelten Fähigkeiten, die wir während unseres Ruhestandes anwenden können, um unseren Mitmenschen eine wahre Hilfe zu sein. Wir brauchen uns nur ein wenig umzuschauen, um jemanden zu finden, der gerade unsere Fähigkeiten benötigt. Welche Höhepunkte können jeden Tag auf diese Art und Weise erfahren werden!

Babaji riet allen, anderen Menschen beizustehen, unsere Menschlichkeit durch selbstlose Dienstleistungen zu entwickeln und zu üben. "Zu arbeiten, gut zu denken und euer Leben der Menschlichkeit zu weihen, ist der höchste Weg." Dies ist Karma Yoga. Durch selbstlosen Dienst, während wir die Freuden und Höhepunkte des Helfens genießen, helfen wir uns selbst am meisten - spirituell und praktisch. Karma Yoga ist der wirkungsvollste Weg zur Erleuchtung und Einheit mit dem Göttlichen in diesem Zeitalter.

Babaji wies oft darauf hin, dass die Stärke in der Einheit liegt. Keiner von uns, wie reich oder talentiert er auch sein mag, ist fähig, mit all den Problemen unserer Nachbarschaft oder in der Welt fertig zu wer­den. Es gibt viele Gruppen - in den Ortschaften, Städten, auf nationaler und internationaler Ebene -, die wirkungsvoll andere Menschen auf praktischem Gebiet unterstützen. Diese Organisationen sind überwältigt von den Auswirkungen, die Armut, Drogen, Kriegsverwüstungen, Dürre oder Orkane haben. Sie benötigen Helfer und Geld. Es gibt viele Menschen aller Altersstufen, die den öffentlichen Gruppen behilflich sind, Drogen, Armut und Unwissenheit zu bekämpfen. Menschen im Ruhestand besitzen viele der dazu benötigten Mittel wie Weisheit, Geduld und Zeit, um denen zu helfen, die es schwer haben.

Hilft man anderen, hilft man sich selbst. Babaji wies darauf hin, dass jemand, der selbstlose Arbeit - Karma Yoga - ausführt, gut isst, gut verdaut und gut schläft; mit anderen Worten, wir fühlen uns voller Energie, nützlich und glücklich. Diese Auswirkungen tragen alle zu einem gesunden Leben bei, einem aufnahmebereiten Gedächtnis und Interesse am Leben. Und hat jemand durch Lebenserfahrungen und bewusste Anstrengung eine gewisse Ebene der Losgelöstheit erreicht, kann er Karma Yoga beständig, mit Hingabe, ohne Stress, ohne Zorn und ohne Magengeschwüre ausführen.

Die Arbeit ist da, um getan zu werden. Und es wird immer mehr Arbeit geben, als ein einzelner oder eine Gruppe bewältigen kann. Verrichte sie so liebevoll, gewissenhaft und wirkungsvoll wie du kannst! Setze ein Beispiel! Andere werden kommen, um mitzuhelfen, und eines Tages werden die, denen geholfen wurde, selbst zu Helfen­den....Selbst die, die versehrt oder krank sind, können an ihrer Heilung und an der Welt arbeiten. Viele spirituelle Lehrer und sogar Wissenschaftler sagen uns, dass unsere Gedanken wie auch unsere Handlungen weitreichende Auswirkungen haben, die über unsere kleine persönliche Lebenssphäre hinausgehen. Der tibetisch-buddhistische Heilige Milarepa meditierte, betete und lebte für "alle fühlenden Wesen". Er und viele andere Heilige und Lehrer haben ganze Landstriche um sich herum durch die Kraft ihrer spirituellen Vibrationen verändert und durch das Beispiel eines geheiligten Lebens. 1977 schrieb und dokumentierte Itzhak Bentov einiges über die Kraft der Gruppenmeditation in seinem wunderbaren Buch "Stalking the Wild Pendulum". Maharishi Mahesh Yogi, der Lehrer der Transzendentalen Meditation, und Swami Rama des Himalaja Instituts haben mit Meditationsgruppen gearbeitet und die Kraft des positiven Denkens untersucht, wenn nur ein Prozent der Bevölkerung zum Gemeinwohl meditiert. Die, welche nicht die physische Kraft haben, anderen praktisch zu helfen, können sich zusammentun (oder getrennt, aber in Verbindung miteinander sitzen), um zu meditieren, beten oder nur, um Gutes zu denken, zu heilen oder harmonische Gedanken in das ganze Universum auszustrahlen. Menschen, jung und alt, gewillt zu helfen und zu arbeiten, können Nachbarschaftshilfe-Gruppen organisieren, sich treffen und Schwingungen der Heilung durch das ganze Universum schicken und die Arbeit in der Nachbarschaft für einen Tag oder die Woche organisieren.

Es gibt viele Wege der Heilung in dieser wirren, herausgeforderten und durcheinander gebrachten Welt. Nichts hingegen wird erreicht durch endlose Diskussionen, durch Vernachlässigung oder durch das Zurückziehen vor dem Unerfreulichen. Babajis Anweisung war: "Sprich weniger, arbeite mehr." Nur sorgende Tätigkeiten, Dienst am anderen, kann die Welt reinigen und verbessern. Erfahren wir die Einheit des geschaffenen Universums, dann werden die Probleme unserer Schwester, unseres Bruders, unseres Nachbarn oder die der Menschen auf der anderen Seite der Erde zu unseren eigenen, die mit unserer Hilfe beseitigt werden müssen. Dann können wir zusammen mit Babaji sagen: "Bist du in Frieden, bin ich in Frieden. Bist du in Sorge, sorge ich mich. Hast du Probleme, so habe ich Probleme."

Das Ziel, in Harmonie und Einheit mit dem Göttlichen und der ganzen Schöpfung zu leben, wird nicht über Nacht erreicht. Es braucht Jahre neuer Erfahrungen und frischer, verbesserter Reaktionen, die alten Muster zu durchbrechen und neue Lebenswege zu finden. Man mag

das Ziel nicht ganz in diesem Leben erreichen. Aber eine bloße Zielsetzung und ein ernsthafter Versuch es zu erreichen, werden Veränderungen in den eigenen Wertvorstellungen, politischen Anschauungen, der Wunscherfüllung hervorrufen, ebenso wie ein Umdenken auf dem Gebiet der Nahrungsaufnahme, des Gedanken- und Energieeinsatzes. Wenn mehr und mehr Menschen die Wahl haben und Entscheidungen und Handlungen auf dieser Basis treffen, werden unsere Städte, unsere Länder, unsere Welt - die ganze Schöpfung - von diesen Veränderungen beeinflusst werden.

Es ist spät, aber nicht zu spät, um tatkräftige Veränderungen an der Basis unseres individuellen und sozialen Verhaltens und in den Beziehungen mit anderen, mit unserer Erde und dem Göttlichen herbeizuführen. Babaji lehrte vernünftige, menschliche Werte und Ziele, die auf das Göttliche gerichtet sind, aber nicht in religiöse Streitigkeiten oder "Religiosität" ausarten, welche die Krankheiten und Kümmernisse unserer Zeit heilen und die Menschheit zu einer höheren Ebene führen können.

Wir alle haben physisches und seelisches Leid, Kümmernisse oder Krankheiten erfahren. Der menschliche Körper funktioniert, obwohl einige Körperteile in Unordnung sind oder gar fehlen. Wir wissen, dass der ganze Körper sich schlecht fühlen kann, weil ein bestimmter Teil schmerzt, sei es durch einen Schnitt, eine Quetschung, eine Verletzung, eine Völlerei, Überanstrengung, eine diagnostizierte Krankheit. Der Körper kann sogar durch die Unterfunktionen eines Körperteiles sterben. Ein menschlicher Körper kann keine Spitzenleistungen er­bringen, wenn ein oder mehrere seiner Teile nicht in perfekter Harmonie mit dem Rest des Körpers arbeiten.

Das gleiche gilt für die Schöpfung, für das ganze geschaffene Universum. Als Einheit ist die Schöpfung so riesig, dass sie eine ganze Menge Schmerz und Disharmonie verkraften kann. Aber so lange ein Element des Ganzen nicht - oder es ihm nicht erlaubt wird - in Harmonie mit seinem Zweck und dem Rest der Schöpfung zu arbeiten, besitzt die Ganzheit der Schöpfung eine geringere Vollkommenheit als die, aus der sie hervorging und wie sie sein könnte.

Die Menschen, als schwingende, schöpferische, intelligente Elemente der Schöpfung, als bewusste Erweiterung der Schöpfung - haben sehr viel zu tun mit dem Gleichgewicht, dem Frieden, der Freude, der Harmonie und Einheit der Schöpfung. Jeder unserer Gedanken und jede Handlung schickt ihre Impulse durch das Universum und trägt zum Geschehen darin bei. Wenn wir unser Umfeld verändern, verbessern und vervollkommnen wollen, so müssen wir uns selbst heilen und perfektionieren, gute Gedanken und gute Arbeit in die uns umgebende Welt hinausschicken. Wie Babaji sagte: "Ihr alle müsst fleißig eure Arbeit (Dharma) tun und indem ihr sie tut, tragt ihr zu der universellen Arbeit bei. Ihr müsst alle bereit sein, zum Allgemeinwohl beizutragen."

In den nächsten Jahrzehnten muss die Heilung unserer geschundenen Erde und ihrer aus den Fugen geratenen Gesellschaft an erster Stelle stehen. Versäumen wir, positive, gedankenvolle, korrektive Maßnahmen zu ergreifen, werden wir unsere Kinder auf einer höllischen Erde zurücklassen, in der zehn Milliarden Menschen um den Sinn und für einen angemessenen Lebensstandard auf einer verkarsteten und vergifteten Erde kämpfen. Sehen wir diese Anforderung unserer Zeit aus einer ausgewogenen, friedvollen, besorgten und liebe­vollen Sicht, so kann das Leben in diesem Zeitalter ein großes Abenteuer sein, in dem die Menschen als Mitgestalter mit dem Göttlichen unsere Zukunft formen und verbessern.

Babaji kehrte 1970 in seinen kleinen Ashram in Haidakhan, zu Füßen des indischen Himalaja gelegen, zurück, um die Menschheit zu lehren und zu zeigen, wie sie in Harmonie miteinander, mit dem Rest der Schöpfung und mit dem Schöpfer leben kann. Er transformierte das winzige Dorf Haidakhan in ein Eden, von dem aus die Neue Welt, in einem Zeitalter der Wahrheit, das Licht erblickte und Gestalt an­nehmen konnte.


Leben aus dem Sein

Подняться наверх