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Drei

Schon oft haben Zeitungsartikel den Kern für die Handlung eines Romans abgegeben.

Sexuelle Nötigung auf Klassenfahrt

Wetzlar (rk). Das Wetzlarer Jugendschöffengericht hat einen 16jährigen Schüler aus Braunfels der sexuellen Nötigung für schuldig befunden. Das Gericht sprach eine Verwarnung aus, außerdem muss der Jugendliche 120 Arbeitsstunden für eine gemeinnützige Einrichtung ableisten. Der Angeklagte bestritt die ihm zur Last gelegte Tat und legte gegen das Urteil Berufung ein.

Wie die Verhandlung ergab, hatte der Angeklagte im Mai dieses Jahres an einer Klassenfahrt teilgenommen. Laut Anklage war er dort zusammen mit allen anderen Schülerinnen und Schülern der Klasse in verschiedenen Zimmern, auf einem Flur der Jugendherberge untergebracht. Nachts soll er sich, laut Gericht, in das Bett einer Klassenkameradin begeben und sexuelle Handlungen vorgenommen haben.

Die betroffene Schülerin hatte ihre Mutter unterrichtet, die den Fall bei der Polizei in Wetzlar zur Anzeige brachte.

Alexanders Neugier ist geweckt. Der Stoff um die Nachricht herum, das ist es, was er schaffen möchte. Dazu braucht er die Wohnung, denn er nimmt an, dass sich die Schule, von der in dem Artikel die Rede ist, in Wetzlar befindet. „Interessant, nicht wahr? Aber ich denke, so etwas hat es immer schon gegeben. Wenn ich da an meine Schulzeit denke.“

Alexander schaut erschrocken hoch. Er war so in seine Gedanken vertieft, dass er nicht bemerkt hatte, dass die Kellnerin an seinen Tisch getreten war.

„Ich habe Sie hoffentlich nicht zu sehr erschreckt, eigentlich wollte ich nur fragen, ob Sie noch einen Wunsch haben?“

„Nein, danke, aber Sie haben recht, ein interessanter Fall.“

„Ich kenne eine Freundin der Schülerin, sie geht in dieselbe Schule.“

„Ich glaube, ich nehme doch noch einen Kaffee, und wenn Sie einen Moment Zeit hätten, würde ich Sie bitten, mir mit einer Tasse Kaffee Gesellschaft zu leisten.“ Die Kellnerin schaut sich im Lokal um, nickt ihm zu und geht zur Theke.

Alexander ist nun wirklich erstaunt und fragt sich, ob nun vielleicht eine Glücksphase sein Leben bestimmt, als die Kellnerin zwei Tassen, ein Kännchen, Milch und Zucker auf den Tisch stellt. Sie setzt sich ihm gegenüber, schaut etwas unsicher.

Alexander stellt sich vor und berichtet kurz über den Grund seines Hierseins. Dann erklärt er ihr seine Idee.

Die Kellnerin nennt ebenfalls ihren Namen, Michelle, und sagt, dass sie ihm vielleicht bei seinen Erkundigungen helfen könne. Alexander nimmt dieses Angebot dankend an.

Inzwischen hatten einige Gäste das Lokal betreten. Die Kellnerin nimmt ihre Tasse, steht auf, zögert einen Moment, dann nimmt sie ihren Kugelschreiber und schreibt eine Telefonnummer auf den Bierdeckel.

„Sie können mich anrufen.“ Sie bringt ihre Tasse zur Theke und kümmert sich um die neuen Gäste.

Alexander wartet, bis sie an seinem Tisch vorbeikommt.

„Nur noch eine Frage?“ Sie bleibt stehen. „Können Sie mir sagen, welche Schule das ist?“

„Die Realschule ‚Am Stoppelberg‘, hier in Wetzlar.“

„Ich werde Sie anrufen und – vielen Dank.“

Jetzt müsste es nur noch mit der Wohnung klappen, denkt er, als er an dem Friseursalon vorbeigeht. In der Jackentasche der Bierdeckel, Michelle Carladis, 0171-3888975.

Morina

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